Der Keyclick und seine Nachahmung

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heinz102
Guest
Hallo zusammen,


Der Keyclick entsteht ja durch das Klicken der 9 Tastenkontakte. Vor allem wenn mensch perkussiv spielt, entsteht durch die Anzahl der Kontakte, die geschlossen werden, eine Art Dynamik. Nun ist es aber bei fast allen Clones (außer Hammond New B3) so, dass es nur einen Tastenkontakt pro Taste gibt.

>> Fehlt dann nicht das dynamische Element? Der Keyclick klingt dann doch immer gleich & ist nicht mehr abhängig von der Anzahl der geschlossenen Tastenkontakte!
>> Oder wird das irgendwie simuliert und wenn ja wie? Ich glaub ich hab mal gelesen, dass die Geschwindigkeit des Tastenrunterdrückens (bei manchen Clones?) berechnet und so der Keyclick angepasst wird. (Aber auch das wäre nur keine richtige Lösung, weil immer noch nicht unterschieden wird zw. versch. Anzahl von geschlossenen Tastenkontakten, sondern nur zw. versch. Geschwindigkeit der Schließung aller 9 Tastenkontakte).
>> Oder schätze ich diesen Faktor zu hoch oder ganz falsch ein und es ist irrelevant, wieviele Tastenkontakte geschlossen sind, der Keyclick klingt immer fast oder ganz gleich?


Grüße,
Thomas
 
Eigenschaft
 
..kommt das nicht daher, wenn der Sinus einschwingt? Das ergibt dieses Signal...
Ich habe auch schon gelesen, dass der Keyklick durch korrodierte Kontakte käme (ich meine in einem Prospekt für die erste Korg BX3 :) ).

Grüße

Wolfgang
 
Wolfgang liegt richtig - der Keyclick komnmt daher, dass die Sinuswelle beim Drücken einer Taste an einer beliebigen Stelle angeschnitten wird.
Physikalisch erklärt sich das Ganze durch die Theorien des Mathematikers Fourier. Extrem abgekürzt besagen diese, dass sich jede beliebige Wellenform durch die Addition einer endlichen Anzahl einzelner Sinuskurven erzeugen lässt (Additive Synthese). Umgekehrt gilt aber auch, dass jede Wellenform in die Sinuswellen, aus denen sie sich zusammensetzt, zerlegt werden kann (Fourier-Analyse). Eine angeschnittene Sinuswelle hat eine sehr steile Flanke, die sich durch die Addition vieler Sinuskurven mit unterschiedlichen Frequenzen erzeugen lässt. Da diese in keinem harmonischen Verhältnis zueinander stehen, erzeugt das den bekannten Click. Das tut übrigens jede Fußlage (Tastenkontakt) für sich alleine.
Schmutzige Tastenkontakte bringen keinen Mehrwert beim Klick, sondern eher unschönes Krachen und Prazzeln beim Drücken der Taste.
Gute Clones erzeugen den Click, indem über einen Zufallsgenerator die Sinuskurve an einer belibigen Stelle der Phase angeschnitten wird und die resulierende Kurve eine Fourier-Analyse unterzogen wird. Die resultierenden Wellen werden aufaddiert und dem Gesamtklang beigemischt. Das erfordert von der CPU schon eine ganz ordentliche Rechenleistung.
Dass die neun Kontakte der Hammond nicht gleichzeitig, sondern nacheinander schließen, führt zu einem anderen Effekt: nämlich einem sanften Aufbau des Tones aus den einzelnen Fußlagen, die nacheinander dazukommen. Geübte Hammondianer nutzen das sogar als eine Art Anschlagdynamik.

Viele Grüße,
Harald
 
Ich habe nicht alles verstanden, aber vllt klärt sich das mit der Beantwortung folgender Frage:
harald":32vp7vym schrieb:
Eine angeschnittene Sinuswelle hat eine sehr steile Flanke
Kannst du "Flanke" erklären? Bin ausm Netz, Bedeutungswörterbuch etc. nicht schlau geworden.

Soweit meine Logik reicht, ist es doch so, dass jede der 9 Fußlagen eine Sinuswelle erzeugt. D.h., dass bei Herausziehn aller Zugriegel 9 Sinuswellen an einer beliebigen Stelle angeschnitten werden und so jeder Tastenkontakt einen kleinen Keyclick verursacht. Wenn mensch nun z.B. schnelle staccato-Akkorde spielt, denk ich, werden durch das staccato eben nicht immer alle Tastenkontakte geschlossen, oder ist dem nicht/so gut wie nie so? Wenn doch, müsste man einen Unterschied hören zwischen einem Clone und einer Hammond (oder einem Clone mit 9 Tastenkontakten). Oder ist das zu vernachlässigen, weil 9 "kleine Keyclicks" sich akustisch kaum unterscheiden von sagen wir 5?


Grüße von Thomas
 
Hallo Thomas,

steile Flanke bedeutet nichts anderes, dass der Sinus an irgendeiner Stelle seines zeitlichen Verlaufs einfach eingeschaltet wird - d.h. die Ausgangsamplitude geht abrupt von 0 auf irgendeinen zufälligen Wert der Amplitude des Sinus.
Dabei ist es richtig - jeder Schaltvorgang (=Schließen des Tastenkontakts) erzeugt seinen eigenen Klick.
Beim Original schließen die Tastenkontakte nacheinander und zwar immer in der gleichen Reihenfolge (wenn ich mich recht erinnere von den kleinen Fußlagen zu den großen). Diese Zeitabfolge des Schließens kann man bei einem Clone noch recht einfach simulieren. Ob das aber auch so weit geht, dass bei schnellem Spiel nur ein Teil der virtuellen Kontakte geschlossen wird, weiß ich nicht - beim Click selbst wird man aber kaum einen Unterschied hören - das ist ein Geräusch, das aus sehr vielen Oberwellen besteht. Interessant ist das eher für den eigentlichen Ton selbst.

Viele Grüße,
Harald
 
Gefühlstaster":10rsve62 schrieb:
Soweit meine Logik reicht, ist es doch so, dass jede der 9 Fußlagen eine Sinuswelle erzeugt. D.h., dass bei Herausziehn aller Zugriegel 9 Sinuswellen an einer beliebigen Stelle angeschnitten werden und so jeder Tastenkontakten einen kleinen Keyclick verursacht.
ergänzend noch zu Haralds Ausführungen. Der Tongenerator einer Hammond produziert immer alle Sinustöne gleichzeitig, bei Deiner M100 sind das 76 Töne. Die Sinustöne sind nicht in Phase zueinander. Das Schliessen eines Kontaktes "erwischt" den Sinus, zeitlich gesehen irgendwo, es wäre Zufall wenn der Zeitpunkt der Nulldurchgang wäre. Die Zugriegel bestimmen die Lautstärke (von 0 - 8) der jeweiligen Fußlage.
Gefühlstaster":10rsve62 schrieb:
Wenn mensch nun z.B. schnelle staccato-Akkorde spielt, denk ich, werden durch das staccato eben nicht immer alle Tastenkontakte geschlossen, oder ist dem nicht/so gut wie nie so?
also wenn man, z.B. ich, Staccato spielt, dann sind da alle 9 Kontakte geschlossen, wenn mensch Staccato spielt, vielleicht nicht.

Gruss Helmut
 

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