Countertenor - woher weiß man, ob man das Talent dafür hat?

Hallo zusammen,

zu Weihnachten wurde mir eine CD von diesem Herrn hier geschenkt:
http://www.youtube.com/watch?v=f2m_Sjs5dq8
Habe mal bei wikipedia nachgeschlagen. Da stand noch, dass Countertenöre zusätzlich zum Erzeugen der Töne am Rand der Stimmbänder "Brustresonanz" (wikipedia) einsetzten. Wie geht denn das? Ich selber bin Bass-Bariton und fühle mich da auch ganz wohl :), trotzdem möchte ich gerne wissen, wie ein Mann Töne in dieser Höhe erzeugen kann (unter Verzicht auf Kastration, selbstverständlich, DIE Zeiten sind ja Gott sei Dank vorbei):D
Vielen Dank schonmal und noch einen Schönen Sonntagabend!

Gruß,

Chris
 
Liebe Leute

Nett dass ich hier mal etwas über das Singen in der Countertenorlage lese. Ich habe vor etwa einem Jahr angefangen als Countertenor zu singen. Hauptsächlich Barockarien, die ursprünglich für Kastraten geschrieben sind. Es war mein Gesangslehrer, der mir auf die Idee gebracht es mal zu versuchen. Zu meinem Erstaunen konnte ich es sofort. Es war allerdings vor allem am Anfang ein merkwürdiges Gefühl. Es kam mir überhaupt nicht vor wie meine eigene Stimme sondern fast eher wie wenn ich ein Musikinstrument wie eine Flöte spielen würde.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich eine Ausnahme bin oder ob jeder es in Prinzip kann. Ich nehme schon an, dass ich eine gewisse Naturbegabung dazu habe. Mein Gesangsleher, der einen sehr schönen Bariton hat, kann es überhaupt nicht. Er meinte auch, dass mein Umfang in der Kopfstimme mit etwa zwei Oktaven für einen Countertenor recht groß ist.
Meine normale Stimmlage ist eher Bassbariton. Früher konnte ich mühelos bis D hinuntersingen, aber seit ich in einem Amateurkammerchor Tenor singe, sind meine Tiefen schwächer geworden. Da ich zu denjenigen gehörten die auch die Tenorlage schaffen, singe ich halt dort mit. Und in der Popmusik sind nach meinem Gefühl eh die meisten Sachen eher für Tenöre. Es scheint übrigens so zu sein, dass die meisten Countenöre in ihrer normalen Lage Bariton singen, also eigentlich keine hohe Stimmen haben.

Ich weiß noch nicht genau, was ich weiter mit meiner Stimme machen würden. Ich denke, dass ich in Prinzip als Countertenor die besten Möglichkeiten haben. Baritone gibt es wie Sand am Meer und ein guter Tenor werde ich wohl nie werden. Am interessantesten wäre es beide Stimmlagen - d.h. Bariton und Countertenor zu entwickeln.
Zur Zeit singe ich auch das "Der Tod und das Mädchen" von Schubert - die Texte des Mädchens in Counterlage und der Tod in tiefem Bariton. Ich habe auch angefangen mit "Erlkönig", wobei ich das Kind und der Erlkönig als Countertenor und der Vater und der Erzähler als Bariton singe. Ich weiß genau, wie gut es mir gelingen wird, aber es ist sehr spannend zu machen. Da ich selber auch Popsongs schreiben, würde ich gerne auch mal dort etwas in die Richtung probieren.
 
Hi michael,

ich bin Popsänger und weiß nicht, ob man das übertragen kann - aber ich wüsste spontan keinen Grund, warum du nicht sowohl deine Vollstimme als auch dein Falsett gut ausbilden könntest und inwiefern das eine durch das andere leiden sollte. Manche funkionalen Schulen proklamieren ja sogar genau das.

Ich bin selbst auch (heller) Bariton mit einer recht guten Falsettlage und setze je nach Lied beide Lagen gerne ein und kombiniere die Sounds. Der Klang ist natürlich nicht vergleichbar mit dem eines klassischen Sängers bzw. eines Counters aber die Register sind grundsätzlich ja mal die gleichen. ;) Meine Erfahrung ist, dass die Stimme sogar insgesamt profitiert und ganzheitlicher wird. Viele Männer vernachlässigen ja ihre Randstimmlage aber warum eigentlich? Das ist schließlich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Stimme.
 
