Ibanez SR505
Da in letzter Zeit immer häufiger Fragen zu diesem Instrument auftauchen und man immer wieder das gleiche schreibt, habe ich ein kleines Review verfasst, welches hoffentlich Licht ins Dunkel der Interessenten für diesen Bass bringt.Here we go:
Konstruktion/ Optik
Oft ist das erste Kriterium bei der Auswahl eines Basses seine Optik. So war es damals auch bei mir, denn wer kennt das nicht: Beim durchstöbern einiger Online-Shops und Herstellerprogramme stößt man auf einmal auf ein Instrument, in das man sich auf den ersten Blick verliebt und dieses unbedingt einmal in Händen halten möchte.Objektiv betrachtet zeichnen den SR505 das schlanke Bodyshaping und die eher schlichte Form aus. Der Korpus ist bei meinem Modell aus rötlichem Mahagoni (bei späteren Produktionen wurde dies durch ein dunkelbraunes Mahagoni ersetzt) und durch die hauchdünne Lackierung wirkt das Holz sehr naturbelassen, bietet aber dennoch genügend Schutz gegen Schweiß, Handschmutz und sonstige Körperflüssigkeiten, von denen wir mal hoffen wollen, dass sie nie mit dem Bass in Berührung kommen.....
Der Body ist einteilig konstruiert (jedenfalls lassen sich keine Stoßstellen ausmachen) und die Ausfräsungen sind allesamt sauber durchgeführt worden und lassen keine Wünsche offen. Der unlackierte Hals passt genau in die dafür vorgesehene Halstasche und ist vierfach mit dem Body verschraubt.
Wie bei allen Bässen der Soundgear-Serie ist der Hals beim SR505 sehr schmal und schlank, allerdings nicht unbedingt zerbrechlich, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Dafür sorgt eine fünfstreifige Konstruktion aus drei breiten Streifen Wengé und zwei schmalen Streifen aus knallhartem Bubinga, die zusätzlich noch für einen schönen optischen Kontrast sorgen.
Im Gegensatz zu sonst oft üblichen Ahorn-Hälsen (Warwick mal ausgenommen) hebt sich der Hals des SR505 optisch stark ab und stellt eine echte Abwechslung dar.
Die nach hinten abgewinkelte Kopfplatte ist nicht angesetzt, sodass man keine Angst haben muss, dass diese ohne massive äußere Einwirkung abbrechen könnte. Optisch wird sie durch ein Furnier aus Bubinga verziert und wirkt fast schon edel.
Das Gewicht des Basses ist für einen 5-Saiter relativ leicht, man hat jedoch stets das Gefühl einen ausgewachsenen, vollwertigen Bass umhängen zu haben.
Abgerundet wird der Bass durch schwarz-verchromete Hardware, die gut ins optische Gesamtkonzept des Basses passt und den schlichten Charakter noch zusätzlich unterstreicht.
Hardware
Wie oben schon erwähnt sind die Metallteile der Hardware schwarz-verchromt und ein richtiger optischer Leckerbissen.Aber nun zu den eigentlichen Qualitäten der einzelnen Komponenten:
Die Bridge ist massiv gegossen und macht einen sehr soliden Eindruck. Die Saitenreiter lassen sich ohne Probleme in 2 Richtungen (hoch und runter/ vorwärts rückwärts) verstellen, was aber kaum nötig ist, da der Bass bereits gut eingestellt geliefert wird. Lediglich die Saitenhöhe kann je nach individueller Vorliebe nachjustiert werden; ab Werk ist sie eher auf ein kräftiges Spiel ausgelegt, also entsprechend hoch eingestellt.
die Saiten werden beim SR505 von oben in die Bridge eingeführt, was den Saitenwechsel schnell und problemlos von Statten gehen lässt.
Als Pickups wurden zwei passive Bartolini Humbucker vom Typ MKI eingebaut und auch die aktive Elektronik kommt aus dem Hause Bartolini. Als Regler hat man neben einem Volume- und einem Überblend-Poti auch einen energiesparenden 3-Band-EQ zur Verfügung, der sehr sensibel anspricht und ein großes Spektrum an Bässen, Mitten und Höhen bietet.
Ab Werk ist der SR505 mit Elixir-Saiten ausgerüstet, was zwar nicht jedermanns Sache ist, aber zweifelsohne eine sehr hochwertige Bestückung ist. Die Mechaniken arbeiten leichgängig und präzise, jedoch muss man davon nicht allzu oft Gebrauch machen, hält der SR505 die Stimmung doch nahezu perfekt auch über mehrere Spielstunden hinweg.
Positiv fällt auch die Klinkenbuchse auf, die bombenfest in den Korpus eingelassen ist und das Kabel ebenso sicher hält. Allerdings muss man bei Herausziehen des Kabels darauf achten nicht das Holz um die Klinkenbuchse zu beschädigen, hier wäre ein zusätzlicher Schutz nicht fehl am Platz gewesen.
Handling
Der SR505 hängt stabil und ausgeglichen am Gurt, zeigt keine Tendenz zur Kopflastigkeit und lässt sich augrund des flachen Bodies bequem spielen.Auch im Sitzen gibt es keinerlei Probleme, der Bass schmiegt sich in allen Spielpositionen an den Körper an, was bei so manchem Bass ja keinen Selbstverständlichkeit ist.
