Blacky schrieb:
hidiho,
jetzt muss ich meinen senf auch auchmal dazugeben. Ich werde am 1. september eine lehre bei dem nürnberger gitarrenladen btm-Guitars anfangen (
B.T.M. Guitars)
Die genaue bezeichnung meines lehrberufes ist einzelhandelskaufman im musikalienhandel. Ich hab mich lange nach einem geeigneten laden umgesehen und bin letztendlich auf diesen gestoßen. Darauf hin hab ich eine mail an btm gschrieben in der ich mich erkundigte ob es die möglichkeit gibt dort eine ausbildung zu machen. Nachdem ich dann bei dem bewerbungsgespräch die atmosphäre des ladens erlebt hatte war ich mir sicher dass diesem laden meiner traumausbildung nachgehen konnte. Naja nachdem ich dann 3 tage zum probearbeiten dort war hat es letztendlich geklappt und ich kann bald meine ausbildung beginnen.
Du Glücklicher!
Wenn du die Chance hast übernommen zu werden, dann Glückwunsch!
Vielleicht hätte ich mich auch einfach als "Einzelhandelskaufmann im Musikalienhandel" bewerben sollen.
Bei mir jedoch gucken die Leute wahrscheinlich auf die Bezeichnung "Musikalienhändler" und denken dann "das gibt es bei uns nicht" oder "das hat mit Gitarren nix zu tun".
Oder "Zu teuer". Dabei verdiene ich mit Sicherheit nicht MEHR.:screwy:
Und dabei habe ich bei den Bewerbungen stets darauf hingewiesen, das ich mich auch in den Bereichen auskenne, auch wenn das bei mir im Beruf nicht die Praxis ist:
Hobbys: E-Gitarre (spielen, sammeln, reparieren), etc...
Ich bin nicht in allen Bereichen 100% (ja, wie denn auch), wage aber mal zu behaupten, das ich dafür vielseitiger bin. Ich kann in eine Notenabteilung (Klassik), ich kann in eine CD Abteilung (Rock, Hardrock, Metal), ich kann in eine E-Gitarrenabteilung
(Pickups reinmachen und Schalter - gerne doch!). Es gibt immer Leute die wesentlich besser in den Bereichen sind als ich, ich glaube aber nicht, das jeder von Ihnnen in allen 3 Bereichen eingesetzt werden könnte.
@ Fussy:
Ob man was dagegen machen kann?
Ich habe einen bösen Brief an den Verband geschrieben, von wegen "nicht nur mehr Ausblidung fordern, sondern vor allem erst recht die bereits ausgebildeten Leute einstellen!!!"
Ein Feedback habe ich darauf nicht erhalten.
Das ist wie in der Politik: Es wird nach mehr Ausbildungsplätzen geschrien. (OK. soweit, so richtig). Was ist aber mit denen, die bereits fertig sind, und dann auf der Strasse stehen, weil sie nichts finden? Wenn die dann sowieso (ob mit oder ohne Ausbilduing) arbeitslos sind?!? Dann ist die Ausbildung für die Katz, und man wäre stattdessen besser weiter auf die Schule gegangen.
Aber nein, das macht sich in der Arbeitslosenstatistik heutzutage besser, wenn die wenigstens noch was gelernt haben.:screwy:
Ich hatte damals die Chance weiter Schule oder Ausbildung. Tja, in einer Sozi-Familie (heute Hartz-IV-Familie) kann man sich das aber nicht leisten, und so musste halt die Ausbildung her, damit ich schnell unabhängig werde. Egal ob ich dann wenig verdiene (von 750DM!! blieben mir 40DM!! Taschengeld IM MONAT!!! als 18-Jährier!!! übrig!), hauptsache es macht Spass.
Bald werde ich 30, und ich darf mich mit 1250€ (Teilzeitstelle, währen 1700€brutto bei Vollzeit!!!) über Wasser halten.
Nur weil man eine Ausbildung statt eine bessere Schuldbildung gemacht hat, die einem heute bessere Chancen ermöglichen würde.
Ich wollte damals auch Gitarrenbauer werden. Bin das also mit 17! hin zum Arbeitsamt:
"Gitarrenbauer - sowas gibt es nicht!" (ja, und was sind das dann für Leute, die die Gitarren bauen?!?) "Es gibt Zupfinstrumentenmacher - und eine mögliche Ausbildungsstelle in Süddeutschland"
Ja super - alleine die Bezeichnung des Berufes fand ich schon abschreckend.
Als ich dann meinte "ja, und die Geschäfte hier?" "Ja, dann klappern sie mal die Geschäfte ab..."
Wenn ich schon einen Beruf lerne, und ich nicht viel verdiene, dann soll es Spass machen. In einem Musikladen würde ich gerne arbeiten.
OK, dann war ich bei einem anderen Arbeitsamt und die nannten mir nur Jörgensen als Möglichkeit. Ok, Bewerbung hingebracht, mich umgeguckt (wow, viele Gitarren, hier möchte ich gerne hin), dann nix gehört, dann eine Absage. (na gut, ich hatte auch ein saumässiges Zeugnis, was ich seitdem immer weglasse)
1998 stellte ich dann fest, das die Jörgenssen eh KEINEN Azubi hatten, denn sonst wäre dieser in Bonn dabei.
