Hmm. Eigentlich ist es pures Training. Ich hab da eigentlich einen ganz komischen Trick. Aber er funktioniert. Den nutze ich aber eigentlich nur bei etwas schwer bis total schwer wahrzunehmenden Beats. Also, wenn ich einen neuen Track syncen will, lasse ich ihn auf untypisch überhöhter bis maximaler schnellheit laufen. Also ich überdrehe quasi den pitchfader. Warum auch immer, sobald das Lied dann so im Kopfhörer läuft, kann ich irgendwie sofort einschätzen wo genau der Pitchfader dann stehen muss mit einem grossem Schubs. Das klappt zu 95 % bei allen Liedern und ich brauche 4 - 7 Sek, und bei schweren Beats (die restlichen 5 %) brauche ich circa 6 - 10 Sek. Bei diesem Verfahren muss ich circa alle 7 Lieder kurz mal nachhelfen, wenn ich nach 40 Sekunden merke, das der Beat etwas auseinander "galoppiert".
Ansonsten habe ich sofort dieses komische Gefühl im Kopf, welches mir verrät, wo der Fader stehen muss. Nennt sich glaub ich Rhytmusgefühl.
Also, um es nochmal zu sagen, es gehört absolut viel Training und eine menge Geduld. Beatmatching kommt nicht von heut auf morgen. Ich hatte nach zwei Wochen Beatmatching gradeso hinbekommen. Und from Scratch gelernt, also direkt drauf los ohne irgendeinen Plan. Das einzigste, was ich wusste, das man fürs Beatmatching einen kopfhörer und die Pitchfader und den Finger an der Nabe, Tellerrand und der Vinylinnenseite braucht.
Ich hab dann so angefangen:
Ich hab mir zwei gleiche Platten besorgt, wo am Anfang klare Beats sind. ich hab die beiden auf 0 % gleichzeitig laufen lassen. Ergibt einen gesyncten Beat, logisch. Dann hab ich angefangen, die erste Platte auf sagenwirmal 2 % zu stellen und die zweite Platte irgendwie auf die selbe Geschwindigkeit zu bringen und zu syncen. Das einfache daran ist ja, beide Linefader sind dabei hoch und man hört die Grausamkeit. Aber das ist ja völlig egal, denn so hört man das am Anfang am besten als über den Kopfhörer. Und man hat ja immer noch die gleichen Platten.
Also, die erste ist auf 2 % und die zweite immer noch auf null. Das müsste sich mit beiden Platten quasi so anhören (ganz billig erklärt also keine blöden Kommentare
, b steht für track 1, d für track 2):
Bumm Bumm Bumm Bdumm bdumm budumm bumdumm bummdumm bummdummbummdumm dumbumm dubumm dbumm dumm dumm und immer soweiter. Sollte jeder irgendwie schon mal gehört haben. ist ja auch ganz leicht auszuprobieren.
Jetzt stellt man die zweite Platte auch auf zwei prozent. Jetzt kommt im wahrscheinlichsten Fall vor, das die Beats off-beat sind, also nicht gleichzeitig laufen. Jetzt kommt eigentlich der wichtigste Teil des Beatmatchings: Das Bending!
Bending heisst, die Platte kurz beschleunigen oder abbremsen, so das der Beat wieder gleich läuft. Dazu hat jeder seine eigene Technik entwickelt, ich bevorzuge das anschieben oder abbremsen an dem Vinylinnenrand, da ich hier auch mal heftige Anschübe oder Bremser machen kann. Das geht bei mir mit der Nabe nicht, dafür hab ich meisst zu rutschige Finger für diesen kleinen Penökel. Wer abbremsen will am Tellerrand, der muss ein wahnsinniges Gespür dafür bekommen, wie "doll" man auf den Rand drückt. Sonst läuft es total in die falsche Richtung.
Also wo waren wir? Ähm... Bending, genau! Also die beiden Platten laufen off-beat, sind aber schon perfekt gebeatmatcht (was fürn wort). Jetzt ist es wichtig, ob man abbremsen oder anschieben muss. Macht man nämlich das falsche, ist er Takt verschoben und das gibt einen Sound, den kein Mensch ertragen kann. Zum Beispiel der dritte Takt des ersten Tracks auf den vierten Takt des zweiten Tracks angeschoben/abgebremst. In diesem Fall würde man zum Beispiel eine Snare auf jeden Beat hören! Wäre ja noch nicht so schlimm, wenn dann auf einmal die Melodie irgendwie einen Takt zu spät oder zu früh kommt, das ist total verwirrend und klingt total unlogisch.
