Ich werde den Amp künftig mit einem Trenntrafo bei mir betreiben, um mich etwas abzusichern. Auch wenn die Elektrik überprüft ist, bleibe ich skeptisch.
Das was üblicherweise als Trenntrafo bezeichnet wird, also ein Trafo, der die Netzspannung 1:1 ausgangsseitig weiter gibt, aber den Ausgang galvanisch vom Netz trennt, wird dir nicht wirklich weiter helfen. Prinzipbedingt lässt ein üblicher Netztrafo aufgrund seiner geringen Bandbreite keine Hochfrequenz durch, Spannungsspitzen, sog. "Bursts" wie sie z.B. bei Blitzeinschlägen in der Umgebung auftreten, gibt so ein Trafo eben auch an den Ausgang mehr oder weniger 1:1 weiter (bis zur Grenze seiner eigenen Isolationsspannungsfestigkeit - ist der Burst höher, knallt der Trafo durch).
Zudem ist die Netztrennung eine unter bestimmten Umständen nicht ganz ungefährliche Sache. Das klingt erst mal paradox, hat aber z.B. damit zu tun, dass aufgrund der Netztrennung ein FI-Schalter nicht auslösen kann. Außerdem darf an einem Trenntrafo immer nur ein Gerät (mit Schukostecker) angeschlossen werden, da es unter bestimmten ungünstigen Umständen und bei Auftreten eines sog. Doppelfehlers dazu kommen kann, dass zwischen den Gehäusen zweier (nicht vollisolierten) Geräte ein Potential in Höhe der Netzspannung entstehen kann. Werden dann beide Geräte gleichzeitig berührt kann es einen ohne weiteres auch tödlichen Stromschlag geben. Durch die galvanische Trennung spricht beim Auftreten solcher Fehler weder ein FI-Schalter an, noch löst die Sicherung aus.
Trenntrafos sollten daher nur unter kontrollierten Bedingungen betrieben werden, und möglichst auch nur von entsprechend Fachkundigen Leuten - z.B. in einer Elektronik-Reparaturwerkstatt, dafür sind diese Trenntrafos gedacht.
Was dir eher helfen würde, wäre eine USV, die in der Regel Akku-gepuffert die Netzspannung am Ausgang neu konditioniert ausgibt und damit wirklich eine ´saubere´ Spannung liefert ohne Spannungsspitzen durchzureichen.
Einigermaßen erschwingliche Geräte gibt es von APC [
APC].
Die Hausinstallation überprüfen zu lassen ist auf jeden Fall eine sinnvolle und gute Sache. Der Hinweis auf "Knackser" in der HiFi-Anlage wenn Lichtschalter betätigt werden weist auf den Verdacht hin, dass irgendwo in der Verteilung, z.B. in einer Verteilerdose, eine Lüsterklemmenverbindung nicht mehr kontaktsicher und fest genug verschraubt ist. Dann können bei Schaltvorgängen Funken entstehen, die als Störung z.B. beim Rundfunkempfang oder eben in Verstärkern hörbar werden. Bei solchen Funken können auch kurze Spannungsspitzen entstehen.
Er ist recht stolz, sich auf die Fahne schreiben zu können, solch anspruchsvolle Probleme gelöst zu haben. Das Relais, welches er zuvor getauscht hat, war auch ne bemerkenswerte Angelegenheit.
Nun ja, die kritische Bemerkung sei mir erlaubt, so ganz sauber scheint er beim ersten Reparaturversuch nicht gearbeitet zu haben. Denn offensichtlich hat er den Kardinalfehler ja übersehen der jetzt zum endgültigen Kollaps des Amps geführt hat. Dass so eine Lautsprecherspule hops geht, dazu gehört schon etwas.
Wenn ich mir den Schaltplan des Mesa anschaue und die Bilder des Innenlebens bzw. der Platinenbestückung, dann erscheint mir der Amp überdurchschnittlich komplex konstruiert zu sein (im Vergleich zu anderen Amps - was natürlich der großen Flexibilität geschuldet ist), wirklich wartungsfreundlich sieht er für mich auch nicht aus.
Inwiefern Designfehler zu bemängeln sind, vermag ich überblicksmäßig nicht zu beurteilen. Die Bestückung würde ich auf jeden Fall als "crowded" bezeichnen.
Die hängende Anordnung der Röhren unter der Platine mit den Sockeln direkt auf der Platine würden mache Röhrenexperten wohl per se als zweifelhaft ansehen, sind doch thermische Belastungen der Sockel-Lötstellen und der Platine insgesamt geradezu vorprogrammiert.
In diesem Video kann man einem (hervorragenden) Reparateur über die Schulter schauen bei der Reparatur eines Philips Saturn Stereo-Röhrenradios aus den 60-er Jahren. Darin geht er auch auf die Probleme des Designs der auf die Platine gelöteten Sockel ein (diese Probleme sind dann auch sehr anschaulich im Video zu sehen), ein Design, das zu dieser Zeit gerade erst neu aufkam. In Sachen Langlebigkeit tendenziell aber eher eine Fehlkonstruktion.
Die Lötstellen an den betreffenden Sockeln hatten sich alle geöffnet, was natürlich zum Totalausfall des Gerätes geführt hat (neben einigen anderen ´Baustellen´):
View: https://www.youtube.com/watch?v=KYg-0DaSpJM
Nebenbei bemerkt kann ich den YouTube-Kanal dieses Reparateurs allen an Röhrentechnik interessierten sehr empfehlen, da tauchen regelmäßig Videos zu alten Röhrenradios auf (wenn auch keine Gitarrenamps - bis jetzt). Der Mann ist äußerst kompetent und kann auch anschaulich erklären, was er macht und wo die Fehlerursachen liegen.