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Hartmut2
Gesperrter Benutzer
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Es ist bemerkenswert, dass führende Komponisten der Avantgarde mittlerweile selber die musikalische Avantgarde kritisieren und diese als künstlerische Sackgasse erkennen.
So bekannte Elliott Carter, führender amerikanischer Avantgarde-Komponist, mit 98 Jahren, sein halbes Leben mit dem Kompononieren "scheußlicher Musik" vertan zu haben
Zitat: Carter sagt, er habe sich wohl seit den Vierzigerjahren auf einem Irrweg befunden, in dem er immer weiter in einer Sackgasse mit scheußlich klingender Musik marschiert sei: Niemand mag das hören. Warum habe ich mein Leben darauf verschwendet? Die Schuld an seinem Kompositionsstil gab Elliott Carter seiner 2003 im Alter von 95 Jahren verstorbenen Frau: Sie mochte dieses Zeug. Und ich konnte zu ihr niemals ,Nein sagen."
Quelle: http://www.nmz.de/artikel/meine-frau-war-es
Wenn Avantarde-Komponisten ihre eigene Musik scheußlich finden, kann man es dem Publikum verübeln, wenn es schon längst zu diesem Urteil gekommen ist?
Als weiterer bedeutender Vertreter ist Krzysztof Penderecki zu nennen. In einem Spiegel-Interview legte er dar, warum er die Entwicklung dermusikalischen Avantgarde, deren führender Vertreter er selbst war, heute als Verrirrung betrachtet.
Zitate:
SPIEGEL: Herr Penderecki, fühlen Sie sich eigentlich noch als Neutöner?
PENDERECKI: Nein. Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Nach meiner Meinung ist in unserem Jahrhundert genug experimentiert worden: mit atonalen Mitteln, mit aleatorischer Technik, mit Elektronik. Das habe ich alles hinter mir, es interessiert mich nicht mehr. Aber Musik muß einfach wieder Ausdruck haben, nicht in irgendwelchen experimentellen Richtungen durch irgendein Niemandsland umhergeistern, am Publikum vorbei.
SPIEGEL: Wieweit sind Sie denn auf dem laufenden, was um Sie herum vorgeht? Hören Sie die jeweils neuen Stücke von Cage, Kagel, Stockhausen?
PENDERECKI: Überhaupt nicht.
SPIEGEL: Können Sie mit der Musik von Stockhausen etwas anfangen?
PENDERECKI: Nein, nichts. Wissen Sie, ich bin leidenschaftlicher Botaniker und besitze in Polen ein Anwesen von zehn Hektar Land, das ich hege und pflege. Ich würde dort tausendmal lieber einen Baum pflanzen, als mir Musik von Stockhausen anzutun.
PENDERECKI: Nicht nur das Publikum hat ein Verlangen nach reinem Dur - ich auch. Ich wollte nicht ewig Cluster schreiben oder eine dichte, undurchsichtige Harmonik. Ich bin ja auch kein großer Verehrer von Arnold Schönberg. Schönberg war sicher wichtig, aber alle die Schönberg-Nachfolger und -Nachahmer und die ganzen Darmstädter Jünger der sogenannten Schönberg-Schule kann man vergessen. Bei denen ist alles falsch gelaufen, in eine Sackgasse.
SPIEGEL: Und Sie, der große Wende-Romantiker, machen alles richtig-Neue Musik im Rückwärtsgang?
PENDERECKI: Ich finde es einfach grundsätzlich falsch, daß in der Neuen Musik die harmonischen Spannungen nicht aufgelöst werden. Es ist banal und dumm. Ein Unisono nach einem atonalen Akkord ist doch etwas Wunderbares, wo man sich regelrecht entspannt und aufatmet. Wer vor 30 Jahren einen Dur-Akkord oder ein Unisono in die Noten schrieb, der war doch als Verräter verschrien, als Verräter am Fortschritt. Ich habe mich um dieses wichtigtuerische Geschrei der selbsternannten Avantgardisten nie gekümmert...
Weiter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13520697.html
Fait: Mit dem Alter kommt die Weisheit.
