Betablocker vs Lampenfieber/Auftrittsangst/Prüfungsangst

Fastel
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Hi,
ich frage mal nicht im Live on Stage Forum weil es mir nicht um Auftritte geht bei denen man gerne auch halb besoffen vor einer johlenden Menge steht.

Sondern um Auftritte bei denen die Leute wirklich zuhören, etwa Prüfungen oder natürlich auch Auftritte im Klassik-Bereich. Bei denen man sich konzentrieren muss aber seine Leichtigkeit nicht verlieren darf. Daher die Frage vor allem in Richtung der Studenten.

Ich habe mal etwas gelesen von "Betablockern" als Mittel gegen Lampenfieber. Also wirkliches Lampenfieber, bei dem die Nervosität den Musiker nicht den Kick gibt, sondern ihn lähmt und die Qualität seines Spiels stark darunter leidet.


Hat da jemand Erfahrung mit?


ps: uns allen ist klar, dass hier, grade in diesem Thread, keine (fach)ärztliche Beratung stattfindet. ;)
 
Eigenschaft
 
Hi Fastel,

wenn man sich für die Wirksamkeit und Risiken von Medikamenten interessiert, sollten man sich nicht an die Aussagen von einzelnen Laien halten, sondern an Aussagen von Fachleuten, die u.a. auf Klinischen Studien beruhen.

Was Du als "Lampenfieber" bezeichnest, wird von einer Musikermedizinerin in einem pdf-Dokument als "Auftrittsangst" bezeichnet.
Angstzustände zählen zu den Indikationen von Betablockern. Die Medikamentengrupe ist aufgrund des Nutzen-Risiko-Profils verschreibungspflichtig. Die individuell erforderliche Dosierung sollte durch den Arzt ermittellt werden und hängt ab vom Blutdruck und Puls des Patienten bzw. der Steigerung durch die Auftrittsangst.

Überhaupt sollte durch eine individuelle Untersuchung festgestellt werden, was überhaupt die geeignete Therapie ist. Medikamente sind nur eine der Möglichkeiten.

Wie einem Presseartikel zu entnehmen ist, wurde in der Uni-Klinik Bonn eine "Lampenfieber-Ambulanz" eingerichtet.
Hier wird in einem Persönlichkeitsscreening, Näheres über die Ursachen des Lampenfiebers in Erfahrung gebracht. Eine geeignete Entspannungstechnik hilft oft weiter, auch eine "Konfrontationstherapie" (Spielen vor Publikum) wird angewendet.

Diese Möglichkeiten, ohne pharmakologische Wirkstoffe und deren Risiken, sollten erst einmal versucht werden. Eine Mißbrauchsmöglichkeit durch Überdosierung des Medikaments steht ja auch immer im Raum, gerade in solchen Stresssituationen.

Viele Grüße

Klaus
 
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Ich frage mich, warum (und überhaupt wie) man Musiker wird, wenn man ausgerechnet mit Auftrittsangst zu kämpfen hat :(
 
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na ja, erstens ist das nicht bei allen gleich zu Beginn da, bzw. steigert sich erst allmählich.

zum anderen muß man halt sehen, daß z.B. von einem Vorspielen große Teile vom kommenden Leben / der Existenz abhängt - die Versagensängste können ins Unermeßliche wachsen.

Da gab es in letzter Zeit einige Veröffentlichungen in Zeitungen + Zeitschriften. Hier im Forum wurde auch mal ein Thread angeleiert, aber der Starter hat sich unkooperativ verhalten, so daß die Moderation das Thema löschen mußte.
Der Trend sieht großen Bedarf an Hilfe und eine riesige Dunkelziffer, zumal neben Medikamenten ja auch noch Alkohol + Drogen eine große Rolle spielen.
 
