Hi,
ich war heute im MStore in Köln und hatte die Gelegenheit die So-Cal in Schwarz mal anzuspielen.
Die Verarbeitung ist als nahezu perfekt zu bezeichnen. Der Korpus wurde makellos lackiert, die Deckel auf der Rückseite (aus Metall!!) exakt eingepasst und der Hals sitzt bombenfest in der exakt gefrästen Halstasche. Das Schlagbrett mit dessen Hilfe die Pickups sowie die Elektronik montiert wurden ist einlagig und schien nicht ganz so gut verarbeitet zu sein wie der Rest, die Ränder kamen mir nicht ganz gleichmäßig vor, aber ist wäre eine Kleinigkeit mit der man meiner Meinung nach leben kann. Der Hals wurde sauber bundiert, es stehen keine Bünde über und alle Bünde wurden sehr schon verarbeitet/fühlten sich gut an. Der Hals ist unlackiert und fasst sich somit samtweich an.
Zur Bespielbarkeit: Normalerweise spiele ich SGs, deswegen bin ich es gewohnt die Bünde bis zu den höchsten Lagen sehr leicht zu erreichen, hier kann die Charvel natürlich nicht ganz mithalten, trotzdem sehe ich keine Porbleme die Gitarre in den höchsten Lagen zu bespielen. Was mich dann aber völlig beeindruckt hat ist das Halsprofil. Ich kenne mich mit den verschiedenen Bezeichnungen nicht wirklich aus, jedoch ist zu sagen, dass während meine SG vom 1. bis zum 22. Bund ein rundes Profil besitzt, dessen Dicke kontinuierlich richtung Korpus zunimmt hat die Charvel ein Profil dass von der Dicke her nahezu konstant bleibt. Dies wird erreicht, indem die Rückseite in Richtung Korpus immer weiter abgeflacht wird. Daraus resultiert eine traumhafte Bespielbarkeit, die von der unlackierten Oberfläche noch unterstützt wird. Sie spielt sich fast wie von selbst. Was mir noch aufgefallen ist: Die Charvels besitzen meines Wissens nach (korrigiert mich wenn ich Falsch liege) die längere Fender-Mensur, was wenn ich es richtig verstanden habe bedeutet, dass mehr Zug auf den Saiten ist (bei gleicher Saitenstärke und Tuning) als auf der Gibson-Mensur. Dennoch fiel mir das Bending auf der Charvel extrem leicht, definitiv leichter als auf meinen SGs. Während ich auf der SG bei extremen Bendings doch stark "arbeiten" muss um den Ton richtig zu kriegen, flutscht es mir bei der Charvel einfach so aus den Fingern.
Der Sound: Hier kann ich nicht soo viel sagen, denn es spielten mehrere Faktoren eine Rolle die ein genaues Testen verhinderten: 1.: die Metal-Kiddies die nebenan die 100Watt Röhrentops mit den grade neu gelernten (und furchtbar schlecht gespielten) Metallica-Riffs quälen mussten - 2.: die Saiten, scheinbar war ich nicht der erste der sich länger mit der So-Cal beschäftigt hat, denn die Saiten waren schon sehr stark abgespielt (die G-Saite war regelrecht schwarz) - 3.: der Amp: Ich hab die Gitarre über einen Vox AC30VR gespielt, also die ValveReactor-Version des AC30 der mir klanglich so gut wie gar nicht gefallen hat
Was ich feststellen konnte: die Gitarre schwingt gut mit und ist unverstärkt recht laut, was mir sehr gefiel. Der Halstonabnehmer klingt clean sehr schön voll (hier gefiel mir sogar der AC30VR sehr gut) und glockig, kein Mulm, einfach glasklare Clean-Sounds, sehr schön! Auch SOli in härteren Gefilden kann ich mir damit gut vorstellen, da er in den Overdrive Kanälen einen langanhaltenden, singenden Ton von sich gibt. Der Stegtonabnehmer (ToneZone von DiMarzio) eignet sich zwar auch einigermaßen für cleane Sounds, man merkt aber sofort dass er eigentlich nach Gain schreit, der Output ist enorm und auch im Clean-Channel fängt es schnell an zu crunchen. In den beiden Overdrive Kanälen des AC30 scheint er eich einer zuhause zu fühlen, Powerchords kommen aggressiv, Mutes klingen fett und "punchy", das einzige was mich die ganze Zeit gestört hat ist der doch recht undefinierte Sound des Amps in den Overdrive Kanälen (ich hoffe es kam vom Amp) und die runtergespielten Saiten.
Ich hoffe ich bekomme mal die Gelegenheit die Gitarre mit frischen Saiten an nem ordentlichen Röhrenamp zu spielen.
Bisher kann ich zumindest schonmal sagen dass die Verarbeitung und die Bespielbarkeit super sind und dass sie die 679€ mehr als Wert ist falls sie ohne die oben genannten "Störfaktoren" tatsächlich klanglich das liefert, was der akustische Klang und die Markentonabnehmer versprechen. Ich hoffe ich konnte den Interessierten ein wenig weiter helfen.
Gruß
P.S.: Das Tremolo konnte ich nicht großartig testen, da kein Hebel dran war. Es sieht jedoch robust aus und nach dem ich es so gut wie es ohne Hebel eben ging betätigt habe kehrte es immer wieder in die Ausgangslange zurück und hielt die Stimmung perfekt. Da es nicht unterfräst ist würde ich das Tremolo aufliegend justieren, weil sich meiner Meinung nach für so einen geringen Spielraum nach oben die Mühe nicht lohnt das Tremolo freischwebend einzustellen. Außerdem kann man dann bei Bedarf einen d-Tuna (like EVH) montieren.