Ich weiss, dass viele sagen, in der Klassik werde im Gegensatz zum Pop die "Kopfstimme" forciert. Das kann ich persönlich nicht wirklich nachvollziehen.
Das stimmt schon, allerdings je nach Stimmlage. Der klassische Sopran ist schon kopfresonanzlastig, der klassische Bass hingegen natürlich nicht
Wenn man mich lässt
, gehe ich mit einem grossen Kopfstimmanteil in der Voix mixte bis nach unten ("nach unten" bedeutet in der Literatur die ich singe bis e' ganz selten mal bis c'). Diese Töne sind dann nicht wirklich kraftvoll
, aber da sie bei meinen Stücken zum Glück
nur äusserst selten und ganz vereinzelt vorkommen, mogele ich mich eben mal so durch
.
Falls die Literatur aber mal etwas ausgedehnter in diese Lage geht, respektive dort unten mehr Kraft gefordert wird, muss auch ein klassischer Sopran mehr Brustresonanz beimischen können (natürlich aber immer noch einen gewissen Kopfstimmanteil beibehalten!).
Wenn ich Übungen in fast reiner Brustresonanz (mit nur wenig Kopfresonanzanteil) machen will (nur im stillen Kämmerlein, darf ausser der GL niemand hören
) muss ich mich zu Beginn jeweils richtig dazu zwingen. Funktioniert am besten, wenn ich mich mit vorgängigem Rufen dazu überliste.
Solche Brustresonanz-Übungen sind aber sicher auch für den hohen klassischen Sopran wichtig. Sie geben irgendwie Kraft (so empfinde ich das jedenfalls) die man nachher nach oben mitnehmen kann, auch wenns dann dort in die reine Kopfstimme und ins Pfeifregister geht.