Blaue Korrosion an Balgecken

Verdi III
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Hallo an alle,

meine ca. 40 Jahre alte Verdi III wurde sehr lange nicht bespielt. Voll Vorfreude habe ich sie an Weihnachten wieder ausgepackt und stellte fest, dass die Metallecken des Balges von einer sehr harten erhabenen Korrosion befallen sind (siehe Fotos).
Jetzt bin ich etwas geknickt. Das Akkordeon ist ansonsten in einem gepflegten Zustand und voll funktionsfähig.

Ich habe nun begonnen, mit einem flachen Goldschmiedestichel die Korrosion abzutragen, mit einem schmalen Glasfaserpinsel nachgearbeitet und mit einem Schmuckpoliertuch die Oberfläche abgerieben. Die Korrosion hat sich durch die Nickelschicht gefressen. Zurück bleibt das braun-graue, teils rostrote Grundmaterial, welche Legierung auch immer (siehe Foto Nr. 3).

Kennt jemand diesen Zustand und wenn ja, wie seid Ihr vorgegangen?

Vielen Dank vorab für Tipps und viele Grüße!
 
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Hallo Verdi III,

herzlich willkommen im Musiker-Board.

Das Ausblühen des Materials ist nicht außergewöhnlich bei alten (und lange nicht gespielten bzw. nicht optimal gelagerten) Akkordeons. Ich hatte das bei einer Lucia III und habe nach dem Entfernen der Oberfläche mittels Glasfaserradierer einfach nichts weiter unternommen, weil's mich nicht gestört hat.
 
Wahrscheinlich wurde erst verkupfert um den Glanzgrad einer nur dünnen Nickelschicht auf dem Blech zu erhöhen.
Denke daher die Farben rötich und bläulich. (Kupfer und Kupferoxyd)
Eine dünne Nickelschicht schützt nur bedingt.
Nickel ist anders als Chrom überlackierbar.
 
Kennt jemand diesen Zustand und wenn ja, wie seid Ihr vorgegangen?

Solche oxidierte Balgecken kommen schon ab und an mal vor.

Normal sind dann die Ausblühungen dunkelgrün (Chrom ) oder helleres grün (Nickel) - in Blau hab ich die noch nicht gesehen - iss aber auch egal, iss alles ungefähr gleich ärgerlich.

Kupfer oxidiert gerne in bläuliche Salze aus. Und zum einen ist gut möglich dass damals die Balgecken zuerst nochmal mit einer dünnen schicht Kupfer überzogen wurden (hat man gemacht, weil Kupfer kleine Oberflächenkratzer auffüllt ) und dann vernickelt oder verchromt. Von daher könnte das blaue Kupfersulfat sein und die weißen Anteile von Zinkoxiden herkommen (Zink und Kupfer sind wesentliche Bestandteile des Messings)
- oder es ist das Kupfer aus dem Grundmaterial. Denn die Balgecken waren früher so ziemlich durch die Bank aus Messing hergestellt und dann galvanisch vernickelt oder verchromt.

Egal ob Kupfer, Nickel oder Chromsalze die da ausblühen - gesundheitsfördernd sind die allesamt nicht. Und du hast im Prinzip genau das richtige getan: die pulvrige Kruste abschaben/schmirgeln. Sinnvoll ist wenn du anschließend die Oberfläche versiegelst. Das muss nicht unbedingt perfekt mit Lack sein, da reicht auch , wenn man die Ecken z.B. mit Hartwachsöl oder ähnlichen einreibt. Und dann das Instrument an einem gleichmäßig temperierten trockenen Platz lagern... und gelegentlich vielleicht nochmal mit so einem geölten Tuch die Ecken abreiben... sollte reichen.

Entstehen tun solche Ausblühungen, wenn das Instrument an einem Ort gelagert wird, wo Temperatur/Feuchtigkeitsschwankungen auftreten und/oder übeberhaupt erhöhte Luftfeuchte + zeitweise kalte Temperatur zusammenkommen. Denn die galvanische Beschichtung Messinggrundlage, Kufperschicht und Nickel oder Chrom drüber ist eine elektrochemisch "aktiive" Kombination die dann gerne ein Eigenleben anfängt, wenn höhere Luftfeuchte über längere Zeit ins Spiel kommt. - z.B. abgestellt in einem kalten Abstellraum , oder gar Keller oder Dachboden. Aber selbst bei guten Lagerbedingungen ist man nie ganz sicher vor solchen Reaktionen...
 
