Das politische Lied in Vergangenheit und Gegenwart in einem Vortrag (ich nehme an für den Musikunterricht in der Schule - und dann sicherlich zeitlich stark begrenzt) umfassend darzustellen, ist m.M. nach nahezu unmöglich.
"Proletarische Ballade" als Begriff ist mir unbekannt, ich nehme aber an, wie ich oben lesen konnte, dass "Arbeiterlieder" gemeint sind.
Politische Lieder als Ausdruck engagierten Eintretens für demokratische Prinzipien und die Emanzipation sozial unterdrückter Schichten haben eine lange Geschichte und leben in der Gegenwart weiter: In den Liedern aus der Revolutionszeit von 1848 wird der Freiheitsdrang des Volkes sichtbar. Bekannte deutsche Dichter wie Heine, Freiligrath und Herwegh stellten sich auf die Seite der Freiheitsbewegung. Bereits drei Jahrhunderte zuvor brachten die Bauern ihren Protest gegen die Obrigkeit in Liedern zum Ausdruck. Und auch in der Folgezeit (Lieder des Dreißigjährigen Krieges, Lieder gegen die Dorfarmut) sind immer wieder Lieder demokratischen Inhalts entstanden.
Neben dem einstimmig gesungenen Lied gab es dann später auch andere musikalische Aktivitäten wie Chorgesang, Orchester, Kabarett u.ä.
Als sich in Deutschland die Arbeiterbewegung organisiert hatte(etwa 1867) und ein erster "Arbeitersängerbund" gegründet war(1877), trat das "Arbeiterlied" immer mehr in Erscheinung.
D a s Arbeiterlied schlechthin gab es nicht, es gab eine vielfältige Form von Arbeiterliedern. Ich bezeichne sie der Einfachheit halber folgendermaßen:
1. Die "Klassiker" : "Die Internationale", "Die Marseillaise", "Das Bundeslied"(Bet`und arbeit`...) u.ä. Gemeint sind hiermit die Hymnen, die allgemein bekannt und nicht nur in Deutschland populär waren und häufig einen Refrain aufweisen.
2. Die"Arbeitervolkslieder": Dieser Begriff ist geprägt von Wolfgang Steinitz (Autor des Standardwerkes "Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus 6 Jahrhunderten") und meint eher leicht singbare, mit kleinem Ambitus versehene Lieder, die häufig einen etwas sentimentalen Charakter zeigen wie " Das Leunalied", "Der kleine Trompeter", "Auf, kleiner Tambour" u.ä. Hier liegt meistens kein Refrain vor.
3. Die Lieder der Agitprop - Truppen und die Eisler`schen Kampflieder:
Vor allem Eisler komponiert in den 20er Jahren viele Kampf - und Marschlieder, die sehr großen Bekanntheitsgrad erlangten wie "Solidaritätslied", "Einheitsfrontlied", "Der rote Wedding" u.a. Besonders die Lieder Eislers sind musikalisch von einem höheren Differenzierungs-und Schwierigkeitsgrad als die "Arbeitervolkslieder".
Günter hat bereits darauf hingewiesen, dass die Kampflieder der NSDAP hier auszuschließen sind.
Vielleicht kann dieser Link noch weiterhelfen:
http://www2.igmetall.de/homepages/recklinghausen/file_uploads/4074.pdf
Beste Grüße
Effjott