Autotune vs. Realität

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antipasti
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Ich find, die meisten können doch auch ohne Autotune ganz passabel singen. Ich finde das jetzt nicht so schlimm. Und dass gegebenenfalls auch eine Pitchkorrektur eingesetzt wird, ist uns doch allen bewußt. Klingt ja auch besser, wenn der Gesang zur Begleitung paßt.
 
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Ein sehr ernüchternder Vergleich:

Was findest du denn ernüchternd? Das eine ist das - naja - mehr oder weniger unbehandelte Signal, das andere eine fette Pop-Produktion. Dass das nicht unbedingt gleich klingt, ist nicht gerade überraschend. Sonst bräuchte man ja keine Produzenten. Singen können sie ja dennoch.

Zum Autotune selbst wurde in den letzten 20 Jahre sicher schon genug gesagt. Als kleine Reparaturmaßnahme okay, als hörbarer Effekt mittlerweile meiner Meinung nach ausgenudelt. Und zwar so stark, dass viele Konsumenten mittlerweile zu glauben scheinen, das wäre die natürliche Stimme.
 
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Was findest du denn ernüchternd?
Vermutlich, dass das millionenfach geklickt wird. Vermutlich bin ich mit dieser Art von Musik nicht glücklich. Ich habe so irgendwie die naive Vorstellung, dass bei derartigen Künstlern auch akustisch irgendwie mehr Substanz vorhanden sein müsste. Ach ja, bin alt genug, dass ich es besser wissen müsste...
 
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Hallo,

...ich sehe in dem Vergleich auch keinen Grund zur Verzweiflung. Abgesehen davon hinkt der sowieso, denn fairerweise müßte er nicht das recht dumpf aufgenommene Vergleichssignal der Solisten zeigen (die m. E. aber auch nicht danebenliegen), sondern das "trockene" Studiosignal im Zusammenhang mit der Begleitung.
Bei dem verlinkten Vergleich muß ich sogar sagen, daß zumindest die dort eingebundenen "Vollproduktionen" teilweise schrecklich höhenlastig sind... das könnte aber auch an der Videoplattform liegen.
Die klassischen Fälle von echten "Nichtsängern" - ich sage nur "Milli Vanilli" oder auch Bobby Farrell von Boney M., stehen dann sowieso noch auf einem anderen Blatt ;)

Viele Grüße
Klaus
 
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aufgenommene Vergleichssignal der Solisten zeigen (die m. E. aber auch nicht danebenliegen), sondern das "trockene" Studiosignal im Zusammenhang mit der Begleitung.

Richtig. Sie singen locker im Sitzen a cappella im gemäßigter Lautstärke. Eine völlig andere Situation, die natürlich eine andere Performance bewirkt.
 
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Ich finde nicht, dass bei den Beispielen das Autotune unmusikalische Sängerleistungen vertuschen soll. Das ist halt ein Effekt zur Optimierung.
Erhellender waren für mich eher die Texte (OK, Billies Lied ausgeschlossen), welche sich irgendwie nur um ähnliche Themen drehen. Vielleicht erfordern solche Inhalte explizit mehr Autotune?
 
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Und mir gefallen die irgendwie weder mit noch ohne Autotune :eek:
 
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Ich find, die meisten können doch auch ohne Autotune ganz passabel singen
Ich habe mir nur den Knaben im ersten Video angehört und ich finde, dass der nicht nur "ganz passable" sondern ganz fantastisch singt. Die fette Pop Produktion hinterher macht halt etwas "anderes" daraus, aber der Gesang wird dadurch nicht "richtiger" - denn richtig war er schon vorher - auch nicht unbedingt "besser", aber "poppiger", "zeitgeistiger" und "so-erwarten-das-die-fans-iger".
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Die klassischen Fälle von echten "Nichtsängern" - ich sage nur "Milli Vanilli" oder auch Bobby Farrell von Boney M., stehen dann sowieso noch auf einem anderen Blatt
Stimmt. Denn wo gar nicht erst ins Mikro gesungen wird, ist Autotune seiner Macht beraubt. :D
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Ich habe so irgendwie die naive Vorstellung, dass bei derartigen Künstlern auch akustisch irgendwie mehr Substanz vorhanden sein müsste
Tröste dich, ich war auch enttäuscht, als ich eine E-Gitarre zum ersten mal ohne Mashall-Stack gehört habe. :nix:
EDIT: Ein noch besserer Vergleich ist das Schlagzeug. Die wenigsten Nichtmusiker wissen überhaupt, wie ein akustisches Drumset ohne Mikrofonierung und aufwendiger Produktion klingt. Wenn sie dann mal eins hören sind sie enttäuscht.

