Nach Fertigstellung und ersten Versuchen bin ich als Bastler sehr zufrieden [...]
Das ist doch ein schönes Bastelprojekt!
Nur eine Frage: wie hast Du die Töne untergestimmt?
Ein Viertelton ist ja schon eine ganze Menge - wenn man das auf den Kammerton 440 Hz bezieht, entspräche das einer Umstimmung auf unter 428 Hz. Das ist schon extrem und wird u. U. die Stimmzunge schwächen. Aus diesem Grund empfiehlt ja Eric Stern in seinen Beiträgen, Lötzinn zu verwenden, statt die Zungenbasis über Gebühr zu schwächen.
Die Sache mit dem Lötzinn ist nicht einmal so ungewöhnlich, wenn ich mal auf andere Instrumente mit Zungen verweisen darf: das legendäre E-Piano von Wurlitzer hat ja auch Stimmzungen (reeds), die allerdings von Hämmern angeschlagen werden. Diese besitzen an ihrem Ende kleine Lötzinn-Pyramiden, über die sie auch gestimmt werden, wenn die Justierung der schwingenden Länge (durch ein gewisses Spiel in der Bohrung leicht anpassbar) nicht ausreicht.
Die von Dir gewählte Lösung...
... finde ich interessant, würde mich aber verwirren, weil die "Sonderfunktionen" in jeder Oktave woanders liegen und manchmal auf Zug, manchmal auf Druck.
Kennst Du einen Grund für diese Stimm-Variante?
Und meist werden doch nur Töne heruntergestimmt, in der von Dir umgesetzten Variante wird jedoch manchmal auch z. B. ein es oder ein as einen Viertelton hochgestimmt. Wie kommt's?
Es gibt ja noch andere, einheitlichere Varianten...
Elektronische Keyboards in ihrer "oriental"-Version bieten meist auch live änderbare Skalen durch Herunterstimmen aller beliebigen 12 "Normaltöne" um einen Viertelton auf Knopfdruck:
(Bild verlinkt von
www.maqamworld.com)
Nachtrag zu "Vierteltonmusik"
Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es für arabische Musik eigentlich keines gleichzeitigen Komplettzugriffs auf alle Vierteltöne bedarf (im Gegensatz zu unserer Neuen Musik), weil es sich
- immer um heptatonische (siebenstufige) Tonleitern handelt
- und es vor allem in den Maqamat (meines Wissens, man möge mich vom Gegenteil überzeugen) nie Vierteltonschritte gibt, sondern minimal Halbtonschritte. Die Vierteltöne kommen nur durch die mittleren Intervalle von 3/4-Ton-Schritten zustande, die zwischen Halbton- und Ganztonschritt liegen.
- Gleichstufige Stimmung: Genau wie unsere westliche chromatische Tonleiter in gleichschwebender Stimmung (12-EDO, also 12 gleich große Schritte pro Oktave) ist auch die Viertelton-Einteilung für arabische Musik (in 24-EDO, also 24 gleiche große Schritte pro Oktave) nur eine Annäherung an ein Ideal.
Gerade im arabischen wurden zahllose (weit über über 100) Maqamat aus diversen Kulturkreisen stets mündlich überliefert und es gibt, trotz vieler Ansätze, nicht einmal eine hundertprozentig exakte Notationsmöglichkeit.
Deshalb sind auch die Vierteltöne nur eine pragmatische Annäherung für Tasteninstrumente, mit der man aber ziemlich gut leben kann.
Vierteltonschritte
Natürlich sind die arabischen Skalen teils sehr gewöhnungsbedürftig für unsere europäischen Ohren, aber immerhin nachvollziehbar und deutlich erkennbar.
Eben durch diese "Mitteldinger" zwischen Halb- und Ganztonschritt.
Tatsächliche Vierteltonschritte, wie sie mit Begeisterung in der Neuen Musik angewendet werden, wirken jedoch auf uns, wie hier schon oft angemerkt, ziemlich abstoßend und wenn dann noch Harmonien ins Spiel kommen (arabische Musik ist ja in erster Linie melodisch) wie z. B. ein Dreiklang mit Terz zwischen Dur und Moll, muss das wohl jeder heute lebende Mensch als Disharmonie empfinden.
Ganz früher (Gregorianik) wurde ja jeder Zusammenklang außer der Oktave als Missklang betrachtet, wobei die Quinte gerade noch toleriert war. Für die "Marschmusik-Generation" vor ca. 100 Jahren klang praktisch alles, was über Dur- und Molldreiklänge und den Dominant-Septakkord hinausging, unerträglich "falsch". Aufgrund der musikalischen Sozialisation kann ich das nachvollziehen, auch, wenn der Begriff "Negermusik" heute politisch völlig unkorrekt ist und auch damals (und darauf kommt es an) sehr abschätzig benutzt wurde.
Die Gewohnheit macht's. Aber weil Viertelton-Zwischenintervalle in Harmonien sehr weit von allen "natürlichen" Frequenzverhältnissen abweicht und aufgrund des extremen Missklangs wohl auch nie ein Gewöhnungseffekt eintreten wird (wir empfinden einen schlichten Maj7-Akkorde als "weich", unsere Vor-Vor-Generation als "schräg" bis schlichtweg "falsch"), sehe ich für moderne Vierteltonmusik auf absehbare Zeit bei uns schwarz.
Viele Grüße
Torsten