Bob Dylan heute...

Aitken
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Ich habe vor kurzem einen Vortrag über Bob Dylan im Musikunterricht gehalten.
Jeder durfte sich eine Band/Artist aussuchen und darüber vortragen.
Nach einigen zwischenrufen wie: "Sowas hörst du..." usw. stellte sich mir die Frage, ob Bob mit seiner Musik heute genauso erfolgreich wäre wie damals ?

Dazu würde ich gern mal eure Meinung hören:D


...Matze
 
Eigenschaft
 
Erfolg in finanzieller Hinsicht, oder wie genau meinst du das?
Ich finde zwar, dass er ueberbewertet wird, aber er hat durchaus ein paar gute Lieder geschrieben, die mal vom Sound vlt. abgesehen auch zeitlos sind.
 
Ja so finanziell wie bekannt...
Weil ich glaube einfach das er damals zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
Wenn man sich heute mit Akustik und Mundharmonika irgendwo hinstellt wird man doch eher komisch angeguckt(Vor allem von der Jugend) oder?
 
Wenn man sich heute mit Akustik und Mundharmonika irgendwo hinstellt wird man doch eher komisch angeguckt(Vor allem von der Jugend) oder?

"DIE" Jugend gibt es (zum Glueck) nicht. ;)
Musik egal welcher Machart wird immer seine Anhaenger finden, vor allem in Zeiten des Internets wo man sich mit ein paar Klicks gleich mehrere Songs anhoeren kann.
Außerdem wird gerade Bob Dylan auch jetzt noch von vielen Musikzeitschriften in den Himmel gelobt und viele juengere Kaeufer hoeren sich es dann an weil es "cool" ist.
 
Schwer zu sagen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein ist halt immer wichtig. Tracy Chapman kannte auch keine Sau, dann stand sie plötzlich mit 'ner Akustikgitarre auf 'ner Riesenbühne, um technische Umbaupausen zu überbrücken - und von einem Tag auf den anderen war sie Superstar.

Alex
 
Ich denke nicht, dass er nochmal so berühmt werden würde. Er macht Musik bei der man wirklich zuhören muss. Man muss die Texte verstehen, sich damit auseinander setzen, politisches und soziales Bewusstsein haben, ne gute Portion intelligenten Humor mitbringen ......eben alles das was die Mehrheit der "Musikkonsumenten" nicht tut.

Ich denke er wäre sowas wie Adam Green vor 5 Jahren

Ps: Ich bin gerade in Tunesien und hab mich heute am Strand durch 4 Dylan Alben gehört :) Heut Abend ist Gig am Pool haha :D Leider ohne Dylan Songs
 
Nach einigen zwischenrufen wie: "Sowas hörst du..." usw. stellte sich mir die Frage, ob Bob mit seiner Musik heute genauso erfolgreich wäre wie damals ?

Die Schüler, die "sowas hörst du?" von sich geben sind sicherlich auch jene, die sich in den Pausen ihre neuesten Lieder auf Handy gegenseitig vorstellen und damit hausieren, alles dufte zu finden, was gerade aktuell ist. Langweiliger Hörerschaft, dementsprechend langweilige Kommentare.

Deine Frage ist aber nicht zu beantworten, da Dylan als junger Erwachsener heute sicherlich andere Musik schreiben würde, als vor knapp 50 Jahren.


Ich finde zwar, dass er ueberbewertet wird, aber er hat durchaus ein paar gute Lieder geschrieben, die mal vom Sound vlt. abgesehen auch zeitlos sind.

In welcher Weise überbewertet? Weil er für deinen Musikgeschmack wenig relevant war?


Wenn man sich heute mit Akustik und Mundharmonika irgendwo hinstellt wird man doch eher komisch angeguckt(Vor allem von der Jugend) oder?

Die Folkszene ist heute sehr marginal. Aber Dylan war nicht nur der kleine Bursche mit Akustik-Gitarre und Mundharmonika.
 