Beim heutigen Popgesang ist das kaum anders. Der natürliche Klang der Stimme ist derzeit im Pop nicht so gefragt ... bzw ähnlich gefragt wie ein Drumset mit 2 Raummikros aufgenommen, ohne Kompressoren, Gates, Transientenbearbeitung, etc. pp.
 
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Bei dem Titel musste ich sofort an diese beiden Clips denken:



 
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ich denke, diese videos sind wenig aussagekräftig.
kaum ein profi wird sich der lächerlichkeit preisgeben und demonstrieren, daß er ohne autotune nicht singen kann.
die damen und herren in den videos klingen trocken sehr gut.

aber es gibt kandidaten, die wirklich nicht gut singen können, besonders live....aber die wird man in diesen vergleichvideos nicht sehen, sondern solche sieht man nur in heimlichen mitschnitten.
 
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Bonedo hat nicht nur den Vergleich, sondern aus 2018 auch einen Artikel mit einer Marktübersicht ...

https://www.bonedo.de/artikel/einze...are-tools-zur-vocal-und-pitch-correction.html

Aus eigener Erfahrung mit Rohspuren, kann ich von einem Aha Erlebnis auf der Musikmesse in Frankfurt berichten. Eventide hatte zur Produkteinführung die Geschichte des Hansa Studios in Berlin mitgebracht, welches David Bowie zur Einspielung von Heros genutzt hat.

https://www.musiker-board.de/threads/eventide-tverb.639225/#post-7894992

Im Rahmen der Vorführung (hinter den Kulissen und mit absolutem Handy aus Gebot) wurden die Rohspuren von David Bowie vorgespielt. Ungeschönt und roh klangen sie ... und meilenweit entfernt zur Stimme im fertigen Song. Man sollte dabei aber auch im Kopf haben, das David in 3 Mikrofone gestaffelt in der Tiefe des Raumes gesungen hat. Alles wurde auf eine Spur (damals noch Mangelware) gebündelt.

Eines bleibt hier beim Autotune Thema - wie dort bei Reverb Thema gleich ... Die Diskussion, ob eine Verfremdung (also das Erschaffen einer anderen Welt) überhaupt Sinn macht.

Meine Sicht zu Autotune - je kleiner der Fehler, umso mehr stört er, weil es ein bisschen "Falsch" klingt. Daher kann man kleine Abweichungen retten und das hilft auch dem Ergebnis, wenn es denn "glatt" sein soll. Ist jemand "neben der Spur, oder in seiner eigenen Welt - Bob Dylan Style" und es ergibt sich Reibung, dann sollte da nicht dran "geglättet" werden.

Gruß
Martin
 
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Die Beispiele im Artikel sind extrem. Da wird Autotune schon als Instrument oder Effekt benutzt, die Sänger können teils ja gar nicht richtig gut singen. Melodyne oder auch Autotune im Studio zur Pitchkorrektur/zum Feintuning andererseits benutzt einfach praktisch jeder heutzutage. Aber natürlich NICHT die auto-Funktion, sondern die manuelle Pitch-Korrektur.

Viele Sänger singen auch einfach so, dass es dann oft nach Pitch-Korrektur tönt ohne Bearbeitung. Das erlebe ich bei meinen Aufnahmen auch oft. Ich setze die Melodyne-Bearbeitung zurück an einer kritischen Stelle, wo ich glaube, es tönt nach Melodyne und merke, dass die Rohspur der Aufnahme schon roh "künstlich" tönt, weil ich da den Ton einfach sehr genau treffe. Dann ist es einfach so. Manchmal, wenn der Ton mehr als +/-50 Cents daneben liegt, kann man auch mal schneiden und wenn nicht, dann gibt es gewisse Artefakte, aber wen interessierts wenn das im Song geil kommt. So schlimm wie in den Beispielen des Artikels sollte es aber nie sein.

