Der Musiker - Gefangen in Konventionen

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Hamstersau
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Hallo,

folgendes ist keine Kritik, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass manche Menschen sich dadurch (negativ) angesprochen fühlen. Wir Musiker hier im Musiker-Board schreiben fleißig viele Beiträge, viele Nutzer kennen sich über die Breitbandverbindung hinaus. Wir posten Bilder von uns oder auch unseren Bands, von unserem Studio, oder einfach nur das Effektboard. Um was es mir hier geht, ist nicht die Profilierung an sich. Mit der haben wir, und sicherlich auch die meisten Kritiker, sich heutzutage abgefunden. Vielmehr geht es mir um die Art der Profilierung und meine bisherige Erkenntnis/Fragen daraus. Es scheint, als behält sich der Großteil der Menschen hier an Konventionen, entweder auf musikalischer oder persönlicher Ebene.

Auf der "musikalischen Ebene" beziehe ich mich hauptsächlich auf das hauseigene Radio. Sicherlich ist das kein unheikles Element bei diesem Thema und ich möchte damit wirklich niemanden angreifen, mein Gedankengang schließt mich hier 100%ig mit ein. Ich habe es schon mal in einem anderen Thread geschrieben: Bei all der scheinbaren Kompetenz, die es in diesem Board gibt, müssten eigentlich nur geile Songs entstehen. Unabhängig vom Genre, findet sich neben (meines Erachtens) wenigen wirklich zumindest scheinbar gut produzierten Songs und Songs die nicht einfach in die Schublade zu stecken sind, auch viel 0815-Musik. Das fängt beim „3-Akkorde Punk Rock“ an, geht über die millionste“ Klavier+Stimme Liebesballade“ und hört beim „80s Hair Metal“ noch lange nicht auf. Meine Frage ist so naiv wie simpel: Warum?
Sind es die Bands und deren Unfähigkeit aus ihrem Genre auszubrechen? Ist es die Angst vor zu viel eigner Persönlichkeit? Faulheit? Ist es wirklich ein sinnvolles Ziel heutzutage wie die Beatles damals zu klingen? Ich kann mir selbst keine definite Antwort darauf geben. Zum einen könnte man sagen, dass es jedem selbst überlassen ist, was er wie macht, solange er das aus freien Stücken und gerne macht. Wer die 1000ste Metallica-Coverband aufmachen möchte, soll dies tun. Zum anderen kann ich hier den musikalischen Ehrgeiz nicht in den Keller einsperren. Denn aus musikalischer Sicht möchte man sich doch weiterentwickeln, besser werden, zufriedener werden, wenn nicht sogar erfolgreicher. Somit erwehrt es sich voll und ganz meinem Verständnis, wenn man sich musikalisch auf relativ niedrigem Niveau zufrieden gibt und nicht weiterdenkt. Bin ich in dieser Hinsicht ignorant? Oder sind es doch die Bands, die sich auf einem absolut niedrigen Niveau bewegen, wie jede x-beliebige Jugendhaus-Band klingen und sich wundern, wieso sie keiner hören will/keinen (nicht einmal lokalen) Erfolg haben? Ich möchte gar nicht im Stile von Theodor Adorno mit einer Hochkultur protzen, aber ich frage: Wo ist der Wunsch der Musiker nach dem MEHR?

Auf der „persönlichen Ebene“ ist das ähnlich. Ich nenne sie deshalb persönlich, weil es mir hauptsächlich um die Optik der Bandmitglieder geht. Schaut man sich ein wenig durch „Zeigt doch mal ein Bild von euch + Band“ –Threads an, dann fallen ganz schnell ein paar Dinge auf, die sich wie Gesetze etabliert zu haben scheinen:

1. Metalbands sind grundsätzlich schwarz angezogen und mindestens einer hat lange Haare.
2. Möchte man mit seiner Gitarre cool wirken, trägt man eine Sonnenbrille und/oder Lederjacke und /oder hat eine Zigarette im Mund.
3. Spielt man Beatle-ähnliche Musik, tragen alle Bandmitglieder das Gleiche.

Das sind nur ein paar Auffälligkeiten und mancher wird jetzt denken, dass das einfach nur Klischees sind. Eben das ist der Punkt. Zum einen lacht man über solche Klischees, zum anderen ist es erstaunlich wie viele Bands/Musiker diese Klischees erfüllen. Warum muss ich um 80s Metal zu spielen mich wie für eine Bad-Taste Party kleiden? Das hat vielleicht damals mit der Mode irgendwie übereingestimmt, heute aber eben nicht mehr. Warum tragen Gitarristen so unglaublich oft eine Sonnenbrille oder eine Lederjacke? Ist das wirklich cool? Und damit meine ich nicht „cool“ weil das Klischee es uns sagt, sondern findet man das ernsthaft optisch aufwertend? Auf solche Fragen hört und liest man oft „ja das ist halt so. Für manche Musikgenres gibt es Kleidungs- wenn nicht sogar Verhaltenskonventionen(man denke nur an den Thread, in dem diskutiert wurde ob man als Rockgitarrist nicht prinzipiell eine 4x12 Box braucht).“ Leider beantwortet das nicht meine Frage. Wo ist die eigene Note, die wirkliche und echte Individualität und der eigene Weg? Existiert das und ich sehe es einfach nicht? :redface:

Ich würde mich freuen kontroverse Meinungen zu diesem Thema zu lesen. :)

Grüße

Hamstersau
 
Eigenschaft
 
Also ich muss gestehen, ich finde mich in deinem Post total gut wieder. Ja in meiner Metal Band tragen alle schwarz und einer lange Haare. Ja ich hab mir nen Marshall Halfstack zugelegt, der Optik wegen. Lederjacke und Sonnenbrille sind bei mir auch gerne an Bord.
Und das wichtigste: Die Musik, die wir schreiben klingt tatsächlich recht 08/15.
Aber all das mach ich gerne, teilweise auch bewusst. Einige Clichés WILL ich erfüllen.
Bei manchen Dingen ist es evtl weil ich erfolgreiche Vorbilder nachahme, in anderen Belangen will ich mich vll einer bestimmten Gruppierung/einem bestimmten Genre zugehörig fühlen und sorge dann dafür, dass die Erwartungen, die andere in mich setzen erfüllt werden.

