Bedienleiste bei Combos oben hinten - ist das nicht ziemlich ungünstig?

  • Ersteller Minor Tom
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Warum wird das überhaupt so oft so gemacht? Ich kann mir eigentlich nur folgendes vorstellen: Wenn der Hersteller einen Verstärker extra für nen Combo entwirft, kann er die Röhren quasi an die Seite des Chassis plazieren - wenn das Chassis dann hinten aufrecht eingebaut wird, zeigen diese nach "außen unten". Hiermit kann wohl das Gehäuse etwas kleiner gemacht werden. Außerdem braucht man nur hinten das obere Brett etwas einsägen und kann sich die vordere Öffnung schenken. Sollten Sparmöglichkeiten für den Hersteller der Hauptgrund oder sogar der einzige Grund für diese Bauweise sein?

Es ist günstiger, die Combos so herzustellen, wie beim Harley Benton Combo, von dem du ein Bild gepostet hast - also mit dem Bedienpanel vorne.
Gerade immer dann, wenn es auch eine Head Version davon gibt, was auch in diesem Beispiel der Fall ist.
Zwar nicht von Harley Benton selbst, aber von Monoprice bzw. dem Originalhersteller, der anscheinend diverse Brands nebst Harley Benton beliefert, u.a. auch die Gear4Music Eigenmarke "Hartwood".

Hier das Interceptor 15W Topteil, das quasi identisch mit dem Harley Benton Tube 15 ist:

previewdqess.jpg


Man braucht hier nur das Frontpanel bzw. die Frontblende ändern (dementsprechend ist die Reihenfolge der Knöpfe und Schalter genau andersrum, weil eben "auf den Kopf gestellt").
Das machen etliche Hersteller so, bei denen es Top und Combo mit gleicher Ausstattung bei einer Modellreihe gibt, z.B. bei Marshall JVM205H vs JVM205C.
Die Röhren zeigen beim Combo nach unten, beim Topteil nach oben.
 
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Ja, das ist schon klar. Wenn es einen Head geben soll und keine Riesenstückzahlen von jeder Version gibt (was bei Gitarrenamps sowieso illusorisch ist), ist es günstiger, einen Verstärker nur einmal zu entwerfen und zu bauen. Deswegen schrob ich ja auch:
Wenn der Hersteller einen Verstärker extra für nen Combo entwirft

Interessant finde ich, dass Fender relativ früh angefangen hat, Combos mit (angeschrägtem!) Bedienfeld vorne zu bauen, von denen sie wohl nie ein Head bauen würden. Z.B. den Princeton Reverb. Sonst hätte ich glatt vermutet, dass diese Combo-Form sich erst zusammen mit dem Bau von Heads entwickelt hat.
 
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Deswegen schrob ich ja auch:

Ja, dann ist der Harley Benton Combo aber eben kein Beispiel dafür, weil es den auch als Head Version gibt.
Darauf wollte ich ja hinaus.

Manchmal entscheidet sich der Hersteller auch für das eine oder das andere.
Den Marshall DSL z.B. gibt es aktuell in der 40CR Version als Combo mit 2x EL34 oder als 100HR Head Version mit 4x EL34.

Hat bereits immer wieder mal zu Unmut geführt bei den Marshall Fans, die gerne einen neuen DSL50 Head hätten (also quasi die Head Version vom DSL40CR). Gibt es aber nicht, da müssen sie dann zum 100W Topteil greifen, wenn sie ein Topteil wollen. Oder eben den Combo kaufen und selbst ein Headshell anfertigen (was auch schon einige gemacht hatten).
 
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(...) d.h. Faktoren wie Herstellung und Wartung zählten mehr als die letztendlichen Kundenwünsche.

Anhang anzeigen 869772

Und es kamen immer mehr Funktionen hinzu, z.B. röhrengebufferte Effektloops, die dann einfach mehr Röhren, Potis und Ein- und Ausgänge gebraucht haben und somit auch das ganze Layout der Amps verändert haben.

Fender hat das mit ihren Amps immer recht clever gemacht. Die Wartungsfreundlichkeit war gegeben. Thermisch ist die Rechnung auch aufgegangen. Die Röhren liegen alle hinten und die Hitze kann zumindest teilweise entweichen und strömt nicht nur nach oben ins Chassis. Wenngleich wenn die Abdeckung für die Elektronik drauf ist, sind die Röhren trotzdem noch etwas verdeckt und sich die Hitze dahinter sammelt.

Combos mit hängenden Röhren haben ja immer das Problem, das die Hitze nach oben direkt auf die Bauteile wirkt.
Matchless hat mit dem Avalon ein sehr interessantes Modell auf dem Markt, bei dem das Chassis auch stehend ist. Praktikabel für einen Musiker, der das Teil immer rumschleppen muss, sieht es aber nicht aus.



Viele Matchless Amps haben aber aufgrund Ihrer "True Class A" Schaltung (???) scheinbar auch öfters mit Problemen zu kämpfen, dass Bauteile wegen der Hitze schlappmachen oder seltsame Effekte bei längerem Laufen auftreten.
 
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Ich hab' noch ein bisschen gegoogelt und einiges an Ungewöhnlichem gefunden. Anscheinend gibt es fast nix, was es nicht gibt. Gut, ich hab' weder Heads noch Combos mit Bedienleiste auf der Unterseite gefunden ;)

Aber wow! Der Matchless schlägt fast alles davon. Und dann auch noch mit Scheibe für den Einblick, wie bei den "heavy" Heads von Hughes&Kettner. Meine erste Assoziaton war "verkleinerter Spirituosenschrank" :D

Das Video ist übrigens wirkich gut - könnte fast Lust auf den Amp machen.
 