Sondern um Auftritte bei denen die Leute wirklich zuhören, etwa Prüfungen oder natürlich auch Auftritte im Klassik-Bereich. Bei denen man sich konzentrieren muss aber seine Leichtigkeit nicht verlieren darf.
Und da sollen Medikamente gegen helfen? Das ist aber ein wirklich schwieriges und sehr ernstes Thema. Ich bin ein absoluter Verfechter der Ansicht ohne Medikamente oder Drogen (egal welcher Art) auf die Bühne zu gehen oder Vorspiele zu machen. Entweder kann man das als Musiker, oder man kann es halt nicht. Wenn man es nicht kann, sollte man sich vielleicht beruflich anders orientieren. Wenn man das erst am Ende des Studiums feststellt, ist es eigentlich schon fast zu spät. Ich kenne einige Fälle von Musikerkollegen, die nicht imstande waren vorzuspielen und sich dann nach was anderem umsehen mussten.
Wenn man Musiker werden möchte, sollte man sich vorher darüber im klaren sein, was das bedeutet und ob man das leisten kann. Es käme ja auch keiner mit Höhenangst auf die Idee Dachdecker oder Bergsteiger werden zu wollen.
Wenn jemand unter hoher Nervösität bishin zum Lampenfieber leidet, dann sollte man versuchen die Energie, die der Körper für dieses Gefühl aufwenden muss in positive Energie umzuwandeln. Medikamente, Drogen etc mögen den Körper "ruhig stellen", aber das geht gleichzeitig mit der Tatsache einher, dass die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird.

zum anderen muß man halt sehen, daß z.B. von einem Vorspielen große Teile vom kommenden Leben / der Existenz abhängt - die Versagensängste können ins Unermeßliche wachsen.
Und diese Ängste sollen dann ein Leben lang mit Medikamenten kompensiert werden? Damit tun sie sich selbst und auch ihren zukünftigen Kollegen keinen Gefallen. Und davon kann ich ein langes und überhaupt kein schönes Lied singen.
 
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wir helfen doch niemanden, wenn wir so tun als ob - erstzunehmende Insider sprechen davon, daß 40-50% der angestellten Orchestermusiker betroffen sind.
 
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*** Ich habe mal etwas gelesen von "Betablockern" als Mittel gegen Lampenfieber. Also wirkliches Lampenfieber, bei dem die Nervosität den Musiker nicht den Kick gibt, sondern ihn lähmt und die Qualität seines Spiels stark darunter leidet.***

pers. Bio & Anmerkung:

bin seit Ü25 Jahren Berufsmusiker, hatte 1972 meinen ersten "Auftritt", ab 1978 fette Gigs durch ersten Majordeal. Habe zwischendurch einen Ausflug in 2 andere Berufe gemacht, um schlussendlich (konsequenterweise) wieder bei der Musik zu landen und bin hier heute "etabliert" ( um M.M.W. zu zitieren ;) ).

Während der gesamten Zeit - und bis heute - und es wird niemals anders sein - habe/mache ich mir vor den Gigs "in die Hose".

Aber:
nach spätestens der 2. Nummer ist mein Lampenfieber absolut weg und die Metamorphose "coole Rampensau" hat eingesetzt.
Meine Hilfsmittel: 0 = NULL

d.h. keine Drogen, kein Alkohol, keine Meds, da ich live alles 120% unter Kontrolle haben will, bleibt also nur Adrenalin (was -zugegeben- auch schädlich sein kann...).

Kurz:
a. ich habe mich persönlich mit meinem Lampenfieber "arrangiert" = akzeptiert und konnte mich über die Jahre insofern "konditionieren", als ich nach dem Gig mit meiner Leistung immer zufrieden sein konnte. Pannen gab es natürlich hundertfach, de facto haben das aber nur die Band und die Techs mitbekommen.

b. ich habe über die Jahre schon viel zuviele grossartige und liebgewonnene Kollegen abstürzen sehen müssen, zu viele bis zum Grab. Rechne ich die dummen und unnötigen Unfälle heraus, bleibt der Mehrheit eine Gemeinsamkeit: Drogen.
(Dazu zähle ich auch freiwillig eingeworfene Medikamente...)

