chris_kah
HCA PA- und E-Technik
Nachrüstung eines Stegtonabnehmers bei einer Jazz-Gitarre
Diese Umbaubeschreibung ist schon sehr speziell, da es sich um eine eher seltene Anwendung handelt. Ich denke aber, dass sie teilweise Anregungen für den einen oder anderen Umbau enthält. Daher auch recht ausführlich gehalten. Wenn schon, denn schon.
Motivation
Eine Jazz Gitarre sollte mit einem Stegtonabnehemer nachgerüstet werden. Die Signale von den originalen magnetischen Humbucker-Pickups und vom Stegtonabnehmer sollten entweder einzeln abgreifbar sein oder als gemischtes Signal verfügbar sein.
Wahl des Stegtonabnehmers
Die Suche nach einem geeigneten Abnehmer gestaltete sich etwas schwierig, da der Steg ein höhenverstellbarer Steg ist, bei dem die Verstellschrauben einen nicht beeinflussbaren Anschlag darstellen. (Es gibt übrigens inzwischen einen kompletten Austauschsteg von Fishman, der den Originalsteg erstetzt und einen Piezo Abnehmer eingebaut hat).
Ursprünglich war ein einfacher Piezo - Abnehmer angedacht, aber alle verfügbaren Exemplare waren zu breit, um zwischen die Verstellschrauben zu passen. Daher musste eine flexible Lösung her. In meinem Fall war das ein B-Band UST mit einer Breite von 2.9 mm.
Die Breite rührt übrigens von dem mir zur Verfügung stehenden 3 mm Fräser her. Sonst gibt es den UST auch in anderen Breiten.
Bearbeitung des Stegs
Die Veränderung sollte notfalls rückgängig gemacht werden können. Der Steg besteht aus einem Auflageteil, das auf der Schalldecke frei verschiebbar ist und dem eigentlichen Steg. Das Auflageteil wurde beibehalten. Für den Steg wurde ein neues Teil hergestellt. Ich besorgte mir bei einem örtlichen Gitarrenbauer ein passendes Stück Holz für wenige Euro, da es ein Reststück war.
Aus diesem Holz entstand ein 2-teiliger Steg, bestehend aus einem Träger und der eigentlichen Saitenauflage. Im Träger wurde mit Hilfe einer Oberfräse (im Kreuztisch) eine 3mm Nut gefräst. Das Gegenstück wurde so hergestellt, dass ein 3mm breiter länglicher Zapfen erstellt wurde. Die Bilder zeigen die Saitenauflage im Rohzustand.
Die Saitenauflage wurde nun auch auf der anderen Seite trapezförmig bearbeitet, jedoch mit einer leichten Hohlkehle. Auf eine Saitenlängenkorrektur wurde verzichtet. Dies hat sich in der Praxis als nicht störend herausgestellt. Wird der Steg leicht schräg zur Saitenrichtung eingebaut ergibt sich eine hinreichend gute Korrektur. Die originale Korrektur der H-Saite war ohnehin zu stark.
Das Bild zeigt den eingebauten neuen Steg zusammen mit dem danebenliegenden Originalsteg.
Der Abnehmer
Der B-Band UST besteht aus einer relativ dünnen Folie, die über eine gewisse Breite druckempfindlich ist. Diese Folie darf nicht scharf geknickt werden, und das ist auch etwas, was man beim Einbau dieses Abnehmers in normale Stege beachten muss. Gleichzeitig ist die Empfindlichkeit des Abnehmers abhängig vom Anpressdruck. Daher ist unbedingt darauf zu achten, dass beide Seiten des Stegs (also die Unterseite des Schlitzes als auch die Stegeinlage) an der Auflagefläche absolut plan sind. In meinem Fall ist das durch die Bearbeitung mit der Oberfräse genau genug geworden. Falls man da nicht genau arbeitet, klingen die Saiten eventuell unterschiedlich laut.
Bei normalen Stegen verwendet man oft einen geschlitzten Sattel wie diesen:
Hier war das nicht notwendig, da beide Seiten durch die Fräse absolut plan sind.
Auch die Durchführung nach außen (oder sonst durch die Schalldecke) darf nicht scharf geknickt werden.