Man wird es Penderecki einmal danken, dass er die Musik ins 21. Jahrhundert gerettet hat - dank der Tatsache, dass er sich letztlich der Musik verpflichtet fühlt, und nicht ideologischen Modeströmungen.
So bekannte Elliott Carter, führender amerikanischer Avantgarde-Komponist, mit 98 Jahren, sein halbes Leben mit dem Kompononieren "scheußlicher Musik" vertan zu haben
Zitat: Carter sagt, er habe sich wohl seit den Vierzigerjahren auf einem Irrweg befunden, in dem er immer weiter in einer Sackgasse mit scheußlich klingender Musik marschiert sei: Niemand mag das hören. Warum habe ich mein Leben darauf verschwendet? Die Schuld an seinem Kompositionsstil gab Elliott Carter seiner 2003 im Alter von 95 Jahren verstorbenen Frau: Sie mochte dieses Zeug. Und ich konnte zu ihr niemals ,Nein sagen."
Quelle: http://www.nmz.de/artikel/meine-frau-war-es
Wenn Avantarde-Komponisten ihre eigene Musik scheußlich finden, kann man es dem Publikum verübeln, wenn es schon längst zu diesem Urteil gekommen ist?
Als weiterer bedeutender Vertreter ist Krzysztof Penderecki zu nennen. In einem Spiegel-Interview legte er dar, warum er die Entwicklung dermusikalischen Avantgarde, deren führender Vertreter er selbst war, heute als Verrirrung betrachtet.
Zitate:
SPIEGEL: Herr Penderecki, fühlen Sie sich eigentlich noch als Neutöner?
PENDERECKI: Nein. Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Nach meiner Meinung ist in unserem Jahrhundert genug experimentiert worden: mit atonalen Mitteln, mit aleatorischer Technik, mit Elektronik. Das habe ich alles hinter mir, es interessiert mich nicht mehr. Aber Musik muß einfach wieder Ausdruck haben, nicht in irgendwelchen experimentellen Richtungen durch irgendein Niemandsland umhergeistern, am Publikum vorbei.
SPIEGEL: Wieweit sind Sie denn auf dem laufenden, was um Sie herum vorgeht? Hören Sie die jeweils neuen Stücke von Cage, Kagel, Stockhausen?
PENDERECKI: Überhaupt nicht.
SPIEGEL: Können Sie mit der Musik von Stockhausen etwas anfangen?
PENDERECKI: Nein, nichts. Wissen Sie, ich bin leidenschaftlicher Botaniker und besitze in Polen ein Anwesen von zehn Hektar Land, das ich hege und pflege. Ich würde dort tausendmal lieber einen Baum pflanzen, als mir Musik von Stockhausen anzutun.
PENDERECKI: Nicht nur das Publikum hat ein Verlangen nach reinem Dur - ich auch. Ich wollte nicht ewig Cluster schreiben oder eine dichte, undurchsichtige Harmonik. Ich bin ja auch kein großer Verehrer von Arnold Schönberg. Schönberg war sicher wichtig, aber alle die Schönberg-Nachfolger und -Nachahmer und die ganzen Darmstädter Jünger der sogenannten Schönberg-Schule kann man vergessen. Bei denen ist alles falsch gelaufen, in eine Sackgasse.
SPIEGEL: Und Sie, der große Wende-Romantiker, machen alles richtig-Neue Musik im Rückwärtsgang?
PENDERECKI: Ich finde es einfach grundsätzlich falsch, daß in der Neuen Musik die harmonischen Spannungen nicht aufgelöst werden. Es ist banal und dumm. Ein Unisono nach einem atonalen Akkord ist doch etwas Wunderbares, wo man sich regelrecht entspannt und aufatmet. Wer vor 30 Jahren einen Dur-Akkord oder ein Unisono in die Noten schrieb, der war doch als Verräter verschrien, als Verräter am Fortschritt. Ich habe mich um dieses wichtigtuerische Geschrei der selbsternannten Avantgardisten nie gekümmert...
Weiter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13520697.html
Fait: Mit dem Alter kommt die Weisheit.
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