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Ich glaube da ja auch eher an historische Gründe.
In der ganz frühen Anfangszeit der Brüllwürfel sollen die Gitarristen ja auch schon mal dicht neben, oder sogar leicht hinter den Amps gestanden haben. Da war noch nix mit PA und so. Dafür gab es aber mitunter große Bands mit recht vielen Musikern, die man selbst auch hören wollte aber mit so einem Verstärker auch nicht zu sehr direkt beschallen möchte.

Meinen eigenen echten Amp (Combo) stelle ich ein und dann fummel ich da eigentlich gar nicht mehr so viel rum.
Ist ja auch irgendwie lästig. ;-) Da wird auch nix draufgestellt, der wird auch nicht gekippt, aber dafür steht ein BePhaser davor.

Ohne Brille wäre ich aber wohl in allen Fällen verloren. Bei manchen Amps (und Pedalen) könnte man aber vielleicht an der Lesbarkeit der Knöppe arbeiten. ;-)

Besonders schlau:
Bei meinem Grandmeister haben die Knöppe (vorn) zwar cool geleuchtet und man konnte toll reinschauen, aber es wurde natürlich nicht DAS angezeigt, was im jeweiligen Patch gespeichert war.
Alles sehr "fancy", aber dann ist es ja auch gleich wurscht. ;-)
 
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Der Matchless in dem Video hat einen ziemlich geilen Sound
 
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Matchless hat mit dem Avalon ein sehr interessantes Modell auf dem Markt, bei dem das Chassis auch stehend ist. Praktikabel für einen Musiker, der das Teil immer rumschleppen muss, sieht es aber nicht aus.
Interessante Idee, technisch sinnvoll, wirkt aber trotzdem irgendwie nicht richtig. Hat für mich fast etwas von einem Süßigkeitenautomaten. Da kann man mal sehen, wie man konditioniert ist...

Der Matchless in dem Video hat einen ziemlich geilen Sound
Ja, wird halt entsprechend gespielt...

Gruß,
glombi
 
Schön, hier hat sich ja schon einiges getan, und neben der Diskussion sind auch einige neue Hinweise gekommen.

@BeWo hat gleich zu Anfang den wertvollen Hinweis geliefert, dass die Amps mit Bedienleiste "oben hinten" früher die Beschriftung andersrum hatten und dafür gedacht waren, vor dem Gitarristen auf die Bühne gestellt zu werden. Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht nur bei frühen Rockgruppen so war, sondern vor allen Dingen für Mitglieder von Orchestern galt, die ihren Kram vor ihrem Sitzplatz plaziert haben - hinter dem Stuhl wären sie sehr schlecht drangekommen.

@Real-JJCale hat ein gutes Beispiel dafür gebracht, dass es noch wesentlich unpraktischer geht und "dass wir uns nicht so anstellen sollten". Wenn man die meisten Amps aus den 40ern so betrachtet, wo die Regler "hinten unten" angebracht waren, weil da halt die Elektronik war, kann ich das auch durchaus nachvollziehen.
oldgibby.jpg

Da kommt man ohne Verrenkungen nur dran, wenn der Amp so wie fotografiert vor einem auf dem Tisch steht ... Naja, viele Regler waren es eh nicht.
Dass es damals schon andere ungewöhnliche (aber IMHO besser bedienbare) Exemplare gab, sieht man an diesem Beispiel

Lautsprecher von einem weg schien damals die bevorzugte Richtung zu sein, die Bedienelemente sind oben um 45° nach hinten gedreht. Und man kann den Verstärker sogar komplett aus dem Gehäuse nehmen, quasi Combo und Head/Box in einem!


Was mich erstaunt hat, dass viele hier Combos mit "Bedienung oben hinten" sogar gut finden. Viele plazieren ihren Combo zum Üben wohl so, dass sie sich damit die Waden föhnen (Sorry, ich konnte nicht wiederstehen :D ). Und finden auch das resultierende Klangerlebnis überzeugend.
Spätestens wenn man den Combo ein bisschen entfernt stehen hat (was für das Hören bestimmt nicht verkehrt ist), ist es wohl eher ziemlich egal, wo die Regler sind. Man spielt dann besser im Stehen, auf jeden Fall muss man sich fürs Einstellen hinbegeben.


Last but not least: Es gibt sogar Heads mit Bedienleiste oben hinten. Wer Fender bloß auf diese Idee gebracht hat - vielleicht ein Accountant der die paar Cents gut fand, die man dadurch am Chassis sparen konnte?
bb45.jpg
bb45-1.jpg

Edit: Bei den Bassbreakern könnte aber es wirklich so sein, dass man die klare Frontlinie so haben wollte (wie hier auch schon mal als Grund genannt von @Mister Spock ). Und es gibt ja jede Version auch als oder nur als Combo.
 
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Neben den von @BeWo genannt historischen und dem von @HD600 genannten Service Vorteil, kann ein Combo so auch Kompakter gebaut werden, weil dort hinter dem Speaker halt noch gut Platz ist, um das Verstärkerchasis unterzubringen.
 
Ja, damit bist du glaub ich erst der dritte, der das erwähnt. ;)
(Sorry, auch hier konnte ich nicht wiederstehen - #1 letzter Abschnitt, #20)
 
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Vielleicht ist es auch einfach sexy, wenn der Amp wie ne Nachtspeicherheizung aussieht.
 
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