In welcher Weise überbewertet? Weil er für deinen Musikgeschmack wenig relevant war?

Nö. Ich find ihn wie gesagt gut. Eigentlich sehr gut sogar, waehrend ich das hier schreibe laeuft gerade "Girl from a north country". :)
"Ueberbewertet" ist vlt. das falsche Wort, es nervt mich einfach, dass der Kerl ueberall so in den Himmel gelobt wird und es "cool" ist ihn zu hoeren. Ich weiß aber dass er gut ist und mit mir auch 1204242985928 Menschen. Daher find ich's einfach nur nur nervig wenn immer von seiner "Gottgleichheit" gesprochen wird. ;)

Vielleicht lese ich auch einfach zu viele einschlaegige Musikzeitschriften.
 
"Ueberbewertet" ist vlt. das falsche Wort, es nervt mich einfach, dass der Kerl ueberall so in den Himmel gelobt wird und es "cool" ist ihn zu hoeren. Ich weiß aber dass er gut ist und mit mir auch 1204242985928 Menschen. Daher find ich's einfach nur nur nervig wenn immer von seiner "Gottgleichheit" gesprochen wird. ;)

Vielleicht lese ich auch einfach zu viele einschlaegige Musikzeitschriften.

Liest du den Rolling Stone? Da ist er natürlich neben den Stones the big thing. Aber für mich zu Recht.
 
Den Rolling Stone eher seltener, wenngleich eigentlich ab und zu wirklich gute Artikel drin sind.
Dann halt noch den Musikexpress, der aber auch immer mehr abbaut.
 
Vor allem der Ginger Baker Artikel in der aktuellen Jubiläumsausgabe....
naja back to topic:
Ich hab letztens mit einem Bekannten gestritten, weil der gemeint hat, dass Mr. Dylan eigtl. konstant schlechter geworden ist, soll heißen er war nur als Jungspund gut.
Dem hab ich natürlich vehement widersprechen müssen, meiner Meinung waren seine letzten beiden Alben wahre Meisterwerke und manchmal bin ich am überlegen, ob ich nicht den alten Bob Dylan lieber mag als den jungen.
 
Heute wäre die Konkurrenz wohl zu groß gewesen.

Leute die keine Gitarre spielen können, scheiße auf der Mundharmonika sind und nicht schief singen findet man schließlich an jeder Straßenecke. ;)


Aber mal im Ernst. Viel interessanter als die Frage wie erfolgreich er heute gewesen wäre (als wäre es ein Indikator für die künstlerische Qualität wie viele zahnbestangte Mädchen ein feuchtes Höschen bekommen und von Mamas Geld die Platte kaufen) was er heute für Musik gemacht und vor allem über was er geschrieben hätte.

Bei Dylan hab ich die Gitarre und die Mundharmonika immer nur als notwendiges Mittel gesehen den Song möglichst einfach und effizient vortragen zu können. Nicht unwahrscheinlich dass ein moderner Dylan einfach mit einem Laptop unterwegs wäre.
Und was hätte einen solchen Menschen bewegt, über was würde er singen? Die Fragen die sich heute stellen sind andere als damals.
 
Die Fragen die sich heute stellen sind andere als damals.

Find ich eigentlich garnicht. Ich kann auch heute noch vieles zu 100 % nachvollziehen und mitfühlen.
Das ist gerade das tolle. Er schafft es so simple Sachen zu schreiben die trotzdem viel Stimmung rüber bringen. Und ich denke sowas geht nur mit zeitlosen Themen richtig gut
 
Das Talent Songs zu schreiben hätte er ja eh gehabt aber vlt. wäre er gleich zum elektrischen übergegangen oder hätte eine ganz andere Musikrichtung eingeschlagen wie Hip Hop oder Metall....
 
