China Gitarren User-Thread

  • Ersteller reimhaus
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Da China z.Zt. das Aufbruchsland ist und die Menschen in den Städten ihre Chance auf Wohlstand erkennen, spielte der Qualitätsgedanke wohl erstmal eine untergeordnete Rolle. Die Mengenproduktion war wichtiger, wie man ja auch an den ganzen Plagiaten sehen kann, mit denen die westlichen Messen überschwemmt wurden, sowie dem völligen Unverständnis der chinesischen Vertreter. Wenn's um individuellen Aufstieg geht, kommt zuerst das 'haben wollen' und der Reiz, an Konsumgüter zu gelangen, die gerade in China lange Zeit undenkbar waren - warum sonst haben seinerzeit so viele Deutsche im Urlaub gefakte Lakotze-T-Shirts oder Rollmops-Uhren gekauft.

Ein qualitativ hoher Anspruch an die eigene Arbeit entsteht aus der Persönlichkeit und der individuellen Einsicht heraus - wie jeder Werkanleiter bestätigen kann. So 'was braucht zuerst mal Raum, um im Kollektiv-Bewußtsein heran zu wachsen. Bis dahin wird man wohl mit der Serienstreuung leben müssen. Ich erinnere aber auch noch mal daran, wie in den 70ern die Reaktionen & Kommentare zu den japanischen Produkten ausfielen! Die nächste Stufe werden Vietnam oder Indien sein, wartet's ab.

Allerdings tritt in der "Populärmusik" - anders als im Großteil der "klassischen" Musik - der Faktor "Sound" mit höherer Bedeutung auf.
Logisch, sagt aber doch nichts darüber aus, ob oder wie sehr Musik-Hörer auf die Qualität der Instrumente achten. Nach meiner Erfahrung - das gilt fast immer, wenn jemand bei mir eine der aufbereiteten Gitarren kauft - ist das Erlebnis, das in-der-Hand-halten des Instrumentes und das selbst-Töne-erzeugen-können, von wesentlich größerer Bedeutung als die Qualität der Gitarre selbst.

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Yamaha EF10, Le Marquis OM-27, Taylor, TAMA, Ibanez EW 30-ASE, davor Golden Ton GTD 110, Collins-irgendwas.

Vor geraumer Zeit habe ich dieses Foto gemacht, bis auf die Taylor und die TAMA alles China-Ware. Die erste dieser Gitarren, die aufgrund von "...schön klein, sieht echt klasse aus...hat super Klang..." weg ging, war die Marquis (NP. 127,-). In der engeren Wahl befand sich nur noch die Golden Ton, weil sie so "...schön nach Westerngitarre klingt..." (O-Ton Ende) mit einem urspr. VK von 79,90! Natürlich war keine mehr im ursprünglichen Zustand, alle wurden hin- und hergerichtet, bis sie wirklich brauchbar waren. Die EF-10 war in jeder Beziehung besser und ich hab' sie trotzdem erst später über 'ne Aukltion verkauft. Die Collins-irgendwas war 'ne bessere Zigarrenkiste und sowas kommt mir auch nicht mehr ins Haus. Die Gitarren, die nicht zu sehen waren und die, an denen ich z.Zt. arbeite, sind überwiegend günstige Modelle aus China mit einem NP i.d.R. bis um die 450 Euro, von ein paar teureren Modellen abgesehen.

Letztens habe ich eine, der Collins vergleichbare, Sherwood für 45,- abgegeben. Der Käufer war schlichtweg glücklich! Es ist wie beim Motorradfahren, die PS-Leistung ist erstmal unwichtig, entscheidend ist der subjektive Fahrspass...
Diejenigen, die Wert auf hohe Qualität & Performance legen, trifft man vor allem hier im Forum, im richtigen Leben begegnen sie mir viel seltener. Ist ja schließlich auch 'ne Geldfrage, und nur weil China drinsteht, ist eine Gitarre nicht per se unbrauchbar.

Ein viel bedeutenderes Problem sehe ich bei der ausufernden Produktion, die enorme Ressourcen verbraucht und jede Menge illegal geschlagenes Holz verbaut. Selbst bei dem großen Traditions-Hersteller mit dem G.... im Namen wurden vor 2 oder 3 Jahren -zig Tonnen dieses illegal gehandelten Holzes beschlagnahmt. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele tausend Gitarren jeden Tag irgendein Werk verlassen, von anderen Holzinstrumenten wie Geige, Cello, Schlagzeug etc. ganz abgesehen.
Aber so ist die Marktwirtschaft. Wären exotische Hölzer wirklich weltweit geschützt und dementsprechen teuer, würde sich dieser Industriezweig vielleicht mehr als halbieren und in erster Linie der- bzw. diejenige eine Gitarre kaufen, die sich die Investition reiflich überlegt haben. Aber das is ein anders Thema...
 