Der B-Band UST braucht noch einen speziellen Vorverstärker. Ich habe den kleinen Endpinverstärker A1.2 verwendet, allerdings zunächst unten in der Zarge ohne Gurtpin eingebaut.
Das ist möglich und sieht dann aus wie eine Buchse. Der Abnehmer wurde halbwegs unauffällig durch das untere f-Loch geführt. Falls man den UST verkehrt herum einsteckt, brummt es übrigens gehörig laut.
Das eingebaute Humbucker-System hatte seinen eigenen Ausgang.
Externe Mischerbox
Da ich zunächst keine weiteren Löcher in die Gitarre machen wollte, kam die Mischelektronik mit Stromversorgung in ein kleines Kunststoffgehäuse, dass ich in den Saitenhalter einhängen konnte. Der Bügel ist übrigens aus 2mm Stahldraht in einer Moosgummi-Hohlschnur aus dem Bastelladen. Das gibt einen guten Halt, verkratzt das Instrument nicht und ist so gedämpft, dass nichts mitschnarrt. Der B-Band Preamp wurde auch von dieser Box versorgt. Wenn man den Batterieanschluss kurz schließt (Jumper, siehe bild unten), dann kann man die +9V über den Ring zuführen.
Das ist übrigens auch in der Montageanleitung so beschrieben und B-Band bietet eine externe Batteriebox genau dafür an (zum happigen Preis von 90 EUR).
Die Verbindung habe ich mit einem speziellen Kabel vorgenommen und dazu (teilweise modifizierte) Winkel-Klinkenstecker verwendet.
Das Ergebnis gefiel. Man konnte die Lautstärken der beiden Abnehmersysteme einzeln einstellen und mit einem 3-Stellungs Schalter beide oder nur eines der beiden auswählen.
Das Humbucker-System allein klingt wie vorher. Ich habe einen kleinen hochohmigen Verstärker eingebaut und die Kabelkapazität mit (umschaltbar) 100pF 470pF 1000pF nachgebildet (470pF entsprechen etwa 5m Kabel).
Der B-Band UST allein klingt wirklich gut nach Akustik-Gitarre. Allerdings hört man den Korpus deutlich durch. Sperrholz-Achtop klingt eben nicht wie Massivholz-Westerngitarre. Aber insgesamt ein schöner und akustischer Sound, eventuell etwas höhenlastig.
Der Stegtonabnehmer ist nicht sonderlich rückkopplungsanfällig. Wenn etwas koppelt, dann über den Korpus und die Saiten, aber das ist genauso bei den Magnettonabnehmern.
In der Mischung sind neue Klangfarben möglich. Was recht gut geht: der Abnehmer beim Griffbrett mit dezent zugemischtem UST gibt einen serh schönen Gipsy - Klang. Dabei sorgt der Humbucker für den einigermaßen satten Grundsound, während der UST noch elegante Höhen aber auch vollere Bässe draufsetzt. Der richtige Klang für Django Reinhard oder Klezmer-Musik.
Noch ein Wort zu den Ausgangsbuchsen der Mischer-Box: ich habe eine normale 6.3mm Klinkenbuchse (Instrumentenpegel) und eine XLR - Buchse eingebaut (Mikrofonpegel). Die XLR -Buchse habe ich dann doch wenig benutzt und statt dessen lieber eine passive DI Box benutzt.
Weiterentwicklung: Eingebauter Preamp
Da sich die Anordnung bewährt hatte, wollte ich nun alles in die Gitarre einbauen. Mein erster Ansatz: einen B-Band Zargen-Preamp verwenden und eine kleine Summierschaltung ans Batteriefach pappen.
Das scheiterte an den Maßen der B-Band Zargen-Preamps. Die Jazz-Gitarre hat nur die kleinen f-Löcher und die Ausschnitte der Humbucker. Die B-Band Preamps sind aber innen wesentlich größer als der Zargenausschnitt und können auch durch diesen nicht hinein geschoben werden, selbst nicht quer .
Das ist ein wichtiger Punkt bei Preamps. Wenn man kein großes Schallloch hat oder eine Revisionsöffnung wie bei den Ovations, muss der von außen montierbar sein. Die Zargenöffnung ist übrigens eine wertvolle Öffnung bei der Verkabelung.