Ich selbst bin nur Instrumentalist, ich weiss daher auch, dass ein Sänger nicht auf unsere Rituale zurückgreifen kann, sich auf sein Instrument verlassen zu können, es "technisch" vorzubereiten, zu stimmen, die jeweilige Temperatur zu kontrollieren und die Instrumente entsprechend anzupassen/einzustellen.

Sänger sind per se als "Instrument" wesentlich empfindlicher, von der Tagesform abhängiger, als Bandmitglied dadurch gestresster/sensibler, wenn es "darauf an kommt".

Ich handle das mit meinen Sängern grundsätzlich so:

1. Tagesform nicht o.k., Publikum zufrieden und alles gegeben = 120% O.K.
2. Tagesform nicht o.k. Publikum NICHT zufrieden (ehrlich noch nie erlebt...), aber alles gegeben = 100% O.K.
3. "Tagesform" nicht o.k., weil a. nicht geprobt, b. vorher Party gemacht oder c. blahblah = ich bin stinksauer = 1x gelbe Karte, beim nächsten Mal bye-bye.

Mein kollegialer Rat aus diesen Decaden:
einfach nur: NO DRUGS!

Und wenn's mal schief läuft: FUCK OFF!

Wir sind alle keine Maschinen, sondern Künstler.

RJJC
 
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...Ich habe mal etwas gelesen von "Betablockern" als Mittel gegen Lampenfieber

Tatsächlich eine vielverschriebene und von "lampenfiebernden" Berufsmusikern gern eingenommene Standardmedikation für besonders stressige Situationen. Eine zu starke Dosis hätte schwache Performance zur Folge, weil man dann zu wenig erregt ist. Wie ein dann "wurschtiges" Vorspiel in Prüfungen oder Bewerbungen aussieht, kann man sich vorstellen. Für das Herausfinden der subjektiv besten Dosis ist es ist also sinnvoll, nicht gleich bei der ersten Anwendung auf den optimalen Effekt angewiesen zu sein.
Statt dem zwangsläufig oberflächlichen Gespräch bei Verschreibung durch den (nicht ambitioniert musizierenden) Hausarzt würde ich eine ambulante Beratung durch musikmedizinische Fachleute sinnvoll finden, um dazu informiert zu werden.

Es wäre natürlich wünschenswert, so eine Medikation eher als Brücke zu sehen, bis man effektive Techniken kennengelernt hat, um das Lampenfieber erträglich zu halten. Ganz ohne geht es bei vielen Musikern, Schauspielern usw. eigentlich auch nicht.
Bewältigungsstrategien bieten z.B.
- progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, sehr leicht erlernbare Verfeinerung der Körperwahrnehmung und kaum "psycho", falls man damit Probleme hat;
- autogenes Training, Unter- und Mittelstufe sind relativ leicht erlernbar, man lernt es am leichtesten über Suggestion eines Lehrers, die man dann täglich übend in die Autosuggestion übernimmt. Es sollte natürlich eine eigene Offenheit für solche Methoden vorhanden sein.
- (Hatha-)Yoga, eine umfassende und in Bezug auf Lampenfieber bestenfalls langfristige Methode. Nicht ganz mein Ding aber lt. indischen Freunden ein gutes Training für Körper und Geist.
- schwerere Fälle, für die (ordentlich gelernte) Entspannungstechniken nicht ausreichen, können in ziemlich kurzer Zeit durch hypnosetherapeutische Verfahren Erleichterung erfahren. Die Erfolgsaussichten hängen davon ab, ob die Bereitschaft zu persönlicher Veränderungsarbeit vorhanden ist und ob die Wellenlänge im therapeutischen Setting stimmt. Ich denke dabei an Hypnosetherapie nach Milton Erickson oder NLP in psychotherapeutischer Ausprägung.
- wer vor Hypnose Angst oder unüberwindliche Vorurteile Thema hat, findet vielleicht in verhaltenstherapeutischen Angeboten etwas für sich. Oft sind Entspannungstrainings als Begleitangebot bei Verhaltenstherapien enthalten.