Nun, wieder bei zwei gleichen Platten. Um das Bending zu trainieren, gehen wir jetzt davon aus, das 1. Der Beat gematcht wurde (beide auf zwei Prozent) und 2. der erste Track schon läuft und der zweite Track auf den allerersten Beat gecued wurde und nur darauf wartet, gestartet zu werden(also quasi den Finger auf der Platte, und wenn wir loslassen, hören wir den ersten Beat, soweit mitgekommen?):
Wir lassen im passendem Moment die zweite Platte los. Da ein Anfänger höchstwahrscheinlich (so wie ich damals) nicht das perfekte Timing zum loslassen hat, läuft der zweite Track jetzt entweder kurz vor oder kurz nach dem erwünschten Zeitpunkt. Der Beat ist off-beat (wie schrecklich, ich weiss). Jetzt wird es einfach: Wurde der Track ein Tick zu früh losgelassen, schieben wir die Platte einen Tick an, so das Beat synchron läuft. Zu Spät losgelassen, einfach ganz kurz abbremsen.
Hört sich einfach an, aber das sind ja auch zwei gleiche Platten. Aber das sollte man erstmal trainieren. Solange, bis das Nervensystem blutet! Nur so funktioniert es! Manche schaffen es in ein paar Tagen, manche aber erst wochen oder sogar Monate später! ich habe auch ein paar Wochen gebraucht. Und wenn einem die zwei Platten noch so auf die Eier gehen, weitermachen bis es klappt! Und wenn das dann hinhaut, nimmt man sich zwei verschiedene Platten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
Wenn man das drauf hat, ist das System nämlich fürs schnelle Beatmatching sehr simpel: Erste Platte läuft, zweiter Track gecued, im Kopfhörer vorhören, einfach kurz loslassen. Mit dem Gefühl hört man raus, ob der zweite Beat auf einmal hinter den ersten Beat fällt. Dann schiebt man die Platte kurz an, sodas es kurz gleichläuft und schiebt den Pitchfader nach eigenem Ermessen "runter" (auf Plattenspielern schiebt man den Regler nach unten für höhere Geschwindigkeit). Läuft der Beat dann auf einmal ein tick schneller als der erste, bremst man ganz vorischtig ab, und schiebt den pitchfader wieder ein wenig "hoch". Am Anfang dauert so eine Aktion ca 30 Sekunden, kann bei völliger Planlosigkeit aber auch viel mehr weden. Alles nicht so schlimm, immer wieder trainieren. Und wenns bei einem Track partout nicht klappen will, sofort stoppen! Einfach sich selber auch mal ne Pause gönnen. Auch mal ne Nacht drüber schlafen. Nehmt euch die Zeit, ich kanns nur immer wieder sagen. Es zahlt sich aus! Durch dieses Training habe ich mein Zeil von unter 10 Sekunden erreicht. Für eben diese 10 Sekunden habe ich auch eineinhalb Jahre gebraucht und die restlichen zum perfektionieren. Trotzdem hab ich auch mal einen Aussetzer. Auch bei mir kann es mal zu 30 Sekunden kommen bishin zu dem Punkt, wo es mal gar nicht geht. Dann stoppe ich und versuche nicht noch, einen draufzusetzen. Das endet fast immer in Frustration ("Verdammte Scheisse, warum will das jetzt, man, kacke ey jetzt echt mal"), das kenne ich schon von mir. Was hab ich geflucht. Und tu es abundzu immer noch. Auch ein Sven Väth kann sich mal verhaspeln. Er ist genauso wie wir nur ein Mensch, und die machen nunmal Fehler.
Oh mein Gott, was fürne Predigt. Sorry, Leute...
Hoffe, das hilft ein bisschen den anderen, die es lernen wollen. Für die meisten reichen ja auch Beatmatching in 20 - 30 Sekunden vollkommen und sind damit glücklich. Steckt euch ein Ziel, und mit viel Liebe und Geduld und einem Fable fürs Deejaying kommt man auch zu sowas einfachen wie "simplen" Beatmatching. Viel Glück!