Owatrolöl wird im Oltimerbereich gerne genommen zur Konservierung und zum Erhalt von Pattina.
Ich habe selbst noch keine Erfahrungen damit gemacht aber glaube es könnte auch vorbeugend schützen.
Es soll in kleinste Poren kriechen und diese somit verschließen sowie weitere Oxidation verhindern.
 
Man nehme am Balg kein Öl, denn das suppt früher oder später in das Balggewebe rein. Wachs als Soforthilfe ist eine gute Lösung.
Jetzt ist die Beschichtung weg - sollten die Ecken bei Lagerung unter höherer Luftfeuchte weiter korrodieren, dann rostrot, was das Balggewebe rot verfärben kann.
Die Kosten, an einen Balg die Balgecken zu tauschen, sind überschaubar. Das kann man in zwei Stunden hinbekommen, inclusive neue Kalikostreifen, und das Material ist nicht übermässig teuer. Die Kosten, einen funktionierenden aber an den Ecken rot verfärbten Balg zu tauschen, wären da schon höher.
Ich rate zu einem Besuch beim HZIMM Deines Vertrauens.
 
Das von Maxito genannte Hartwachsöl ist nicht vergleichbär mit zB. Fahradöl oder ähnlich und trocknet/härtet aus.
Bei Owatrol wird es ähnlich sein.
 
Säubern und lackieren. Dann hat man wieder für viele Jahre Ruhe. Habe schon sehr viele so gemacht.
 
Hallo an alle in diesem Beitrag,

zunächst möchte ich ein gutes neues Jahr wünschen mit Gesundheit und viel Freude beim Akkordeonspielen.

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen und Lösungsvorschläge.

Das Akkordeon war definitiv zu kalt aufbewahrt.

Ansonsten sieht es so aus, als ob Kupfer das Grundmaterial ist. An zwei Stellen gibt es auch eine Tendenz, dass sich eine braunrote Verfärbung in den Balg zieht.
Darum würde ich nach dem vollständigen Abtragen am liebsten versiegeln, vermutlich mit Lack, wie von mrairbrush vorgeschlagen.

Bevor ich die Fleißarbeit fortsetze, frage ich in der Akkordeonwerkstatt an, was ein Austausch der Balgecken kosten würde. Vielleicht ist es, wie alec_s schreibt, tatsächlich nicht so kostspielig und es sieht dann wieder prima aus. Ich werde es Euch verraten.
 
Verstehe nicht warum die nicht einfach aus Edelstahlblech hergestellt werden. Wäre nur unwesentlich teurer und man könnte sich die ganzen galvanischen Gänge sparen.
 
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Es gibt spiegeleffekt chromähnlichen Nagellack.
Einen Versuch ist das wert.
Nagellack hält gut ist hart und kriegt man auch gut wieder ab.
 
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Welchen Lack du nimmst ist eigentlich egal weil die Ecken kaum belastet werden ausser mal Staub putzen. Wichtiger ist die Grundierung. Am besten ist jede Art von Korrosionsschutzgrund, am besten ein Epoxidharz weil es die beste Haftung hat. Wird ein 2 Komponentenmaterial verwendet kann man theoretisch auch mit Acetonhaltigen Nagellack drüber gehen. Ein 1 Komponenntenmaterial könnte sich u.U. wieder anlösen. Da sollte man dann auf Verträglichkeit achten. Acryllacke sollten gehen.
Das grüne kommt vom Kupfer unter der Nickelschicht. Das ist Stahlblech welches verkupfert und dann vernickelt wird. Darum auch die Farben grünblau (Kupferoxid) und rotbraun (Eisenoxid, Rost) vom Stahlblech. Weißgrau ist Nickeloxid.
 
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am besten ein Epoxidharz

Stelle ich mir schwierig vor, da es wohl sehr schnell trocknet. Ich muss mir bei soetwas Zeit lassen, immerhin mache ich das nicht jeden Tag. Ich habe mit einer Bekannten darüber gesprochen, was für Lacke man da nutzen könnte und sie meinte das Hammerite Metall-Schutzlack gut wäre, da es auch gleich eine Grundierung drin hat. Gibt es auch in 250ml Behälter und kostet um die 10€.

Hammerite Metall-Schutzlack matt​


Wie alle Hammerite Metall-Schutzlacke ist auch der Hammerite Metall-Schutzlack Matt Rostschutz, Grundierung und Lack in einem. Er ist für alle blanken, angerosteten oder mit Altanstrichen versehenen Eisenmetalle und Nichteisenmetalle (nach vorheriger Behandlung) geeignet.

