Covern so gut, wie das Original, aber anders...

  • Ersteller georgyporgy
  • Erstellt am
Ist doch ganz einfach... :D

- Gefühlte 10% der Bands wollen bei Covers möglichst nah ans Original kommen. Davon wollen gefühlte 1% wirklch wirklich wirklich dahinkommen und gehen Meilen und geben tausende Euros aus, um's auch zu schaffen. Sehr gut zu beobachten bei diversen "Tribute Bands", wo jedes Equipment-Teil inkl. Kabel (!) dem "Original" entspricht.
- Gefühlte 80% der Bands schnappen sich nach dem Motto "lieber mit 20% Aufwand zu 80% das Original erreichen, als mit weiteren 80% Aufwand an den letzten 20% zu arbeiten" die Songs, basteln sie für sich passend zusammen, und haben mit sich und dem Publikum viel Spaß dabei. Das Spektrum der Abwandlungen geht dabei von Arrangement/Besetzung, Tonart, Soli usw. enorm in die Breite.
- Die letzten 10% nehmen sich einen Song vor und machen "was eigenes draus". Das sind dann aber eher selten Coverbands, sondern "eigenständige" Formationen, die mit ausgewählten Covers eben ihren Vorbildern eine gewisse Ehre erweisen wollen. Mann kann damit aber erfolgreich sein - mein aktuelles Lieblingsbeispiells sind die "Hellsongs" ("Lounge Metal", also extrem veränderte Coverversionen diverser Rock/Metal-Stücke, http://hellsongs.com/)

Da gibt's kein richtig und falsch und gut und schlecht - das hängt vom Ziel der Band und vom angestrebten Publikum ab.
 
Martman,
ich kann Dich schon verstehen und ich finde Deinen Anspruch sehr lobenswert. Für mich gibt es hinsichtlich Deiner Sichtweise nur zwei limitierende Faktoren, welche mich davon abhalten die Arbeit mit einer solchen Genauigkeit zu betreiben:

1. Zeit und

2. Geld.

Ich bin im wirklichen Leben durch eine BWL-Ausbildung gegangen und so ungern ich das sage: Das prägt mein Denken - auch musikalisch...Der Nutzen, den MIR eine Herangehensweise ähnlich der Deinen bringen würde, lässt sich durch die aus meiner Sicht extrem hohen Kosten nicht rechtfertigen. Ich betrachte Covermusik als ein Hobby, welches ich gerne betreibe, allerdings nicht als Selbstzweck.

Insofern glaube ich geht es vielen hier so, dass Sie sich Deinem/dem Nievau der Originalinterpreten nur bis auf 70-85% annähren. Die letzten 15% oder seien es auch nur 5 oder 10% sind aus Sicht einer Kosten/Nutzen Analyse für die meisten hier wohl schlicht "zu teuer". Ein Grund dürfte sein, dass es für für viele in erster Linie um den "Spaß an der Freud'" geht, den man auch ohne perfektes Sounddesign erreichen kann.

Aber nix für ungut, ich würd Dich gerne mal Live erleben. Ich kann mir schon vorstellen, dass Deine Performance selbst bereits einen künstlerichen Anspruch hat, während viele Covermusiker in erster Linie versuchen das Publikum "nur" zu unterhalten. Insofern auch von mir RESPEKT für eine kompromisslose Einstellung zur Qualität, auch wenn Sie für viele von uns aufgrund der o.g. Einschränkungen wohl nicht praktikabel sein wird.
Vielleicht rührt der Unterschied in der Einstellung zwischen einerseits mir und andererseits dem Gros der Coverkeyboarder daher, daß
  • zum einen die meisten Coverkeyboarder vom Klavier kommen und somit eher das Spielerische in den Vordergrund stellen, dabei vielleicht gar das Sounddesign als notwendiges Übel sehen und nach dem Motto "so viel wie gerade eben nötig, so wenig wie möglich" vorgehen, während ich von sehr großen Arrangern und letztlich vom Synthesizer komme, mir somit in erster Linie Gedanken über die klangliche Gestaltung mache und es zu schätzen weiß, wenn jemand in den Sound und die Handhabung desselben viel Mühe gesteckt hat
  • zum anderen die meisten Coverkeyboarder Berufsmusiker sind und somit möglichst viel Gewinn aus möglichst wenig Einsatz zu ziehen versuchen, während ich Hobbymusiker bin und es mir leisten kann, über Monate an einem und demselben Song zu basteln, bis er so ist, wie ich ihn gern hätte
Für mich macht das Sounddesign einfach einen sehr großen Teil dessen aus, was ich für die Band, für irgendeine Band mache. Darin drückt sich mein Ehrgeiz aus. Ich weiß, ich kann es machen, ich weiß, mein Equipment kann es machen, also mache ich es, aufwendig oder nicht. Selbst wenn ich es nur für mich mache. Denn wenn ich es nicht mache, ist das für mich Nachlässigkeit, und ich bin nicht zufrieden mit meinem eigenen Tun.