Es geht dabei einndeutig um die Identität. Wenn ich sage, dass meine Band eine Metal-Band ist, weis jeder sofort womit er zu rechnen hat. Zuweilen ganz praktisch...
 
Mein Vater geht immer zu mir hin und sagt: "Baschdi, du musch spiela, was dia Leit hera wellat. Des isch der oizigschte Grond, warom oiner Musik macht: Kohle. S isch der oifachschte Weg, mit wenig Oschtrengung viel Kohle zom macha, ond wenn oiner was anderes sagt, no liagt der oder isch oifach bloss domm!" ("Basti, du musst spielen, was die Leute hören wollen. Das ist der einzige Grund, Musik zu machen: Kohle. Es ist der einfachste Weg, mit wenig Anstrengung viel Kohle zu machen, und wenn jemand was anderes sagt, dann lügt er oder ist einfach nur dumm!")

Vielleicht ist da mehr dran, als ich zugeben mag. Es gibt diese Genrekonventionen, und wenn einer die nicht erfüllt, wird er nicht gekauft. Um mal Metal rauszugreifen: Ich hab als Teenager Rockhard und dessen Konkurrenzblatt vom Boulevard gelesen. Was da für hasserfüllte Leserbriefe kamen, weil jetzt Metalcore stattfindet (ich mag Metalcore überhaupt nicht, aber das tut hier ja nichts zur Sache) und der Metal nicht mehr true ist, die haben ja Gel in den Haaren und rasieren sich bestimmt am ganzen Körper, und die machen Texte über Politik, das hat im Metal nichts verloren! Hat diesen Bands jetzt keinen Erfolgsabbruch beschert, sicher. Und es gibt eine Menge Metalbands, die irgendwie herausstechen. Ich denke, Musiker und Fans (Fans! Nicht Gelegenheitshörer!) sind sehr konservative Menschen. Sie wollen in dem was sie hören etwas Vertrautes entdecken, und damit geht auch eine "ansprechende" Präsentation einher. Rosa Schleifchen in der Gestalt einer Jeanskutte und drei Patronengurten. Ich nehm mich ja selbst nicht aus (allerdings hör ich keinen Metal mehr): Ich rege mich auf, wenn meine Lieblingsbands neue Alben veröffentlichen, die anders klingen als was sie bisher gemacht haben. Viel ist auch ganz einfach schlecht. Aber ähnlich viel ist ziemlich gut und erschließt sich einem erst nach einigen Malen durchhören.

Anderes Beispiel: Postrock. Seit YANQUI UXO hat sich das Genre doch kaum weiterentwickelt, wurde zwar in den letzten Jahren ziemlich populär, bewegt sich aber größtenteils in den gehabten Dynamiken... der Einfluss von Metal und Hardcore brachte zwar ein bisschen frisches Wasser in den Tümpel, aber auch das klingt mehr oder weniger fast alles gleich. Und auch hier ist der Stil der Bandmitglieder fast immer sehr ähnlich: Viertellange Haare, Flauschebacken und irgendwie nerdige Klamotten...

Ich denke, es ist einfach die Einstellung, eine sichere Bank zu haben: Mit diesem Stil schaffen es andere/Mit diesem Stil haben wir es bisher geschafft => Dabei bleiben wir! Man hat Angst, mit merkwürdiger Musik kein Publikum zu finden. Ich frage mich manchmal, was dahintersteckt, wenn Mitglieder von Band Malmichan Projekt Bohrindernas gründen, weil "die Ideen bei Malmichan nicht reingepasst haben", zumal wenn die Besetzungen fast identisch sind. Angst, das Publikum könnte abgestoßen werden oder ist es einfach nur so, dass Bandmitglied Stoßdenzeh das absolut nicht spielen wollte?

Und das Publikum feiert die Kopie der Kopie ja tatsächlich. Auf jedem Dorffest spielen fünf Truppen, die alle denselben Poppunksound haben und die selben pseudolustigen Bandfotos mit den pseudorebellischen Krawatten (könnte mir übrigens mal jemand sagen, was es mit den hässlichen Binden auf sich hat?), aber in diesen Regionen tun sich experimentellere Bands eher schwer. Wie es nun in urbaneren Gegenden aussieht, weiß ich nun nicht, aber derzeit ist es so, dass ich mindestens 30km fahren muss um für mich relevante Konzerte zu sehen (und somit auch in für mich relevanten Locations zu spielen). Aber das ist ein anderes Thema.
 
Hi Hamstersau!

Ich vermute, das Phänomen, das Du zu beschreiben versuchst, beruht zunächst auf Deinem subjektiven Empfinden!? Wenn dabei nicht nur das "Musiker-Board" angesprochen und das beschriebene Phänomen statt dessen übergreifend auf die Mainstream-Musik-Kultur oder auf die Mainstream-Kultur an sich bezogen wäre, könnte ich mich in gewisser Weise anschließen. Die Erwartung an eine "musikalische Revolution" in einem solchen Board wäre sicher überzogen, wenn man mal grundsätzlich in Betracht zieht, wie selten eine solche in der Musik-Geschichte bislang in Bewegung gekommen ist. Und Musik ist immer Teil einer Gesamtkultur - eine kulturelle "Revolution" hängt also nicht nur von der Musik ab, aber Musik kann - wie wir wissen - Ausdruck einer solchen sein.

In dem Album von "Kraftklub" (Mit K) heißt es im Refrain des Songs "Zu jung": "Unsre Eltern kiffen mehr als wir, wie solll man rebellieren? Egal wo wir hinkommen, unsre Eltern waren schon eher hier." .... auch wenn die Musik von "Kraftklub" nicht gerade meine ist, denke ich, kann man das angesprochene Phänomen kaum besser auf den Punkt bringen.

Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass fast jeder Musiker unabhängig von seinen kreativen Fähigkeiten durch irgendein Musik-Genre überhaupt erst die Lust zum selber Musik machen bekommen hat; meistens geschieht dies in der Jugend und manchmal in der Kindheit - also in einer Lebensphase der Selbstfindung oder Selbstbehauptung und Identifikation - da spielt die Kreativität in der Regel noch eine nebensächliche Rolle. Wenn man nicht gerade "Stockhausen" heißt und musikalisch komplett aus der Rolle fällt, tritt zunächst ein jeder in irgendwelche Fußstapfen. Und selbst unser auf das 12-Ton-System basierende Harmonieempfinden trägt dazu bei, in uralte Fußstapfen zu treten. Es gilt also immer Altes mit Neuem zu verbinden, wobei die ursprüngliche Prägung immer eine Rolle spielen wird.

@Hamstersau, die ganzen Äußerlichkeiten, die Du ansprichst, haben also nur sehr bedingt etwas mit der Musik zu tun; genau genommen ist dies ein gesamtheitlich kulturelles Phänomen, das in allen anderen Bereichen ebenfalls zu beobachten ist: das nach außen hin zur Schau stellen einer Identifikation mit einer Gruppe. Heute spielt es aber überhaupt keine Rolle mehr, ob jemand lange Haare trägt oder mit einer Glatze rumläuft - sprich: man kann eigentlich aus den Äußerlichkeiten keine Rückschlüsse mehr auf den bevorzugten Musikstil machen. Zum Glück verwischen diesbezüglich heutzutage die Uniformen.

Ein anderer Aspekt - und der scheint mir noch viel wichtiger zu sein - ist der kommerzielle Aspekt, an dem sich in einem marktwirtschaftlich dominanten System "Erfolg" bemisst. Wirklich kreativen Musikern, die einfach nur Spaß am kreativen Musik-Machen haben, ist es unterm Strich egal, ob die Vielen auf ihre Musik anspringen oder nicht. Andererseits stellt sich auch immer die Frage, für was und für wen man Musik macht - wie viel persönliches Energie-Potential man da rein stecken kann und in welchem Rahmen dies die Existenz tangiert; sprich: will man damit seinen Lebensunterhalt verdienen oder kann man sich den Luxus leisten, ausschließlich sein eigenes kreatives Ding unabhängig vom öffentlichen Feedback zu machen. Oft ist dies eine Frage der Dosierung, denn welcher Musiker lebt nicht auch durch das Feedback geneigter Zuhörer?

... ne' Zeit lang war z.B. "Independent Music" noch wirklich unabhängig - bis "Independent" ein kommerzielles Genre wurde und sich der "Verbraucher" keine Gedanken mehr darüber gemacht hat, woher der Begriff "Indie" rührt - da ist es dann nur noch eine Genre bezogene Schublade. .... ähnlich verlief es auch mit "Underground" bis hin zum Hip Hop etc. .... ich muss zugeben, dass ich als Musiker durch die Flut derzeitiger Schubladen wie "Trance, "House", "Deep House" etc. gar nicht mehr wirklich durchblicke. Zu beobachten ist lediglich, dass "Namen" - also Schubladen - mehr im Vordergrund stehen wie die eigentliche Musik. Die Tendenz zur scheinbaren "Wichtigkeit" von Äußerlichkeiten - und das bezieht sich auch auf die Schubladen - halte auch ich für destruktiv im Sinne freier Kreativität. Aber wie gesagt, halte ich dies für ein gesamtheitlich kulturelles Phänomen, das sich wie ein roter Faden durch Politik und Gesellschaft zieht - man identifiziert sich eher mit seinem i-Pad statt z.B. mit einer eigenen kreativen Persönlichkeit - irgendwie ferngesteuert vom Markt wie eben auch die parlamentarische Politik, die gewählt wird.

Das Thema ist sehr vielfältig; vielleicht kann mein zusammen gefasstes Statement etwas zu einer konstruktiven Diskussion beitragen!?

Grüße - hotlick
 
Es geht dabei einndeutig um die Identität. Wenn ich sage, dass meine Band eine Metal-Band ist, weis jeder sofort womit er zu rechnen hat. Zuweilen ganz praktisch...

Ist die Identität etwas, was ich an meiner Haut trage? Warum soll sich der Metal-Musiker einer Kleiderordnung unterziehen. Ja, das könnte man nun auf absolut jede Subkultur übertragen, doch hat doch wenigstens noch der Musiker die Musik als Werkzeug um sich zu identifizieren. Der Konsument hätte dieses Mittel wiederum nicht. Wozu noch die Kleiderkonvention? Allerdings glaube ich, dass das schon zu weit geht. Die Frage, warum Klischees erfüllt werden wollen, bleibt aber.
Des Erfolges wegen kann es doch eigentlich nicht sein. Oder glaubt ihr, ACDC und Co würden heute noch kommerziellen Erfolg genießen, wenn sie sich vor kurzem gegründet hätten? Dennoch gibt es heutzutage viele Bands die solch einem Bild nacheifern.

Vielleicht ist da mehr dran, als ich zugeben mag. Es gibt diese Genrekonventionen, und wenn einer die nicht erfüllt, wird er nicht gekauft.

Hier sprichst du jetzt aber schon von einem fortgeschrittenen Sachverhalt. Man muss ja schon irgendwie erfolgreich sein, um gegen diese Konventionen zu verstoßen, sonst würde es ja niemand merken. Es ist aber sicherlich wahres dran:


Ich denke, es ist einfach die Einstellung, eine sichere Bank zu haben: Mit diesem Stil schaffen es andere/Mit diesem Stil haben wir es bisher geschafft => Dabei bleiben wir! Man hat Angst, mit merkwürdiger Musik kein Publikum zu finden.