Da also ein Fertigprodukt nicht verfügbar war, musste ein Eigenbau her. Der Preamp hat einen Lautstärkeregler für die beiden Systeme, einen Umschalter: Magnet - Beide - Stegabnehmer, einen Phasenschalter für den Stegabnehmer und einen 3-fach Equalizer mit parametrischen Mitten für den Stegtonabnehmer. Da der B-Band UST ein sehr spezieller Abnehmer ist, konnte ich mangels technischer Information den Vorverstärker dafür nicht integrieren, dafür wurde der Endpinverstärker ausgeschlachtet und vorgeschaltet.
Die Schaltung wurde in SMT Ausführung durchgeführt. Die Potis sind Trimmpotis, die auf SMT umgebogen wurden (die Löcher hätten sonst den Layout-Platz zerstört). Die Achsen sind passende Kunststoff Steckachsen. Bei den Umschaltern habe ich eine ungewöhnliche Montage auf der Platine geählt, so dass die Knebel nur knapp über die Abdeckplatte herausstehen und so wie Schiebeschalter wirken.
Abgedeckt wird das ganze mit einer Alu-Frontplatte, an der der Verstärker mit Abstandsbolzen befestigt ist. Die Platte ist mit einer Anthrazit-Metallic Sprühfarbe lackeirt, die ich noch übrig hatte und die sich recht unauffällig in die Farbe der Zarge einfügt.
Auch auf der gegenüberleigenden Seite ist eine Metallplatte angebracht. Beide Metallplatten sind zur Abschirmung über die Montagebolzen über die Metallisierung der Montagebohrungen mit der Masse verbunden.
Batteriefach
Viele Preamps haben einen Batteriehalter, der sich im Inneren des Korpus befindet und dort eingeklebt wird. Der Batteriewechsel gestaltet sich dann sehr schiwerig. Ich habe ein Einbaubatteriefach in die Zarge eingebaut. Zum Batteriewechsel muss das Fach nur aufgeclipst werden. Das geht in Sekunden.
Der UST Abnehmer musste im Zuge dieser Umbaumaßnahmen neu verlegt werden. Er findet seinen Weg jetzt über eine unauffällige Aussparung im Abdeckrahmen des Steg- Humbuckers.
Noch ein Wort zu den Aussparungen in der Zarge.
Der Lack tendiert dazu leicht in größeren Stücken abzuplatzen. Wenn man keine Maßnahmen ergreift, kann das dazu führen, dass man neben dem neu eingebauten Preamp abgeplatzte Lackstellen sieht.
1. An den Schnittstellen vorher einen Streifen Tesa - Film (den durchsichtigen) aufkleben.
2. Mit einem scharfen Cuttermesser den Lack leicht außerhalb der späteren Sägelienien vorschneiden.
3. Bei dünnen Zargen (z.B. meine Konzertgitarre) kann man mit dem Cuttermesser komplett durchschneiden, bei der 4-5mm dicken Sperrholzzarge der Jazzgitarre musste ich das Sägeblatt einer Puksäge verwenden. Dazu habe ich Löcher innerhalb der Ecken gebohrt. Achtung, vor dem Bohren und Sägen müssen die Umrisse im Lack vorgeritzt sein!
4. Mit einer feinen Feile kann dann nachgearbeitet werden. Zum Schluss nur noch Druck beim Feilen nach innen ausüben, damit der Lack nicht ausreißt.
Zum Schluss den Tesa wieder abziehen.
Sehr hilfreich bei der Verkabelung ist eine lange Greifarm-Pinzette wie sie links neben der Gitarre zu sehen ist. Der Ausschnitt für den Preamp und der Ausschnitt für das Batteriefach waren wertvolle Montageöffnungen, um die Verkabelung durchzuführen.
Hinweise zur elektrischen Schaltung.
Die Humbucker-Schaltung wurde um einen so genannten C-Switch erweitert. Damit lassen sich Kondensatoren verschiedener Größen parallel zu den Tonabnehmern schalten. Verwendet wurden 0pf (offen), 100pF, 220pF, 470pF, 1nF, 2.2nf, 4.7nF und 10nF. Das sind 8 Schalterstellungen. Als Vergleich: ein Instrumentenkabel hat etwa 100pF pro Meter. Damit lässt sich die Klangcharakteristik der Magnettonabnehmer verändern. Von Neutrik gibt es den Timbre-Switch Stecker,
bei Helmuth Lemme auch einen C-Switch, und er erklärt auch sehr gut, wie der wirkt.