Ein Merkmal der Soundgear-Bässe ist wie schon erwähnt der schlanke Hals. Nicht jeder kommt damit zurecht und wer generell eher auf dicke Baseball-Knüppel steht, der wird mit dem SR505 sicherlich nicht glücklich werden. Der Hals lädt geradezu dazu ein, schnelle Läufe zu spielen und über's Griffbrett zu flitzen. Grobmotorikern kommt der Saitenabstand jedoch nicht entgegen und das ist der Preis, den man für einen solch schlanken Hals bezahlen muss. Wem das aber nichts ausmacht und auch mit kleinen Saitenabständen zurecht kommt, der wird seine helle Freunde daran haben.
Auch an der Bridge beträgt das Stringspacing gerade mal 16,5 mm und ist damit wie geschaffen für schnelles Fingerspiel mit vielen Saitenwechseln.
Auch für Plek-Spieler ist der Bass bestens geeignet, lediglich die Slapper erfreuen sich möglicherweise nicht so sehr an dem engen Stringspacing. Mit genügend Übung jedoch sollte auch das kein Problem darstellen und erfahrene Slapper dürften nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gut mit dem SR505 zurecht kommen.
Sound
Aufgrund des Mahagoni-Bodies erwartet man zunächst einen sehr warmen, getragenen Ton, ist jedoch überrascht, wie frisch der Bass tatsächlich klingt. Zwar kann man den Grundsound des SR505 als warm einstufen, aber mulmig, muffig oder matschig ist da überhaupt nichts. Man ist überrascht vom Attack des Basses, was der massive Mahagoni-Korpus nicht erahnen lässt. Wer nun jedoch glaubt, dass das zu Lasten eines gesunden Sustains geht, der irrt sich, denn auch hier zeigt der SR505 keine Schwächen. Der Bass liefert einen lang ausklingenden, klaren Ton ohne dabei an Knackigkeit zu verlieren, was angesichts der Materialien nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre.Das große Plus des SR505 ist seine Vielfältigkeit. Der 3-Band-EQ bietet alle möglichen Sounds und man ist nahezu uneingeschränkt, was die Stilrichtungen angeht.
Metal ist damit ebenso wenig ein Problem, wie softe Balladen, Reggae, Blues oder Jazz; quasi das optimale Instrument für jede Coverband.
Doch auch wer mit seinem Sound experimentieren möchte, oder einfach variabel sein will, ist mit dem guten Stück bestens bedient.
Verwunderlich ist auch, dass man sowohl an Bässen, Mitten als auch an Höhen immer ein sehr gehöriges Pfund in der Hinterhand hat, da der Regler auch auf kleinste Veränderungen stark anspricht und somit sogar extreme Sounds möglich sind.
Etwas Vorsicht ist jedoch am Höhenregler geboten, denn reißt man diesen voll auf kann es mit unter sein, dass der Bass nahezu schrill klingt und daran gewöhnt man sich nur schwer. Meiner Meinung nach etwas zu viel des Guten, aber kein wirklicher Minuspunkt, denn wenn man den Reger nicht überstrapaziert kann man diesen Umstand leicht umgehen.
Was der Bass bei allen Sounds liefert ist ein gehöriger Punch und jede Menge Power, wofür die beiden Bartolini Humbucker verantwortlich sind. Man merkt, dass Ibanez hier nicht am falschen Ende gespart hat und den SR505 mit hochwertigen Pickups und Elektronik ausgestattet hat; dieses Zeug macht richtig Spass!
Was bei 5-Saitern oft Kopfzerbrechen bereitet ist die tiefe H-Saite. Oft klingt sie unausgewogen, undefiniert, zu laut oder zu leise. Beim SR505 fügt sie sich allerdings homogen in den Sound ein und man hört keinen wesentlichen Unterschied zu den restlichen Saiten, jedoch sollte man von einer kleinen 15-Watt Übungscombo keine Wunder erwarten.
Fazit
Der Ibanez SR505 ist ein überaus vielseitiges Instrument, das eigentlich keine Wünsche offen lässt. Die Kombination aus hervorragender Verarbeitung, Spielgefühl, Aussehen, Sound und Vielseitigkeit macht diesen Bass aus.Angesichts des Preises hätte ich eigentlich weniger erwartet, aber dieser Bass weiß zu überraschen.
Ibanez hat mir dem SR505 ein modernes Instrument geschaffen, das alles hat, was man braucht und nicht durch unnötigen Schnickschnack zu bestechen versucht.
Es macht einfach Spass den SR505 in die Hand zu nehmen, die Anlage aufzudrehen und loszulegen. Den Hals möchte man am liebsten gar nicht mehr loslassen und dank seiner Ausgewogenheit verspürt man auch nach langer Spielzeit noch keine Schulterschmerzen.
Sicherlich gibt es sogenannte Edelbässen, die noch besser klingen, oder noch einen Tick besser verarbeitet sind, aber der Ibanez SR505 braucht sich hinter niemandem zu verstecken und bietet in allen Belangen ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem jede Menge Spielspass.
Danke für eure Aufmerksamkeit!
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