Diese Angst finde ich dabei gar nicht so unberechtigt, doch vernachlässigt sie auch wieder das Thema "Musik" welche eben eigentlich im Vordergrund stehen sollte, oder?




Hi Hamstersau!

Ich vermute, das Phänomen, das Du zu beschreiben versuchst, beruht zunächst auf Deinem subjektiven Empfinden!?

Natürlich, Objektive Beurteilungen sind nahezu unmöglich; wenn es um Musik geht sowieso.

Wenn dabei nicht nur das "Musiker-Board" angesprochen und das beschriebene Phänomen statt dessen übergreifend auf die Mainstream-Musik-Kultur oder auf die Mainstream-Kultur an sich bezogen wäre, könnte ich mich in gewisser Weise anschließen. Die Erwartung an eine "musikalische Revolution" in einem solchen Board wäre sicher überzogen, wenn man mal grundsätzlich in Betracht zieht, wie selten eine solche in der Musik-Geschichte bislang in Bewegung gekommen ist. Und Musik ist immer Teil einer Gesamtkultur - eine kulturelle "Revolution" hängt also nicht nur von der Musik ab, aber Musik kann - wie wir wissen - Ausdruck einer solchen sein.

Auf die Mainstream-Kultur wollte ich eigentlich nicht hinaus. Ich bin der Überzeugung, dass Musiker anders mit Musik umgehen als Musikhörer, sonst würden die Charts anders aussehen. Ich möchte auch keine Revolution starten, das ginge wirklich zu weit. Ich möchte hier "am Musiker" erfragen warum er tut was er tut. Dazu gibt es sicherlich nicht nur eine Meinung. Dass die Kultur dabei eine merkliche Rolle spielt ist klar, aber wäre es nicht (zumindest hier) sinnvoller im kleineren Rahmen zu denken?

Natürlich treten wir immer in alte Fußstapfen, aber warum sollen die Fußstapfen seit Jahrzehnten die Selben bleiben? In manchen Genres stagniert die Musik seit Jahren und will vielleicht gar nicht weiterkommen, weil es sonst nicht mehr dem Genre entsprechen würde. Auf den einzelnen Musiker übertragen könnte man sagen, dass er nicht über den Tellerrand von schon dagewesenem schaut, weil das was da ist eben "geil" ist.
Dass das man im kommerziellen Rahmen seine Prinzipien eigentlich fast immer über den Haufen werfen kann ist ja inzwischen hinsichtlich bekannt. Sonst klappt es eben nicht mit dem Erfolg.




@Hamstersau, die ganzen Äußerlichkeiten, die Du ansprichst, haben also nur sehr bedingt etwas mit der Musik zu tun; genau genommen ist dies ein gesamtheitlich kulturelles Phänomen, das in allen anderen Bereichen ebenfalls zu beobachten ist: das nach außen hin zur Schau stellen einer Identifikation mit einer Gruppe. Heute spielt es aber überhaupt keine Rolle mehr, ob jemand lange Haare trägt oder mit einer Glatze rumläuft - sprich: man kann eigentlich aus den Äußerlichkeiten keine Rückschlüsse mehr auf den bevorzugten Musikstil machen. Zum Glück verwischen diesbezüglich heutzutage die Uniformen.

Findest du? Ich finde gerade aufgrund dieser ganzen Styles über die man sich in Musikgenres einordnet, findet eine Uniformierung statt. "Kybo" sagte "es geht dabei eindeutig um Identität"; und das ist doch gerade die Zugehörigkeit zu einer Gruppe.:gruebel:



vielleicht kann mein zusammen gefasstes Statement etwas zu einer konstruktiven Diskussion beitragen!?

Na klar! Danke an alle Schreiber bisher :)
 
Für mich gilt der Threadtitel "der Musiker-gefangen in Konventionen" seit den 90er nicht mehr.
Wer nicht will, muss da nicht mitmachen.
Wohlgemerkt geht es um das gefangen sein. Konventionen sind nichts schlechtes.
 
@EngAddict: Genau der Meinung bin ich auch.

Um noch mal das Beispiel mit den schwarzen Klamotten auf zu greifen: Ich habe schon bevor ich mich selektiv für bestimmte Musik interessiert habe als Jugendlicher gerne schwarze Klamotten getragen. Das tue ich also nicht wegen dem Musikstil, den ich derzeit verfolge. Ich denke, dass das bei vielen so ist. Metal Fans mögen oft schwarze Klamotten aber tragen nicht zwangsläufig schwarz um dazu zu gehören. Wo sich leute finden, die einen bestimmten Musikgeschmack teilen, findet man sicher auch weitere Überschneidungen von Interessen, sei es nun Mode, Politische Ausrichtung oder ein emotionaler Zustand.

Wer will kann daraus jeder Zeit ausbrechen glaube ich. Von gefangen sein kann also keine Rede sein. Häufig will man das aber vielleicht gar nicht...
 
Wie im Eröffnungspost bereits gesagt gibt es für jeden von uns einen Punkt an dem er sich gedacht hat, dass was der Typ da oben auf der Bühne macht will ich auch mal machen!

Wir laufen vom ersten Moment, in dem wir Musik anders warnehmen, egal ob als Profession oder Lebensgefühl, gewissen Gesichtspunkten hinterher.

Das kann sich auf modischer Ebene darin äußern, dass man sich die Haare Rot färbt und nurnoch Hansa Pils säuft oder sich ne fake Hornbrille auf die Nase setzt und immer sein Poesiebuch bei sich trägt. Aber gleichzeitig versuchen wir als Musiker auch solche Musik oder zumindest Elemente von der Musik, die wir gut finden zu übernehmen. Dabei gibt es auch hier eine Reihe von Möglichkeiten, egal ob 3 Akkord Geschrammel oder der krampfhafte Versuch abstrakt und anders zu sein, in der Hoffnung etwas Neues zu schaffen, das so bisher nicht dagewesen ist.
Wir versuchen ja auch irgendwie dazu zu gehören, weil wir uns eben nur in der Gruppe vollkommen fühlen.