Die Humbuckerschaltung wurde auf eine Klinkenbuchse geführt, aber über deren Umschaltkontakt auf den eingebauten Vorverstärker. So kann das Signal der Magnettonabnehmer einzeln abgegriffen werden, oder wenn die Batterie leer sein sollte einfach passiv weiter gespielt werden.
Das Ausgangssignal ist auf die Haupt-Klinkenbuchse geführt und liefert das gewünschte gemischte Signal (oder nur den Stegtonabnehmer, wenn der Humbucker über die Extra-Buchse abgegriffen wurde). Ich habe hier eine Neutrik-Buchse für Paneleinbau (D-Norm) mit Verriegelung verwendet.
Damit habe ich nur gute Erfahrung gemacht auch in den beiden anderen Instrumenten in denen ich eine derartige Buchse eingebaut habe.
Wie klingt es:
Noch besser, da man mit dem Equalizer den Stegtonabnehmer noch beeinflussen kann und der C-Switch die Humbucker in weiten Grenzen beeinflusst.
Beim Stegtonabnehmer kann man noch etwas die Höhen bremsen, wenn man möchte und mit den parametrischen Mitten einen kleinen "Bauch" im Bassbereich formen oder Feedbacks gezielt reduzieren.
Die klanglichen Möglichkeiten sind fast grenzenlos. Ich muss wohl bei Gelegenheit ein Soundcloud Konto aufmachen und Hörbeispiele einstellen. Was nicht so einfach geht, ist die Umschalterei während des Spielens, weil man ja manchmal doch mehrere Knöpfe und Schalter bedienen muss. Aber Klangunterschiede zwischen den einzelnen Stücken mit jeweils eigenem Klangcharakter sind sehr gut nutzbar.
So, ich hoffe, dass hier für manchen Anregungen dabei waren, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass jemand das komplett so nachbauen will.
Gruß
Christoph
Diese Umbaubeschreibung ist schon sehr speziell, da es sich um eine eher seltene Anwendung handelt. Ich denke aber, dass sie teilweise Anregungen für den einen oder anderen Umbau enthält. Daher auch recht ausführlich gehalten. Wenn schon, denn schon.
Motivation
Eine Jazz Gitarre sollte mit einem Stegtonabnehemer nachgerüstet werden. Die Signale von den originalen magnetischen Humbucker-Pickups und vom Stegtonabnehmer sollten entweder einzeln abgreifbar sein oder als gemischtes Signal verfügbar sein.
Wahl des Stegtonabnehmers
Die Suche nach einem geeigneten Abnehmer gestaltete sich etwas schwierig, da der Steg ein höhenverstellbarer Steg ist, bei dem die Verstellschrauben einen nicht beeinflussbaren Anschlag darstellen. (Es gibt übrigens inzwischen einen kompletten Austauschsteg von Fishman, der den Originalsteg erstetzt und einen Piezo Abnehmer eingebaut hat).
Ursprünglich war ein einfacher Piezo - Abnehmer angedacht, aber alle verfügbaren Exemplare waren zu breit, um zwischen die Verstellschrauben zu passen. Daher musste eine flexible Lösung her. In meinem Fall war das ein B-Band UST mit einer Breite von 2.9 mm.
Die Breite rührt übrigens von dem mir zur Verfügung stehenden 3 mm Fräser her. Sonst gibt es den UST auch in anderen Breiten.
Bearbeitung des Stegs
Die Veränderung sollte notfalls rückgängig gemacht werden können. Der Steg besteht aus einem Auflageteil, das auf der Schalldecke frei verschiebbar ist und dem eigentlichen Steg. Das Auflageteil wurde beibehalten. Für den Steg wurde ein neues Teil hergestellt. Ich besorgte mir bei einem örtlichen Gitarrenbauer ein passendes Stück Holz für wenige Euro, da es ein Reststück war.