Jede Vocalspur, wo die Idee ist, dass diese in einem Song am Radio gespielt wird, wird bis aufs genauste pitchmäßig korrigiert, aber natürlich nicht mit der Autotune-Funktion von Autotune, sondern von Hand. Ich höre das in jedem Song, der am Radio läuft gleich nach den ersten 2 Takten an der Gesangsspur. Die Studiosänger wissen mittlerweile halt, dass die +/-50 Cents daneben problemlos korrigierbar sind, ja, sie wissen eben auch, dass selbst die +20 Cents korrigiert werden... natürlich ohne das Vibrato zu killen

Ich finde es auch lustig, wie gewisse Menschen das abstreiten und glauben, dass Bands wie Coldplay oder Muse anders vorgehen. Ich sage diesen Menschen immer: Wenn ein "richtiger Sänger" keine Pitchkorrektur benutzt im Studio, dann ist Matthew Bellamy kein "richtiger Sänger". Wenn der nicht singen kann, dann kann ich es auch nicht :)

...es gibt auch live-Auftritte von Muse, wo Matthew Bellamy neben dem Ton liegt, auch mal für ne ganze Weile, is halt normal...
 
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Naja, dass nicht jeder erfolgreiche Sänger perfekt intoniert, dürfte wohl niemanden überraschen. Die haben aber alle gemeinsam, dass sie interessant klingen und man würde ihnen auch gerne zuhören, wenn sie nicht "entdeckt" worden wären und deswegen vielleicht mit einer gewöhnlichen Band kleine Auftritte spielen.

Mit dieser einen Ausnahme. Leider bestätigt hat sich mein Vorurteil, dass der "Künstler", bei dem Autotune extrem eingesetzt wird, so grottenschlecht ist, dass man ihn nicht mal als Sänger bezeichnen sollte. Ich meine Kyle (mit dem Beispiel iSpy) - er gibt sich in meinen Augen der absoluten Lächerlichkeit preis. Was für ein Vollidiot. Er wirkt wie das schlimmste Beispiel von jemandem, der versucht, sein Lieblingslied nachzusingen, das man dann allenfalls am Text erkennt, aber nicht an der "Melodie". Dass sich mit so einem Schund Geld machen lässt, und davon richtig viel, will mir nicht in die Birne.
 
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Ich meine Kyle (mit dem Beispiel iSpy) - er gibt sich in meinen Augen der absoluten Lächerlichkeit preis. Was für ein Vollidiot.
Ach und die Singles von Rihanna oder Pink haben einen höheren künstlerischen Wert???

Die Leute fressen, was man ihnen vorwirft. Wenn einer genug Geld ins Marketing wirft, dann wird die Musik auch gekauft, so einfach läuft das.
 
Ich meinte die Beispielen im Video geredet, aber ich würde schon sagen, dass das auf die meisten Stars zutrifft, ja.

Deine Frage beantworte ich dir erst, wenn du mir künstlerischen Wert definierst. ;)
 
Vermutlich werde ich alt. Aber wenn ich im Autoradio mal aus Versehen den Popsender erwische, dann fällt mir vor allem auf, das alle Stimmen so gleich kingen. Ja, mein vordergründiger Eindruck: Ich erkenne nicht den Sänger oder die Sängerin, ich erkenne das Autotune. Das ist aber nicht die Schuld von Autotune an sich, es wird eben so benutzt.

Viel wird gelästert über Grönemeyer, über Judith Holofernes, über alle anderen, die sich nicht durchschnittlich anhören. Aber auch ein Joe Cocker würde heute mit seiner Stimme keinen Plattenvertrag mehr bekommen. Autotune scheint mir das perfekte Werkzeug für den Pop unserer Zeit. Es liefert den maßgeschneiderten Einheitsbrei, der derzeit überall läuft.

Authentische Stimmen gibt es immer noch. Auch laufend neue, spannende Produktionen. Nur der große Erfolg, der bleibt denen verwehrt.

Was die Tonhöhenkorrektur angeht, so denke ich, gibt es kaum mehr eine aktuelle Produktion, die nicht Melodyne einsetzt. Was ist schon ein Halbton unter Freunden? Den ziehen wir wieder gerade. :D (Ich schreibe hier bewusst Melodyne, denn da wo man nur punktuell korrigieren möchte, ist das sicher das passendere Tool.)
 
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dann fällt mir vor allem auf, das alle Stimmen so gleich kingen.

Das liegt meiner Meinung nach nicht nur an der Bearbeitung, sondern auch an der Akademisierung von Popmusik inkl. Gesang. Seitdem Popgesang auch Einzug in die Didaktik genommen hat, wird natürlich auch mit bestimmten Parametern gearbeitet, die den Gesang optimieren, aber natürlich auch homogenisieren. Das reduziert die Stimmvielfalt auf eine überschaubare Menge an Stimmtypen.
 
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Antipasti, kannst du das genauer erläutern? In wie fern meinst du, wurde Popmusik akademisiert? Und welche Didaktik meinst du - Schule, Musikschule, irgendwas anderes? Interessiert mich als angehender Musiklehrer.
 

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