Ich kann nicht beurteilen, ob oder wie viele Bands es noch gibt, die Leuten, die weniger können, eine Chance geben. Kann schon sein, dass die zielorientierten Bands zugenommen haben - der Weg zu ner eigenen CD ist weniger aufwändig geworden und es gibt ne Menge Bandcontests, wo man sich empfehlen kann.
Wenn ich mir aber die vielen threads und posts hier angucke, wo es um die typischen Probleme bei der Entwicklung von Bands geht, dann gibt es immer noch (und ich finde das gut) etliche Bands, die als "kumpel"-Bands starten und da stehen in der Regel die musikalischen Fähigkeiten nicht so im Vorgergrund. Da ist der Hinweis mit der Chemie schon ganz richtig und der spielt für mich persönlich auch eine große Rolle. Letztlich muss es sowohl von der Chemie als auch vom musikalischen her stimmten. Wenn die Chemie stimmt, ist aber definitiv mehr musikalische Entwicklung und Förderung möglich. Da hat man dann einfach mehr Bock, den anderen mitzunehmen und der hat mehr Bock, ein paar Schritte zu machen und gemeinsam hat man mehr Bock, was aus der Band zu machen.
Der Grundgedanke dieses threads war ja, dass die Chemie eben auch von der Mischung der Typen abhängt - und ich denke, da ist was dran. Es gibt natürlich weitere Faktoren, aber um ein Beispiel zu nennen: Die Beatles wären wohl nicht die Beatles gewesen und geworden, wenn Ringo Starr auch ein Alpha-Tier gewesen wäre. Die Beatles haben ja mit technisch versierteren drummern gespielt und es ist trotzdem Starr geworden - er hat einfach als Mensch besser reingepaßt und hat sich als drummer dann entwickelt und sein zurückhaltender drumstil hat den anderen genug Platz gelassen. Starr wird als drummer eher unterschätzt, weil er halt nicht furios spielt, aber sein drumstil paßte eben genau da rein, so ähnlich wie der drummer von wild horse (die Band, mit der Neil Young spielt, wenn er Rockmusik macht) reinpaßt, weil er eben vor allem unterstützend, unaufgeregt und songdienlich spielt - Ginger Baker (Cream) oder Bill Bruford (Yes, King Crimson) - ihres Zeichens begnadete drummer - wären da fehl am Platze, sei es, weil sie sich zu Tode langweilen würden oder sei es, dass sie die Musik sprengen würden, wenn sie das ausspielen wollten, was sie können.
Ich denke schon, dass man musikalische Fähigkeiten auch auf Unterschiede im Können hin betrachten und unterscheiden kann. Das bezieht sich aus meiner Sicht vorwiegend auf handwerkliche Fähigkeiten - bei einem drummer wären das unter anderem Timing, Variantenreichtum, Beherrschung von Dynamik, technische Fähigkeiten etc. Wenn man auf seine eigene Entwicklung zurückblickt, wird man ja auch Unterschiede bei der Beherrschung des Instruments feststellen können - anders wäre Lernen und Entwicklung ja auch gar nicht möglich. Was sollte es für einen Sinn machen, zu sagen, dass ein Anfänger sein Instrument genauso gut beherrscht wie jemand, der seit 5 oder 10 oder 20 Jahren übt und spielt?
Welche Bedeutung das für die eigene Musik, die Musiker oder Band hat, muss jeder für sich entscheiden - und das ist gut so.
x-Riff