Hy Amad3us,
bin zufällig wieder in diesen thread hineingestolpert und melde mich deswegen nochmal:
Da Du ganz offensichtlich alles andere als dumm bist und eine grosse Portion "Talent" hast, bin ich jetzt mal sehr direkt und ohne Schmuh (weil Du das vertragen kannst und musst, wenn Du wirklich Berufsmusiker werden willst):
Dein Gitarrenspiel ist gut, in der "Flüssigkeit" mit Sicherheit noch ausbaufähig (klar, die sog. "Mikrofonangst" bei Mitschnitten jeder Art hemmt einen anfangs...), insgesamt spielst Du aber zu 99,9% mit dem "Kopf", ich höre zumindest keinen "Bauch", kein Gefühl.
Es ist absolut legitim und notwendig, sich zuerst die Technik, das Rüstzeug anzueignen.
Der "Bauch", das Gefühl muss -nachdem man sich technisch perfektioniert hat- ebenso erlernt werden, wie die Technik.
Das Problem:
Technik kann man "pauken" (was Du ja gerade tust...), Gefühl dagegen hat man oder eben nicht,
erlernen kann man es nicht, aber wenn es als Bestandteil des Talents bereits vorhanden ist, kann/muss man es allmählich zum Vorschein kommen und es aus der Technikkruste herauspellen lassen. Ob du "Bauch" hast, weiss zum jetzigen Zeitpunkt absolut niemand.
Ob deiner Musikälität gibt es keinen Zweifel, Talent hast Du auch, dennoch würde ich an deiner Stelle noch ein zusätzliches Studium in Betracht ziehen, das dich notfalls auch ohne Musiker sein zu müssen, ernähren kann (z.B. Medienwissenschaften...).
Schau einfach, dass Du viele Eisen im Feuer hälst und setze nicht alles auf eine Karte.
Auch dir alles Gute für 2008!
LG
RJJC
Hi RJJC,
habe dir ja gestern bereits ne PN geschickt - habe jetzt Zeit, deinen Beitrag zu beantworten. Ich habe da gestern auch noch wirklich seeeeeeehr lange drüber nachgedacht. Was du da gesagt hast, hat mich schon zum nachdenken gebracht.
Also, unmittelbar nach dem Lesen deines Kommentars dachte ich, du hast ja sowas von Recht. In der Tat ist mir dasselbe aufgefallen, als ich meine Aufnahme mit denen anderer auf Youtube verglichen habe.
Alles in allem hört sich dein Kommentar sehr logisch und plausibel an. Ich habe mich auch selbst gefragt, woran das nun jetzt liegt.
Ich habe mich jetzt auf etwas geeinigt mit mir selbst
und bin doch zu dem Schluss gekommen, dass ich denke, dass ich nicht zu wenig "Bauch" habe.
Zumindest nicht, dass ich es nicht haben kann.
Von deinem Standpunkt aus (also dieses Video "I'm Alright" als Grundlage) gebe ich dir zu 99.9% Recht.
Ich habe mich also erstmal gefragt, warum ist das Video bzw. das Stück in dem Video so gefühlslos?!
Da sind mir einige Gründe wieder in den Sinn gekommen über die ich zuvor schon mal nachgedacht hatte, darunter auch, unter was für Umständen ich den Song aufnehmen musste:
- Ich musste ihn clean einspielen, d.h. aber nicht, clean verstärkt, sondern wirklich PURE Gitarre, so wie man es hört, wenn man ohne Verzerrer spielt. Das hab ich natürlich nicht absichtlich gemacht, sondern das liegt daran, dass ich meinen Amp im Proberaum stehen habe und somit hier zuhause auf Guitar Rig angewiesen bin. Normal spiele ich halt direkt über Guitar Rig. Aber Als ich das Video gemacht habe, musste ich Windows Movie Maker benutzen und meine Soundkarte unterstützt nur eine Anwendung, sodass ich Guitar Rig nicht mehr benutzen kann, wenn ich Windows Movie Maker offen habe. Anschließend habe ich dann das Video in Cubase importiert und Guitar Rig drübergepfeffert...
Ich hoffe, du verstehst hier mein Problem, das Spielgefühl ist hier doch völlig flöten gegangen. Das Vibrato ist viel zu krass, aber clean hatte ich das Gefühl, dass es sonst nicht rüberkommt.