Mir persönlich aber gibt es nichts mehr mich mit irgendwelchen Klischées zu verdecken. Das war mit 16 vielleicht noch so für mich und unterbewusst bediene ich warscheinlich noch mehr davon als mir lieb ist. Und vielleicht ist es für mich deshalb so extrem schwer dabei eine Verbindung mit meinen Bands aufzubauen. Ich würde gerne eine Band haben, in der Experimentieren erlaubt ist, so wie das der Threadersteller schon geschildert hat.
Mit dieser Ansicht bin ich aber leider schon oft genug gegen Wände gelaufen. Ich habe irgendwann mal damit angefangen Punk Musik zu machen, nicht sehr erfolgreich, aber das lag warscheinlich auch daran, dass ich schnell das Interesse daran verloren habe.
Heute bewege ich mich irgendwo zwischen Jazz und Mathcore, natürlich mit Ausnahmen. Aber ich würde meine Hörreichweite schon ziemlich hoch einschätzen.
Für mich muss die Musik nur irgendwas Interessantes bieten, seien es unglaublich geile Dynamikwechsel von the Dillinger Escape Plan, der perfekte Groove bei AC/DC oder die Beats die einen Haftbefehl Remix unterlegen.
Solange es mich auf irgendeiner Ebene berührt möchte ich mehr davon hören, sehen und machen! Aber dennoch weiß ich, dass es nicht jedem so geht und das ist das gute Recht von jedem. Das kann allerdings auch dazu führen, dass ich gewisse Bands gänzlich ablehne und Monate später erst entdecke wie geil das ist, was da bei denen eigentlich abgeht.

tldr:
Nicht jeder muss darauf aus sein Musik in ihren Grundfesten zu erschüttern, genauso wie ich mich nicht auf irgendwelche Lady Gaga Cover einlassen muss.
Ich möchte einfach nur Musik machen, die ich geil finde, nicht mehr und nicht weniger.
Da muss ich mich aber immer wieder Fragen, ob ich in dem Falle nicht zu egozentrisch bin. Geht vielleicht anderen auch so. :redface:
 
Warum muss ich um 80s Metal zu spielen mich wie für eine Bad-Taste Party kleiden?

Es fängt bei dem Beispiel ja schon damit an, dass ein vorhandener Musikstil praktiziert wird, anstatt einen Eigenständigen zu schaffen. Offenbar ist es vielen nicht wichtig, etwas anderes als die Meisten zu spielen und auch nicht wichtig, anders auszusehen. ;)

Wie es scheiint, gibt es sogar fixe Regeln wie man auszusehen hat, wenn man eine bestimme Musikrichtung kopiert. :D
 
Hamstersau schrieb:
Auf die Mainstream-Kultur wollte ich eigentlich nicht hinaus. Ich bin der Überzeugung, dass Musiker anders mit Musik umgehen als Musikhörer, sonst würden die Charts anders aussehen.
Ich verstehe schon, was Du meinst; der Musiker hört Musik (wenn auch nicht immer) etwas analytischer und geht entsprechend anders damit um als der Musikkonsument; aber die meisten Musiker waren nun mal irgendwann von irgendeinem Genre und einem entsprechenden Instrument derart angeflitscht, dass sie beschlossen, so was auch machen zu wollen. (so war's zumindest bei mir) In diesem Sinne unterscheidet sich ein solches "Schlüsselerlebnis" nur im Entschluss, Musik machen zu wollen, von dem "Schlüsselerlebnis" des Musik-Konsumenten, der dieses Genre wohl sein Leben lang nur toll findet. Diesbezüglich sind die Mechanismen jedoch sehr ähnlich!? Natürlich gibt's auch noch andere Beweggründe, wenn beispielsweise in der Familie das Musizieren zum Alltag gehört und man sozusagen hinein geboren wird.

Aber das Thema kommt doch schlussendlich nicht daran vorbei, den Mainstream in die Betrachtung mit einzubeziehen - "Konventionen" entstehen letztlich immer auch im Mainstream - oder anders ausgedrückt: Mainstream ist immer konventionell. Ich will dies auch gar nicht bewerten, da Konventionen nicht grundsätzlich schlecht sein müssen.

Andererseits sprechen diverse Castingshows wie DSDS eine eindeutig kommerziell-konventionelle Sprache - kreative Musiker fallen dort beim vorgelegten marktfreundlichen Raster automatisch durch - auch so werden entwicklungshemmende Standards geschaffen.
Hamstersau schrieb:
Natürlich treten wir immer in alte Fußstapfen, aber warum sollen die Fußstapfen seit Jahrzehnten die Selben bleiben? In manchen Genres stagniert die Musik seit Jahren und will vielleicht gar nicht weiterkommen, weil es sonst nicht mehr dem Genre entsprechen würde.
Dies ist - wie hier schon erwähnt wurde - wohl nicht nur der Konvention geschuldet, sondern entspricht in diesem Sinne jenem Konservatismus, aus dem heraus die Welt von Hause aus gerne in Schubladen betrachtet wird. Vielleicht neigt man hier in Deutschland ganz besonders dazu, die Dinge in Schubladen zu betrachten!? Ich war beispielsweise in den 90ern sehr häufig in den Niederlanden unterwegs und durfte die Kultur hautnah aus niederländischer Sicht miterleben; die ausgeprägte und Generationen übergreifende Musik-Szene (fast in jeder Kleinstadt und in jedem Dorf) fand ich im Vergleich zu den deutschen Verhältnissen geradezu erstaunlich - Live-Musik gehört in Holland nicht nur zum Alltag in den Clubs, Jugendzentren und allen erdenklichen öffentlichen Feierlichkeiten, sondern wird in ihrer Vielfalt auch von allen Generationen gerne angenommen. Blues, Jazz, klassischer Rythm 'n Blues, Rock, Metall etc. ... hatte neben dem auch dort aufkeimenden Techno, House etc. immer Bestand.