Aus diesem Holz entstand ein 2-teiliger Steg, bestehend aus einem Träger und der eigentlichen Saitenauflage. Im Träger wurde mit Hilfe einer Oberfräse (im Kreuztisch) eine 3mm Nut gefräst. Das Gegenstück wurde so hergestellt, dass ein 3mm breiter länglicher Zapfen erstellt wurde. Die Bilder zeigen die Saitenauflage im Rohzustand.
Die Saitenauflage wurde nun auch auf der anderen Seite trapezförmig bearbeitet, jedoch mit einer leichten Hohlkehle. Auf eine Saitenlängenkorrektur wurde verzichtet. Dies hat sich in der Praxis als nicht störend herausgestellt. Wird der Steg leicht schräg zur Saitenrichtung eingebaut ergibt sich eine hinreichend gute Korrektur. Die originale Korrektur der H-Saite war ohnehin zu stark.
Das Bild zeigt den eingebauten neuen Steg zusammen mit dem danebenliegenden Originalsteg.
Der Abnehmer
Der B-Band UST besteht aus einer relativ dünnen Folie, die über eine gewisse Breite druckempfindlich ist. Diese Folie darf nicht scharf geknickt werden, und das ist auch etwas, was man beim Einbau dieses Abnehmers in normale Stege beachten muss. Gleichzeitig ist die Empfindlichkeit des Abnehmers abhängig vom Anpressdruck. Daher ist unbedingt darauf zu achten, dass beide Seiten des Stegs (also die Unterseite des Schlitzes als auch die Stegeinlage) an der Auflagefläche absolut plan sind. In meinem Fall ist das durch die Bearbeitung mit der Oberfräse genau genug geworden. Falls man da nicht genau arbeitet, klingen die Saiten eventuell unterschiedlich laut.
Bei normalen Stegen verwendet man oft einen geschlitzten Sattel wie diesen:
Hier war das nicht notwendig, da beide Seiten durch die Fräse absolut plan sind.
Auch die Durchführung nach außen (oder sonst durch die Schalldecke) darf nicht scharf geknickt werden.
Der B-Band UST braucht noch einen speziellen Vorverstärker. Ich habe den kleinen Endpinverstärker A1.2 verwendet, allerdings zunächst unten in der Zarge ohne Gurtpin eingebaut.
Das ist möglich und sieht dann aus wie eine Buchse. Der Abnehmer wurde halbwegs unauffällig durch das untere f-Loch geführt. Falls man den UST verkehrt herum einsteckt, brummt es übrigens gehörig laut.
Das eingebaute Humbucker-System hatte seinen eigenen Ausgang.
Externe Mischerbox
Da ich zunächst keine weiteren Löcher in die Gitarre machen wollte, kam die Mischelektronik mit Stromversorgung in ein kleines Kunststoffgehäuse, dass ich in den Saitenhalter einhängen konnte. Der Bügel ist übrigens aus 2mm Stahldraht in einer Moosgummi-Hohlschnur aus dem Bastelladen. Das gibt einen guten Halt, verkratzt das Instrument nicht und ist so gedämpft, dass nichts mitschnarrt. Der B-Band Preamp wurde auch von dieser Box versorgt. Wenn man den Batterieanschluss kurz schließt (Jumper, siehe bild unten), dann kann man die +9V über den Ring zuführen.
Das ist übrigens auch in der Montageanleitung so beschrieben und B-Band bietet eine externe Batteriebox genau dafür an (zum happigen Preis von 90 EUR).
Die Verbindung habe ich mit einem speziellen Kabel vorgenommen und dazu (teilweise modifizierte) Winkel-Klinkenstecker verwendet.
Das Ergebnis gefiel. Man konnte die Lautstärken der beiden Abnehmersysteme einzeln einstellen und mit einem 3-Stellungs Schalter beide oder nur eines der beiden auswählen.
Das Humbucker-System allein klingt wie vorher. Ich habe einen kleinen hochohmigen Verstärker eingebaut und die Kabelkapazität mit (umschaltbar) 100pF 470pF 1000pF nachgebildet (470pF entsprechen etwa 5m Kabel).
Der B-Band UST allein klingt wirklich gut nach Akustik-Gitarre. Allerdings hört man den Korpus deutlich durch. Sperrholz-Achtop klingt eben nicht wie Massivholz-Westerngitarre. Aber insgesamt ein schöner und akustischer Sound, eventuell etwas höhenlastig.