- Hinzu kommt noch, dass meine Soundkarte total sch**** ist. Und das hat auch Einfluss aufs Spielgefühl. Also ich handhabe das so. Kabel in die Gitarre und dann mit dem Adapter von große auf kleine Klinker auf der anderen Seite direkt in den Mic-Eingang meiner Realtek AC97. Im Moment bin ich froh, dass Guitar Rig einigermaßen ohne Latenzen funktioniert.
Aber solche Scherze wie, wenn ich einen Ton anspiele, dass das Sustain nach kurzer Zeit einfach "abbricht?!", das versaut auch einiges.
- Mir ist natürlich etwas ganz extrem aufgefallen. Meiner Meinung anch ein sehr entscheidender Grund, warum das Gefühl leidet:
Man sieht mir sichtlich an, dass es mir schwer fällt, dieses Stück zu spielen - mir fehlt einfach dieses "Locker - Flockig - Weg" in dem Stück.
Aber ich habe im Moment so ein Problem, dass ich eigentlich immer irgendwo MINDESTENS einen kleinen Fehler reinbaue. Und ich bin sehr perfektionistisch (ich weiß, in dem Video sind auch einige Fehler drinnen) und versuche dann so oft aufzunehmen, bis ich wenigstens nur sehr wenige oder kaum hörbare Fehler drinne habe.
Und dann entwickelt sich oft folgendes:
Am Tag vor dem Tag an dem ich das Video aufgenommen habe, wollte ich es auch schon aufnehmen. Ich habe also angefangen und es hat nicht hingehauen....nach einer Zeit, beim ca. 20. Mal einspielen werde ich dann leider wirklich geringfügig aggresiv :screwy:. Ich weiß, das ist bescheuert, aber es ist zumindest momentan so. Und das entwickelt sich dann soweit, dass ich dann da sitze, total verkrampft und denke "keine Fehler, keine Fehler, keine Fehler...." mein Kopf sitzt dann damit zu, dass ich denke, ich mach sowieso wieder Fehler und er ist nicht mehr frei für's eigentliche Spielen. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich die Aufnahme am ersten Tag abgebrochen habe.
Ich weiß zwar, dass dieses Verhalten falsch und dumm ist, aber ich weiß im Moment noch nicht, wie ich dagegen vorgehen kann bzw. wie ich es mir wirklich "abtrainieren" kann.
Zum Fazit:
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ich kein Gefühl, kein "Bauch" habe.
Frank Sikora hat in seiner neuen Jazz-Harmonielehre mal folgendes erwähnt, wobei ich wirklich richtig schmunzeln musst:
Ich habe immer wieder festgestellt, dass es vielen Musikern schwer fällt, diese Bereiche in
ein Gleichgewicht zu bringen. Allzu häufi g trifft man auf den Virtuosen ohne persönliche
Ausstrahlung, den Intellektuellen ohne intuitiven Funken, den Leidenschaftlichen ohne
instrumentales Handwerk.
Momentan zähle ich mich doch zu den "Leidenschaftlichen ohne instrumentales Handwerk".
Ich bin eigentloch nen sehr gefühlvoller Mensch
.
Und viele haben zu mir auch schon gesagt (auch Musiker, die mehr Erfahrung hatten), dass ich eigentlich sehr gefühlvoll spiele, wobei ich sagen muss, dass das auf mein Klavierspiel bezogen war.
Wobei das eigentlich nicht entscheidend ist. Entscheidend ist, das Gefühl ist da, ich fühle mich nur noch nicht, zumindest auf der Gitarre (ich finde auch, dass Klavier ein einfacheres Instrument ist, als Gitarre - wobei: mein persönlicher Geschmack und auf der Gitarre bewege ich mich auf einem anderen Niveau als auf dem Klavier) nicht in der Lage mein Gefühl rauszulassen, meine Finger möchten noch nicht, wie ich möchte
.
Aber ich habe die nächsten 2 1/2 Jahre Zeit daran zu arbeiten, bis zum Tag der Entscheidung.
Und ich wollte noch zu deinem Kommentar sagen, ich solle mir mehrere Sachen offen halten. Hierzu kann ich dir nur sagen, mag es dumm sein oder nicht, aber für mich zählt hier in der Musik: GANZ ODER GAR NICHT! Und ich habe mich für "ganz" entschieden. Das ziehe ich jetzt durch und wenn ich mein ganzes Leben lang nur Brot fresse und Wasser trinke
!
ROMAN - ROMAN - ROMAN!
Fertig!
Wünsch dir auch ein schönes Jahr 2008!
Machst du Musik beruflich, wenn ich fragen darf?
Deinem Profil zur Folge machst du Werbemusik?
Liebe Grüße, *amadeus