Gruß Claus
 
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Ich habe mal etwas gelesen von "Betablockern" als Mittel gegen Lampenfieber. Also wirkliches Lampenfieber, bei dem die Nervosität den Musiker nicht den Kick gibt, sondern ihn lähmt und die Qualität seines Spiels stark darunter leidet.

Das beschreibt kein Lampenfieber sondern eine Panikattacke oder Angststörung.
Für die Ursache gibt es Therapeuten ...

Drogen und Medikamente haben auf der Bühne nichts verloren.

Sorry, aber hier gehts ausnahmsweise mal nicht zuerst um Musik sondern um Deine Gesundheit.
 
Ich habe ja nur gefragt. Eine Beruhigungszigarette? Ein Joint? Mein Ritualkaugummi? Zuckerkügelchen? Ein Bier? Ab wann ist das Droge? Sind Betablocker Drogen?

Ich habe nur gelesen, dass sie gut verträglich sein sollen und verdammt oft verschrieben werden. Sozusagen wie Ibuprophen nur eben mit beruhigender(?) Wirkung.
Meine Frage bezog sich in erster Linie auf Erfahrungen von Leuten, die das Wirklich methodisch angewand haben. Aber es kann sich auch eine breite Diskussion daraus entwickeln, daher begrüß' ich alle Wortmeldungen.

Und es ging mir dabei tatsächlich um Spitzenbelastungen, in denen sehr viel auf dem Spiel steht. Ich finde die Haltung die ich hier gelesen habe eigentlich recht unfair. Da hieß es sinngemäß: wer es nicht bringt vor Fachpuklikum zu spielen soll es lassen.
Es muss ja nicht immer ein Berufsmusiker sein... und überhaupt: warum soll man das dann lassen? Müssen wir uns da der natürlichen Auslese ergeben?

"Drogen gehören nicht auf die Bühne." Wer sagt das eigentlich? Dass das Zeug schlecht ist und Leute in den Tod treiben kann - ok. Aber wird die Musik/Performance dann moralisch falscher? Als Väterlichen Rat - klar. Aber generell geht da schon ganz schön der Zeigefinger hoch. Ich will nun nicht anfangen davon, dass viel unserer Musik mit solchen Hilfsmittel entstanden ist. Das ist auch kein Argument.


Es geht hier übrigens nicht um mich. Ich kenne das Gefühl allerdings auch sehr gut wenn prüfende Blicke auf das Spiel gelegt werden, dass sie innerlich verklemmen und dann wird alles verkrampft. Nun sollen die also aufhören vor Leuten zu spielen? Find ich ziemlich anmaßend.
Es gibt Leute die machen das gerne und auch sogar sehr gut, und haben wirklich etwas erreicht und schaffen im Unterricht ein schweres Stück. Es wäre doch toll, wenn diese Leute einen unproblematischen Weg finden, es auch vor Publikum zu schaffen, ihre Leistung abzurufen. Das hat auch mit der Tagesform nicht wirklich was zu tun. In schweren Fällen spielen auch soziale Phobien oder ähnliches mit rein.
 
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Vergiss das ganz schnell mal wieder !!!
BetaBlocker haben den sinn das Herz zu schonen indem es unterbindet dass Puls und Blutdruck in Streesituationen steigert.

Ich selbst musste (von Ärzten verschrieben) nehmen und mein Puls ist im schlaf soweit gesunken, dass es mch fast umgebracht hätte (20!!! ) ....
Finger weg von so einem Scheiß!!!!!!!!
 
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Und es ging mir dabei tatsächlich um Spitzenbelastungen, in denen sehr viel auf dem Spiel steht. Ich finde die Haltung die ich hier gelesen habe eigentlich recht unfair. Da hieß es sinngemäß: wer es nicht bringt vor Fachpuklikum zu spielen soll es lassen.