Da China z.Zt. das Aufbruchsland ist und die Menschen in den Städten ihre Chance auf Wohlstand erkennen, spielte der Qualitätsgedanke wohl erstmal eine untergeordnete Rolle. Die Mengenproduktion war wichtiger, wie man ja auch an den ganzen Plagiaten sehen kann, mit denen die westlichen Messen überschwemmt wurden, sowie dem völligen Unverständnis der chinesischen Vertreter. <...>

Ein qualitativ hoher Anspruch an die eigene Arbeit entsteht aus der Persönlichkeit und der individuellen Einsicht heraus - wie jeder Werkanleiter bestätigen kann. So 'was braucht zuerst mal Raum, um im Kollektiv-Bewußtsein heran zu wachsen. Bis dahin wird man wohl mit der Serienstreuung leben müssen. Ich erinnere aber auch noch mal daran, wie in den 70ern die Reaktionen & Kommentare zu den japanischen Produkten ausfielen! Die nächste Stufe werden Vietnam oder Indien sein, wartet's ab.

Die "Nachholsituation" ist das Eine, die kulturelle Geschichte das Andere. Hier unterscheiden sich Japan und China m.E. schon deutlich. Die Chinesen lernen aber sehr schnell. - Vietnam schätze ich hier deutlich stärker als Indien ein.

Die Plagiate sind ein anderes, besonderes Problem. In der ostasiatischen Handwerkstradition ist das Imitieren des Vorbilds weniger ein Plagiat, sondern auch die Verehrung des Lehrmeisters. Die "individuelle Schöpfung" tritt hier zunächst in der Hintergrund. (Auch wenn das in der industriellen Massenproduktion sicherlich nicht mehr der Beweggrund ist...)

Nach meiner Erfahrung <...> ist das Erlebnis, das in-der-Hand-halten des Instrumentes und das selbst-Töne-erzeugen-können, von wesentlich größerer Bedeutung als die Qualität der Gitarre selbst.

Völlig d'accord

Ein viel bedeutenderes Problem sehe ich bei der ausufernden Produktion, die enorme Ressourcen verbraucht und jede Menge illegal geschlagenes Holz verbaut.

... ebenfalls d'accord, auch wenn vermutlich noch größere Mengen für andere, vielleicht auch kurzlebigere Bedarfe benutzt werden. (Relativierungen sind aber immer doof.)
 
Vietnam ist - auch in meinen Augen - sicherlich eine der Nationen, die man im Gitarrenbau im Auge behalten sollte. Vor allem, wei der Gitarrenbau in VN oft noch etwas kleinzelliger ist. Es gibt wenige "Großunternehmen"!, aber dafuer umso mehr "Mittelstand" mit mehr handwerklicher Tradition als industrieller Produktion.
Was allerdings stimmt, ist daß im ganzen chinesisch beeinflussten Raum Kopien halt erstmal eine Verbeugung an den Meister sind.
Mein Gitarrenbauer, Meister Binh aus Saigon baut seit mehr als 30 Jahren Gitarren. Aber erst jetzt und auch ein bisschen meiner "Drängelei" geschuldet baut er "eigene" Gitarren. Die erste Gitarre, die ich bei ihm geeordert habe war halt ein Baukasten. Keine 100% Kopie einer bestehenden Gitare, sondern ein Puzzle aus Komponenten verschiedener Modelle. Der Hals von der Guild D55, die Decke von der D50, der Korpus von der D60 ... ein wüster Mix, der aber funktioniert.
Die Folgemodelle ware immer weiter in Richtung "eigene" Konstruktion und mittlerweile ist Meister Binh tatsächlich dabei, auch mehr eigene Kostruktionsmerkmale inzubauen. Seine letzten Gitarren klingen göttlich... aber leider sind sie etwas zu fragil für den rapiden Klimawechsel hier. Ich werde mir ein etwas robusteres Modell im April machen lassen. Binh ist aber mittlerweile einer "der" Gitarrenbauer in VN, sogar mit Auftritten im Fernsehen - nach nun 25 Jahren als Meister im Geschäft ist er jetzt wirklich "Meister" Binh. Wenn ich dann sehe, wie schnell sich im Westen manche als "Gitarrenbaumeister" bezeichnen....
Diese Mischung aus Traditionspflege und behutsamer Innovation ist sicherlich - was die Qualität der Arbeit angeht - optimal. Doch leider wird auch in VN wohl bald die Industrie das Handwerk ablösen...
 
