So, Hita,
jetzt noch ein wenig Senf meinerseits dazu.
Daß es sich um das Arrangement von Linckelmann aus dem Bärenreiter-Verlag handelt, hatte ich schon vermutet (dank Google-Suche)...
Noch nicht so ganz verstanden habe ich jetzt noch, warum ich denn auf B oder Kreuz achten soll. Klar, ich verstehe das mit der enharmonischen Verwechslung (glaub ich zumindest...) ;-) Aber einem Bläser in einem stinknormalen Musikverein ist es doch völlig egal, ob er ein Gis oder ein As spielt. Gegriffen wird beides gleich (zumindest bei der Flöte...). Wenn ich da jetzt auch noch anfangen muss aufzupassen... na danke schön... ;-) Also da muss mein Hornist jetzt einfach durch und das Versetzungszeichen akzeptieren, das ihm meine Software hinschreibt. ;-))
Warum Du zwischen Kreuzen und Bes unterscheiden solltest, kannst Du sehr schön an Deinem letzten Notenbeispiel sehen.
Das Horn beginnt in Takt 1 mit einem as (!?), dann kommt sofort nach dem fis wieder ein gis - also der selbe Ton, nur unterschiedlich notiert. Das ist verwirrend, schlecht zu lesen und zu allem Überfluß muß man danach das a wieder auflösen.
Viel besser wäre es, sich an der herrschenden Tonart E-Dur orientieren. Gis ist dort ein regulärer Leiterton und es ist völlig überflüssig, stattdessen ein as zu benutzen und wieder aufzulösen.
Noch deutlicher wird es in Takt 3 der Klarinette: aufgelöstes g, dann gis, gis, wieder aufgelöstes g und wieder gis. In Takt vier ein aufgelöstes g.
Angebracht wäre hier der Wechsel zwischen fisis und gis.
Beispiel: Ausgehend vom "Original"-Notentext für Horn in D würde man einfach die Note auf die nächstuntere Linie bzw. den nächstunteren Zwischenraum schieben und evtl. per Versetzungszeichen dafür sorgen, daß der Kleinterzabstand stimmt.
Nochmal ach ja:
In meinen Nabucco-Noten hat das Horn keine 8 Takte Pause... Flöte und Oboe dürfen sich ausruhen, Klarinette, Fagott und Horn müssen diesen tollen Sound am Anfang erzeugen ... Ich versuch mal ein jpg zu machen...
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Klar. Mein Beispiel stammt ja wie gesagt aus den Orchester-Noten, da haben alle außer den Posaunen am Anfang 8 Takte Pause.
Da man im Holzbläserquintett aber keine Posaunen hat, und schon gar nicht 4 (incl. Cimbasso), müssen wohl oder übel die anderen Instrumente diesen Part übernehmen.
Gutes Stichwort: die ersten 8 Takte.
Die Orchesterpartitur findest Du ganz legal
hier bei IMSLP (siehe Full Scores, Ouverture).
Man sieht, daß die ersten 8 Takte
allein von drei Posaunen(stimmen) und Cimbasso (eine Riesen-Ventil-Baßposaune) gespielt werden. Das ist im Prinzip ein vierstimmiger Choral. Wichtig sind vor allem zwei Dinge:
- er sollte sich klanglich (nicht nur von der Lautstärke her) möglichst vom danach einsetzenden Tutti abheben.
- er muß harmonisch möglichst vollständig von geeigneten Instrumenten gespielt werde können.
Wohl aus dem erstgenannten Grund pausieren im vorliegenden Arrangement anfangs Flöte und Oboe, obwohl dann nur noch drei statt der eigentlich erforderlichen vier Stimmen zur Verfügung stehen.
Stimmverteilung
Wichtig sind beim Choral vor allem die "äußeren Linien": also die Oberstimme/Melodie und der Baß.
Den Baß (Cimbasso-Stimme) übernimmt das Fagott, die Melodie (Trombone I) übernimmt das Horn, schon alleine vom Klangcharakter her. "Posauniger" geht's im Holzbläserquintett eben nicht.
Die Klarinette muß die Mitte ausfüllen, und zwar so, daß sie entweder Trombone II oder Trombone III spielt. Das richtet sich nach den harmonischen Zusammenhängen.
Falls eine der beiden Mittelstimmen lediglich den Baß verdoppelt, wird sie weggelassen (Noten
blau markiert).
Falls keine Tonverdopplung vorlieg, wird die Quinte zugunsten der Terz eingespart, die Terz ist wichtiger für den Dur-/Moll-Charakter und der Gesamtklang wird nicht so "hohl" (Noten
rot markiert).
Ansonsten muß man sich für eine der beiden Mittelstimmen entscheiden, um möglichst nah an den gewünschten Zusammenklang zu kommen (eingesparte Noten
grün markiert).
