Hallo -
ich kann mich vielen der vorherigen Artikel nur anschließen, aber ich denke nicht, dass man eine Rockband, nur weil sie einmal einen Blues einspielt, gleich als Bluesrock Band einstufen kann. Die Doors haben zwar auch Blues eingespielt (Backdoorman, Roadhouse Blues), AC/DC mit The Jack, oder sogar Motörhead (
YouTube: Whore House Blues) haben ja tolle Blues Songs eingespielt, aber Blues Rock Bands im eigentlichen Sinne sind das dann für mich doch nicht. Die Rolling Stones sind ja auch als Blues Band gestartet und haben immer wieder alte Blues gecovert oder selbst eingespielt (+ sich sogar nach einem benannt), aber sind sie deswegen gleich eine Blues Rock Band?
Ich denke, diese ganze Unterscheidung zwischen "elektrifiziertem Blues" (Muddy Water, Howling Wolf, Buddy Guy, BB King und noch rockiger Bo Diddley und Chuck Berry) und Blues Rock ist rein künstlich und stammt aus der alten - und wie ich denke überholten - künstlichen Unterscheidung aus den 60er Jahren und davor, wonach Blues, "echte authentische " Folkmusik war und eigentlich nur von Schwarzen auf der Akustikgitarre vorgetragen werden konnte - und Blues Rock waren halt weiße "Kids", die meinten sie müssten sich am Bluesthema auf der E-Gitarre vergehen. Selbst bei Muddy Waters heißt es in den alten Interviews und Berichten immer "also eigentlich würde er viel lieber zur akustischen Gitarre greifen, aber der Lärm in den Bars zwingt Ihn zur elektrischen". Ich bezweifle, dass es früher in den Mississipi Juke Joints viel leiser war als in den Bars von Chicago ...
Wenn man sich alte Bücher aus den 60ern und 70ern durchliest (ich les z.B. grad
"Blues Fell this Morning") findet man das Thema immer wieder. Rock Musik ist weiß, kommerziell und mit E-Gitarren und nicht authentisch - Blues ist schwarz und echte Folkmusik. Bob Dylan haben sie damals ausgebuht, als er auf elektrische Gitarre umstieg, genau wie Muddy Waters 1958 auf der UK Tournee und 1982 SRV auf dem Jazz-Festival in Montreux, die beide vom (vorwiegend älteren weißen und jazzorientierten) Publikum nicht als "echte Bluesmusiker" angenommen wurden - weil die E-Gitarre zu laut war.
Die Diskussion dreht sich da immer um
Blues Musik im Gegensatz zu
Blues Rock - wobei Rock angeblich keine "echte" Musik ist - im Sinne von authentisch und "true" - sondern flach und vor allem: kommerziell. Im Umkehrschluß bedeutet das, dass der "echte" Bluesmusiker immer arm und knapp bei Kasse ist. Hat der Titel Erfolg, dann hat sich der Künstler an den Kommerz verkauft! Bestes Beispiel "The Thrill is gone" von BB King, großer Erfolg auch im Mainstream, gleich kommt einer daher und bemerkt, dass da ja auch Streicher zu hören sind, und die haben im echten Blues ja nun mal nix zu suchen, also reiner Kommerz(kitsch).
Das finde ich dann doch ein bißchen Arg weit her geholt und aus heutiger Sicht finde ich die Unterscheidung zwischen Blues
Musik und Blues
Rock überholt, genau wie die Frage, ob die Hautfarbe die Fähigkeit zum Bluesmusizieren beeinflußt.
... und jetzt steinigt mich
Viele Grüße
kwz