Das übertrage ich auch auf andere Bandkeyboarder. Ich sehe, was sie für Equipment auffahren, und wie sie es verschalten. Ich weiß, was welcher Synthesizer kann, was welche Workstation kann. Ich weiß, daß etwa 80-90% aller Bandkeyboarder mindestens so fingerfertig sind wie ich. Ich weiß also, wozu das, was ich da auf der Bühne sehe, eigentlich imstande sein müßte. Und dann beobachte ich, was Mensch und Maschine tatsächlich produzieren. Nehme halb oder fast gar nicht passende Presets wahr, wo Eigenbausounds wesentlich besser gepaßt hätten. Bemerke auffallend vereinfachte Passagen und überlege, ob nicht derselbe Mensch mit derselben Maschinerie in derselben Situation nicht näher ans Original hätte kommen können. Und dann frage ich mich, warum das so ist, wo man es doch hätte vermeiden können, vielleicht sogar mit relativ geringem Aufwand.

. Ich glaube viel langweiliger kann eine Coverband gar nicht sein, bei der sich alles genau wie auf der Platte anhört. Ohh man wer will denn für so etwas Geld bezahlen, da bezahle ich ja lieber einen DJ alias "CD-Wechsler". (für mich sind eben die Winamp Setlist macher auch keine DJs ^^).
Wer zu einer Tributeband geht, will nicht einfach nur Musik hören und vielleicht dazu abgehen. Er will eine exakte Replica eines Original hören - und zwar per Hand gespielt von Leuten, die eben nicht das Original gemacht haben. Das ist gerade bei 70er-Jahre-Progressiv-Rock-Sachen sehr eindrucksvoll, aber nicht nur da.

Stell dir vor, du gehst zu einem Konzert. Es klingt genau wie die Zoo TV-Tour von U2. Es sieht genauso aus wie die Zoo TV-Tour von U2. Die gleichen Bühnenbauten, die gleichen Instrumente, die gleichen Instrumente, der gleiche Gesang, alles. Und die Zoo TV-Tour war ein Schweineaufwand. Aber - da stehen überhaupt nicht U2 auf der Bühne. Das ist auch nicht die Roadcrew von U2 oder das Equipment von U2. Es klingt genauso wie U2, es sieht aus wie U2, aber das sind nicht U2, die dürften sich eigentlich gar nicht so anhören, weil sie es nicht sind, und sie hören sich trotzdem so an, und sie sehen trotzdem so aus. Die perfekte Illusion. Auch wenn das meines Wissens noch keiner mit der Zoo TV-Tour gemacht hat.

Genau deshalb geht man zu Tribute-Shows: um etwas zu erleben, das eigentlich gar nicht möglich sein dürfte.

Viele mögen sagen, die exakte Reproduktion eines Originals ist weniger kreativ. Mag sein. Aber sie ist nicht weniger aufwendig und ganz und gar nicht weniger beeindruckend als individuelles Umarrangieren.


Martman
 
Wer zu einer Tributeband geht, will nicht einfach nur Musik hören und vielleicht dazu abgehen.
Ihr redet glaub ich aneinander vorbei... Tribute-Band ist ja nun absolut ungleich Cover-Band (vgl. mein Post oben)...
 
