Mit Musik machen den Lebensunterhalt (erfolgreich) zu verdienen gilt, glaube ich, noch immer als Traumberuf.
Nicht unbedingt, weil die zwei Begriffe, was heutzutage "Musik" ist und was "machen" bedeutet, sich ziemlich schnell wandeln. Man kann durchaus Träume über die eigene Zukunft haben, natürlich, das muss man auch. Aber man darf nicht erwarten, dass a) einige Jahre später die Randbedingungen noch weiterhin so liegen wie vorher und b) die eigenen Talente weiterhin zur Anforderung des Marktes passen. Und dann definieren sich die Begriffe "Musik" und "machen" neu.
Das war natürlich schon immer so, und auch nicht bei musikalischen Berufen so, aber die gewollte (und gebuchte bzw. bezahlte) Ästhetik einer Gesellschaft ändert sich, und das Tempo der Notwendigkeit der Anpassung erhöht sich.
Ich lebe nach wie vor von der Musik und mache viel Livemusik, aber unterrichte auch. Und ehrlich, ich würde auch nicht nur vom Musik machen leben wollen, das wäre auf Dauer doch zu einseitig und ich würde mich von wenigen Arbeitgebern bzw. einer bestimmten Stilrichtung oder Ästhetik abhängig machen, wie z.B. Rockbands oder Kirchenmusiker.
Wenn ich darüber nachdenke, bin ich gar nicht so sicher, ob das wirklich immer so ist. Dabei kommen mir vor allem Musiker in den Sinn, die strikt nach Vorgabe, ob nun durch einen Dirigenten oder Clicktrack, ihren Dienst tun.
Ja, insbesondere das Spielen zum Klick hat viel Spontanität und musikalische Authentizität weggenommen. Hier im Board ist das ja ein großes Thema, da ja viele Kapellen das wollen und glauben, es zu müssen. Ich habe es jahrzehntelang bei Musicals gemacht und trauere dem aktuell nicht hinterher. Ich mache es, falls nötig, auch wieder, aber habe es zu oft erlebt, dass es nur aus rein kommerziellem Sicherheitsdenken gemacht wurde.
Aber du erwähnst Dirigenten da in einem Satz: das sind doch Menschen und künstlerisch motivierte Musiker, die kann man keinesfalls mit einem Klick gleichstellen.
Sicher, bis das Programm sitzt, verhindert vermutlich der Stress, dass es langweilig wird. Aber irgendwann setzt doch bestimmt die Routine ein. Wie ist das dann? Ich habe in diese Welt keinen Einblick und bin neugierig.
Routine ist gut, denn keine Aufführung ist wie die andere. Auch wenn man mehrere hundert Male das gleiche Stück spielt, gibt es immer wieder Variationen durch wechselnde Randbedingungen. Das geht schon, und es macht (mir) sogar Spaß, denn es erlaubt eine Durchdringungstiefe, die man sonst bei Musik selten hat.