Hmm, da wird mal wieder eine leidenschaftliche Diskussion geführt, wie man idealerweise einen Bass ab- bzw. aufnimmt. Ich bin ja schon seit einiger Zeit als Tontechniker unterwegs, meist Live aber auch dann und wann im Studio. Daneben spiele ich selber Bass (so in der Regel 70er Rock). Und meine Antwort auf die Frage DI oder Mikro ist klar und eindeutig "it depends".
Bei den meisten ist es Faulheit. Bei vielen auch unfähigkeit. Die meisten schlechten und mittelmässigen Mischer, die keine Bassisten sind, haben ein Problem mit dem Bass.
oder
Leider werden in den meisten produktionen der bass sowiso irgendwo in den letzten hintergrund geschoben.
bzw
Ich finde Bass über DI klingt tot. Mit Amp klingt es viel besser.
Dann habe ich den Verdacht dass da die Leute mit relativ wenig Erfahrung und sehr viel Vorurteil argumentieren. Es stimmt dass bei vielen Produktionen der Bass eine nicht sehr herausragende Rolle spielt. Das hat wohl viel damit zu tun wo die sog. Money-Channels sind. Und, mit Verlaub, bei vielen Produktionen ist der Bass kein solcher Channel. Aber das gilt doch auch für viele andere Instrumente in einem Arrangement. Nicht jeder kann, im wahrsten Sinne des Wortes, die erste Geige spielen.
Zudem muss ich sagen dass ich im Laufe der Jahrzehnte genug Kollegen am bass angetroffen habe, deren Bassamp aber sowas von grausam und für die gespielte Musik deplatziert geklungen hat, dass ich froh wahr mit dem DI Signal direkt am Bass etwas für die Musik formbares in der Hand zu haben. Diskussionen darüber zu führen warum der Amp so scheußlich klingt habe ich irgendwann aufgegeben, denn inzwischen sind Bassisten auch gerne ähnliche Diven wie die Kollegen, die mehr Saiten eine Oktave höher malträtieren. Also, liefert ein brauchbares Signal am Amp und wir können über die Abnahme per Mikro auch wieder reden.
Dann kommt noch etwas dazu. Wenn wir von einer differenzierten Abnahme des Basses in dessen gesamten Frequenzspektrum reden, dann ist ein Amp-Abnahme per Mikro da eher nicht das beste, da die Box ja den Frequenzbereich nach unten und nach oben limitiert und zudem das Signal noch verwäscht. Das kann Sinn ergeben, muss es aber nicht, eben "it depdends". Ich versuche zudem einen möglichst definierten, durchsichtigen Gesamt Sound zu erreichen, man mischt ja die Band und nicht einzelne Instrumente. Und da ist ein präziser, definierter Bass-Ton schon mal fast die halbe Miete. Gerade wenn das Dargebotene sehr dicht vom Arrangement ist, dann brauchts viel Aufwand um das halbwegs klar und transparent zu machen, vor allem Live. Und das kann ich nun mal besser mit einem DI Signal. Oft gibt es ohnehin genug Probleme mit dem was da von der Bühne und vom Bassamp kommt, vor allem wenn der Bassist nur gefühlte 0,01mm vor dem eigene Amp steht und daher gar nicht weiß was seien Einstellung in 10-15 Meter Entfernung wirklich bewirkt.
Und wenn das DI Signal vom Bass "irgendwie tot" klingt dann muss schon vieles schief gelaufen sein. Die falsche DI Box zu benutzen ist nur eine mögliche Ursache. Es kann auch sein, dass der Bass selbst schon stumpf klingt und man das am Amp mit diversen EQ-Einstellungen kompensiert. Dann kann es schon mal gut sein, wenn man das Amp-Signal per DI abnimmt. Das ist übrigens mein erster Ansatz, damit ich auch einiges an Klangformung vom Amp selbst bekomme, ohne das Wischi-Waschi von den 15"-Boxen darunter (jetzt nur so als Beispiel). Nur wenn das nicht funktioniert, gehe ich in der Signal-Kette weiter richtung Instrument, also vor dem Amp (inkl. allfälliger Effekte) oder eben direkt das Instrument abnehmen, wobei das bei Bassisten mit viel Effektanteil keine Option darstellen kann.
Was mache ich als Bassist um ein möglichst gutes Signal bereit zus stellen? Zuerst mal ein gutes Instrument verwenden, dann bei den Effekten (ich verwende ganz wenige, brauchts nicht bei 70er Rock) genau darauf achten dass die auch funktionieren. Dann einen vernünftigen Amp (ich spiele entweder einen Genzler, einen EBS oder einen Ampeg), wobei ich auch hier darauf achte, dass da nichts den Sound versaut. Mikro brauche ich für mich nicht, da ich mit dem was an der Amp-DI raus kommt auch als Techniker sehr zufrieden bin (ich habe ja immer beide Kapperln auf). Und auch bei Fremdtechnikern gab es diesbezüglich keine Klagen.
Bei kleineren Geschichten, wenn ich gleich gar keinen Amp mit habe, verwende ich meist eine EBS Microbass II (gibts nicht mehr, aber es gibt einen Nachfolger). Damit kann ich ganz gut ein Signal liefern das dem entspricht was ich auch mit den Amps liefern würde. Ich kann mir aber vorstellen dass man mit dem
Nachfolger auch ganz gute Ergebnisse erzielen kann. Meiner hat ja den Nachteil dass man den Drive schlecht kompensieren kann. der macht zu schnell zu laut im Vergleich zum zweiten Kanal.
Daheim für Aufnahmen verwende ich einen Mic-Preamp aus vergangenen Tagen, den Envoice Mindprint, der für mich auch sehr gut bei Instrumenten wie Bass oder Akustik-Gitarren funktioniert.