Der Stegtonabnehmer ist nicht sonderlich rückkopplungsanfällig. Wenn etwas koppelt, dann über den Korpus und die Saiten, aber das ist genauso bei den Magnettonabnehmern.
In der Mischung sind neue Klangfarben möglich. Was recht gut geht: der Abnehmer beim Griffbrett mit dezent zugemischtem UST gibt einen serh schönen Gipsy - Klang. Dabei sorgt der Humbucker für den einigermaßen satten Grundsound, während der UST noch elegante Höhen aber auch vollere Bässe draufsetzt. Der richtige Klang für Django Reinhard oder Klezmer-Musik.
Noch ein Wort zu den Ausgangsbuchsen der Mischer-Box: ich habe eine normale 6.3mm Klinkenbuchse (Instrumentenpegel) und eine XLR - Buchse eingebaut (Mikrofonpegel). Die XLR -Buchse habe ich dann doch wenig benutzt und statt dessen lieber eine passive DI Box benutzt.
Weiterentwicklung: Eingebauter Preamp
Da sich die Anordnung bewährt hatte, wollte ich nun alles in die Gitarre einbauen. Mein erster Ansatz: einen B-Band Zargen-Preamp verwenden und eine kleine Summierschaltung ans Batteriefach pappen.
Das scheiterte an den Maßen der B-Band Zargen-Preamps. Die Jazz-Gitarre hat nur die kleinen f-Löcher und die Ausschnitte der Humbucker. Die B-Band Preamps sind aber innen wesentlich größer als der Zargenausschnitt und können auch durch diesen nicht hinein geschoben werden, selbst nicht quer .
Das ist ein wichtiger Punkt bei Preamps. Wenn man kein großes Schallloch hat oder eine Revisionsöffnung wie bei den Ovations, muss der von außen montierbar sein. Die Zargenöffnung ist übrigens eine wertvolle Öffnung bei der Verkabelung.
Da also ein Fertigprodukt nicht verfügbar war, musste ein Eigenbau her. Der Preamp hat einen Lautstärkeregler für die beiden Systeme, einen Umschalter: Magnet - Beide - Stegabnehmer, einen Phasenschalter für den Stegabnehmer und einen 3-fach Equalizer mit parametrischen Mitten für den Stegtonabnehmer. Da der B-Band UST ein sehr spezieller Abnehmer ist, konnte ich mangels technischer Information den Vorverstärker dafür nicht integrieren, dafür wurde der Endpinverstärker ausgeschlachtet und vorgeschaltet.
Die Schaltung wurde in SMT Ausführung durchgeführt. Die Potis sind Trimmpotis, die auf SMT umgebogen wurden (die Löcher hätten sonst den Layout-Platz zerstört). Die Achsen sind passende Kunststoff Steckachsen. Bei den Umschaltern habe ich eine ungewöhnliche Montage auf der Platine geählt, so dass die Knebel nur knapp über die Abdeckplatte herausstehen und so wie Schiebeschalter wirken.
Abgedeckt wird das ganze mit einer Alu-Frontplatte, an der der Verstärker mit Abstandsbolzen befestigt ist. Die Platte ist mit einer Anthrazit-Metallic Sprühfarbe lackeirt, die ich noch übrig hatte und die sich recht unauffällig in die Farbe der Zarge einfügt.
Auch auf der gegenüberleigenden Seite ist eine Metallplatte angebracht. Beide Metallplatten sind zur Abschirmung über die Montagebolzen über die Metallisierung der Montagebohrungen mit der Masse verbunden.
Batteriefach
Viele Preamps haben einen Batteriehalter, der sich im Inneren des Korpus befindet und dort eingeklebt wird. Der Batteriewechsel gestaltet sich dann sehr schiwerig. Ich habe ein Einbaubatteriefach in die Zarge eingebaut. Zum Batteriewechsel muss das Fach nur aufgeclipst werden. Das geht in Sekunden.
Der UST Abnehmer musste im Zuge dieser Umbaumaßnahmen neu verlegt werden. Er findet seinen Weg jetzt über eine unauffällige Aussparung im Abdeckrahmen des Steg- Humbuckers.
