So! Hatte ja vor einiger Zeit, nach meinem letzten Flügeltest (s.o., damaliger Favorit: ein Grotrian-Steinweg Cabinet) versprochen, auch über weitere Tests auf meiner Suche nach einem geeignten Flügel zu berichten.
Hier nun also Teil 2:
Bin letzte Woche nach Frankfurt gefahren, um die Yamaha Tastatour-Show zu besuchen, anschließend war dann ein Besuch im Bechsteinhaus geplant, mir auch mal die Academy-Serie anzuschauen. Also der Reihe nach:
Yamaha:
Klaviere
wollte ja eigentlich nach Flügeln Ausschau halten, bin trotzdem auch an einigen Klavieren hängengeblieben, einfach des Interesses wegen. Die ersten Instrumente, die mir über den Weg liefen waren zwei Klaviere der neuen B-Serie von Yamaha. Nun, was soll ich sagen, ich war nicht sonderlich angetan, flacher unklarer Klang, fast über die gesamte Klaviatur, allerdings das für Yamaha typische einwandfreie Spielwerk. Das ist die Billigserie von Yamaha, da muß nun jeder selber entscheiden, ob er damit leben kann, für mich wäre das nichts. Im nächsten Raum standen dann einige Klaviere der U-, Yu- und Su-Serien rum. Das war schon völlig anders. Die U- und Yu-Instrumente sind schon sehr sehr gut, haben einen für ein Klavier brillanten Klang über die gesmate Lage und sind in diesem Segment im Preis/Leistungsverhältnis schon wirklich toll. Erstaunlicherweise hat sich wohl wirklich einiges getan in den letzten 20 Jahren. Mir kam das dortige U1 viel besser vor als mein eigenes. Bei mir zuhause ist der Bass deutlich brummiger und nicht einfach nur schön voll und rund wie auf der Ausstellung, und auch der Diskant kam deutlich klarere rüber, während es bei mir mittlerweile schon sehr metallisch klingt. Das mag aber auch an der Intonierung liegen, und meine Hammerköpfe haben sicherlich schon einiges auf dem Buckel. Ich kann mir gut vorstellen, daß ich mich heute wieder -wie schon vor 25 Jahren- für ein U1 entscheiden würde, allerdings diemsal
MIT Silent-Technik. Diese Silent Technik hat mich wieder völlig umgehauen. Der Piano-Klang der Samples ist fantastisch und vorallem, es gelingt ihnen hier, die Dynamikabstufung unglaublich realistisch hinzubekommen. Ich frage mich, warum man das nie so bei einem reinen Digitalpiano findet. Das muß wohl an der optischen Abtastung liegen, vielleicht wäre deren Einsatz in einem reinen Digi einfach zu teuer, keine Ahnung. Nach dem Ausprobieren der Silent-Pianos habe ich mich mal an einige Digis gesetzt, es war schrecklich, die kommen da alle nicht mit, auch diese Nobelteile wie das Modus H01 oder diese teuren Designerstücke der CLP-F01-Serie. Jedenfalls habe ich mir geschworen, nie wieder jemandem zu einem Digi zu raten, wenn er eigentlich Klavier spielen will, und ich habe selbst ein Digi neben meinem Klavier stehen und weiß wovon ich rede!
Was hier übrigens interessant war: Bei den Silentpianos muß ja wegen der Stop-Leiste die Auslöung leicht vergrößert werden. Ich kann beim besten Willen nicht finden, daß sich das bei den Klavieren spürbar auf das Spielgefühl auswirkt (ganz anders als bei den Flügeln, s.u.).