H
  • Gelöscht von Banjo
  • Grund: Bisschen mehr Inhalt darf's schon sein
Vielleicht rührt der Unterschied in der Einstellung zwischen einerseits mir und andererseits dem Gros der Coverkeyboarder daher, daß
  • zum einen die meisten Coverkeyboarder vom Klavier kommen und somit eher das Spielerische in den Vordergrund stellen, dabei vielleicht gar das Sounddesign als notwendiges Übel sehen und nach dem Motto "so viel wie gerade eben nötig, so wenig wie möglich" vorgehen, während ich von sehr großen Arrangern und letztlich vom Synthesizer komme, mir somit in erster Linie Gedanken über die klangliche Gestaltung mache und es zu schätzen weiß, wenn jemand in den Sound und die Handhabung desselben viel Mühe gesteckt hat
  • zum anderen die meisten Coverkeyboarder Berufsmusiker sind und somit möglichst viel Gewinn aus möglichst wenig Einsatz zu ziehen versuchen, während ich Hobbymusiker bin und es mir leisten kann, über Monate an einem und demselben Song zu basteln, bis er so ist, wie ich ihn gern hätte
Für mich macht das Sounddesign einfach einen sehr großen Teil dessen aus, was ich für die Band, für irgendeine Band mache. Darin drückt sich mein Ehrgeiz aus. Ich weiß, ich kann es machen, ich weiß, mein Equipment kann es machen, also mache ich es, aufwendig oder nicht. Selbst wenn ich es nur für mich mache. Denn wenn ich es nicht mache, ist das für mich Nachlässigkeit, und ich bin nicht zufrieden mit meinem eigenen Tun.

Das übertrage ich auch auf andere Bandkeyboarder. Ich sehe, was sie für Equipment auffahren, und wie sie es verschalten. Ich weiß, was welcher Synthesizer kann, was welche Workstation kann. Ich weiß, daß etwa 80-90% aller Bandkeyboarder mindestens so fingerfertig sind wie ich. Ich weiß also, wozu das, was ich da auf der Bühne sehe, eigentlich imstande sein müßte. Und dann beobachte ich, was Mensch und Maschine tatsächlich produzieren. Nehme halb oder fast gar nicht passende Presets wahr, wo Eigenbausounds wesentlich besser gepaßt hätten. Bemerke auffallend vereinfachte Passagen und überlege, ob nicht derselbe Mensch mit derselben Maschinerie in derselben Situation nicht näher ans Original hätte kommen können. Und dann frage ich mich, warum das so ist, wo man es doch hätte vermeiden können, vielleicht sogar mit relativ geringem Aufwand.


Wer zu einer Tributeband geht, will nicht einfach nur Musik hören und vielleicht dazu abgehen. Er will eine exakte Replica eines Original hören - und zwar per Hand gespielt von Leuten, die eben nicht das Original gemacht haben. Das ist gerade bei 70er-Jahre-Progressiv-Rock-Sachen sehr eindrucksvoll, aber nicht nur da.

Stell dir vor, du gehst zu einem Konzert. Es klingt genau wie die Zoo TV-Tour von U2. Es sieht genauso aus wie die Zoo TV-Tour von U2. Die gleichen Bühnenbauten, die gleichen Instrumente, die gleichen Instrumente, der gleiche Gesang, alles. Und die Zoo TV-Tour war ein Schweineaufwand. Aber - da stehen überhaupt nicht U2 auf der Bühne. Das ist auch nicht die Roadcrew von U2 oder das Equipment von U2. Es klingt genauso wie U2, es sieht aus wie U2, aber das sind nicht U2, die dürften sich eigentlich gar nicht so anhören, weil sie es nicht sind, und sie hören sich trotzdem so an, und sie sehen trotzdem so aus. Die perfekte Illusion. Auch wenn das meines Wissens noch keiner mit der Zoo TV-Tour gemacht hat.

Genau deshalb geht man zu Tribute-Shows: um etwas zu erleben, das eigentlich gar nicht möglich sein dürfte.

Viele mögen sagen, die exakte Reproduktion eines Originals ist weniger kreativ. Mag sein. Aber sie ist nicht weniger aufwendig und ganz und gar nicht weniger beeindruckend als individuelles Umarrangieren.


