Das absolute Gehör als Hindernis beim Transponieren von Stücken?

Bernnt
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Ich kann mit bestimmten Einschränkungen "absolut hören". Wenn ich einen Ton höre, kann ich sagen, was das für ein Ton ist, solange a=440+-3 Hz ist. Drei- oder vierchörige Akkorde höre ich in meinen Lieblingstonarten (bis 3#,3b) absolut. Eigentlich klasse.

In letzter Zeit werde ich in meiner Band nun hin und wieder gefragt, Stücke in furchtbare Tonarten zu transponieren. Wenn ich meine Lieblingstonarten verlassen muss, geht das spontan nicht. Ich muss das Stück neu lernen, weil ein um ein Intervall verschobenes Stück für meinen Kopf was völlig Anderes ist. Mühsam.

Letztlich brauche ich ein "Intervall-Hören" oder "Intervall-Spielen". Wie lernt man das (wenn man nicht mit Notenmaterial unterwegs ist / sein will)? Wie überlistet man ein auf bestimmte Tonarten beschränktes "absolutes Gehör"?
 
Letztlich brauche ich ein "Intervall-Hören" oder "Intervall-Spielen". Wie lernt man das ... ?
Das nennt sich "relatives Gehör" und ist das, was für das Musikmachen das wirklich Entscheidende ist.

Das lernst Du so, wie alle anderen das vor Dir gelernt haben, ... die es lernen wollten: Das ist ein jahrelanger (mitunter auch jahrzehntelanger) Strudel aus Versuch ==> Kontrolle.
Du wirst lernen: Wie klingt eine große Septime, wie eine kleine. Wie klingt eine Quint und eine Quart, wie eine Terz, und wie klingt eine Sekund, wie ein Tritonus.
All diese Intervalle haben ganz spezielle, charakteristische Klänge, die man erst einmal kennenlernen und verinnerlichen muß, ehe man sie in der Praxis hörend erkennen kann.

Jedenfalls ist das Kennen von Intervallen nur eine Komponente des relativen Gehörs.
Andere sind, z. B. die Grundtonerkennung, und alles, was man so (in einem Musikstück) hört, zum Grundton in Beziehung setzen zu können. Darauf aufbauend: Erkennung
der harmonischen Stufen.
Ein weiterer Aspekt ist die Erkennung von Akkorden (an ihrem Klang/Sound).

Wie man das macht, darauf will ich hier gar nicht eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen (ob mit Hörtrainigs-Apps, oder ganz simpel am eigenen Instrument
und durch analytisches Zuhören zu Musik in der Praxis).

LG - Thomas
 
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Was @turko / Thomas schreibt kann ich nur unterstreichen; dennoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es als Absoluthörer nicht immer ganz einfach ist „relativ“ zu hören. Ich persönlich neige dazu „absolut“ gehört und dementsprechend kognitiv verarbeitete Töne zu über-analysieren. Scheinbar steht das dem relativen Hören trotz jahrzehntelangem Musizieren manchmal ein bisschen im Weg.

Zum Glück ist mein absolutes Gehör auf bestimmte Klangfarben/Instrumente begrenzt; beim relativen Hören helfen mir daher Instrumente, die ich nicht aus dem Stegreif zu über-analysieren vermag. Beim freien Musizieren spiele ich z.B. wesentlich lieber E- Gitarre als Geige oder Klavier, da ich hier den Kopf für andere Sinneseindrücke frei habe, obwohl ich wohl wesentlich besser Geige als Gitarre spiele.
 
Kann ich aus Erfahrung bestätigen: ich höre absolut. Ein Stück in einer anderen Tonart spielen ist auch kein Problem. Aber ein nicht klingend notiertes Instrument spielen, macht mir Probleme. Wir haben ein Alt-Saxophon im Haus, weil meine Tochter das gelernt hat. Ein Eb Instrument. Wenn ich das alleine spiele geht es so, aber wehe, ich soll mit anderen zusammen spielen, bzw. improvisieren. Ich spiele ein c# und höre in e ...
Leider ... Saxophon ist so ein geiles Instrument, aber, dass es nicht klingend notiert ist, stört mich gewaltig. Daher werde ich es auch vermutlich nie richtig lernen.
Es ist nicht so, dass es gar nicht geht, aber es ist immer eine Zusatzbelastung für's Hirn. Ich habe auch schon von klingend notierten Noten transponiert gespielt. Geht bei einfachen Sachen. Aber eben eine Zusatzbelastung.

Natürlich ist das Transponieren auch eine Belastung. Beim Akkordeon musst du ja deine Finger anders auf schwarzen und weißen Tasten verteilen. Das hat mit relativem Hören weniger zu tun.

Bei der Gitarre ist es so, dass manche Tonarten eben besser laufen und andere weniger gut, je nach Stück. Wobei ich mich unter anderem im Jazz Bereich tummle und auch krumme Tonarten gewohnt bin. Aber man wandert eben am Griffbrett rauf und runter. Wenn das mal so eine Quinte transponiert ist, muss man wieder andere Griffbilder greifen.
Bei einfachen Stücken gar kein Problem, aber bei Jazz Stücken mit wilden Akkorden un schnellen Akkordwechseln stört das schon.
Aber ich bin Kummer gewohnt mit Sängerinnen, die die Stücke in anderen Tonarten wollen, als es die übliche ist, die man z.B. aus dem Real Book kennt.
Im Trio Gesang - Gitarre - Bass muss ich bei Soli auch noch Akkrode mit einwerfen, und da ist es ein großer Unterschied, ob es eine Tonart ist, die der Gitarre entgegen kommt, oder nicht - Stichwort: Nutzung von Leersaiten möglich.
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Fun Fact: Ich habe die Tage Star Wars Cantina Band gehört und zunächst auf der Gitarre einfach so nach Gehör nachgespielt (aus dem Kopf, ohne dass das gelcihzeitig lief oder kurz davor gelaufen wäre). Da habe ich intuitiv mit Dm angefangen (-> wird F Dur)
Irgendwann am nächsten Tag habei ich das Sax genommen, auch drauf los gespielt. ,mit F# und h angefangen -> Hm bzw D-Dur
Später habe ich festgestellt, dass das jedes Mal die Originaltonart der Aufnahme war, ohne dass ich das bewusst so gemacht hätte. Schon lustig ...
 
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