Bb dur akorde, D7, wieso passt das?

[chikota]

guten tag,
wir befinden uns in Bb Dur, akkorde auf und abwärts gespielt als arppegios.
mittendrinn kommt ein D7
wie past D7 in Bb dur, ich verstehe das nicht und kann es mir auch nicht erklären. bin zu klein musiklaisch dafür.

das stück heisst autumn leaves...

 

[toby1000]

muss doch nicht immer alles in der skala sein.
ein lied der arctic monkey beginnt übrigens gleich:
B
D#7

 

[chikota]

aha, also künstlerische freiheit? ... ok, danke.

 

[Effjott]

Soweit ich weiß, steht "Autumn leaves" in Moll, das bedeutet in Deinem Fall, es ist nicht B-Dur, sondern g-Moll. Und in dem Fall ist D-Dur Dominante der Tonika g-Moll.

 

[HëllRÆZØR]

...ohne das Stück jetzt im Kopf zu haben: D7 ist für gewöhnlich die Dominante zu G Dur oder G Moll; G Moll ist die Paralleltonart zu Bb Dur, also schätze ich dass es das ist.

Dom7-Akkorde haben sowieso fast immer dominantische Funktion (wie der Name schon sagt), ob nun direkt oder als Zwischen- oder Substitutdominante.

Edit: Ah, da war jemand schneller. ^^

 

[Backstein123]

Ich hab zwar noch wenig erfahrung/ahnung/wissen D) von dem ganzen... aber ne idee wäre Dominanten "Verketten" so z.B.
D7>G7>C7>F7 schon ist man wieder in der Dominante von Bb du, oder??

Alternative, vielleicht ändert sich ja die tonleiter, oder es werden eben "ineinander gespielet" vieleicht kommt das D7 ja aus einer anderen tonleiter...

so jedenfallls sind das meine ideen
Edit, die wie ich grade sehe wohl falsch waren

 

[chikota]

also, gleich nochmal gekuckt:
es hat zwei b, somit Bb dur oder Gm Moll...
dominante??? muss ich erst mal verstehen und dann überprüfen; mach ich mich gleich dran und melde mich wieder die tage...

 

[HëllRÆZØR]

Wenn du dich mit Dominanten nicht so auskennst solltest du wissen, dass es in Moll üblich ist die Dominante zu verduren, also z.B. auf die Tonart A-Moll angewendet E statt Em. Der Grund ist der, dass E den künstlichen Leitton g# (statt g) besitzt, der einen Auflösungsdrang zur Tonika Am bewirken soll. Außerdem ist es üblich, zu Dominanten eine kleine Septe hinzuzufügen, also E7 statt E, um den Auflösungsdrang noch zu verstärken (das gilt in Dur- wie in Moll-Tonarten). Am besten spielst du abwechselnd E7 und Am und hörst selbst, was ich meine.

Wenn man den künstlichen Leitton auf die Tonleiter anwendet erhält man übrigens Harmonisch Moll:
a b c d e f g# a (statt a b c d e f g a)

In G-Moll wäre die Dominante eigentlich Dm, aber durch den künstlichen Leitton f# und die kleine Septe c erhält man D7 als Dominante.

 

[chikota]

lol...latein ist einfacher...
aber ohne quatsch, ich versuch das mal zu verstehen und zu verinnerlichen. auch praktisch und schaue die tage mal, wie ich das in den kopf und in die finger bekomme...
danke erstmal, gebt mir etwas zeit für diese sachen, zum verstehen.

 

[Funkeybrother]

Hi Chikote!

Autumn Leaves ist auf jeden Fall in G-Moll.

Kannst ja hier mal schaun: https://www.musiker-board.de/vb/harmonielehre/209804-mini-workshop-diatonische-tonleiter-harmonisierung-3.html#post3380466

oder hier: https://www.musiker-board.de/vb/harmonielehre/209804-mini-workshop-diatonische-tonleiter-harmonisierung-3.html#post3380471

Da wurde die verdurten Dominante in Moll (in G-Moll ist das D7) schon mal erklärt, vielleicht hilft Dir das schon mal.

 

[CUDO II]

Hi Chikota,

hier zunächst die Akkorde des A-Teils von Autumn Leaves:

|| C-7 | F7 | Bbma7 | Ebma7 |
| A-7b5 | D7b9 | G- | G- ||

Die ersten 4 Takte stehen in Bb-Dur. Dabei ist C-7 ein Subdominantstellvertreter, F7 die Dominante und Bbma7 die Tonika. Es handelt sich also bei den ersten 3 Akkorden um eine im Jazz typische II-7 V7 Ima7 Kadenz.
Der dieser Kadenz folgende Akkord Ebma7 hat eine Doppelfunktion. Zum einen ist er die Subdominante der vorangegangenen Tonart Bb-Dur und zum anderen ist er ein Sudominantmollstellvertreter der kommenden Tonart G-Moll.
Jawohl, die zweiten 4 Takte stehen in einer anderen Tonart wie die ersten 4, und zwar in G-Moll.
Dem Akkord Ebma7 kommt nun eine Vermittlerfunktion zu. Man nennt solche Akkorde auch Drehpunktakkorde, da sie ein Drehpunkt zwischen 2 Tonarten bilden. Sie haben also eine Funktion in beiden Tonarten.

Die Akkordfolge A-7b5 | D7b9 | G- ist, gleich wie in den ersten 3 Takten, eine im Jazz übliche II-7b5 V7b9 I- Kadenz. Aber natürlich in Moll-Tonart. Die V7b9 muß natürlich eine Dur Terz haben, wegen des Leittones f#. Deshalb D7 und nicht D-7.
Die Zutaten b5 und b9 sind typisch für Molltonart, da sie diatonisch zum Material der Molltonleiter sind.

CIAO
CUDO

 

[guitar_franzl]

na ja prinzipiell - simple Idee aber gute - übrigens - jedoch eh "Standard Jazz-Schmäh"
dh. Lied beginnt zunächst in Dur - next step - simpel einfach nach Moll-Parallele .
schwupp di wup und schon erklärt sich D7 automatisch (übrigens is genau ein D7/b9 - also V.Stufe in Gmoll-harmonisch und diesen Schmäh nennen's "dominant b9"
aber man sieht an hand solchen Beispielen schon, daß sicher ka Fehler is - bei guten Lehrer Unterricht zu bekommen (denn dies is nur Anfang, dann folgen Lydian/b7 und ganzen weiteren Schmäh's des Jazz - oder is de eh afoche Standard-Harmoniehre) ...