Seine Art zu schreiben lässt sich aber mit Folk bzw. dem was er daraus gemacht hat am besten umsetzen. Ich glaube nicht, dass er andere Musik gemacht hätte.
Heute gibt es immer noch sehr viele junge Folk Musiker
 
Bob Dylan hat auf seine Art und Weise die Musik revolutioniert, verdammt geile Songs geschrieben, uns zeitlose Klassiker geschenkt (Knocking on Heaven's Door, Hey Mr Tambourine Man, The Times They Are a-Changing, Like a Rolling Stone, etc. etc.) - aber dafür hätte er auch nach seinen ersten 5-6 Alben Schluss machen können.

Dylan hat in den 70er/80er und auch in den 90ern verdammt viel Schrott produziert, klar, ich hab' trotzdem alle Alben gekauft, in der Hoffnung, dass das mal wieder ein Goldstück dabei ist. :) Und immerhin: die letzten 2-3 Scheiben sind endlich mal wieder grundsolide Blues&Rock-Musik. Nicht genial, nicht bahnbrechend und weltbewegend, aber nett und gut und okay. Aber an ein Bootleg mit schlechtem Sound aus dem Gaslight Cafe der 60er kommt da nix ran - die alten Sachen sind Gänsehaut pur, die neuen halt "nett".

Die Konzerte sind auch nach wie vor gut besucht, aber eben nicht mehr die Stadien dieser Welt... Dylan besucht man eher, weil man die Legende eben mal live erleben will, nicht, weil er der angesagte Megastar ist, von dem man eine geile Show erwartet. Im Vergleich: die Rolling Stones füllen nach wie vor praktisch jede Arena dieser Welt - und sind ja ähnliche "Dinosaurier". Auch hier werden die neuen Scheiben aber kaum noch im Mainstream-Radio gespielt, da braucht's schon einen Rocksender o.ä. - aber finanziell erfolgreicher sind sie in jedem Fall.

Also: Dylan heute ist eine Legende mit lichten Momenten und nach wie vor ein ernstzunehmender Musiker und vor allem Texter - aber die Musikrevolution hat er in den 60ern gemacht, heute spielt er eigentlich keine Rolle mehr.
 
Also: Dylan heute ist eine Legende mit lichten Momenten und nach wie vor ein ernstzunehmender Musiker und vor allem Texter - aber die Musikrevolution hat er in den 60ern gemacht, heute spielt er eigentlich keine Rolle mehr.
Stimmt schon. Aber "Time out of Mind" von 1997 ist ein Hammeralbum, und die Nachfolger "Love and Theft" und "Modern Times" sind auch sehr gut. Die große kreative Dürre hatte er eher davor - nach dem 1983er "Infidels" kam fast fünfzehn Jahre lang nur Halbgares (mal abgesehen vom kurzen "Oh Mercy"- Zwischenhoch). In den Siebzigern hatte er immerhin noch ein paar Klassealben wie "Planet Waves", "Blood on the Tracks", "Desire" und "Slow Train Coming".

Seine musikalisch und gesellschaftlich einflussreichste Zeit datiert natürlich noch weiter zurück, das waren die Jahre 1963 bis 1966 - kürzer als man denkt. In dieser Zeit hat er seine großen Folk- Hits gehabt (z.B. "Blowin' in the Wind"), den Sprung zum Rock gemacht ("Subterranean Homesick Blues") und auch hier Welterfolge gefeiert ("Like a Rolling Stone"). Und das ist das Fundament seines bis heute anhaltenden Ruhms. Was danach noch kam, waren erfolgreiche Welttourneen, ein paar gute und ein paar weniger gute Studioalben sowie gelegentliche musikalisch- textliche Richtungswechsel - jedoch auch bereits die ersten Abnutzungserscheinungen.

Alex
 
Ich habe vor kurzem einen Vortrag über Bob Dylan im Musikunterricht gehalten.
Jeder durfte sich eine Band/Artist aussuchen und darüber vortragen.
Nach einigen zwischenrufen wie: "Sowas hörst du..." usw. stellte sich mir die Frage, ob Bob mit seiner Musik heute genauso erfolgreich wäre wie damals ?