Martman

Tribute Band ist ja auch was völlig anderes. Davon habe ich ja nie geredet. Auf Tribute Konzerte gehen Fans von einer beinzigen bestimmten Band und die wollen eben eine Show sehen die dieser Band gerecht wird. Das verstehe ich vollkommen. Tribute Band ist ja auch in gewisser Hinsicht ein bisschen Theaterspiel und nicht "nur" musizieren. Wobei ich persönlich es trotzdem langweilig fände wenn sich alles genauso wie auf Platte anhören würde :D. Aber vielleicht bin ich da nicht genug Hardcore Fan von einer Band. Aber glaube z.B. kaum das ein Angus Young bei jedem Konzert immer seine Soli exakt kopiert, also warum sollte das eine Tribute Band machen.
von einer Tribute Band erwarte ich da wirklich auch authentische Kleidung, authentische Posen und sogar diverse sprachliche Eigenarten des Sängers. Man muss halt glauben, dass es wirklich z.B. ACDC ist. Aber ich finde auch sowas kann man glaubbar machen ohne dass alles exakt wie auf CD gespielt wird.
 
Ihr redet glaub ich aneinander vorbei... Tribute-Band ist ja nun absolut ungleich Cover-Band (vgl. mein Post oben)...
Vielleicht haben Gitarristen zum Covern auch eine andere Einstellung als Synthesizerfrickler wie ich. Denn ich weiß, daß Synthesizerfrickler wie ich schon eine andere Einstellung haben als Leute, die vom Piano kommen.


Martman
 
Solange ich von "covern" rede, meine ich damit nicht kopieren. Wenn ich einen song covere, versuche ich sehr wohl seine Stimmung, seinen groove, seine hooklines beizubehalten, diese Merkmale werden auch von Nicht-Musikern im Publikum sehr wohl wahrgenommen und bewertet. Einen Song wie Toto´s Africa zu covern, ist daher eigentlich fast nicht möglich, es sei denn, man betreibt einen Aufwand, wie Martman ihn beschreibt. Das würde mich technisch beeindrucken und als Toto Fan sicher zum lauten Mitsingen animieren, ist aber wirklich nur für wenige praktikabel.
Und es ist ehrlicherweise auch kaum notwendig, denn Africa muss nicht gebracht werden, um ein Publikum zu begeistern! Und darauf kommt es mir als Musiker an. Ich würde wahnwitzig gerne in einer Toto Tribute Band spielen, dann wäre der geschilderte Aufwand zwangsläufig, um Erfolg haben zu können. In einer Coverband, die verschiedene Stile, Bands, Songs und Dekaden lustig miteinander verheiratet, ist das aus meiner Sicht immer noch beeindruckend, aber gänzlich am Ziel vorbeigeschossen.
 
...geht weit an meiner eigentlichen Intention für diesen Thread vorbei.

Ich wollte mit meinem Beispiel vom Anfang ( http://www.youtube.com/user/gootmusic?blend=2&ob=1 ) zeigen, wie gut man covern kann, auch ohne "alle Stimmen mit Original-Sound" zu spielen/singen. Das ist das genaue Gegenteil von Tribute....

Ich wollte denen Mut machen, es auch zu versuchen, die sich sonst nicht an die angeblich unspielbaren Dinge ( siehe Africa-Acoustic-Version: http://www.youtube.com/watch?v=4qymLS9dKGw ) herantrauen.

Natürlich gibt es (je nach Projekt) völlig verschiedene Herangehensweisen. Aber aus meiner ganz persönlichen Sicht übertreibt es der Martman ein wenig (auch wenn ich so eine Akribie verstehen kann). Ich denke: Lieber mit einem guten Klaviersound gut gespielt, als wer weiß wie aufwendig das alte CP70 nachgebaut, aber keine Zeit mehr zum Üben.

Wenn selbst die Original-Künstler (z.B. David Paich) live anderes Besteck und einfachere Sounds verwenden, kann das nicht auch ein Maßstab sein?

Wir Gitarristen sind meistens eher einfach gestrickt, was das Sounddesign angeht. Für mich gibt es nur 7 wirklich verschiedene Gitarrensounds: Acoutic Nylon, Acoustic Steel, Acoustic 12 String, Resonator, E-Git clean, E-Git crunch, E-Git Vollbrat. Alles andere sind Feinheiten.

