Die Lautsprecher sind ein Bestandteil des Instruments. Deren Eigenschaften tragen zur Schönheit oder eben Hässlichkeit des Klanges mit bei. Genauso wie bei Verstärkern können bestimmte technische Fehler zur Bezauberung des Publikums beitragen (zB "Zerre")
Tonale Balance
Um Volumen, Masse, letztlich Kosten zu sparen sind Bassboxen anders als erwartet
nur begrenzt für den tiefen Bass konstruiert, für den sie beworben werden. Vielmehr wird der sogenannte Wirkungsgrad nur im Mittelton tatsächlich erreicht. Der Anteil an Tiefbass im Gesamtklangbild kann je nach Konstruktion weit mehr als um einen Faktor 2 verschieden sein. Oft kann der Tiefbass durch einen Equalizer nach Geschmack eingestellt werden, manchmal aber auch nicht.
Im Gegensatz zu technisch guten Hifi-Lautsprechern weisen typische "Musikerboxen" eine über die Tonhöhe deutlich unausgeglichene Lautstärke auf. Besonders der Tonbereich, den man mit
Präsenz bezeichnet kann stark betont sein. Auch passive Tonabnehmer bringen je nach
Kabellänge solch eine Überbetonung mit. Nun kann die spezielle Betonung der Box zu der des Tonabnehmers passen oder nicht, und ob es passt hängt wiederum vom Geschmack des Spielers ab. Die Betonung durch die Box kann genau auf der Betonung durch den TA liegen, was leicht zu viel werden kann. Die Betonung der Box kann oberhalb der des TA liegen, dann wirkt der Klang heller - oder tiefer, dann klingt es mittig/knackiger. Die Klangfärbung ist, gemessen an Hifi-Standards, einigermaßen drastisch.
Ein
passiver Bass an 6 Meter Kabel macht schlicht keine nennenswerten Höhen. Ein aktiver Bass liefert (es gibt ge-sound-ete Ausnahmen) bis an die Grenze des menschlichen Hörvermögens hohe Frequenzen zum Verstärker. Diese sind von geringer Intensität, tragen aber dennoch zum Klangbild bei. Bedauerlicher Weise sind die üblichen Hörner kaum geeignet, den Tonumfang entsprechend zu erweitern. In den meisten Fällen handelt es sich um minderwertige Teile, die lediglich, durch eine weitere Überhöhung, ein perkussives Element in den Klang einbringen. Ein guter Druckkammertreiber mit Horn allein kostet wegen der konstruktiven Schwierigkeiten kaum unter 200Euro - und braucht viel Arbeit bei der Integration in die Gesamtkonstruktion. Sinnvoller erscheinen wirkungsgradstarke Mitteltöner, wie sie von Qualitätsherstellern jetzt öfter benutzt werden.
Pegelfestigkeit
Der maximale Pegel, den eine Box liefern kann hängt von vielen Umständen ab. Etwa von der Aufstellung auf der Bühne, frei oder an der Wand stehend, Raumgröße? Nimmt man die Box für sich:
Membranfläche, Hubfähigkeit der Membran, Gehäuseentwurf, Verstärker.
(Einer der ersten Bassverstärker überhaupt darf wieder einmal als Negativbeispiel dienen. Ein "offenes Gehäuse" mit einem zwar großen 15"-Lautsprecher, der aber kaum 1 Millimeter(!) Hub konnte, und das mit einem Verstärker betrieben, der den Lautsprecher eben nicht vor den Tiefen schützte, die er schon vom Prinzip des Gehäuses her nicht abstrahlen konnte! Wurde später durch 4x10"-Lautsprecher verschlimmbessert.)
Im großen Ganzen wird die Pegelfestigkeit einer Box durch den Tieftonbereich begrenzt. Bei zeitgenössischen Konstruktionen wird deshalb gern der Tieftonanteil abgesenkt, die Mitten werden stark betont - durch ein kräftiges Magnetsystem, das im allgemeinen seinen Preis hat.
- Üblich ist ein Gehäuse als
Bassreflex - die Box hat einen Tunnel, Rohr, Schlitz etc. Die Abstimmung der Box ist dabei kaum so kritisch, wie es oft zu lesen ist. Die heute üblichen starken Magnetsysteme erlauben einen weiten Bereich an Gehäusevolumen, ohne dass es dröhnt. Man kann die Konstruktion hierauf verkürzen: wegen der tiefsten Saite muss die Reflexbox auf das 'E' oder 'H' abgestimmt werden -
5-Saiter brauchen andere Boxen als 4-Saiter! Das Gehäusevolumen wird entsprechend dem angepeilten Tiefbassanteil gewählt. Es wird bei 75 Litern pro 12-Zöller liegen, resp 50 Liter pro 10-Zöller, ein 15-Zöller braucht 100 Liter. Den Tiefbassanteil kann und soll!! man mit so einer Konstruktion per Equalizer abstimmen.
