Da
Shedua sich vorletztes Wochenende in der Bucht von einigen Schätzchen seiner umfangreichen Hardwaresammlung getrennt hat (vgl.
[User-Thread] Der Vollröhren-Thread!), bin ich jetzt stolzer neuer Besitzer seines
VBA400.
Danke an
disssa für sein
Review, dass meine Entscheidung Mitzubieten stark beeinflusst hat!
Danke auch nochmal an Shedua für's geografische Entgegenkommen und den netten kurzen Ratsch im Fastfoodladen an der Autobahn!
Da disssa's Review schon zugesperrt ist, poste ich hier meine ersten Eindrücke von DER GERÄT und vielleicht zukünftig Updates hierzu.
Hintergründe: Der VBA400 ist meine dritte Bass-Vollröhre nach Traynor YBA200-II und YBA300.
Gespielt wird mit passiven Precis, Jazzys sowie aktiven Warwicks. Boxen sind
FMC 210 & 1153 Neo Deluxe. Andere vergleichbare Amps (Ampeg SVT, aktuelle Mesas, Tecamp Raptor) kenne ich nur aus der Erinnerung aus Läden. Wegen anderer Räume, Boxen und Instrumente beim Antesten kann ich zu diesen Tops auch keine wirklich sinnvollen Vergleiche herstellen.
Der allererste klangliche Kontakt mit meinem neuen gebrauchten VBA400 war eine schockierende Ernüchterung.
Vorab nochmal ins Review geschaut, wie das mit den drei Contour-Settings war, schnell noch das
Manual ausgedruckt und dann ab in den Keller. Röhren vorheizen, Lüfter-Drehzahlschalter auf "Low" wie im Handbuch empfohlen. Der Lüfter dreht hörbar, aber nur solange noch kein Ton aus den Boxen kommt. Fender Am Std Preci V mit 6 Wochen alten NPS-Saiten an den passiven Input, alle EQ-Regler auf zwölf Uhr und ab dafür.
Als Erstes mit nur minimal aufgedrehtem Master mal den Gain-Regler ausprobieren. Da der Amp als clean mit unendlich Headroom beschrieben wird, erwarte ich eine Charakteristik ähnlich dem YBA300 nur mit nochmal 100 Röhren-Eiern mehr.
Erste Überraschung: da wo der Traynor am Gainregler bis 2-3 Uhr absolut clean bleibt und erst bei Vollanschlag bei 5 Uhr leicht cruncht, kommt der VBA
viel früher in die Vorstufen-Röhrensättigung. Clean ist hier nur bis 11 Uhr, bei 12 Uhr schon sahnig-knusprig wie der große Traynor auf Vollgas und alles, was jenseits der 12-1 Uhr kommt, hat der YBA300 gar nicht erst im Angebot...
Ich bin sehr überrascht, der "cleane" Marshall verhält sich Inputgain-mäßig eher wie der kleine YBA200-II. Kurz nachgelesen - aha: wer's braucht, soll auch mit passiven Instrumenten einfach den Active Input nehmen, und siehe da: an der "ge-pad-eten" Eingangsbuchse verhalten sich Preci und Gainregler zu 95% analog wie beim YBA300. Sehr interessant, der VBA400 kann relativ deutliche Vorstufen-Röhrenzerre... - bin gespannt, wie das maximal ausgereizt mit Aktivbass am Passivinput klingen wird!
Es wird Zeit, per Master Probenlautstärke aufzurufen und hier folgt die oben erwähnte klangliche Enttäuschung: unendlich Druck ja, aber dumpf, matt, tot - die vielzitierte dicke "Wolldecke" liegt über dem Sound. Erste Maßnahme: die drei Contour-Settings ausprobieren. Die können schonmal nix dafür, ihr Eingreifen ist wirklich nur sehr subtil. Nach etwas Herumregeln an den drei EQ-Potis und auch immer mal wieder am Contour-Switch klingt der Preci endlich, wie ich ihn kenne. Nur das Aussehen der Klangabteilung vom VBA400 verwundert mich nun sehr: Mitten- und Höhenregler stehen auf Rechtsanschlag. Eigentlich kenne ich passive und sich gegenseitig beeinflussende EQ-Regler von den Traynors, aber auch hier eine riesige Ablage zum Marshall: die Traynors würden mit ähnlichen Settings absolut harsch, unnatürlich und echt bescheiden klingen. Beim Marshall ist endlich alles gut. Vorsichtshalber nochmal nachgeschaut: ja, der
EQ ist komplett passiv, Mitten- und Höhenregler verhalten sich am Marshall wie die Tonblende am Preci.
Im Anschluss habe ich die Features des Marshall durchprobiert, hier fiel mir noch der serielle Effektweg als erwähnenswert auf. Eigentlich wollte ich ausprobieren, mit anderen Preamps (
Hartke VXL Bass Attack und
Tech21 Character VT Bass Deluxe) per Effect Return die VBA-Endstufe anzufahren. Große Überraschung: der Einschleifpunkt des Effektweges scheint noch vor der Preamp-Sektion zu liegen! Alle Regler des VBA400, von Input-Gain über EQ, Contour, etc., wirklich
alle nehmen auf das Signal per Effect Return Einfluß!
Ich konnt's nicht glauben und hab' nach einem
Schaltplan gegoogelt.
Blöd nur, dass ich sowas eigentlich nicht wirklich lesen kann...
Aber es sieht tatsächlich so aus, als wäre der Effektweg vor der Vorstufe. Klärt mich bitte auf, wenn ich mich irre!
Und da frage ich mich: wer macht denn so einen Schwachsinn? An dem Punkt ist das doch total für die Füße, oder?! Wenn ich Effekte vor dem Input-Gain und dem Preamp haben will (Limiter, Comp, Zerre, etc.), dann pack ich sie doch vor dem Amp in den Signalweg und gehe damit in eine normale Instrumenten-Inputbuchse. So, wie er sich mir darstellt, ist der Effect Send des VBA nur eine zweite zwar mute-bare Trockensignalquelle, aber ansonsten wie der Tuner Out, und der Effect Return stellt eine (nutzlose?) dritte Inputbuchse dar... Dort, wo ein ampseitiger Effektweg Sinn machen würde, nämlich (für z.B. Modulationseffekte oder GEQ) zwischen Preamp und Endstufe, da hat der Marshall anscheinend leider nichts zu bieten. Ich wunder' mich jedenfalls sehr.
Ich weiß, dass meine Beschreibung meiner prägnantesten ersten Eindrücke als teilweiser Verriss des Amps mißverstanden werden könnte. Deshalb möchte ich vor Feierabend zum Abschluss für heute auch noch klarstellen, dass ich bisher mit meiner Neuerwerbung mehr als zufrieden bin. Effekte nutze ich so gut wie nie, egal ob vor oder nach der Vorstufe. Und deren Mehr an möglichem Crunch ggü. dem YBA300 sehe ich als Mehrwert.
Das Meiste, worauf ich bisher noch nicht eingegangen bin, ist überdurchschnittlich toll, vor allem die Souveränität der Leistungsabgabe. Und auch wenn ich mit dem Preamp noch lange nicht durch bin, und noch viele Kombinationen (Bass-/Bright-Boost-Schalter) mit noch einigen anderen Bässen getestet werden wollen, so habe ich auf Shedua's ehemaligem Marshall VBA400 innerhalb kürzester Zeit einen der schönsten Bass-Sounds gefunden, die ich je hatte!