Hier in Deutschland hatte man sich in dieser Zeit jedoch regelrecht am Techno fest gebissen, man konnte kaum einen Club finden, in dem Vielfalt angesagt war; ein Phänomen, dass sich nicht nur für die Musik-Hörer auswirkte, sondern auch für Musiker. Ich glaube, die Vereinsmeierei ist in Deutschland ganz besonders ausgeprägt - hier ist es eher die Ausnahme, dass ein Metal-Freak etwa einem Fusion-Jazz-Konzert beiwohnt und auch noch drauf abfährt; dabei könnten sich doch alle Genres gegenseitig kreativ befruchten. Es ist schwer vorstellbar, dass in Deutschland eine Band wie z.B. Radiohead entstehen und Erfolg haben kann. Eine TV-Musiksendung wie etwa "Later with Jools Holland (BBC)" ist als Format einer eigenständigen Produktion im deutschen Fernsehen undenkbar. (Im Spartensender ZDF-Kultur kann man sich nun immerhin die Wiederholungen anschauen.) .... übrigens sehr empfehlenswert.
Hamstersau schrieb:
Findest du? Ich finde gerade aufgrund dieser ganzen Styles über die man sich in Musikgenres einordnet, findet eine Uniformierung statt. "Kybo" sagte "es geht dabei eindeutig um Identität"; und das ist doch gerade die Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
Ja, ich finde eine gewisse Tendenz zu sehen, dass sich die uniforme Denke allmählich - wenn auch nicht überall - auflöst. Es gibt zahlreiche Profi-Musiker, die mit ihrem äußerlichen Erscheinungsbild so gar nicht zum Musikstil zu passen scheinen; ich finde, man muss zwischen tatsächlicher individueller Identität und der Identifikation mit etwas anderem (wie einer Gruppe) differenzieren; wenn man sich selbst nicht findet, kann auch kein kreativer Schuh draus werden. Eine "Gemeinde" bringt vielleicht den Vorteil von etwas "Sicherheit" für die darin eingeschlossene Gruppe mit sich, aber jede Gemeinde schließt nicht nur ein, sondern letztlich den größten Teil der Welt aus und blockiert somit jegliche Entwicklung über den Tellerrand hinweg.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich würde eher von trends sprechen als von konventionen. früher trug noch jeder metaller eine kutte und jeansklamotten, und wer keine kutte hatte, war kein echter metaller.
heute haben nurnoch wenige metaller eine kutte und statt abgerissenen jeans ist simples schwarz angesagt.

in der musik ists ähnlich. die meisten bands sehen sich als teil einer szene, der sie angehören wollen und demzufolge machen sie musik, die in der szene akzeptiert wird. dabei zelebrieren die meisten bands schlicht und einfach den etablierten stil, ohne viele neue elemente oder einen eigenständigen sound zu erzeugen. um "erfolg" (im finanziellen sinne oder ruhm) geht den meisten sicher nicht (weil das als extreme metalband ausserhalb der szene ohnehin kaum möglich ist), sondern mehr um das gefühl der gemeinschaft. bei eher langlebigen szenen bzw bands wie im bereich metal werden die bands, sofern sie denn gut sind, irgendwann allenfalls halbwegs bekannt innerhalb ihrer szene, bei kurzlebeigen szenen wie dem grunge, der nach kurt cobain einfach wieder abgeflaut ist, sind auch die bands verschwunden oder haben sich den neuen trends angepasst.

dann gibt es noch solche bands oder musiker, die auf teufelkommraus avantgardistisch, progressiv oder "vntrve" sein wollen und die einfach radikal die wurzeln zu der szene bzw dem stil, den sie vorher gespielt bzw gehört haben, kappen. solche bands werden idr. auch nur selten wahrgenommen, weil eben der bezugspunkt zu einer szene, die die hörerschaft bilden könnte, fehlt, oder weil die musik so experimentell/unverdaulich ist, dass sie nur wenigen gefällt.

ich denke, am "erfolgreichsten" ist eine band dann, wenn sie einerseits vertraute elemente verwendet, diese aber mit etwas neuem, einzigartigem verknüpft, was auch die leute begeistern kann.
ein gutes beispiel ist da sicher bathory. auf ihren ersten album haben die einfach nur venom kopiert, danach haben sie diesen stil weiterentwickelt und auf "under the sign of the black mark" und "blood fire death" das riffing geschaffen, welches letztendlich von den norwegischen metalbands vervollständigt wurde. ich denke, der schlüsselpunkt lag da in der zu der zeit noch nicht vorkommenden verbindung von aggressiver punkmetalmusik mit einer fast schon klassisch anmutender epic bzw. melancholie.

auch bei massenorientierter/kommerzieller musik würde ich eher von trends oder vorgaben seitens der musikindustrie sprechen. jede epoche hat ihren stil und ihr auftreten - die 60er die beatles und die rolling stones als vorläufer von rock und pop, die 70er psychedelischen rock und diese diskomusik, die 80er extreme rockmusik wie metal, punk sowie den 80er michael-jackson-pop, die 90er techno etc und in diesem jahrtausend ist belangloser castingshowpop angesagt. und wer in der jeweiligen epoche "erfolg" haben wollte, musste eben auf dieser art von musik aufbauen.
genau in diesem "erfolgsdenken" sehe ich den fehler.

den musikern geht es weniger um die musikalische entwicklung, sondern entweder um absoluten konformismus oder absoluten nonkonformismus, weniger darin, einen mittelweg zu finden. denn wenn eine band ihren stil wirklich durchzieht und exakt nach ihren wünschen gestaltet, dann wird das resultat höchstwahrscheinlich dazwischen liegen.
hotlick schrieb:
Ja, ich finde eine gewisse Tendenz zu sehen, dass sich die uniforme Denke allmählich - wenn auch nicht überall - auflöst.
ich sehe eher den gegenteiligen trend.
gerade in zeiten, wo jeder in sozialen netzwerken und sonem zeugs unterwegs ist und immer mehr von den medien vollgemüllt wird, ist es immer schwerer, sich abzugrenzen oder einen hauch von identität zu bewahren.

