N
Nachtfluegel
Registrierter Benutzer
Wie ist denn der Satz jetzt wieder zu verstehen? Wenn jemand hier aufschlägt und fragt, was man machen kann, damit die Stimme nicht so schnell ermüdet / ausdauernder wird, gehen wir davon aus, dass irgend etwas nicht ganz in Ordnung ist.
Im selben Post habe ich geschrieben, dass ich zurzeit ganz wenig singe und halt natürlich dadurch eine wenig ausdauernde Stimme habe. Nur das würde ich halt gern mal wieder ändern und ich weiß nicht, was eben der bessere Weg dafür ist.
Daraus schließe ich, dass das jetzt nicht mehr geht und weniger als drei Stunden finde ich für ein Chorkonzert doch etwas wenig. Um zu beurteilen, ob es in Ordnung ist oder nicht, müsste aber dringend broeschies Frage beantwortet werden, welche Muskeln sich wie anfühlen.
Öhm, ich hab keine Ahnung, welcher Muskel das überhaupt sein könnte (geschweige denn wie der heißt..). Ich spüre halt, dass die Muskeln träger werden. Wie im Sport eben auch, wenn man beispielsweiße in einem Fußballspiel von Beginn an auf dem Platz steht und es die 80te Minute ist. Die Beine sind dann eher schwer und müde vom Gefühl her.
Es passiert durchaus auch erfahrenen Sängern, dass es manchmal an der Technik hakt, die Intonation Mist ist, es an Stütze fehlt, gedrückt wird, ... Z.B. habe ich letztens eine Messe, die ich im Alt auswendig kann, im Sopran (das erste Mal) geübt und mitgeschnitten. Grauslig die Töne, der Mitschnitt kam postwendend in die Tonne Stütze ist in jeder Chorprobe schwierig - wenn ich morgens vor 5 Uhr aufgestanden bin, muss ich mich abends schon arg zusammenreißen, um nicht wie ein Kartoffelsack im Stuhl zu hängen. Oft stehe ich dann lieber auf, dann klappt es zumindest besser, wenn auch nicht phänomenal gut. Sitz ich im Sopran, oktaviere ich manchmal, wenn mir eine hohe Stelle zu oft wiederholt wird, nach unten. Da sollte man zwar auch sauber stützen, die Auswirkungen, wenn man es nicht tut, sind aber nicht so drastisch.
Die Frage, wie die Stimme ausdauernder wird, wurde Dir übrigens in den ersten zwei Posts schon beantwortet.
Die Antworten in den ersten zwei Posts hatten mir auch gelangt. Es war ja auch die Technikfrage, die ich da nicht ganz verstehe. Ausdauer entsteht doch dadurch, dass man Bewegungsabläufe immer wieder macht (mit Ruhephasen). Was ich allerdings nicht verstehe, ist, wie das zwangsweiße mit Technik zu tun haben soll - es dürfte doch nun egal sein, ob man Technikübungen macht oder eben gleich Songs singt? Für den Muskel ist das doch dasselbe...
Wenn jemand in der Klassikszene solche Aussagen machen täte, würden alle nur ungläubig den Kopf schütteln! Und man könnte nur noch raten: sofort einen neuen GL suchen!
@Nachtfluegel
Gut möglich, dass in Contemporary da etwas andere Regeln gelten (was technisch "gutes Singen" ist, ist hier ja nicht so strikte definiert wie in der Klassik).
Aber du scheinst ja gewisse Probleme zu haben, sonst hättest du hier nicht deine Frage gepostet.
Vielleicht ist dir auch nicht so völlig klar, was "Technik üben" überhaupt ist, resp. sein sollte.
Was es ganz sicher nicht sein sollte: dass man vor dem Singen der Stücke in 08-15-Manier irgendwelche Vokalisen abspult, lustlos und natürlich möglichst schnell, damit man möglichst bald zur Literatur übergehen kann.
Eine Übung ist dann sinnvoll, wenn man sie mit genau den gleichen körperlichen und emotionalen Einstellungen singt, wie anschliessend die Stücke.
Und die Übungen müssen zu einem grossen Teil auf eben diese Stücke ausgerichtet sein. Sie sollen mich auf schwierige Stellen dort vorbereiten. Meine GL will immer gleich zu Beginn des Unterrichts wissen, an welcher Literatur ich anschliessend arbeiten möchte und wählt dann dazu passende Übungen.
Und: Technik übt man nicht nur mit Vokalisen, sondern im gleichen Masse auch am Stück selber. Im GU gehen wir ein neues Stück Phrase für Phrase durch und erarbeiten alle technischen Einstellungen, resp. korrigieren, was nicht gut ist. Wenn das Stück weiter gediehen ist, werden die ohne Unterbruch durchgesungenen Passagen natürlich länger und die Inputs der GL etwas seltener, aber sie sind nach wie vor da . Erst kurz vor einem Auftritt, wird dann das ganze Stück durchgesungen (im GU, beim Korrep und schliesslich mit dem Pianisten/den Instrumentalisten).