Danke für deine Reaktion! Persönlich bin ich auch der Meinung, dass das eine das andere nicht zu schaden braucht aber das es reizvoll und wahrscheinlich auch sinnvoll ist beide zu kombinieren. Im Bereich der Klassik gibt es aber die Tendenz sich auf eines von beiden zu spezialisieren, obwohl es auch da Ausnahmen gibt. Es gibt z.B. Countertenöre, die auch Bariton singen. Allerdings habe ich noch nie gehört, dass sie es in einem Lied kombinieren. Das macht es aber mich auch interessanter es zu versuchen.
 
Klar, das Kombinieren ist natürlich eine Freiheit, die man im Pop eher hat als in der Klassik. Da müsste man sich ja quasi ein Duett vorknöpfen und das alleine interpretieren. :D Wäre aber sicher eine spannende Sache. :)

Ich denke, da man in der Klassik ja sehr viel auf die bestehende Literatur angewiesen ist, wird es schwierig Einsatzfelder für beides gleichzeitig zu finden.
Und die Anforderungen an ein Stimmfach sind ja häufig sehr hoch. Da ist die Spezialisierung auf entweder Countertenor oder Bariton bei vielen wohl auch einfach eine Zeitfrage, könnte ich mir vorstellen. Stimmbildung in beiden Fächern, das Einstudieren von Stücken beider Bereiche ...

Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. :)


Und wenn du, wie du schreibst, selbst auch Songs schreibst, ist das ja die beste Möglichkeit zu experimentieren und dir die Stücke so auf den Leib zu schneidern, dass du dich entfalten kannst. :great:
 
Da müsste man sich ja quasi ein Duett vorknöpfen und das alleine interpretieren. :D Wäre aber sicher eine spannende Sache. :)

Vor allem an den Stellen, an denen sich die Stimmen umweben und ineinanderlaufen :gruebel:



;)
 
Miesmacherin. *schmoll*





;)
 
Auch ich habe eine kleine Frage, die ich in diesem Thema hier stellen möchte:

Ich nehme seit drei Jahren klassischen Gesangsunterricht, bin von der Stimmlage ein relativ tiefer Bariton (an guten Tagen einen Stimmumfang vom E bis zum g'), habe auch die wichtigen Basics drauf und weiß vor allem, wie ich meine Stimme schone. Deswegen habe ich jetzt vorsichtig angefangen damit, meine Kopfstimme auszubauen, bin deshalb auch über dieses Thema gestolpert, was schon sehr interessant für mich jetzt ist. :) Jetzt jedoch meine Frage:

Ich bin stimmlich gesehen kein Gesangstalent. Ich habe angefangen, weil ich selbst Lieder schreibe, die ich auch singen will, und weil ich die Musik liebe. Mir wurde in meinem ersten Unterrichtsjahr von vielen Leuten (in erster Linie Laien) gesagt, dass ich es aufgeben sollte, dass ich wohl nie singen kann, was durchaus bitter war teilweise. Inzwischen sind es die selben Leute, die überrascht davon sind, wie ich mich weiterentwickelt habe. Ich habe nun vor kurzem zum Spaß im Falsett gesungen (und inzwischen höre ich auch besser, was passt und was nicht) und habe die nicht überraschende Reaktion bekommen, dass ich das wohl besser sein lasse. Jetzt frage ich mich: kann auch die Falsettstimme sich weiterentwickeln? Oder ist so ein großer Sprung, wie ich ihn allgemein durch die Anwendung elementarer Techniken (Atmung, Stütze, Ton oben haben usw.) nicht mehr möglich? Heißt: da kann man wirklich nichts machen?

Danke schonmal für eure Antworten. :)
 
Natürlich kann man die Randstimme entwickeln und ausbauen. Lass dir das auch nicht ausreden und mache es einfach, wenn du gerne möchtest. :)

Ich weiß nicht, woher das immer wieder auftretende Gerücht kommt, das männliche Falsett sei ein No Go oder gar schädlich. :confused: Die Grundlagen, die du kennst, bezüglich Atemanbindung, Resonanzen, usw. funktionieren hier ganz genauso.
 
tiefe bari´s sind doch die besten countertenöre!!!!! hau rein und sing !!!!
 
Danke Leute :) motiviert mich wieder, mich wieder hinzusetzen und ein paar Sachen zu probieren. Inspiriert wurde ich übrigens durch die Serie "Glee", wo der Charakter Kurt ein wunderschöner Tenor ist (kleines Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=X-z9aaG7ljA).

Wenn ich mal so weit bin, werde ich eine Hörprobe reinstellen zum einem Song von mir im Falsett gesungen. :)
 

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