Dazu würde ich gern mal eure Meinung hören:D


...Matze

Ich verstehe schon die Frage, aber gerade bei Bob Dylan sehe ich es ganz anders:

Bob Dylan erfindet sich immer wieder neu und hat sich Schubladen immer verweigert.
Gestartet ist er als singersongwriter in der Folk-Ecke und ist schnell zum shooting-star geworden - trotz (oder gerade wegen?) seines eher schludrigen Gitarrenspiels und seiner etwas knödeligen Stimme.

Dann hat er damit gebrochen als er auf nem berühmte Folk-Festival seine Gitarre in einen Amp steckte und anfing rockiger zu spielen (Like a rolling stone ...). Die halbe Folk-Welt hat sich entsetzt abgewendet, ihm zum Teil Verrat vorgeworfen.

Er hatte aus persönlichen Gründen eine Schaffenspause und dann nach 10 Jahren mit der neuen CD (this is the story of the hurricane) einen fulminanten Erfolg.

Seine letzten CDs verkaufen sich wie warme Semmeln und er tourt seit gefühlten 10 Jahren fast nonstop. Seine Texte sind großartig - und noch heute trifft er damit auf seine Art und Weise den Zeitgeist und kommentiert ihn.

Seine Zuhörerschaft besteht nicht aus dem Publikum, das mit ihm altgeworden ist, sondern er hat immer auch ein neues Publikum gewonnen, die sich dann oft die älteren Sachen von ihm anhören. Er bricht konsequent eine Erwartungshaltung, die darauf aus ist, dass er seine alten Sachen spielen soll und zwar so, wie man sie von früher kennt. Das hat er nie gemacht und wird vermutlich auch nie damit anfangen ...

Kurz: Bob Dylan hat sich immer gewandelt, immer sein Ding gemacht und musikalisch und textlich Neuland betreten.

Deine Fragestellung trifft vielleicht auf andere zu: Leute, die beim Folk geblieben sind und weiter ihre traditionals spielen (Ich nenn mal Joan Baez als eine damalige Weggefährtin oder Crosby, Stills, Nash and Young). Aber nicht auf Bob Dylan. Er hat damals die Musik gemacht, die ihn interessiert hat und die sein Publikum fand und heute macht er die Musik, die er interessant findet und die sein Publikum findet und dazwischen hat er das gleiche gemacht.

Zur Sache mit der Folk-Musik: Es hat immer auch zeitgemäße Folk-Musik gegeben und die gibt es auch weiter - das ist nicht per se etwas Antiquiertes.

Ob Bob Dylan heute Folk-Musik machen würde? Keine Ahnung - jedenfalls macht er heute andere Musik.

x-Riff
 
Seine musikalisch und gesellschaftlich einflussreichste Zeit datiert natürlich noch weiter zurück, das waren die Jahre 1963 bis 1966 - kürzer als man denkt.

Ist eh krass bei einigen der "ganz großen": die Beatles haben nur von 1962-1970 Platten veröffentlicht, Hendrix von 1967-1970, von Cat Stevens sind (meiner Meinung nach) auch nur die Werke von 1967-1971 interessant, etc.

Ansonsten kann man bei Dylan wie gesagt trefflich streiten - ich fand die letzten paar Alben gut, aber eben beileibe nicht bahnbrechend (im Gegensatz z.B. zu den Werken, die jemand wie Ryan Adams im selben Zeitraum so rausgebracht hat). Gerade das letzte Album ist netter Blues-Rock, solide rübergebracht - aber musikalisch nicht viel Neues.

Gut ist, dass wir uns im wesentlichen Punkt einig sind: dass sein größter "Impact" definitiv in den frühen Jahren lag. Manchmal ist es schon krass, wenn man wieder ein Stück hört, das einem gefällt, und man dann rausfindet, dass das auch von Dylan aus den 60ern ist...
 

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