Wer Medikamente braucht sollte seine Stärken seiner Gesundheit wegen woanders suchen.

In meiner Branche gibt es viele Komponisten, einige davon können nicht dirigieren. Ich gehöre dazu.
Schreibe ich deshalb schlechte Filmmusik? Nein, mein Studio ist erfolgreich , weil ich meine Stärken und Schwächen kenne.

Ich hätte zwar damals als Gitarrist auch über eine Band nachdenken können, aber ich habe lieber in andere Sachen investiert
um mir meine Zukunft zu sichern. Klar, wenn es in Dir brennt als eine Art Rampensau der die Bühne braucht kann ich gut
verstehen, dass man unbedingt die Masse live begeistern will.

Aber dann bitte nur , wenn die Gesundheit es zulässt.


Fastel schrieb:
"Drogen gehören nicht auf die Bühne." Wer sagt das eigentlich? Dass das Zeug schlecht ist und Leute in den Tod treiben kann - ok. Aber wird die Musik/Performance dann moralisch falscher?

Ich sage es in erster Linie, weil es für den Musiker nicht gesund ist.

Und sich Booker , Veranstalter und Manager in der Verantwortung sehen müssen, wenn sie Livemusiker buchen.

Ich möchte Dir ein sehr extremes Beispiel nennen, hätte ich zum Bekanntenkreis von Amy Whinehouse gehört, dann hätte ich nicht zugelassen das sie auf die Bühne geht. Jeder mit backstage Zutritt hätte sie da runterholen können. 3 mal darfst Du raten warum sie sich alle passiv verhalten haben und wieso niemand verantwortlich gehandelt hat.

Wenn sich diese Menschen heute Vorwürfe machen, dann völlig zu Recht.

Es geht hier übrigens nicht um mich. Ich kenne das Gefühl allerdings auch sehr gut wenn prüfende Blicke auf das Spiel gelegt werden, dass sie innerlich verklemmen und dann wird alles verkrampft. Nun sollen die also aufhören vor Leuten zu spielen? Find ich ziemlich anmaßend.

Entschuldige mal, Du hast einen Zustand der Lähmung und Verklemmtheit beschrieben, der wenig mit gewöhnlichem Lampenfieber zutun hat. Den Betroffenen willst Du dann ermöglichen über Medikamente trotzdem auf die Bühne zu gehen?
 
und es ist bei weitem keine persönliche Angelegenheit von einem einzelnen Musiker - gerade weil soviele Orchestermusiker betroffen sind, hängt von deren "Zustand" immer das Gesamtergebnis ab. Bekanntlich ist das Gesamte genau so gut, wie der schlechteste Beitrag.

Es ist nicht einzusehen, daß Musiker, die auf der Bühne nicht klarkommen, diejenigen im Ergebnis "runterziehen", die keine Probleme haben.

zonquer hat viele gute Hinweise gegeben - wenn das immer noch nicht reicht, dann ist die Bühne der falsche Platz für den Betroffenen!
 
"Drogen gehören nicht auf die Bühne." Wer sagt das eigentlich?
Ich! Vielleicht ist das in meinem ersten Post nicht ganz deutlich geworden.
1. Wer Drogen/Medikamente oder was auch immer braucht um auf die Bühne gehen zu können, sollte sich nach etwas anderem umsehen. Und ich habe bewusst auf die Bühne "gehen" geschrieben. Das was von Kollegen unter Drogen/Medikamentene Einfluss dann abgeliefert wurde oder wird, steht noch auf einem ganz anderen unrühmlichen Blatt. Der mich zum 2. Punkt führt.
2. Wer auf der Bühne nicht imstande ist seine Leistung vernünftig abzuliefern, hat da nichts zu suchen. Das ist nicht nur blöd für den betreffenden Musiker, sondern auch im höchsten Maße unfair den Kollegen gegenüber. Und das ist etwas wo ich inzwischen auch überhaupt keinen Spaß mehr verstehe!