Ich würde nie versuchen rauszufinden, welche Phasereinstellung Eddie Van Halen fährt oder wie viele Stimmen der Chorus auf der Gitarre von Andy Summers hat. In diese Richtung geht aber Martmans Ansatz. Es soll auch vereinzelt Gitarristen geben, die das mit den gegebenen Möglichkeiten versuchen. Von mir aus gerne...

Aus meiner Sicht ist das alles aber eben kein MUSS, sondern ein KANN (wie Didi Vogt alias Stromberg schon so schön sagte).

Wenn man sich ein Cover-Gig reinzieht und immer denkt: "Na das kann ja nix werden, bei dem Equipment und der Gitarrist hat ja nur einen Amp und wo sind überhaupt die Bläser...." kann einem viel Schönes (so die Band es drauf hat) entgehen.

LG Jörg
 
Zuletzt bearbeitet:
...lustig wird's zudem, wenn es mehrere "Originale" gibt. Man nehme Clapton's "Layla" - da gibt es das "Original" Rock-Dings und dann das zweite "Original" Unplugged. Beides dasselbe Lied, aber grundverschieden, hier hat sich der Künstler selbst "gecovered" und ein "altes" Lied im neuen/anderen Gewand präsentiert. Beide könnte man wiederum "covern"... oder sogar beide mixen. Oder wie auch immer.

Und wenn die "Essenz" des Songs "da" ist, dann ist der Rest doch dem Publikum wirklich total "wurscht". Ein "Wish you were here" von Pink Floyd kommt auch mit Solo-Vocals und Akustikgitarre super, wenn der Performer was kann. Das Publikum wird, wenn es sich angesprochen fühlt, abgehen, mitgehen und mitsingen. Weil eben der SONG im Vordergrund steht und dieser Song im Kern aus Melodie und Akkorden besteht. Es gibt aber auch Songs, die sind eher technisch geprägt - ohne den Echo-Edge-Sound klingen viele U2-Songs eher ärmlich, und eine fette Hammond B3 kann man mit einem Piano nicht simulieren (mit jedem x-beliebigen Keyboard hingegen schon irgendwie so, dass es "reicht" für ein Cover).

Es gibt hier doch auch irgendwo den Thread: "Welcher Cover-Song toppt das Original?" - da gibt's auch viele schöne Beispiele für z.T. erhebliche neu-Interpretationen, die mindestens so gut sind wie das "Original".
 
Wenn selbst die Original-Künstler (z.B. David Paich) live anderes Besteck und einfachere Sounds verwenden, kann das nicht auch ein Maßstab sein?
Wie gesagt, kann, muß aber nicht. Von Originalkünstlern kann und sollte sogar ab einem gewissen Grad der Unabhängigkeit (also jenseits brandneuer Boygroups, die ihrem Management gehören, welches vorschreibt, daß es live wie CD zu klingen hat, um die Albumverkäufe anzukurbeln) erwartet werden, daß sie an ihren Liveversionen gegenüber den Studioversionen hörbar was ändern.

Das kann auch im Covergeschäft funktionieren, wenn es gut und kreativ gemacht ist und das Publikum nicht dasteht in der Erwartung, etwas auch klanglich Vertrautes zu hören. Es kann aber auch nach hinten losgehen, entweder wenn ganz einfach eine Billigversion des Originals entsteht, weil man entweder nicht die Fähigkeiten der Originale hat (nicht jeder Gitarrist ist ein zweiter Eddie Van Halen, nicht jeder Basser ist ein zweiter Mark King), oder weil das Equipment vorne und hinten nicht reicht (keine Chance, mit einer McCrypt- oder Medeli-Hupe klingt man nicht wie Jordan Rudess oder Herbie Hancock), oder weil man ganz einfach keinen Bock hatte, sich mal richtig reinzuknien bei der Reproduktion des Originals.

