Was bei B.B. King herausragend ist (ich habe ihn schon 4 Mal live gesehen, obwohl nicht ein wirklicher Fan von ihm bin):
1. Das Mikro-Timing auf der Gitarre. Die Art wie er mit 1 oder 2 Tönen "sprechen" kann.
2. Er ist zudem ein geiler Blues-Sänger, das wird allzuoft vergessen.
3. Sein sympathisch-schlitzohriges Entertainment. Nebenbei ein paar Dönekes erzählen, die jeder versteht. Und gern auch mal Eigenwerbung machen, für die man ihm irgendwie nicht böse sein kann.
Zum oben diskutierten Thema "B.B. King = stinkreich". Ich gönn' es ihm. Aus einem einfachen Grund: Als schwarzer Blues-Musiker bist Du in den USA der Arsch. Und immer gewesen. Er ist einer der Wenigen, die es geschafft haben, seinen Hintern hochzuhalten (und das über Jahrzehnte), mit geschickter PR, mit professioneller Imagpflege und dem ganzen sonstigen Instrumentarium des Showbiz. Das ist für einen Blueser - und einen schwarzen noch dazu - alles andere als normal und selbstverständlich.
99% seiner farbigen Blues-Kollegen schimmeln nämlich vor sich hin, weil im weißen Showbiz kein PLatz für sie ist und nie einer war. Dazu kommt, das auch die schwarze US-Musikszene eben nicht bluesgeprägt ist. Bei Konzerten von Leuten wie King findest du fast nur Weiße. Schwarze haben den Jazz vorangebracht, haben Soul und Funk entwickelt, den Rap usw. Die scheren sich nicht groß um ihre musikalischen Großväter, sondern machen ihr eigenes Ding. So wie der Blues eben mal ihr ureigenes Ding war - vor Jahrzehnten, bevor die Weißen das aufgegriffen und "verrockt" haben. (Notabene: auch der heutige Metal etc. hat sich über den Rock, entwickelt, der wiederum aus dem Rock'n'Roll stammt, welcher wiederum seine Wurzeln im Blues hat.)
Speziell in den 70er Jahren gab es einen regelrechten Exodus der schwarzen Blueser, die in den 40ern-60ern noch angesagt waren. Die siedelten massenhaft nach Europa um, weil sie in den USA keine Existenzgrundlage mehr hatten und verdienten ihren Lebensunterhalt in Clubs und Kneipen in Deutschland, Dänemark etc. Blueser wie Champion JAck Dupree u.a anfangs noch z.B. auf Samplern mit Eric Clapton zu hören waren, lebten dann z.B. bis zu ihrem Ableben in Hochhäusern hinter dem hannoverschen Bahnhof.
Die dicke Kohle mit bluesfundierter Musik machten indes andere: die Stones, Clapton etc.. Die waren einfach "marktkompatibler". Und haben eben die Weiterentwicklung(?) des Blues zum massenverkäuflichen Rock und Pop für denzahlungskräftigen weißen Markt in allen möglichen Schattierungen vorangetrieben.
Die Revolution frisst halt immer ihre Kinder... Womit ich zum Anfang meines kleines Artikels zurückkomme: B.B. King ist einer der ganz wenigen Blueser, die diese stürmischen Entwicklungen bis heute erfolgreich überstanden haben. Dass das nur deshalb gelingt, weil er weiß, wie man auf der Showbiz-Welle reitet - es wäre ziemlich zynisch, ihm das vorzuwerfen in einer Zeit, wo jeder unbegabte Hanswurst mit ein paar Medientricks zum "Superstar" wird.
Und es ist auch nichts weiter als zynisch (und letzlich verkappt chauvinistisch) , von schwarzen Bluesmusikern zu verlagen oder zu erwarten,
# dass sie nicht "kommerziell" sein dürfen
# keine große Show machen dürfen
# die Eintrittsspreise selbstverständlich niedriger sein müsssen als bei Pubertätskatastrophen wie Küblböck oder Knallzwecken wie Madonna
# möglichst arm und ungesund auszusehen und zu leben
# selbstverständlich nicht so viel verdienen dürfen wie die "richtigen" Stars, damit sie glaubwürdig bleiben.
# ihr verdientes Geld nicht in Restaurants oder sonstwie zu investieren. Das dürfen nämlich nur weiße Pop- und Rockstars (bishin zu rassistisch eingestellten Großverdienern - ich sage jetzt mal keine Namen).
PS: Um Bluesmusiker, die in den 40ern-70ern die Musikgeschichte vorangebracht haben und heute nicht mal einen Arzt bezahlen können, wenn sie Husten haben, kümmert sich übrigens die American Blues Foundation.