  • Langzeit-Rostschutz, Grundierung und Lackierung in einem
  • Mit DualTech-Schutz - Wasserabweisend + Rostschutz
  • Direkt auf Rost
  • Schnell trocknend
  • Hohe Schlag- und Kratzfestigkeit
  • Hochgradig witterungs- und UV-beständig
  • Gute Haftung

Anwendungsbereiche​

  • Rostschützende Lackierung für alle blanken, angerosteten oder mit Altanstrichen versehene Eisen-Metalle, Nichteisenmetalle nach entsprechender Vorbehandlung (s.u.), wie z.B. Gartenzäune, Gartenmöbel, Treppen- und Balkongeländer, Fenstergitter, Lampen, Fahrräder, Rankgitter, Fenster etc.
  • Buntlacke auch für Heizkörper geeignet.
  • Für innen und außen.
  • Hammerite-Lacke sind generell nicht geeignet zum Lackieren von Kraftfahrzeugen, temperierten Oberflächen (wie z.B. Grill-Geräten, Ofenrohren, Bremssätteln, Motoren, Auspuffanlagen etc.), stark mechanisch beanspruchten Flächen (wie z.B. Böden, Hebebühnen, KFZ-Unterböden etc.), pulverbeschichteten Objekten oder Bauteilen mit permanent andauerndem Unterwasserkontakt (wie z.B. Leitern von Swimmingpools, im Bootsbereich, Körben für Spülmaschinen, Aquarien etc.).

Technische Daten​


Lieferform: Flüssig
Glanz: Matt
Dichte/20°C: Ca. 1,21 g/cm³
Flammpunkt: entfällt
Löslichkeit in Wasser: Nicht mischbar
Verarbeitungstemperatur: Ab +10°C, ideal sind +15-21°C
Verbrauch: 1 l ist ausreichend für ca. 5 m² bei 2 Anstrichen
Trockenzeit: Nach ca. 1-2 Std. staubtrocken, nach ca. 6 Std. überstreichbar je nach Temperatur. Die Endhärte des Lackes wird nach ca. 2 Wochen erreicht.
Korrosionswiderstand: Korrosionsprüfungen in künstlichen Atmosphären – Salzsprühnebelprüfungen gemäß DIN EN ISO 9227-NSS:2006
Haftung: Gitterschnittprüfung gemäß DIN EN ISO 2409:1994
Farb- und Glanzstabilität: Künstliches Bestrahlen oder Bewittern in Geräten gemäß DIN EN ISO 4892:2006 - Teil 3: UV-Leuchtstofflampen – Verfahren A: Künstliches Bewittern
Hitzebeständigkeit: Max. +80°C, für Heizkörper geeignet (Weiß: vergilbungsstabil bis +50°C, für Heizkörper nicht geeignet)
Wasserbeständigkeit: Hammerite Metall-Schutzlack Matt ist nicht für den Unterwasserbereich geeignet.

Quelle: https://www.kaufland.de/product/302620558/

Beim Abreiben der Korrosion muss alles vom Rost entfernt werden, richtig? Ich habe mal was von feiner Stahlwolle oder 180-er Schleifpapier gelesen. Ich habe es mit sehr feiner Stahlwolle probiert, aber damit lässt sich der Rost nicht entfernen. Da muss ich wohl was Härteres nehmen.
 
Hammerit ist wirklich ein super Lack aber auch in silber nicht annähernd nickel oder chromähnlich.
Silberner Acryllack geht annähernd aber scheint mir nicht hart genug.
Selbst Chromeffektlack nähme man den aus der Dose nutzt sich ab und wirkt grau wenn man mit Klarlack drüber geht.
Das sieht dann vielleicht nicht viel besser aus als vorher.
Die Idee mit dem silbernen Nagellack gefällt mir am besten wenn es den gibt und der was kann.
Da kann man nicht viel verkehrt machen da er sich gut wieder ablösen läßt.
 
was für Lacke man da nutzen könnte und sie meinte das Hammerite Metall-Schutzlack gut wäre, da es auch gleich eine Grundierung drin hat. Gibt es auch in 250ml Behälter und kostet um die 10€.

250 ml? Wieviel Akkordeonecken willst damit behandeln?

Ich würd die Sache mal pragmatischer angehen:

  • Will ich dass das wieder aussieht wie original? -> Dann geht nur: Balgecke runter und austauschen gegen neue
  • Will ich dass mir die Korrosionsspuren nicht überall rumbröseln? -> Dan würd ich das Ding so gut wie möglcih blank bürstenschmirgeln etc und dann mit einem Klarlack drüberlackieren ... z.B. die kleinen 20 ml Dosen aus dem Modellbau.
  • Will ich dass die neue Beschichtung robust abriebbeständig, schweißfest etc ist? -> Dann muss sauber in mehreren Schichten aufgebaut werden, wie von mrairbrush beschrieben ... das ist natürlich aufwändig und auch nicht ganz billig, aber dann hälts und sieht auch optisch ansprechend aus.