Für den Fall der Fälle hatte ich mich auf einer Schule angemeldet und hatte diese in Aussicht. Dennoch wollte ich eine Ausbildung machen, und im letzten Moment bin ich über sehr viele Zufälle drangekommen. (Ich frage mich, was HEUTE wäre, wenn diese Zufälle NICHT gewesen wäre)
Zwar etwas enttäuscht, das das weit weg von Gitarren war, aber froh das ich die Ausbildung überhaupt hatte. Wie ich später (leider, leider) feststellen musste, ist Musikalienhändler eben auf den klassischen Bereich fokussiert (wobei ich mich aber immer frage, warum die Leute in den anderen Bereichen nicht, oder nicht so sehr unter diese Definition fallen?!? Für mich ist Musikalienhändler ALLES, was mit der Ware Musik zu tun hat - da hatte ich sogar einen kleinen Streit, weil das mein Chef NICHT so sieht. Wie gesagt, ich halte das Berufsbild für überholt und eine Frechheit, das vieles ausgeklammert wird - guckt mal im Netz, was darunter fällt und NICHT fällt.
)
So, dann ging das Drama mit den Bewerbungen los. "Ach, die nehmen dich doch mit Kusshand" dachte ich. "Bei den tollen Qualifikationen."
Bin dann also durch Köln getigert mit meinen Bewerbungen, persönlich abgegeben.
Auch der Musiker-Aldi war dabei, und die hatten prompt angerufen. Ganz begeistert, einen Probe-Tag gehabt, "wir melden uns in den nächsten Tagen".
Ja, da rauf konnt ich vergeblich warten, weil diese Penner erstmal in den Urlaub gefahren sind. Auf meine Anfragen erhalte ich eine Nachricht auf dem AB "Musikalienhändler, das haben wir sowieso nicht."
Ach so, und wofür habe ich das dann gelernt?!? Das war vor 5 Jahren. Bis heute habe ich meine Unterlagen nicht wieder, und habe auch keine Ahnung, wie ich mich denn da gemacht habe, an dem Tag. Nach einem halben Jahr (nach dem ich mit Druck nachgehakt hatte) dann ein "tut uns leid, schief gegangen, sie sind zu
ÜBERQUALIFIZIERT!!!
Und der Hammer ist auch ein umgekehrter Fall, in dem mein Beruf (lt. Berufsbild) EXAKT zu dem Laden passt, und ich nach 4-5 Bewerbungen mir sagen lassen musste "bei uns wären sie gar nicht ausgebildet worden." blabla, Abitur und 2 klassische Instrumente beherrschen. WIE BITTE?!? Super - ich habe doch für die Ausbildung eine bessere Schulbildung sausen lassen - und als Kind hat mich keiner gefragt, ob ich 2 klassische Instrumente lernen möchte, weil wir uns das schlicht und einfach nicht leisten konnten!!!
Das hat erstmal gesessen. Für einen Beruf, der im Endeffekt wie ein Verkäufer bezahlt wird, dann auch noch solche Ansprüche? Von wegen durch ganz Deutschland dafür ziehen?
Wenn ich meine Kontakte frage, dann darf ich mir auch noch sagen lassen "du willst ja nicht umziehen". Klasse. Als ob ich für den Beruf auch noch lange studiert hätte, wegen der ach so tollen Verdienst und Aufstiegsmöglichkeiten.:screwy::screwy:
Dann hatte ich zwischendurch immer Anfragen an den Verband, aber im Endeffekt komme ich immer nur auf den einen Laden zurück.
Dann war ich beim Arbeitsamt, und die konnten mir eine Umschulung empfehlen.
ABER: Ich müsste arbeitslos sein, und das auch nur, weil der Laden dicht gemacht hätte. OK, das steht irgendwann an, aber ich will mich doch VORHER absichern, damit ich eben NICHT arbeitslos bin. Klasse, klappt auch nicht.
Dann hatte ich mal Mitte 2004 (bereits 3 Jahre suchend...) eine Eingebung und 30 blinde Bewerbungen geschrieben. In den gelben Seiten mal gegeuckt, was mit Musik verwandt wäre. Davon kam ein kleiner Teil gerade mal wieder, ein Angebot mich als Pförtner nochmal zu bewerben, eine wollte der Saturn (grösste CD-Abteilung) behalten, eine sollte weitergeleitet werden.
Der andere, grössere Teil kam erst gar nicht wieder. Und wie man sieht, blieb auch diese Aktion ohne Erfolg.
edit: Ich hatte dann EINE EINZIGE ausgeschriebene Stelle gefunden (in 4 Jahren, WAHNSINN!!!), "Nur" ein Praktikumsplatz für ein Jahr in einer Abteilung beim WDR. Das war meine erstes offizielles Bewerbungsgespräch!!! und es war natürlich ein Desaster. Wie denn auch, wenn ich in 10 Jahren NULL Erfahrung habe, was Bewerbungsgespräche angeht?!? Und wie soll ich mit meinen "tollen" Referenzen prahlen, die ich ja nicht habe, weil mich ja nie einer eingestellt hat und ich in 10 Jahren NICHTS anderes hatte machen können. Da kann ich ja auf zahlreiche Erfahrungen hinweisen, die ich an einem
Daumen abzählen kann. Das Gespräch hatte ich natürlich versalzen...
Bei allen Überlegungen, was anderes zu machen, komme ich immer wieder auf meinen Beruf zurück - es ist eine regelrechte Sackgasse.
Und ich frage mich immer wieder:
WIE UND WIESO zur Hölle, kommen die anderen Leute, die in den Musikläden arbeiten, an ihre Stellen ran?!?
WAS mache ich falsch?!?
Was hätte ich anders machen sollen??
Es ist jedenfalls sehr frustrierend, mir ist jedenfalls die Freude am Beruf (sowie am Hobby Musik) vergangen. Ich habe früher seehr viel (mein ganzes Geld) in das Hobby investiert - CD's, E-Gitarren, Zubehör, Konzerte; seit 2 Jahren allerdings halte ich mich (im Vergleich) SEHR zurück, weil ich nicht einsehe, auch noch die Läden zu unterstützen, die mich eh nicht einstellen können oder wollen.