Und wenn die "Essenz" des Songs "da" ist, dann ist der Rest doch dem Publikum wirklich total "wurscht". Ein "Wish you were here" von Pink Floyd kommt auch mit Solo-Vocals und Akustikgitarre super, wenn der Performer was kann. Das Publikum wird, wenn es sich angesprochen fühlt, abgehen, mitgehen und mitsingen. Weil eben der SONG im Vordergrund steht und dieser Song im Kern aus Melodie und Akkorden besteht. Es gibt aber auch Songs, die sind eher technisch geprägt - ohne den Echo-Edge-Sound klingen viele U2-Songs eher ärmlich, und eine fette Hammond B3 kann man mit einem Piano nicht simulieren (mit jedem x-beliebigen Keyboard hingegen schon irgendwie so, dass es "reicht" für ein Cover).
Das stimmt insofern, als die angesprochene "Essenz" eines Songs je nach Song unterschiedlich ist. Wish You Were Here ist so ein Beispiel. Geh mal auf demselben Album einen Track weiter nach vorne. Shine On You Crazy Diamond ist mal komplett lagerfeuerinkompatibel.

Und eine B3 kann man mitnichten mit jedwedem Keyboard simulieren. Billige Tischhupen haben zumeist nur vielleicht zwei, drei, vier fix und fertig gesamplete B3-Klänge, die dann auch noch von zweifelhafter Qualität sind. (Bontempi vs. Hammond = Harley Benton vs. Gibson) Der Rotoreffekt, der bei der B3 zwingend dazugehört, ist schon in manchen Workstations unerträglich. Und virtuell- oder echtanaloge Synthesizer können überhaupt keine B3-Sounds, weil sie von der Klangerzeugung her gar nicht darauf ausgelegt sind.


Martman
 
Bei der "Coverbarkeit" unterschiedlicher Stücke sind wir uns ja einig.

Ansonsten sagte ich ja, die Hammond-"Simulation" geht so gut (oder auch schlecht), dass es "reicht" für ein Cover. Und das ist nach wie vor auch meine Meinung. "Reichen" insofern, dass der Hörer das Stück erkennt, die Melodie wiederfindet, etc. - ob nun der Original-Sound dabei ist, ist doch >99,9% des Publikums bei einer Cover-Band egal. Man hat diverse Biere intus, will mitgröhlen, feiern, Spaß haben - nicht sich drüber aufregen, dass da der absolut perfekte CD-Sound rauskommt. Wirklich nicht. Und wenn man eben "überhaupt" keine B3-Sounds kann, dann muss man eben einen anderen Weg finden, das Stück trotzdem zu covern. Geht immer irgendwie - und dann muss man bewerten, ob dieses "irgendwie" gut genug für das angestrebte Publikum ist...
 
Ich bin kein Tastenquetscher und habe auch keine Ahnung von der Materie. Wenn ich aber höre, wie echt oder zumindestens überzeugend der Deep Purple Hammond Sound des Yamaha MO-6 Keyboards unseres Tastenmanns klingt, braucht es eigentlich gar nicht mehr. Dafür kann es andere sounds natürlich wieder weniger gut. Was ich eigentlich ausdrücken will: Genauso wie das Original zu klingen in einer Coverband ist ein Problem, welches man eben nur mit erheblichem Aufwand begegnen kann. Wenn man den Anspruch hat - gerne, aber erwarten tut das meines Erachtens kaum einer. In der absoluten Profiliga vielleicht, aber bei den anderen 98% nicht.
 
...Du überschätzt die Fähigkeit des Publikums, originale Sounds und Arrangements zu erkennen. Ich befürchte, Du bist, weil Du Dich so sehr in die Thematik gestürzt hast, etwas betriebsblind geworden (soll kein Angriff sein!).

Ich hatte mal einen Keyboarder mit einem für mich verschobenen Bewertungmaßstab. Der hörte Stimmen und Sounds in den Originalen, die ich vorher nie wahrgenommen hatte und fand das alles total wichtig. Teilweise musste er mir 5 mal die Stelle vorspielen und die Melodie/den Sound beschreiben, damit ich das auch hörte.

Er spielte sowas dann auch. Darunter litt aber die Performance der für mich "wichtigen" Parts. Außerdem weiß kein Mischer um diese Sounds und deren untergeordnete Bedeutung im Mix. Die meisten P.A. Systeme lösen sowas ebenso überhaupt nicht auf (von den akustischen Verhältnissen mal ganz zu schweigen). Dann ist das entweder zu laut im Mix und stört, oder es fällt unter den Tisch (z.B. wenn der Keyboarder den Sub-Mix wie das Original fährt). Da hätte man sich auch gleich auf das Wesentliche konzentrieren können.

