Ja danke für die Rückmeldung. Ich bin schon seit einem Monat Besitzer eines Deepmind6. Komme aber nie dazu, einen kurzen Bericht zu schreiben.
Tastatur
Definitiv halbgewichtet und vergleichbar mit den Fatartastaturen aus dem Kurzweil PC3K6. Einzig, Aftertouch ist nicht sehr responsiv und verlangt schon einen starken Druck, trotz Kalibrierung. Die Tastenenden sind auch etwas zu spitz geraten, da bestünde eventuell Verletzungsgefahr wenn man bestimmte orgeltypische Glissandos spielt. Aber alles in allem bin ich mit der Tastatur definitiv zufrieden.
Verarbeitung
Der Deepmind ist sehr solide verarbeitet. Er kommt auch mit einem sehr stolzen Gewicht von ca. 6 Kg daher. Eine stolze Zahl für ein Keyboard mit nur drei Oktaven. Das ganze Gehäuse ist aus Metall, die Enden aus Holz. Taster und Schieber vermitteln einen qualitativen Eindruck. Natürlich wackeln die Schieber ein bißchen, aber keinesfalls in einem Sinne, wo man das als Qualitätsmangel bezeichnen könnte.
Ergonomie
Ich persönlich finde, Behringer hat beim Deepmind einen ausgezeichneten Kompromiss geschaffen in der Kombi von analoger und digitaler Bedienung. Die häufigsten Parameter sind alle durch entsprechende Taster und Schieber zugänglich, darüber hinaus muss man für feinere oder seltenere Parameter in ein Untermenü eintauchen welches meistens einen Tasterdruck entfernt ist. Ich finde diese Lösung weitaus ergonomischer als den puristischen Ansatz "jede Funktion = ein Taster/Schieber". Das Display gibt diesbezüglich auch eine gute Unterstützung, alle Parameterveränderungen werden auch graphisch angezeigt. Zusätzlich bietet Behringer auch eine App mit der sich der Deepmind über einen Rechner programmieren lässt. Das ist auf den ersten Blick ein Oxymoron zum Sinn eines analogen Synthesizer, aber mir gefällt die App vor allem deswegen, weil ich so ganz schnell meine eigenen Programme entsprechend benennen kann. Auch die Effektprogrammierung geht so viel einfacher als auf dem Display des Keyboards; zudem hat Behringer die einzelnen Effekte auch graphisch sehr schön dargestellt und dem Aussehen von echten Rackeffekten angepasst.
Was mir negativ aufgefallen ist:
1. Beim Dialrad sind die vier umherum liegenden Taster zu Nahe, so dass man beim Betätigen des Dials an diese Taster anstößt, bzw. man muss die Finger ganz oben halten um ohne Behinderung das Dial drehen zu können.
2. Der Volumeknopf ist ebenso etwas zu nahe an den Portamentoknopf geraten und dann stößt man ebenfalls beim Betätigen an den Nachbarknopf.
3. Richtig schlecht gelöst ist das Pitchbend Rad. Erstens bietet es einen schlechten Halt für den Finger und außerdem ist es viel zu straff gefedert. Es liegt einfach nicht gut in der Hand und lässt sich schlecht bedienen.
4. Ebenfalls richtig schlecht finde ich - das scheint aber leider heute ein Standard zu sein - die Art wie man Sounds wählt. Das geht nur durch Drehen des Dials oder die Plus/Minus-Taster. Andere machen es leider auch so und Behringer verspürt hier leider nicht den Drang, besser zu sein. Um es auf den Punkt zu bringen: Keyboards mit mehreren hundert Programmen und einem Dial als einzige Möglichkeit zur Soundauswahl sind einfach eine schlechte Lösung. Egal ob von Behringer oder Nord oder sonst wem. Da sind Lösungen wie Setlistmaker leider die einzige vernünftige Alternative.
Features
Die Core des Deepmind ist - wenn ich mich nicht irre - ein Roland Juno. Obendrauf bin ich in Sachen analoge Synthese ein Neuling und kann hier nicht vieles über den Grundklang des Keyboards sagen. Zusätzlich zum Juno hat der Deepmind eine äußerst respektable Effekt-Engine. Bis zu vier Effekte lassen sich parallel und/oder seriell schalten. Das eröffnet weitere kreative Wege, nachdem man die eigentliche Synthese schon ausgeschöpft hat! Zum Arpeggiator kann ich nichts sagen, da ich ihn nicht benutze.
Alles in allem: für 400 Euro für einen analogen Synth kann man sich eigentlich nicht beklagen. Dafür bekommt man ein sehr wertig gebautes Keyboard mit einer Tastatur bei der man sich nicht bestraft fühlt und bei der das Spielen mit Musizieren und nicht mit Taste-betätigen zu tun hat. Man spielt auf einem Instrument; man bedient es nicht. Allerdings, ich muss zugeben, bei dem kleinen sind die sechs Stimmen schon sehr knapp bemessen und bei Flächen die auf einem Unisono basieren, wird es sehr knapp. Da ist der größere Bruder mit 12 Oszillatoren definitiv die bessere Wahl. Bei den Oszillatoren hätte ich mir auch etwas mehr Diversivität gewünscht, aber das ist nun mal ein Klon und bietet eben das, was auch sein Vorbild geboten hat.