Auftrittsfrust

Ich mache das ja selber ;)
Wenn wir "lebende CD" spielen, also als bloße Geräuschkulisse engagiert sind, dann übe ich Scats, oder ich singe einen Song, den ich noch nie gesungen habe, selbst wenn ich den Text nicht hundertprozentig kenne. Merkt eh keiner und wir haben wieder was Neues fürs Repertoire.

Absolut. Ich sehe das auch leidenschaftslos. Wenn die Gage stimmt gibt es nix entspannteres als zwei, drei Stunden zu klimpern und ein bisschen Gesang / Sax dazu zu haben. Niemand hört zu und Du kannst Sachen ausprobieren. Sehr zu empfehlen: eine Vollkandenz nehmen und versuchen möglichst viele verschiedene Stücke aus dem Koipf unterzubringen. Macht Spaß und wenn jemand zuhört ist derjenige in der Regel auch noch beeindruckt ;)
 
Absolut. Ich sehe das auch leidenschaftslos.
Ich mittlerweile auch :) (weil ich die bezahlte Festles- und Feier-Musik nicht mehr mache)

Wenn die Gage stimmt gibt es nix entspannteres als zwei, drei Stunden zu klimpern und ein bisschen Gesang / Sax dazu zu haben.
Ich beneide dich. Diesen Zustand habe ich leider nie erreicht. Für mich gibts immer noch nix schlimmeres als dilettantische Musik-Zuhörer
 
Meine Pianistin übt neue Stücke, wenn sie solche Jobs hat. Da eh kein Schwein zuhört, kann sie sich Fehler erlauben, zwischendurch Skalen spielen, Fingersätze üben oder auch mal abbrechen und von vorne anfangen. So ein Job ist dann keine Zeitverschwendung, sagt sie, sondern eine bezahlte Probe.
Auch wenns naiv klingt:
Aber wenn man schon gebucht wird, dann sollte man auch das Beste geben, egal wer der Auftragsgeber ist oder ob niemand zuhört. In den Moment wo es ne Gage gibt ist es Arbeit, und die muss man so gut machen wie man kann. Ich sitze momentan im Kundenbereich und hab auch so manchen unfreundlichen und doofen Kunden, aber auch da gebe ich 100%.

War selbst mal Act bei ner Abschlussfeier, wir waren völlig unpassend und interessiert hat sich niemand für uns, außer vielleicht für meinen hübschen blauen Bass der auf der Bühne stand. Trotzdem gaben wir "100%", sahen es höchstens als Generalprobe an.
 
Ich mittlerweile auch :) (weil ich die bezahlte Festles- und Feier-Musik nicht mehr mache)

Ich beneide dich. Diesen Zustand habe ich leider nie erreicht. Für mich gibts immer noch nix schlimmeres als dilettantische Musik-Zuhörer


Ich kann mich noch ziemlich genau an den Moment erinnern, wo mir das erste mal aufgegangen ist, dass es wohl keine S** interessiert, was genau ich spiele. Ich war zusammen mit einem Saxophonsiten sehr kurzfristig auf einen Brunch gebucht worden. Ca. 40 Leute, alles schick und die Herrschaften schienen mir doch etwas von "Musik" zu verstehen. Wir waren beide noch ziemlich junge (so 17/18)..und hatten auch noch nicht wirklich viel Erfahrung. Alles was wir dabei hatten ware eine Mappe mit Jazz-Standards. Und die haben wir durchgespielt...mehr schlecht als recht. Vor allem waren wir beide damals noch nicht so weit, die Sachen auswendig zu können. Vorbereitungszeit war knapp und so hatten wir beide die gleichen Noten und die Absprache war, dass ich auf meinem Stagepiano einfach einen ganzton nach unten Transponiere, damit die Tonart für uns beide Stimmt. Im Kopf hätte ich das damals nie im Leben geschafft :)

Ein Stück hatten wir allerdings auswendig drauf - Take Five von Dave Brubeck....ich in Gm der Saxer entsprechend in Am. Dazu musste natürlich die Transposition raus :) alles lief glatt bis zu dem Moment als wir das nächste Stück anfangen wollten. Weiß beim besten willen nicht mehr was es war..und dann ists passiert: losgelegt und es klingt zum weglaufen, weil ich natürlich jetzt einen ton höher spiele als mein werter kollege. panische blicke, schnell auf den TP knopf gehauen und dann gings wieder.....ein schüchtener blick in die runde: keine reaktion....da wurde lustig weiter gefuttert, gequatscht und wein getrunken, als ob nichts gewesen wäre....

bei jedem fehler den ich mache bein spielen denke ich mir: mist hoffentlich hat keiner gehört was ich da für einen Müll gespielt habe. aber bisher hat zumindest noch niemand zugegeben, dass es aufgefallen wäre...

je länger ich diese art von musik mache, desto entspannter werde ich. heute weiß ich, dass die meisten leute schon froh sind, wenn die musiker pünklich, ordentlich gekleidet und mit anständigen manieren auflaufen...und wenn die musik dann noch vernüftig ist, dann haben die meisten "kunden" nix zu meckern...

