vielleicht verwenden die meisten hersteller konservative designs aus eher praktischen gründen.
Dass 95% aller heutigen Amps so aussehen, ist natürlich die Schuld von Marshall. Die haben das Format "Topteil + 4x12 (+4x12) ja bekanntlich etabliert und damals standen sicher nur praktische Erwägungen zugrunde, was eine sinnvolle Fertigung anging. Und das Format hat sich halt mehr oder weniger zufällig etabliert - aber so extrem, dass es bis heute nicht infrage gestellt wird.
Mir selbst leuchten die vielen Vorteile eines 19"-Racks ein, auf der anderen Seite bin auch ich geprägt von den Bildern aus der Rockgeschichte: Hendrix vor 'nem Stack, Jimmy Page vor 'nem Stack, Van Halen vor 'nem Stack usw. Deswegen finde auch ich eine 4x12 mit einem "richtigen" Amp oben drauf viel mehr sexy als eine 19"-Kiste mit vielen blinkenden Lämpchen...
Mir fällt spontan auch keine andere Branche ein, wo "Vintage" so ein Schlagwort ist und jahrzehntealte Designs noch unverändert ihre Liebhaber finden (denk' an Strat, Tele, Paula, Plexi). Wer telefoniert im Gegensatz dazu noch mit einem Handy, dass nur drei Jahre alt ist, obwohl das auch schon "alles" kann? Oder denk' an Autos... Wobei ich sicher bin, dass sich ein Flügeltüren-Mercedes-300 SL auch heute noch (bzw. gerade!) Käufer finden würde, wenn es davon ein "Reissue"-Modell von Mercedes geben würde ;-)
Viele der alten Designs sind einfach unübertroffen, in ganz vielen Produktbereichen! "Stillstand ist der Tod" ist ja das Motto der Wirtschaft und so werden - für meinen Geschmack - in vielen Bereichen bewährte Dinge ganz unnötig abgelöst - einfach, damit der blöde Kunde mal wieder was neues kauft...
Insofern finde ich es sogar ganz cool, dass die "Gitarristen-Welt" da so schön "un-Trendy" und resistent ist!
Ich muss - auch wenn ich selbst ja eher "konservativ" gestrickt bin - jedoch mal eine Lanze für die hier gezeigten Exoten brechen. Das Ergebnis ist sicher Geschmacksache, aber immerhin sind die Dinger
überhaupt gestaltet.
Bei 90% der renommierten Hersteller möchte ich drauf wetten, dass KEIN Designer Einfluss auf die Gestaltung hat. Das macht warscheinlich die Technik oder der Chef selbst... Da werden Schriftarten verwendet, die kaum leserlich sind, gerne werden auf einem Panel gleich drei verschiedene Schrift-Typen verwendet, die null zu einander passen usw. Darunter mindestens eine Schreibschrift und einmal kursiv. oder beides zusammen. Da dreht sich jedem Grafiker, der sowas gelernt hat, der Magen um.
Gutes Design meint übrigens nicht nur "Aussehen" sondern auch (wenn nicht vor allem!) "Funktion". Der Budda auf Seite 1 ist so ein Beispiel: 2 Reihen Knöppe und Du erkennst nach zehn Minuten Draufstarren noch nicht, welcher Regler da wohin gehört... Deswegen sticht der Budda hier auch raus: Fast alle der Exoten-Amps haben nur ganz wenige Regler, sind sehr reduziert. Ich möchte meinen Arsch drauf wetten, dass da der Designer den Techniker immer wieder genervt hat: "Was können wir weglassen? Wie können wir vereinfachen?" DAS ist nämlich eigentlich die "Kunst", nicht ein Panel mit Knöpfen vollkleistern...
Was meint ihr?