Ich möchte Dir ein sehr extremes Beispiel nennen, hätte ich zum Bekanntenkreis von Amy Whinehouse gehört, dann hätte ich nicht zugelassen das sie auf die Bühne geht. Jeder mit backstage Zutritt hätte sie da runterholen können.
Das ist leichter gesagt als getan. Ich habe schon sehr häufig ähnliche Beispiele selbst erlebt. Sänger, die vor meinen Augen (bin auch Gitarrist) betrunken von der Bühne gefallen sind, Sänger/innen, die mehr schlecht als recht ihren Text dahergestammelt haben usw. Und immer ist es das gleiche. Man spricht mit den "Betroffenen", die sagen, sie hätten alles im Griff. Das ist das eine. Das andere ist, dass man natürlich versucht irgendwie den Gig/Konzert durchzuziehen. Niemand käme auf die Idee die mit Medikamenten vollgepumpte Sopranistin von der Bühne zu ziehen. Niemand kam auf die Idee Keith Moon (und er ist absolut das negativste Extremstbeispiel) nicht auf die Bühne zu lassen.
 
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Das Thema ist auf jeden Fall interessant.
Ich will jetzt nichts raten, das haben die andern schon getan, aber mir mal ein paar allgemeine Gedanken dazu machen:
Wenn es normal ist bzw. irgendwann wird, dass die geprüften mit fraglichen Substanzen Doping betreiben, dann bedeutet das schnell einen massiven Nachteil für alle, die das nicht machen. Nervosität ist in so einer Prüfungssituation sicher normal und das wissen die Prüfer auch. Wenn jetzt aber das allgemeine Level der geprüften besser wird (da sie zum Teil gedopt sind) ist das natürlich ein absolut verzerrender Faktor. Alle die "normal" in die Prüfung gehen haben dann einen Nachteil und werden so tendentiell gezwungen, auch leistungssteigernde Mittel einzunehmen. So ergibt sich dann ein Kreislauf der sich immer weiter verschäft und immer weitere Steigerungen der Dosis / der Wirkstoffe erfordert.
Am Ende haben wir dann eine Tour de France, wo ohne Doping kaum noch etwas erreicht werden kann und sich alle die Gesundheit ruinieren.

Naja, für den Threadersteller ist das wohl nicht hilfreich, aber das ist meine allgemeine Befürchtung für die Zukunft (dass viele Studenten laut Berichten z.B. fröhlich Ritalin schlucken um die Prüfungen zu bestehen, ist sehr ähnlich. Das hat mich wohl darauf gebracht.)
 
Das Thema ist auf jeden Fall interessant
Durchaus, nur haben die meisten Antworten wegen allgemeiner Betrachtungen und betont weltanschaulicher oder moralischer Gesichtspunkte wenig bis nichts mehr mit dem zu tun, was der TE wissen will.

Daher sollte das Thema entweder gesplittet und z.B. in der Plauerdecke weiterbehandelt werden oder eben geschlossen.

Gruß Claus
 
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Um erfolgreich Musiker zu sein, denke ich muss man die Leute erreichen können.
Musiker oder Band A erreicht dieses Puplikum. Musiker oder Band B erreicht ein anderes Puplikum. Wenn man das an sich gut kann, das was man bietet den Leuten gefällt und einem die Auftrittangst so lähmt, dass Scheitern vorprogrammiert ist, dann ist es ein normaler Prozess, sich auf die Suche zu machen, wie man sie in den Griff bekommt.