- Geschlossene Gehäuse sind nach Maßgabe heutiger Technologie Verschwendung. Die oft beschworene Impulstreue ist schlicht kein vernünftiges Kriterium. Selbst kostspieligste Studiomonitore werden kaum geschlossen aufgebaut!
- Offene Gehäuse, etwa mit großem Loch in der Rückwand wie bei Gitarrenkisten, sind für Bass grober Unfug.
- Bass-Hörner könnten taugen, sind aber schwer, und bei gleicher Größe immer leicht durch eine genauso wirkungsstarke Bassreflexbox zu ersetzen.
Um einen
5-Saiter über eine gewöhnliche Bassbox - die auf 'E' abgestimmt sein dürfte - zu verstärken
muss ein Hochpassfilter verwendet werden (e/g 'thumpinator', subsonic, Frequenzweiche pp). Entweder man passt die Box an den 5-Saiter durch eine Neuabstimmung an, oder es wird ein Filter verwendet. Man höre sich seine "
schlaffe H-Saite" über einen ordentlichen(!) Kopfhörer an.
Die Membran muss, um Schall zu erzeugen, beschleunigen (ja, wie beim Auto von 0-auf-100). Diese Beschleunigung führt dazu, dass die Membran hin und her wedelt. Wie weit sie das kann, und wie laut es also geht, hängt von der innersten Konstruktion des Magnetsystems ab. Hier gibt es für Laien, die nicht alle Tage so ein Ding auseinandernehmen nichts zu spekulieren. Qualitätshersteller geben den maximalen Hub an. Der ist allerdings auch nur eine grobe Richtschnur. Erst doppelter Hub macht eine deutlich
merkbare Pegelerhöhung (6dB). Der Unterschied zwischen 1 Millimeter zu 2 Millimeter ist dabei genauso groß wie der zwischen 4 Millimeter und 8 Millimeter!!
Leider hat sich ein quasi-Standard für die Hubangabe etabliert, der einigermaßen praxisfremd ist, genannt "
x var". Der Lautsprecher ist an dieser Grenze schlicht zu nichts mehr zu gebrauchen, er klingt erbärmlich, oft als "Kotzen" bezeichnet. Besonders bei den Neodym-Konstruktionen der ersten Generation waren die Magnetsysteme kaum hubfähig - vieleicht gibt es hier einen Zusammenhang?
Die Pegelfestigkeit in den Mitten ist eine Frage von Wirkungsgrad und Verstärkerleistung und Belastbarkeit. Nur 3dB weniger Wirkungsgrad brauchen die doppelte Verstärkerleistung, genauer: die 1.4-fache Eingangsspannung. Ob die dann verarbeitet werden kann, liegt an der Kühlung der Schwingspule. Nicht nur dass diese durchbrennt. Die Erwärmung führt zu einer Erhöhung des elektrischen Widerstands mit Wirkungsgradverlust - ein Teufelskreis. Qualitätshersteller, etwa PHL Audio, 18sound, geben den maximal erreichbaren Schalldruck einschließlich der sogenannten
power compression an. Leider sind die meisten Musikerlautsprecher recht sehr schlichte Konstruktionen. Jede Spekulation dürfte sich erübrigen. Und man darf getrost davon ausgehen, dass im Grenzbereich gleich 10dB fehlen. Die Kiste kann effektiv nur halb so laut, als man sich nach
Wirkungsgrad und "Watt" ausrechnet. Beim Wirkungsgrad wird mangels
Standard ohnehin nur Verwirrendes angegeben.
Die Höhen sind beim Bass kein Problem. FMC etwa verwendet auch Hifi-mäßige Hochtöner ohne Durchbrenngefahr.
Verzerrungen
Bei Hifi hat sich ein Klirr-Fetisch entwickelt; bekannt sind Angaben wie 0,00015%. Tatsächlich sind die lautsprecher-typischen Verzerrungen kaum hörbar - zumal nicht bei live-musik-typischen Pegeln! Ausserdem hat so ein Bass selbst einen "Klirrfaktor" von 100% .. 200% .. 500% und nochmals mehr. Der "Klirr" sind nämlich schlicht
die Obertöne ... die Beimischungen aus der Box sind völlig unerheblich. Hohe Klirrfaktoren können, müssen aber nicht, weitere Probleme anzeigen, nämlich:
Unangenehm, weil sie allzu deutlich auf die Mängel der Lautsprecheranlage hinweisen sind Intermodulationsverzerrungen. Diese beschreiben Tonanteile, die in keinem harmonischen Zusammenhang zum Grundton stehen. Sie klingen
rau, harsch, brüllig, kotzig. Sie werden leider schon in geringen Anteilen auffällig. Auch wie Hupe klingende Frequenzmodulationen kommen vor. Der hier greifende Doppler-Effekt entspricht einem mit Sirene vorbeifahrenden Auto, nur schneller. Der Klang wird
quietschig. Der maximale Hub eines Lautsprechers wird dadurch begrenzt, auch wenn das Magnetsystem mehr hergeben würde. Ein Hub von 4..5mm dürfte bei breitbandig zu verwendenden Lautsprechern die Grenze sein. Vermeiden lassen sich die genannten Störungen also vor allem durch große Membranflächen in leider entsprechend großen Gehäusen.