So läuft das in der Klassik und zwar nicht nur bei mir kleiner Hobbysängerin, sondern idR. auch bei den grossen Cracks der Opern- und Konzertszene. Klar, die können natürlich viel auch selber erarbeiten, gehen in grösseren Abständen zum GL (allein schon bedingt durch ihre intensive Auftrittstätigkeit), aber die meisten gehen hin. Und ganz sicher nicht, um einfach ihre Arien durchzusingen, sondern um an ihrer Technik zu arbeiten, denn die ist nicht etwas, das man irgendwann einfach zu 100% perfekt hat. Stimmtechnik ist etwas, woran man sein ganzes Sängerleben lang arbeitet, immer versucht sie noch zu verfeinern und auch zu verhindern, dass sich plötzlich wieder irgendwelche Fehler einschleichen.
Hmmm, ich beschreib dir am besten mal, wie ich das im GU erlebe:
Ich singe mich warm, mit Vokalübungen mal rauf und runter. Wenn wir dann ein neues Lied anfangen, singts die GL einfach immer so in Stücken vor. Schwere Stellen natürlich öfters und ich sing das dann nach. Wenn wir es einmal durchhaben, singe ich das dann so allein durch - natürlich hilft mir die GL dann auch, wenn der Ton nicht sauber ist etc, oder wenn eine besonders hohe Stelle kommt (Ton auffer Stirn vorstellen).
Ich hab so schon immer am Besten gelernt, das betrifft jetzt nicht nur das Singen.
Vor etwa 10 Jahren war ich im Jugendchor hier bei uns im Ort. Da hatten wir jedes Mal vor der Probe eine halbe Stunde nur Einsingen, natürlich hab ich das mitgemacht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es aktuell besser ist als mit irgendwelchen Übungen (von denen ich eigentlich weniger auch etwas wissen will). Beispielsweiße kann ich mit Übungen, die bestimmte Muskelgruppen irgendwie trainieren sollen, eher wenig anfangen, weil ich da an der Art des Trainings wenig Interesse habe und ganz, ganz schnell die Lust am Singen verliere.
Du merkst es ja, nämlich dadurch, dass, wie du ja selbst beschrieben hast, deine Lagen unausgeglichen sind.
Wie schon öfter gesagt, sind "Technikübungen" IMMER notwendig. Gerade die Muskulatur um den Kehlkopf herum "entwöhnt" sich relativ schnell, wenn länger nicht gesungen wird. Sie atrophiert zwar nicht wirklich, wie das bei größeren Muskeln der Fall ist, aber die Koordination geht relativ schnell flöten, vor allem in der hohen Mittellage.
Ich singe im Grunde genommen täglich, aber ich merke sofort relativ deutlich, wenn ich nur 1-3 Tage Pause habe, dass die Koordination nicht mehr optimal ist. Das braucht dann in der Regel 1-2 Stunden vorsichtiges "Einsingen", um sich wieder zur normalisieren und die Muskulatur an den Gesang zu gewöhnen. Wie gesagt, dass ist vor allem ab dem Passaggio merklich.
Die tiefe Lage ist ebenfalls beeinträchtigt. Der Unterschied ist nur, dass man das nicht so direkt merkt. Zum einen weil die tiefe Lage schon durch die Sprechstimme ständig "in Betrieb" ist und zum anderen, weil eine sehr effiziente Koordination in der Tiefe weit weniger wichtig ist.
Abgesehen davon können auch die Kehlmuskeln natürlich bei längerem Gebrauch übersäuern und die Stimmlippen werden durch den ständigen Luftstrom mit der Zeit trocken. Deshalb wird, wie Bell ja schon geschrieben hat, auch der geübteste Sänger irgendwann heiser bzw. die Stimme funktioniert nicht mehr so wie am Anfang.
Kurzum: Du machst die gleichen Übungen wie sonst auch, je nachdem, was dir deine GL z.B. empfiehlt. Das ganze halt regelmäßig und nicht zu selten. Dann kommt die Stimme auch wieder in "Betriebsbereitschaft". Zum Test, ob wieder alles funktioniert, ist wie gesagt die Qualität der oberen Mittellage ausschlaggebend, sowohl klanglich als auch von der gefühlten Effizienz her. Diese Lage sollte nicht wesentlich anstrengender sein als die Tiefe oder die Höhe.
Darum gehts mir ja auch, im Moment kann ich Singen eher vergessen, da ich durch die Erkältung einfach zu viel Schleim produziere bzw. durch den Mund atme. Das reizt die Schleimhäute, die dann wiederrum weh tun....naja der Rest ist bekannt. Mir geht es ja speziell darum, dass ich die Stimme wieder auf Vordermann bekomme sobald diese Erkältung sich verzogen hat. Denn ich würde eben gern ein wenig mehr singen als nur im GU/Zuhause.