zudem fehlt den leuten von heute einfach der rebellische zeitgeist, wie er damals z.b. für die entstehung der punkszene in den 70ern, des rock'n'roll in den 50ern/60ern oder des swing in den 20er/30er jahren essenziell war.

so stelle ich mir die frage:
wer sind die punks/rock'n'roller/swinger dieser zeit?

die hiphopper, die alle auf der straße aufgewachsen sein wollen, heute aber die wohl am meisten "erfolgsorientierte" musik machen?
die metaller, die früher leidenschaftlich ihre musik so extrem/laut/hässlich wie möglich gemacht haben um sich von dem rest der gesellschaft abzugrenzen, heute aber fast alle ihre musik so gestalten, dass der sound ja sauber und gut produziert ist und so vielen leuten wie möglich gefällt?
die (indie/alternative/post)-rocker, dessen stil aber längst dem gehobenen zeitgeist enspricht und die trotzdem vorgeben, alternativ/anders zu sein, aber längst eingesehen haben, dass die gesellschaft ist, wie sie ist und man sie auch nicht ändern kann/braucht.
oder derjenige, der lauter platten von JS bach, claude débussy, rezső seress oder louis armstrong zuhause hat?
 
Die Leute versuchen doch gerade eine neue digitale Revolution, und es scheint zu funktionieren. "Der Neue" Dubstep und Co. sammeln doch immer mehr Anhänger und ich sehe immer mehr Leute, die dadurch inspiriert werden und auch versuchen das mit "richtigen" Instrumenten zu machen und eben auch wieder Elemente davon in ihrer Musik unter zu bringen.
Ob sowas einem jetzt schmeckt oder nicht ist wieder ne andere Geschichte.

Aber ich behaupte mal in 20 Jahren werden die Kids genauso zurück schielen wie wir heute, nur dass die Leute unserer Zeit dann ihre Helden sind.

<°}}}<;5936396 schrieb:
die hiphopper, die alle auf der straße aufgewachsen sein wollen, heute aber die wohl am meisten "erfolgsorientierte" musik machen?

Darf ich fragen ob du dich schonmal ernsthaft mit Hip Hop beschäftigt hast? :rolleyes:
Wenn nein, dann empfehle ich einfach mal von Bushido, Chakuza und Co. weg zu schauen und mal in Richtung Retrogott, Audio88, Zugezogen Maskulin, Hiob, [...] zu schielen. ;) Allerdings muss man auch gelegentlich mal zwischen den Zeilen lesen.
Das was in den Charts ankommt war doch noch nie was Revolutionäres.

Nur weil der Song grade wie Popo auf Eimer passt:



Ansonsten geh ich aber konform mit deiner Aussage.
 
Und das wichtigste: Die Musik, die wir schreiben klingt tatsächlich recht 08/15.
Aber all das mach ich gerne, teilweise auch bewusst. Einige Clichés WILL ich erfüllen.

tldr:
Nicht jeder muss darauf aus sein Musik in ihren Grundfesten zu erschüttern, genauso wie ich mich nicht auf irgendwelche Lady Gaga Cover einlassen muss.
Ich möchte einfach nur Musik machen, die ich geil finde, nicht mehr und nicht weniger.
Da muss ich mich aber immer wieder Fragen, ob ich in dem Falle nicht zu egozentrisch bin. Geht vielleicht anderen auch so. :redface:

Verrückt, ich ticke da echt krass anders. Ich muss sagen, ich spiele gerne in Coverbands und dann natürlich auch richtig klischeehaft (ich stand schon mit 70er Jahre Outfit auf der Bühne, spielte Marianne Rosenberg und hatte Spaß dabei und gut verdient), aber wenn ich schon eigene Musik schreibe, muss das was absolut "neues" sein. Es muss mir nciht zwingend selbst gefallen, da gehe ich ohne weiteres Kompromisse ein. Das von mir angestrebte "neu" muss kein kranker Freejazzfusion sein, es gibt auch für meine Begriffe innovative Popmusik. Es geht mir auch nicht um Prestige, aber meine bescheidene kreativität würde ich niemals in Stilkopien stecken. Dann kann ich auch bessere Komponisten als ich es je sein könnte covern. In meiner Band ecke ich da nicht selten an, weil ich dieses eine Prinzip auf Leben und Tod zu verteidigen versuche und mich erstmal gegen jede neue Komposition verweigere, der ein "normales" Schema hat.
 
Aber was ist denn neu und woran will man sich dann messen?
Richtig ist, dass ich auch nichts kopieren will, ich will Rock machen, höre z.B. G´N`R, Dregd, Creed und Pantera und denke, geil, aber das geht doch noch besser.
Und da fängt es bei mir an. Neu ist mir egal. Aber das ist dann auch der Anspruch! Ich will es noch besser machen, als die oben genannten (wer auch immer das entscheidet:rolleyes:)
Bestes Beispiel ist für mich Danko Jones, man könnte die auseinander pflücken und da bleibt NIX Neues und Eigenständiges übrig, Musik und Text voller Klischees und schon Gehabtem.
Aber der Mix und die daraus resultierende Energie macht´s. Für mich zumindest.
 
Ein gutes Beispiel für Musiker, die nicht in Konventionen gefangen scheinen und mit ihrem kreativen Mix aus Altbekannten, für mich zu den Newcomern der Jahres geworden sind:



Ich hoffe nur, dass sie nicht in dem Hype untergehen, den sie entfacht haben.
 
...., aber meine bescheidene kreativität würde ich niemals in Stilkopien stecken. Dann kann ich auch bessere Komponisten als ich es je sein könnte covern.