Aber wirklich perfekt wird s halt bloß wenn man sich ne neue Balgecke besorgt und die alte austauscht. -> also immer auch sich selber die Frage stellen: was will ich beheben und welche Abstriche bin ich bereit in kauf zu nehmen?

Und was Hammerite angeht hat mir das mal ein Bekannter so kommentiert: das iss was für Faule, weil da in den Decklack gleich der Rostschutz reingerührt wurde, aber wenn man s sauber haben will, sollte man den Rostschutz zuerst dahin bringen wo er schützt ( zum Metall) und dann den Decklack dahin bringen wo er decken sol (nämlich obendrauf)
 
Die Idee mit dem silbernen Nagellack gefällt mir am besten wenn es den gibt und der was kann.

Ich bin kein Nagellack-Experte, aber farblosen bzw. Klarnagellack gibt es. Wenn es erneute Rostbildung verhindert, wäre das eine gute Lösung, denke ich.

250 ml? Wieviel Akkordeonecken willst damit behandeln?

In noch geringeren Mengen gibt es die leider nicht und natürlich ist das viel zu viel. Aber man kann es doch auch für andere Dinge benutzen und wenn ich mich in meiner Wohnung so umsehe, gibt es so ein paar Stellen, die mal überlackiert werden sollten. ;)

Bei mir persönlich müssen die Balgecken nicht so wie vorher aussehen oder originalgetreu oder gar Neue rauf. Mir reicht es, wenn der Rost runterkommt und ich es versiegeln kann, damit es nicht wieder anfängt zu rosten und mir die Ecken eben dadurch nicht kaputt gehen.

z.B. die kleinen 20 ml Dosen aus dem Modellbau.

Bekommt man soetwas im Baumarkt? Gibt es da etwas, worauf man achten muss?
 
Hammerit hat Zinkphosphat in Acrylharz und somit auch als Rostschutz geeignet. Wenn Nagellack verwenden willst misch einfach Zinkphosphat rein. :)
Epoxidharzgrundierung trocknet langsam, also genug Zeit. Da Instrumente kaum feucht gelagert werden kann man das Thema etwas vernachlässigen.
Die werden ja nicht bewittert.
Das beschichten ist ja die wenigste Arbeit. Die meiste Zeit geht für abkleben und säubern drauf. Ich verwende geplottete Klebeecken die bei jeden Balg angepaßt werden. Weichen immer ab. Auf dem Balg Klebeband schneiden erfordert einige Übung. Man kann zuerst üben Klebeband auf einem Luftballon schneiden. Wenn der heile bleibt hat man Gefühl dafür nur das Klebeband zu durchtrennen und nicht Stoff oder die Balgecken aus Leder. :) Je nach Balggröße hat man schnell mal 60 oder mehr Ecken die von beiden Seiten abgeklebt werden müssen.
 
Wenn Nagellack verwenden willst misch einfach Zinkphosphat rein.

Dann könnte ich mir doch gleich Hammerite besorgen? Oder gibt es Zinkphosphat auch in geringeren Mengen zu kaufen?

Mal eine grundlegende Frage: Wenn die Korrosion an den Balgecken komplett entfernt wurde und man Klarlack (Nagellack?) aufträgt, dürfte keine weitere Korrosion auftreten, oder? Selbst wenn ich das Zinkphosphat weglasse, wie soll da noch Rost entstehen?
 
Rost trifft es in dem Fall nicht so ganz und verhält sich mit der Kontaktkorrosion auch etwas anders als am Auspuff.
Das dann da unter einer stellenweisen noch verhandenen Nickelschicht nichts mehr aufblüht oder sich ablöst ist fraglich.
Wo schon Korrosionsprozesse im Gang sind könnten die auch da schon angreifen wo man es noch nicht sieht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bimetallkorrosion
Ich habe an anderen beanspruchten Stellen wie Tasten oder Knöpfen mit schwarzem Nagellack gute Erfahrungen gemacht und nach chromartigem auch schon Ausschau gehalten zum Nachbessern von vernickelten Zierleisten.
In der Drogerie fand ich den noch nicht soll es aber geben.
Gut möglich daß es ähnliches oder besseres im Modellbau gibt.
Die am echtesten wirkende Oberfläche würde man erzielen wenn der Metalleffekt nicht in oder unter den Lack kommt sondern oben drauf.
 
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