Noch ein Wort zu den Aussparungen in der Zarge.
Der Lack tendiert dazu leicht in größeren Stücken abzuplatzen. Wenn man keine Maßnahmen ergreift, kann das dazu führen, dass man neben dem neu eingebauten Preamp abgeplatzte Lackstellen sieht.
1. An den Schnittstellen vorher einen Streifen Tesa - Film (den durchsichtigen) aufkleben.
2. Mit einem scharfen Cuttermesser den Lack leicht außerhalb der späteren Sägelienien vorschneiden.
3. Bei dünnen Zargen (z.B. meine Konzertgitarre) kann man mit dem Cuttermesser komplett durchschneiden, bei der 4-5mm dicken Sperrholzzarge der Jazzgitarre musste ich das Sägeblatt einer Puksäge verwenden. Dazu habe ich Löcher innerhalb der Ecken gebohrt. Achtung, vor dem Bohren und Sägen müssen die Umrisse im Lack vorgeritzt sein!
4. Mit einer feinen Feile kann dann nachgearbeitet werden. Zum Schluss nur noch Druck beim Feilen nach innen ausüben, damit der Lack nicht ausreißt.
Zum Schluss den Tesa wieder abziehen.
Sehr hilfreich bei der Verkabelung ist eine lange Greifarm-Pinzette wie sie links neben der Gitarre zu sehen ist. Der Ausschnitt für den Preamp und der Ausschnitt für das Batteriefach waren wertvolle Montageöffnungen, um die Verkabelung durchzuführen.
Hinweise zur elektrischen Schaltung.
Die Humbucker-Schaltung wurde um einen so genannten C-Switch erweitert. Damit lassen sich Kondensatoren verschiedener Größen parallel zu den Tonabnehmern schalten. Verwendet wurden 0pf (offen), 100pF, 220pF, 470pF, 1nF, 2.2nf, 4.7nF und 10nF. Das sind 8 Schalterstellungen. Als Vergleich: ein Instrumentenkabel hat etwa 100pF pro Meter. Damit lässt sich die Klangcharakteristik der Magnettonabnehmer verändern. Von Neutrik gibt es den Timbre-Switch Stecker,
bei Helmuth Lemme auch einen C-Switch, und er erklärt auch sehr gut, wie der wirkt.
Die Humbuckerschaltung wurde auf eine Klinkenbuchse geführt, aber über deren Umschaltkontakt auf den eingebauten Vorverstärker. So kann das Signal der Magnettonabnehmer einzeln abgegriffen werden, oder wenn die Batterie leer sein sollte einfach passiv weiter gespielt werden.
Das Ausgangssignal ist auf die Haupt-Klinkenbuchse geführt und liefert das gewünschte gemischte Signal (oder nur den Stegtonabnehmer, wenn der Humbucker über die Extra-Buchse abgegriffen wurde). Ich habe hier eine Neutrik-Buchse für Paneleinbau (D-Norm) mit Verriegelung verwendet.
Damit habe ich nur gute Erfahrung gemacht auch in den beiden anderen Instrumenten in denen ich eine derartige Buchse eingebaut habe.
Wie klingt es:
Noch besser, da man mit dem Equalizer den Stegtonabnehmer noch beeinflussen kann und der C-Switch die Humbucker in weiten Grenzen beeinflusst.
Beim Stegtonabnehmer kann man noch etwas die Höhen bremsen, wenn man möchte und mit den parametrischen Mitten einen kleinen "Bauch" im Bassbereich formen oder Feedbacks gezielt reduzieren.
Die klanglichen Möglichkeiten sind fast grenzenlos. Ich muss wohl bei Gelegenheit ein Soundcloud Konto aufmachen und Hörbeispiele einstellen. Was nicht so einfach geht, ist die Umschalterei während des Spielens, weil man ja manchmal doch mehrere Knöpfe und Schalter bedienen muss. Aber Klangunterschiede zwischen den einzelnen Stücken mit jeweils eigenem Klangcharakter sind sehr gut nutzbar.
So, ich hoffe, dass hier für manchen Anregungen dabei waren, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass jemand das komplett so nachbauen will.
Gruß
Christoph
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