Ich habe meine Zweifel, ob bzw. dass hier noch wer 'reinschaut. Aber ich werde mal von Zeit zu Zeit meine aufbereiteten Chinesen einstellen, vielleicht hilft's ja wem.

Hier eine Ibanez AW 30; Dreadnought, kam im Alter von ca. 2 Jahren zu mir (die Gtarre natürlich); keine tiefen Kratzer oder Macken, aber ziemlich ausgedörrt und mit grau verfärbtem Griffbrett und Steg; angelaufene Bundstäbchen; Saiten hatten nur noch Rest-Sustain; typische Ibanez-Stegeinlage und -Sattel; gute Saitenlage, recht durchsetzungsfähig; schönes & elegantes Teil in Hochglanz mit massiver Fichtendecke, Holzbinding, Abalone-Einlage an Schalloch und Kopfplatte, NP zu der Zeit ca. 280 EUR. Nichtsdestotrotz war's nötig, die Bundenden zu entgraten und zu verrunden - gehört in dieser Preisklasse wohl ebenso wenig dazu, wie Stringramps. Inzwischen hat die AW 30 einen neuen Besitzer. Schöne Gitarre, würde ich jederzeit wieder nehmen.--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Baton Rouge Blue Moon; Dread; sehr schön gestyltes und gearbeitetes Teil, mit Mondphasen aus Holz als Intarsien; rundherum aufwendiges Holzbinding mit blauem Mittel-Streifen; dunkelblauer Mattlack, dessen Farbgebung je nach Lichteinfall variiert; endlich mal wieder 'ne schöne Kopfplatte; sieht klasse aus, klingt gut; trotz des Lobes - die Bundenden mussten entgratet und verrundet werden; relativ trocken, aber gepflegt angeliefert; mag ich gar nicht wieder abgeben...

Sollte eigentlich kein Doublepost werden, aber, na ja...

Gruß
 

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Sehr schöne Pablo Martinez D-CM mit massiver Zederndecke und Mahagoni-Korpus, Ahorn-Echtholzbinding, zwei Abaloneringen am Schalloch, Griffbrett-Dots aus dunklem Holz; schöne Oberflächenstruktur von Boden und Zargen, eher ein Leichtgewicht. Die DCM war fleckig, unsauber und ausgetrocknet und wie meistens auf den günstigen Plätzen, gab's ein bißchen was zu tun.

Alle Plastikteile sind entfernt, Palisander-Griffbrett tiefengereinigt und geölt, Palisandersteg sorgfältig geglättet, bis eine seidiger Glanz entstand und ebenfalls geölt; Steglöcher sind angephast und mit Stringramps versehen, neuer Sattel und Stegeinlage aus Knochen; Bundenden verrundet & Bünde poliert, am Halsfuß einen 2. Gurtpin angebracht. Paar Dellen ausgebessert und die ursprünglich matte und Flecken-empfindliche Decke bis zu einem seidenmatten Glanz aufpoliert, lässt sich nun erheblich besser reinigen & pflegen. Vom Vorbesitzer gekauft für 200,- (NP angeblich um die 230,- bis 250,-) Im Klang weniger massiv als eine Fichten-Dread mit weniger Bass, die Höhen erinnerten in ihrer Charakteristik mehr an eine OM.
 

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James Neligan NA 30 MJ , durchaus schöne Gitarre, wie ich finde; massive Fichtendecke, Mahagoni-Korpus, Holzrosette am Schalloch, Ahornbinding, Sattel & Stegeinlage aus Tusq (?), leichtgängige & stimmstabile Mechaniken. Mir gefällt bei den Neligans die Farbgebung wie auch die Optik der Kopfplatte. Hier habe ich die original-Flügel durch bernsteinfarbene ersetzt. Leider hatte ich von der Gitarre nur dieses Foto gemacht.

Die MJ ist die Mini-Jumbo-Ausgabe der NA30. Ich hatte sie günstig bekommen, weil der Lack an Boden & Zarge eingetrübt war. Ein rein optischer Makel, zeigt aber Nachlässigkeiten in der Verarbeitung. Der Vorbesitzer bekam die NA30 so von einem Händler aus den USA, die Eintrübung hatte also frühzeitig eingesetzt oder war bereits ab Werk vorhanden. Als sog. 'Edelmarke' von Stagg ist die Verarbeitung n.m.E. durchweg besser und die Gitarren hochwertiger, aber wer sich für 'ne Neligan interessiert, sollte genau hinsehen - und im Zweifelsfall hart verhandeln! Nach den üblichen Arbeiten und dem Entfernen aller Plastikteile hat die Neligan inzwischen eine neue Besitzerin, die immer noch hochzufrieden ist.


NA30MJ komp.JPG
 

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