Es wurden schon Methoden genannt, die man nutzen kann, die Auftrittsangst in den Griff zu bekommen, die sehr wichtig sind. Wenn man es wirklich medikamentös unterstützend etwas einnehmen möchte, dann gibt es Psychiater, die sich auskennen. Ein Hausarzt, der das Medikament einfach ausstellt ist hier, meiner Meinung nicht die richtige Adresse.
Menschen, die unter massiven Angststörungen leiden, nehmen auch Medikamente um unter anderem sich z.B. dem Alltag stellen zu können. Ritalin wir bei manchen Menschen vielleicht zu schnell eingesetzt. Es gibt aber auch Kinder und Eltern, die dadurch eine weit höhere Lebensqualität haben, als ohne dieses Medikament. Das Kind erfährt dann auch, dass es vielleicht weniger Konflikte provoziert. Ich spreche hier aber nicht von normaler Lebendigkeit oder Lebensfreude, die mit einem Medikament gebündelt werden soll, um es ruhig zu stellen.

Ein guter Psychiater und ein guter Psychotherapeut, der auch Methoden zur Streßbewältigung anbieten kann, können einem dabei unterstützen es wirklich in den Griff zu bekommen. Hier sehe ich die Gefahr abhängig zu werden geringer, als selber zu Drogen oder Alkohol zu greifen. Ein Bierchen mit dem man sich auf den Auftritt vorbereitet und man die Erfahrung gemacht hat, das man dann entspannter an den Auftritt ran geht ist ja eine sinnvolle Strategie und ich denke dagegen spricht nichts. Problematisch wird es dann, wenn es unkontrolliert wird und man ständig mehr braucht.

Beta - Blocker sind auch keine Medikamente von denen man pharmakologisch abhängig wird. Das heißt man hat keine Entzugserscheinungen, wenn man sie absetzt, im Gegensatz zu den Tranquilizer.
 
Ich! Vielleicht ist das in meinem ersten Post nicht ganz deutlich geworden.
1. Wer Drogen/Medikamente oder was auch immer braucht um auf die Bühne gehen zu können, sollte sich nach etwas anderem umsehen.
Also ich sehe das irgendwie so: Es gibt Leute, die machen einfach gerne Musik. Spielen ein kompliziertes Flötenkonzert von Vivaldi und sie MÖCHTEN es gerne vor Publikum aufführen. Immerhin steckt viel Arbeit drin. Es muss ja kein professioneller Musiker sein, kann auch ein Schüler oder sonst was an einem Konservatorium einen Vorspielabend im Hauseigenem Saal bestreiten.
Erste "Streitpunkt": Ist es nicht fair, dass diese Leute einen Weg per Hilfsmittel finden ihre Angst in den Griff zu ziehen. Steht ihnen das wirklich einfach nicht zu mit geringerer Angst vorzuspielen?
Zweiter Streitpunkt: Wie soll der Weg aussehen? Eine langjährige Therapie kann verdammt teuer werden. Die Betablocker als zielgerichtet einsetzbare Möglichkeit - das ist die Idee.

Ich will die Betas oder gar Drogen nicht verteidigen. Aber was sich gehört und was nicht... tja dies zu entscheiden würde ICH nicht.

Entschuldige mal, Du hast einen Zustand der Lähmung und Verklemmtheit beschrieben, der wenig mit gewöhnlichem Lampenfieber zutun hat. Den Betroffenen willst Du dann ermöglichen über Medikamente trotzdem auf die Bühne zu gehen?
Ich war mal in der Situation, musste eigentlich ganz leichte Stücke vorspielen (Klavier) aber die Angst grade diese kleinen Stücke fürchterlich zu verkacken war so groß, dass es eine riesiege Wackelpartie war.
Ich spiele nun nicht mehr Klavier :)
Auf die medizinische Bewertung von Betas kam ich durch einige Themen zur Musikergesundheit.

Hier hat (immerhin) ein Professor sogar direkt zu Betas geraten, um die Lebensqualität zu erhöhen, damit man sein Leidenschaft entspannt verfolgen kann.
http://www.musikermed.de/auftrittsangst.pdf

ps: @Claus ich bin mir nicht sicher ob man es so ganz trennen kann. Eigentlich wollte ich nicht so in die moralische Schiene mit dem Thema. In der Überschrift kann statt "Lampenfieber" auch "Auftrittsangst" stehen ;)

Anmerkung der Moderation: Thema ergänzt
 
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