Was ist billig?
vor einem halben Jahr, als ich nach dreißig Jahren das erste Mal wieder eine Gitarre in der Hand hatte, da wäre es für mich schwer gewesen, ein billiges Instrument vom Klang her von einem etwas teureren zu unterscheiden. Ich wäre zunächst sicher auch mit einem Billigheimer zufrieden gewesen.
Jetzt, wo ich gaaanz langsam anfange, mich auf dem Instrument zu artikulieren, wo die ersten Töne, zuweilen die ersten Melodien klar kommen, wie sie sollen, wo die Spielgeschwindigkeit in Dimensionen gerät, die ein Übungsstückchen fließen läßt, da sieht die Sache schon ganz anders aus. Mein Gehör hat sich verändert, meine Hände haben sich verändert und die Ansprüche an mich selbst - und damit auch an das Instrument - verändern sich an jedem Tag, den ich spiele.
Auf Anraten von Freunden und Bekannten, die es wissen müssen, weil sie mit der Gitarre quasi groß geworden sind, habe ich den Billigsektor vermieden. Ich bin bei beiden Gitarren, der Konzert- wie der Westerngitarre, im Bereich von 200 eingestiegen. Vielleicht wäre ich mit billigeren Instrumenten im Bezug auf das Preis- Leistungsverhältnis besser weggekommen, denn den absolut perfekten Klang hat zumindest meine Konzertgitarre nicht. Der ist und bleibt, trotz massiver Decke und anständiger Verarbeitung eher Mittelmaß. Fakt aber ist: Zum Zeitpunkt des Kaufes hätte ich es überhaupt nicht unterscheiden können, ob die Gitarre gut klingt oder eher bescheiden.
Wollte ich heute eine billige Gitarre kaufen, dann würde ich sie vorher spielen wollen. Warum soll es nicht preiswerte Instrumente geben, die einen vernünftigen Klang zustande bringen? Und ich würde sie vorher stimmen und die Verarbeitung begutachten wollen. Oder - im Falle eines Internetkaufes - würde ich bei einem renomierten Händler kaufen, der mir eine uneingeschränkte Rückgabegarantie gibt.