Ich musiziere lieber etwas lockerer. Das kommt auch beim Publikum an. Vielleicht bin ich etwas entspannter, weil ich mit meinen zwei Akustik-Projekten auch immer reduzieren musste....

LG Jörg
 
ich muss martman bei einer sache widersprechen ;-)

es gibt ein recht bekanntes live-konzert von gilmor [unplugged] (da kommen immerwieder auch gastmusiker auf die bühne)
da spielt er soweit ich mich erinnere shine on you crazy diamond als opener und später im set nochmal.
den opener spielt er nur an der akustikgitarre. zugegeben er nutzt ein fußpedal um flächen einzufaden aber eben nur für den anfang. sobald gesungen wird nutzt er nur noch die glampfe.
ergo-sehr wohl lagerfeuer tauglich! ;-)
da gibt es in meinen augen ganz andere beispiele für Pink floyd songs, die nicht lagerfeuertauglich sind
 
Vielleicht sollte man noch mal einen Aspekt mehr in die Diskussion reinbringen. Der eine covert Songs, um damit in erster Linie Geld zu verdienen. Der muss bestimmte Songs spielen, auch welche, die ihm vielleicht sonst nicht so zusagen.
Der andere sucht sich gezielt Songs aus, die er selbst gut findet, wo er den Anspruch hat, jedes kleinste Detail möglichst original reinzubringen. Im letzten Fall muss man natürlich erst einmal schauen, welche Version man im Auge hat, denn oftmals gibt es einfach zu viele verschiedene Versionen von unterschiedleichen Interpreten, dazu noch diverse von dem Original-Interpret.

Worauf ich hinaus will: der eine investiert aus eigenem Interesse mehr Arbeit in die Umsetzung, der andere für den Kunden. Der eine bekommt es bezahlt, dem anderen kommt es weniger auf die Bezahlung an.
Das ist zwar so sehr krass formuliert, vermutlich gibt es in beiden Fällen eine gesunde Mischung, die eigentlich immer für beide Seiten einen gesunden Kompromiss aus Erwartung und Möglichkeit resultieren muss.

Ich kenne beide Seiten, weil ich a. in einer 4-Mann Combo Tanzmusik als Dienstleister anbiete und b. in einer Coverband wo wir alleine schon aufgrund der Songauswahl Selbstverwirklichung verfolgen, was sich auch in der Umsetzung von Sounds, Details, Satzgesängen etc. widerspiegelt.
Bei a. bekommen wir die Gigs gut bezahlt, bei b. freuen wir uns über Auftrittsmöglichkeiten und natürlich besonders, wenn wir sogar noch Gage bekommen, die weit von dem entfernt ist, was wir bei a. bekommen.

Für a. proben wir alle ein bis zwei Monate einmal, und haben jeweils 5-10 neue Songs auf dem zettel, die wir in der Regel dann auch nach einer Probe live spielen.
Mit b. proben wir einmal pro Woche, und jetztes 2. bis 3. Mal probieren wir uns an einem neuen Song, der aber nicht zwingend in's Programm aufgenommen wird, wenn wir davon nicht überzeugt sind, und erst auf einer Setlist landet, wenn er 100%ig sitzt.
Insofern kann man sich auch schon einmal ausmalen, wie der Qualitätsanspruch bei beiden ist. Das Paradoxe daran ist vielleicht auf den ersten Blick das Verhältnis von musikalischer Leistung und Vergütung.
Nun will ich nicht den Eindruck entstehen lassen, dass wir mit a. nur die Abzocker spielen. Man muss immerhin bei der ganzen Dienstleistergeschichte auch an sich denken. Ich zumindest kann nur auf der Bühne stehen, wenn ich das, was ich dort mache vertreten kann. D.h. wir versuchen schon trotz Quantität eine Qualität nicht zu kurz kommen zu lassen. Somit sitze ich schon im Vorfeld länger zu Hause und programmiere die passenden Sounds, hör mir die einzelnen Passagen raus. Nur fallen viele Details, die für einen Wiedererkennungswert der Songs nicht maßgeblich sind, unter den Tisch. Ich mach mir auch nicht zu sehr einen Kopf über Sounds. Da gebe ich zu, bin ich ziemlich bequem. Immerhin versuchen wir den Anforderungen des Publikums gerecht zu werden, was auch offensichtlich so funktioniert, sonst würden wir wohl kaum Gigs haben, und wir haben mehr Anfragen als wir annehmen können und wollen. Das heißt nicht, dass wir auch dort Songs unterbringen, die wir für uns ausgewählt haben. Aber es grenzt schon oft an "Perlen vor die Säue", das muss man erkennen udn ohne Frust akzeptieren. Was bringt es Dir, wenn Du ein "Ricki don't loose my number" perfekt spielst, und gleich danach jemand zur Bühne kommt und Dich freundlich fragt, ob wir nun wieder Musik machen, z.B. "Hölle, Hölle" von Wolfgang Petri :(