Eins muss ich klarstellen: einen künsterlichen Anspruch verbinde ich damit nicht. Dazu hab ich andere Projekte...
 
Auch wenns naiv klingt:
Aber wenn man schon gebucht wird, dann sollte man auch das Beste geben, egal wer der Auftragsgeber ist oder ob niemand zuhört. In den Moment wo es ne Gage gibt ist es Arbeit, und die muss man so gut machen wie man kann. Ich sitze momentan im Kundenbereich und hab auch so manchen unfreundlichen und doofen Kunden, aber auch da gebe ich 100%.

War selbst mal Act bei ner Abschlussfeier, wir waren völlig unpassend und interessiert hat sich niemand für uns, außer vielleicht für meinen hübschen blauen Bass der auf der Bühne stand. Trotzdem gaben wir "100%", sahen es höchstens als Generalprobe an.

Ja, nicht daß du mich mißverstehst.... natürlich gibt sie ihr Bestes. Sonst würde sie in dem Business nicht lange bestehen. Aber wenn keine Sau zuhört oder nur musikalsche Banausen anwesend sind, kann man sehr wohl üben. Es ist ja oft Üben auf hohem Niveau. Eine ausgebildete Konzertpianistin wie sie, die improvisiert dann mal Rachmaninov oder so. Ist immer noch ein Hörgenuß, keine Sorge ;)
 
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Musikalische Banausen ist immer so ne Sache. Ich weiss, was du meinst, aber wenn man vor Publikum auftritt, sollte man sich immer der Tatsache bewusst sein, dass allein das Publikum einen guten oder eben schlechten Gig ausmacht. Da spielt es viel mehr eine Rolle, wie authentisch man rüberkommt und ob man die Leute bewegt, emotional oder körperlich.
 
Hallo,

da wir als reine Hobbyband nicht auf die Gage angewiesen sind, konzentrieren wir uns auf Gigs, die uns Spass machen.
Aus diesem Grund spielen wir auch normalerweise auf keinen Geburtstagen oder sonstigen Privatfeiern mehr, es sei denn wir kennen die Leute persönlich.
Aber wenn wir spielen, dann geben wir immer unser Bestes.
Gruß
N.
 
Ja, nicht daß du mich mißverstehst.... natürlich gibt sie ihr Bestes. Sonst würde sie in dem Business nicht lange bestehen. Aber wenn keine Sau zuhört oder nur musikalsche Banausen anwesend sind, kann man sehr wohl üben. Es ist ja oft Üben auf hohem Niveau. Eine ausgebildete Konzertpianistin wie sie, die improvisiert dann mal Rachmaninov oder so. Ist immer noch ein Hörgenuß, keine Sorge ;)

Es könnten ja auch bei solchen Gigs mal musikalische Leute anwesend sein, die tatsächlich zuhören :) Die können dann aber i.d.R. auch mit einer Rachmaninov-Improvisation umgehen.

Ich kenne inzwischen so ein, zwei Organisten, und die besseren improvisieren durchaus auch wenn jeder (notgedrungen ;) ) zuhört in der Kirche. Die haben da keine Noten, wenn sie zum Auszug oder Einzug spielen. Bestenfalls vielleicht das Gotteslob mit dem Gesang der folgt, um sich Anregung zu holen... Ich finde es jedes mal spannend, ob die Wagemutigen rechtzeitig den Bogen zurück kriegen, aber bisher ist es noch immer gutgegangen. Und die haben manchmal abenteuerliche Akkordfolgen :)

Ein guter Organist kriegt das hin, ich sehe nicht, warum es bei einer guten Pianistin anders sein sollte.
 
Musikalische Banausen ist immer so ne Sache. Ich weiss, was du meinst, aber wenn man vor Publikum auftritt, sollte man sich immer der Tatsache bewusst sein, dass allein das Publikum einen guten oder eben schlechten Gig ausmacht. Da spielt es viel mehr eine Rolle, wie authentisch man rüberkommt und ob man die Leute bewegt, emotional oder körperlich.