Die Messung von Intermodulation ist erstaunlich einfach, braucht aber technisch mathematischen Sachverstand. Weil man die Ergebnisse nur schlecht, wie es so schön heißt "kommunizieren" kann, wird die Angabe dem Kunden immer erspart. Danke!
Rundstrahlverhalten
Je größer eine Lautsprechermembran, desto eher neigt sie dazu, die hohen Tonanteile gerichtet abzustrahlen, bekannt als
beaming. Direkt in Linie zum Lautsprecher ist alles gut. Beobachtet man aber, wieviel von den Mitten/Höhen im Raum insgesamt ankommt, wird man ein charakteristisches Schwächeln feststellen. 15-Zöller machen ab etwa 600 Hertz dicht, sodass die ersten Obertöne auf der hoch gegriffenen G-Saite schon unterbelichtet erscheinen. 8-Zöller gehen doppelt so weit. Im Allgemeinen wird der Verlust an oberen Mitten durch die oben beschriebene Präsenzüberhöhung aufgefangen. Aus der fetzigen Überhöhung auf Achse der Lautsprecherabstrahlung wird dann aber ein noch-gerade-so abseits der Achse. Das Klangverhalten wird allemal inkonsistent.
Die Idee, dann eben mehrere kleine zu nehmen scheitert. Im Gegenteil wirken die vielen Kleinen wie eine nochmals größere Membran. Vielmehr sackt der obere Tonbereich fast stufig plötzlich ab. Deshalb klingen 4x10-Boxen auch eher topfig ("knackig") drückend und keineswegs brillianter als eine 1x15er. Es sei denn, man steht zufällig in einem der schmalen Nebenfinger des stark zerklüfteten Abstrahlmusters. Ein verlässlich nutzbares Werkzeug ist das nicht. Das Mittel der Wahl ist ein wirkungsgrad-starker Mitteltöner, wie er von Qualitätsherstellern immer mehr angeboten wird. Die üblichen Hörner sind, nochmals betont, technisch oft erstaunlich minderwertig. Sie setzen vielmehr einen Glanzpunkt, der, wie oft zu Recht bemängelt, sich kaum in den musikalischen Kontext einbindet. Eine mir bekannte Ausnahme hiervon ist das Angebot von barefaced.
Sonstiges
Tja, langer Roman, und kein Bezug zu "Masse", "Impulse", "Resonanzen", "Strom", "schnell / langsam" - nun, weil das alles rein gar nichts mit dem zu tun hat, was aus dem Lautsprecher dann letztlich rauskommt! Sicher ist der Lautsprecher "klangformend". Aber, wie so oft, wenn man die Sache im Grunde nicht ganz versteht, können Spekulationen zum Wie und Warum zum blanken Aberwitz führen ... . Leider spürt man schon, dass viel von der berüchtigten "Klangformung" nur Ergebnis technischer Ignoranz ist. Ja, damals! In den 50ern ...
Längst verziehen, die Sache war neu, man war nicht ausgebildet. Es gibt mitlerweile Hersteller, die durchaus ingenieurtechnisch vernünftig an die Probleme herangehen. Die sich nicht von einer sagen wir mal Lederhosen-und Hut-mit-Gamsbart-Tradition leiten lassen. Genannt gehören etwa FMC und barefaced, und sicher noch eine handvoll mehr.
Als allgemeine Regel möchte man fast rausgeben: je weniger traditionell eine Box aussieht, desto wahrscheinlicher, dass sie in Ordnung ist. Wie immer als Kunde und Laie, der man gerechter Weise sein darf ;-) darf man dann sagen o/k, oder k/o. Mehr muss man nicht sagen. Sollen doch die Ingenieure tiefer in die Materie eindringen. Als Musikus bleibt man außen vor, zahlt seinen Obulus, und genießt die vortreffliche Arbeit der studierten Techniker. Warum zweifeln, wenn das Ergebnis dem heutigen Stand der Technik entspricht?