und nun zu den
Flügeln:
die ersten Flügel, die ich unglücklicherweise unter die Finger bekam waren ein S4 und ein S6, also die handgearbeitete Nobelserie von Yamaha, leider weil eindeutig oberhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Wieder
leider habe ich es gewagt, einige Zeit an diesem S6 zu verbringen. Dieser S6 war ganz ohne Zweifel das beste Instrument, an dem ich je gespielt habe, ich hätte am liebsten garnich mehr aufgehört. Der war einfach perfekt (für mich!) reguliert und intoniert. Dagegen fiel der daneben stehende S4 deutlich ab. Der Yamaha Techniker meinte auch, das sei die normale Schwankungsbreite zwischen Instrumenten derselben Bauart und hatte wohl weniger damit zu tun, daß der S6 eben doch 20 cm länger ist, sondern mit der individuellen Intonierung und Regulierung dieses speziellen Instrumentes. Puh, wie sollte ich an diesem Tag noch weitere Instrumente testen können (heul).
Danach haben wir die ganzen anderen Flügel durchgetestet. Vorab: einen A1 konnte ich gleich ausschließem, in meinen Augen ein grausliges Instrument mit fürchterlichem Klang. Frage mich, wieso der immer wieder so hochgelobt wird
. Eine interessante Beobachtung konnte ich an diesem Tag machen, nämlich die, daß es einen eindeutigen Unterscheid in der Spielart gibt, zwischen Flügeln mit und ohne Silensystem. Das ist umsomehr verwunderlich, weil Yamaha diese einzigartige Technik besitzt, die zwei Auslösungen erlaubt, eine für Silent-Modus und eine für normalen Spielbetrieb. Aber der Unterschied war ganz eindeutig und ist sowohl mir als auch meiner Tochter aufgefallen. Ich fand die Instrumente ohne Silent-Modus sehr viel direkter im Anschlag, das fiel mir tatsächlich bei allen Flügeln auf, die ich testen konnte.
Ein sehr gutes Preis-Leistungverhältnis bietet wie schon öfter erwähnt in der Tat der GC1. Spielt sich wie ein größerer Flügel und hat mir wirklich gut gefallen, wenn man bedenkt, daß er nicht deutlich über 10 Kiloeuros liegt. Ich sehe vom Spielgefühl her in der Tat keine großen Unterschied zwischen C1 und GC1.
Meine Favoriten sind aber ganz eindeutig C3 und C5. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, diese Instrumente sind einfach sehr gut. Das Spielwerk ist unglaublich präzise (gilt aber für alle Instrumente der C-Serie) und der Yamaha Klang....man muß ihn halt mögen (was ich eigentlich tue). Die Instrumente sind sehr Obertonreich, manche empfinden das als spitz (Stefan64 als knallig
), was ich wiederumg nicht so empfinden würde, das würde ich mittlerweile über mein altes gequältes U1 sagen. Der C5 hat mir fast am besten gefallen, mir scheint sein Klang noch um einiges runder zu sein als beim C3, allerdings war das Testen etwas schwierig, da in der großen Halle noch viele anderere Leute am rumspielen waren. Ich werde also auf alle Fälle nochmal zwecks genaueren Tests zum Yamaha-Händler fahren müssen. C6 und C7 sind meiner Meinung nach für den Hausgebrauch einfach zu groß, das ist dann eher was für einen kleinen Konzertsaal.
Fazit: Dieser S6, mein Trauminstrument (das wirds aber leider auch bleiben
)
C3 und C5 klasse eigentlich wie erwartet und ist auch das, was meine Geldbeutel so am nächsten kommt. Man darf nicht vergessen, daß zwischen diesen wirklich sehr guten Instrumenten und dem von mir in meinerm Erinnerungsvermögen noch immer favorisierten Grotrian-Steinweg mal locker 10 Kiloeuros liegen, die muß man auch erst mal haben.
Bechstein:
Das Bechstein Haus war völlig leer, wir waren die einzigen Kunden, somit ideale Bedingungen zum Testen. Äußerst freundlicher Service, auch den Kindern gegenüber.
Fangen wir unten an:
Euterpe:
Um Gottes Willen, laßt bitte die Finger davon. Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, wie man sich sowas kaufen kann, zumal in derselben Preisklasse deutlich bessere (sowohl in Verarbeitung wie Klang) Instrumente von KAWAI und Yamaha (GC-1, s.o.) angeboten werden. Keine Ahnung, was einen bewegen könnte, ein Euterpe zu kaufen.