Was anderes ist es bei einem Stadtfest, wo wir mit der Coverband spielen. Dort haben wir eine relativ feste Setlist, wenn wir antreten, richten uns nicht nach Wünschen vom Publikum, sondern präsentieren "unsere" Musik, auch wenn sie gecovert ist. Unsere Musik wird es dadurch, indem wir versuchen, sie dem Publikum zu "verkaufen". Und damit komme ich vielleicht wieder zurück zum Ausgangspunkt dieses Thread:
Wenn ich es schaffe, die Songs so klingen zu lassen, wie im Original, bekomme ich vielleicht Anerkennung von Musikern, die sich unterm Publikum befinden. Das Publikum hört eher hin, wenn etwas nicht so klingt, wie sie es kennen oder erwarten würden, wenn sie bei einem abgewandelten Intro vielleicht erst einmal genau hinhören müssen, welcher Song als nächster gespielt wird. Und gerade deswegen ist Kreativität gefragt und angesagt.

Gib den Leuten einen Grund, gerade zu Deinen Konzerten zu kommen und nicht zu einem der 1000 anderen Coverbands aus Deiner Gegend... Also gib Ihnen etwas besonderes, Abwechslung von dem, was sie sowieso schon kennen und überall hören.


Wie eine Coverband beim Volk ankommt, hängt aber stark von der Zielgruppe ab. ...
Manche Leute wollen halt einfach, dass es klingt wie auf der Platte. Ein Bekannter von mir macht Tanzmusik (2 Mann, Keyboard + Yamaha DD-55 Drum). Vor ein paar Jahren sind die Aufträge merklich zurückgegangen, dann haben sie auf Styles und MIDI umgestellt und jetzt läuft der Laden wieder.
Gerade in diesem Bereich sieht es nun mal eigentlich völlig anders aus. Wenn es bei Deinem Kumpel erst nach dem Umstellen auf Konserve klappt, muss ich (leider) stark an seinen musikalischen Fähigkeiten zweifeln.
Gerade im Tanzmusikbereich, wo man sich zwangsweise nicht mit Details bei den einzelnen Songs aufhalten kann, weil eher eine große Bandbreite an Songmaterial erforderlich ist, erwartet auch niemand im Publikum eine Interpretation, die wie das Original klingt. Man muss den Song erkennen, so dass mitgegröhlt äh... gesungen werden kann. Ich spiel da Songs wie Cowboy und Indianer, oder das Fliegerlied die ich ungelogen noch nicht einmal im Original kenne. Als wir das eingeprobt haben, hat unser Drummer mir ungefähr vorgesummt, was da ungefähr vom Keyboard mit welchen Sounds reingespielt werden soll, beim Fliegerlied hieß es einfach: Spährischer Pad Sound im Intro, und dann nur noch Akkordeon durch, an einer Stelle dann zusätzlich mit der Tuba den Bass übernehmen. Das war's, und ab auf die Bühne. Und die Leute feiern da unten nach diesen Songs wie blöde.
So was geht natürlich nicht mit jedem Song, und das ist auch nicht unsere eigentliche Arbeitsweise. Aber hier zählt, dass der Song gespielt wird, weil die Leute ihn hören wollen - und durch.
 
...und ausserdem machts spaß mit dem akkordeon vorne am bühnerand zu stehen und mitzufliegen ;-)
 

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