Aber was ist denn neu und woran will man sich dann messen?
Richtig ist, dass ich auch nichts kopieren will, ich will Rock machen, höre z.B. G´N`R, Dregd, Creed und Pantera und denke, geil, aber das geht doch noch besser.
Und da fängt es bei mir an. Neu ist mir egal. Aber das ist dann auch der Anspruch! Ich will es noch besser machen, als die oben genannten (wer auch immer das entscheidet:rolleyes:)
Bestes Beispiel ist für mich Danko Jones, man könnte die auseinander pflücken und da bleibt NIX Neues und Eigenständiges übrig, Musik und Text voller Klischees und schon Gehabtem.
Aber der Mix und die daraus resultierende Energie macht´s. Für mich zumindest.

Das meinte ich mit dem Wunsch des Musikers nach "mehr". Wobei das schon kompetitiv klingt wenn man sagt, dass man es "besser" machen will. Musik ist, zumindest auf einer ideologischen Ebene, kein Wettbewerb. Jedoch ist es mit "besser" auch am einfachsten ausgedrückt: Etwas für sich neues zu erschaffen, was einen als Musiker zufriedenstellt. Da sind die technischen Fähigkeiten vielleicht gar nicht mal relevant. Allerdings komme ich dann wieder auf das Mubo Radio zurück, welches (wie ich finde) scheinbar hohe Qualität des Musikerboards, mit all seinen Fachsimpeleien, Diskussionen etc., nicht reflektiert. Vielleicht ist das aber auch weiter überhaupt nicht schlimm, solange für die Interpreten die Welt in Ordnung ist.
 
Darf ich fragen ob du dich schonmal ernsthaft mit Hip Hop beschäftigt hast? :rolleyes:
Wenn nein, dann empfehle ich einfach mal von Bushido, Chakuza und Co. weg zu schauen und mal in Richtung Retrogott, Audio88, Zugezogen Maskulin, Hiob, [...] zu schielen. ;) Allerdings muss man auch gelegentlich mal zwischen den Zeilen lesen.
Das was in den Charts ankommt war doch noch nie was Revolutionäres.
hiphop in seiner heute am besten bekannten form wurde nunmal geprägt von N.W.A. oder puff daddy in den USA oder in deutschland von bushido und sido (eigentlich müsste ich die gruppen nennen, die vor sido und bushido da waren und diese beeinflusst haben, aber die kenne ich nicht), und diese sind heute allesamt mehr medienunternehmer als musiker, und auf diese bezog ich mich.

die von dir genannten bands kenne ich nicht. genauso könnte ich dir unzählige metalbands aufzählen, die mit dem modernen, trendtauglich gewordenen metalbands á la in flames oder metallica nichts am hut haben.

das video von fatoni gibt aber auch meine meinung wieder.
 
Hallo Hamstersau.
Ich kann das auch sehr gut nachempfinden, was du eingangs schreibst. Ich vermute aber, dass ein Loskommen von der Gefangenschaft in Konventionen kein Problem ist, welches sich im eingeschränkten Fokus des Musikmachens lösen oder gar besprechen lässt.

Ich würde auch eine Wertung desjenigen, der in irgendeiner Weise drin oder draussen ist aus konventionellen Schemata, ablehnen.
Du siehst ja, wie gewisse grobe Gruppenbeschreibungen gerne beibehalten werden, wie gemeinsame Sprache (auch Körpersprache und Kleidung) geliebt und gepflegt wird. Das hat sicherlich auch GUTE Gründe, nicht nur schlechte.

Ich bin nicht dafür, eine Basslinie, die mir einfach so ohne Vorbild einfällt, deshalb scheisse zu finden, weil sie mir beim zehnten mal spielen plötzlich doch irgendwie bekannt vorkommt.

Die hier ins Thema hereingewanderten Generationenunterschiede und -probleme kann ich nun so gar nicht sonderlich fruchtbar finden.
Auf der Freitagssession hier in Trier bin ich der älteste, die jüngsten sind schon mal dreissig Jährchen jünger. Das musikalische Material ist immer eine Schnittmenge aller Motivationen und Emotionen. Da dort kein Pott zu gewinnen ist, scheinen alle recht frei von Gefangenschaftsgefühlen zu sein.
Prinzipiell scheint es mir bei perspektivisch geplanter Musik (arrangierte Musik für bestimmte Zwecke, wie CDs, Gigs, Karriere, etc.) anders zu sein. Die Motivation ist häufig nicht das Interesse an ausgefallener eigener Musik, sondern sie ist egoistische Natur.
 
Ich würde auch eine Wertung desjenigen, der in irgendeiner Weise drin oder draussen ist aus konventionellen Schemata, ablehnen.
Du siehst ja, wie gewisse grobe Gruppenbeschreibungen gerne beibehalten werden, wie gemeinsame Sprache (auch Körpersprache und Kleidung) geliebt und gepflegt wird. Das hat sicherlich auch GUTE Gründe, nicht nur schlechte.


Ich möchte auch nicht so weit gehen und solche Gruppen ablehnen, höchstens für mich selbst, da ich mich mit keiner wirklich identifizieren kann; aber eben diese konstanten "Gruppenbeschreibungen" sind das, was so mich so verwundert. Ich schaffe das kaum zu beschreiben, ohne mit Pauschalaussagen um mich zu werfen, was auch nicht gerade produktiv ist.
Jedoch meine ich (gerade hier im Board) eine Ambivalenz zu erkennen. Da ist zum einen die ewige Fachsimpelei, Technik, viel Musikkritik und Diskussionen, wie man die unterschiedlichsten Faktoren von Musik verbessern kann. Ein wirklich tolles Merkmal des Board, da man hier aus sehr vielen Einflüssen und Meinungen schöpfen kann.
Gleichzeitig scheint aber auch sehr viel zu stagnieren. Am Ende posten wir Bilder von uns mit Gitarre und Kippe im Mund und folgen jeglichen Klischees. Ich finde das teilweise sehr verkrampft und würde eben gerne Meinungen und Beweggründe erfahren. Diese beiden Dinge "Musik machen" und "Das Image krampfhaft zu erhalten" laufen für mich einfach nicht zusammen.
 

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