Bechstein Academy: erster Eindruck, fantastisch, habe einen 190-Flügel angespielt, auf dem ich mich auf Anhieb sehr Wohl fühlte. Sehr voller und runder Bass und ganz klarerer Diskant, insgesamt ein bischen weniger Obertonreich als der entsprechende Yamaha (C3,C5). Das Spiel gefühl ist sehr direkt, was mir gut gefällt. Durchaus ein ernstzunehmender Konkurrent zu Yamaha, hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Hab dann verschiedene C. Bechsteins ausprobiert. War etwas enttäuscht, weil ich mir mehr vorgestellt hätte, einen größeren Abstand zu den Academys. Immerhin liegen im Schnitt so ca. 20.000 Eu zwischen den beiden Serien, da C. Bechstein preislich in der Liga von Bödendorfer und Steinway boxt. Erst nach längerem Spielen ist mir der Unterschied zwischen den C. Bechsteins und den Academys klar geworden. Die C. Bechsteins sind in sich konsistenter. Da stimmen wirklich alle Töne. Beim Academy kommt es hin und wieder vor, daß unter bestimmten Beduingungen dann doch der ein oder andere Ton etwas "schriller" klingt. (ich nehme an, dass das bei den Yamahas nicht anders ist, das ist jetzt aber auch Kritik auf echt hohem Niveau). Die C. Bechsteins sind in sich gleichmäßiger intoniert. Auch haben tatsächlich auch die neuen C. Bechsteins diesen typischen, leicht "glucksenden" Klang, fast glockenartig, für den Bechstien einmal berühmt wurde. Sehr interessant, man muß das aber mögen, dann kann man sich leicht in diese Instrumente verlieben. Was gut ist bei C. Bechstein, es werden einem auch sogenannte Gestellungsinstrument angeboten, die dann deutlich reduziert sind. Also auf gut Deutsch Gebrauchinstrumente, die zumindest vom Klangsystem her in sehr gutem Zustand sind. Preisnachlässe können da locker mal 10-15 kEu betragn für ca. 4 Jahre alte Instrumente.
Eines ist mir aufgefallen: neben dem 190-Academy stand ein 209-Academy. Dieser unterschied sich völlig von dem 190er. Andere äußere Details, besonders auffällig, die Lyra ist deutlich weiter nach hinten versetzt. Der Techniker meitne, dieser Flügel hätte längerer Tasten. Wundert mich, hätte nicht gedacht, daß es zwischen 190 und 208 Flügeln nochmal Längenänderungen in den Tasten gibt. Kenne das nur von sehr kurzen Flügeln.
Auch die Tasten warne anders. Die schwarzen Tasten waren entlang ihrere Längskanten leicht abgerundet, wodurch sie schmaler wirkten. Offenischtlich hatte dieser Flügel im Gegensatz zu seinem kleineren Bruder ein völlig anderes Spielwerk. Warum dies so ist konnte mir der Techniker allerdings auch nicht sagen, auch das mit den Tasten war ihm selbst noch garnicht aufgefallen. Laut Prospekt sollte es diesen Unterschied auch garnicht geben. Ich war etwas verwirrt,
Fazit: Die Academys sind wirklich sehr schöne Instrumente und für mich ernsthafte Konkurrenten gegenüber Yamaha. Sonst ist es ja eher schwierig in dieser Länge 185-200 cm etwas im Preissegment um 25.000 Eu zu finden. Bevor ich mich irgendwann entgültig entscheide werde ich noch ein paar mal Testspielen müssen, und dann lasse ich meinen Bach entscheiden. Aber wer wieß, vielleicht wrds ja auch doch noch was Gebrauchtes.
Sorry, der Beitrag ist nun doch etwas lang geworden!!!
Cheers,
Wolf