Im folgenden Beispielsatz unten habe ich in der ersten Zeile alle vier Posaunenstimmen in ein System notiert. Die farbigen Noten werden in der Quintett-Bearbeitung weggelassen und die schwarzen Noten verteilen sich von unten nach oben auf Fagott, Klarinette und Horn.
Unter der Zeile mit dem "Posaunenchor"-Choral steht das Quintett. Klarinette und Horn jeweils in Original- und Wunschtransposition.
Über den Stimmen steht jeweils, welches Instrument diese Stelle in der originalen Orchester-Version spielt.
Problem: Die Klarinette wird am Ende zu tief! Eine B-Klarinette kommt nicht bis zum cis hinunter, der tiefste spielbare Ton ist ein d!
Aber das lassen wir erst einmal so stehen.
Der Tragödie zweiter Teil...
Wenn nach dem Posaunenchoral das ganze Orchster mit Fortissimo einsetzt (im Quintett immerhin noch Flöte und Oboe
), besteht die Herausforderung darin, alle wesentlichen Stimmen auf die verfügbaren Instrumente zu verteilen und im Zweifelsfall ggf. per Priorisierung zu entscheiden, was wichtiger ist.
Für die vier Tutti-Takte habe ich über jede Quintett-Stimme geschrieben, welches Instrument in der Orchester-Version diesen Part spielt.
Die Bärenreiter-Noten gibt es im
Stretta-Notenversand zu kaufen und glücklicherweise sind die drei Nicht-transponierenden Stimmen Flöte, Oboe und Fagott als Probeansicht verfügbar.
Die beiden anderen (Klarinette in A und Horn in D) habe ich Deinem vorletzten Anhang entnommen.
Die Zweiunddreißigstel-Bewegungen in den Streichern sind (bis auf einen Oktavsprung mehr oder weniger) unisono.
Weil's keine Streicher gibt, müssen sie irgendwie auf die vorhandenen Stimmen verteilt werden.
Das Fagott übernimmt den Cello-/Kontrabaß-Part, die Klarinette den Bratschen-Part und die Flöte den Violinen-Part.
Das Horn quält man damit nicht - es darf, zusammen mit der Oboe, das gesamte restliche Blech- bzw. Holz "ersetzen".
Ich wollte mit diesem Beispiel vor allem aufzeigen, daß es eigentlich kein Hexenwerk ist, aus einer vorhandenen Orchester-Partitur ein Arrangement für kleinere Ensembles zu "zaubern".
Will meinen: Es gibt Unmengen von gemeinfreien Orchesternoten (vor allem im wunderbaren
International Music Score Library Project, das man gar nicht genug loben kann).
Vielleicht findest Du ja Gefallen daran, einmal selbst etwas zu arrangieren bzw. den Versuch zu wagen?
Ja, was kam raus... Gruseliger Schrott!!!! Oder darf ich das einfach nicht in meinem Player abspielen? Mein Notenprogramm hat einen Midi-Player dabei. Vielleicht kann nur der das nicht richtig wiedergeben? Das kam raus:
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Komischerweise hört es sich in Takt 9 super stimmig an !
Der Grund, warum es sich ab Takt 9 wieder stimmig anhört, ist, daß ab da wieder die Stimme für Horn in D steht, und nicht in F!
Ich weiß ja nicht, was Dein Programm da treibt, und ob es das Horn in F intern doch noch als Horn in D betrachtet usw.
Ich habe Dir passend zu meinen beiden Noten-Ausschnitten die entsprechenden MIDI-Files angehängt. Das klingt zwar auch gruselig, aber aus rein klanglichen Gründen.
Du solltest vielleicht mal Deine Version als MIDI-File abspeichern und von einem externen Player abspielen lassen bzw. das Ergebnis anschauen. Nur, um zu sehen, was da
klingend erzeugt wird. Vielleicht kann Dein Programm auch zwischen klingender (concert pitch) und transponierender Anzeige umschalten?
Wenn Du Deine Transpositions-Ergebnisse mit meinen vergleichst (oder mit den entsprechenden Stimmen in A bzw. in D), wirst Du sehen, daß sich da im Horn einige Fehler eingeschlichen haben!
Takt 1 und 2 stimmen (wenn man die eharmonische Verwechslerei mal so stehen läßt).
Takt 3 springt zurück in die Horn-in-D-Stimme (!?).
Takt 4 ist ein Irrläufer (inhaltlich und rhythmisch völlig daneben - wo kommt der her?).
Ab Takt 5 kommt wieder nur die Horn-in-D-Stimme (!?).
Vergleiche doch mal die von mir geposteten Horn-in-F-Stimmen mit Deinen Ergebnissen - und ziehe Deine Schlüsse daraus.
Viele Grüße - und nicht aufgeben!
Torsten