Du hast aber noch nicht viele Hoteljobs gespielt, oder ?
 
...dass allein das Publikum einen guten oder eben schlechten Gig ausmacht. Da spielt es viel mehr eine Rolle, wie authentisch man rüberkommt und ob man die Leute bewegt, emotional oder körperlich...
Ist im günstigsten Fall der Optimalzustand, aber extrem weit von der Realität weg.

Ich habe einige Jahrzehnte mit "Dienstleistungsmusik" hinter mir, die überwiegende Anzahl der Gigs waren keine Konzerte, sondern Dinnermusik, Hotelberieselung, Hintergrunduntermalung, Gesellschaften, Feste, Firmen-Events, Ausstellungen, etc.
Meistens sind immer Menschen darunter, die man mit der Musik erreicht, für viele anderen ist es einfach eine Wohlfühl-Komponente, die sie aber nicht mal bestimmen oder beschreiben könnten.

...und ich kann mich nicht erinnern, daß mir ein Gig mit meinen Kollegen keinen Spaß gemacht hätte, dazu brauche ich nicht unbedingt Publikum... - schön wenn, aber geht auch anders!
 
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Ist im günstigsten Fall der Optimalzustand, aber extrem weit von der Realität weg.

Ich habe einige Jahrzehnte mit "Dienstleistungsmusik" hinter mir, die überwiegende Anzahl der Gigs waren keine Konzerte, sondern Dinnermusik, Hotelberieselung, Hintergrunduntermalung, Gesellschaften, Feste, Firmen-Events, Ausstellungen, etc.
Meistens sind immer Menschen darunter, die man mit der Musik erreicht, für viele anderen ist es einfach eine Wohlfühl-Komponente, die sie aber nicht mal bestimmen oder beschreiben könnten.

...und ich kann mich nicht erinnern, daß mir ein Gig mit meinen Kollegen keinen Spaß gemacht hätte, dazu brauche ich nicht unbedingt Publikum... - schön wenn, aber geht auch anders!

Oh.... ein soulmate :)

Das kann ich alles 100% bestätigen.
Besonders auch deinen letzten Satz !
Aber ich denke, das macht letztendlich auch den Unterschied zum Solo-Musiker aus: als Band hast du, wenn du dich gut verstehst, immer Spaß, egal ob das Publikum zuhört oder nicht.
 
Du hast aber noch nicht viele Hoteljobs gespielt, oder ?

Nein habe ich nicht. Ich muss mein Geld nicht damit verdienen und habe den Luxus, zu entscheiden, ob ich spiele oder nicht.
Finde nur etwas merkwürdig, wenn Dienstleister ihre Kunden gering schätzen. Ganz klare Sache, mach ich's für Geld, mache ich meinen Job so professionell ich kann und wie man es von mir erwartet. Dann spielt es auch eine untergeordnete Rolle, ob mir der Gig Spass macht.
Bin ich nicht darauf angewiesen, entscheide ich selbst, ob ich spiele oder abbreche bzw. ablehne.
In beiden Fällen sehe ich keinen triftigen Grund, über das Publikum zu klagen.

Ich persönlich brauche auch nicht zwingend Publikum, damit mir Musikmachen Spass macht. Aber geiler ist schon... :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Finde nur etwas merkwürdig, wenn Dienstleister ihre Kunden gering schätzen.

Jeder erntet, was er sät, denke ich. Ich habe nicht den Eindruck, die Musiker hier schätzen ihre Kunden generell gering. Sie schätzen nur einen Teil ihrer Kunden als Musikliebhaber weniger hoch ein, das aber wohl resultierend wieder aus der Erfahrung, dass ihre Dienstleistung, die Musik nämlich, sehr gering geschätzt wird. Oder findest Du es ein Zeichen von Wertschätzung, wenn während einer musikalischen Darbietung, für die ja irgendwann mal einiges geprobt worden ist, wo also satt Arbeit drinsteckt, achtlos über etwas anderes geratscht wird? Wenn oft nicht mal bemerkt wird, dass die Musik aus ist? Ich trau mich wetten, dass die selben Musiker sich wirklich ins Zeug legen, wenn sie merken, das Publikum geht mit. Und ich trau mich genauso wetten, dass dem Publikum, das nicht aufmerksam ist, kein Schaden entsteht. Denn "üben" hat bei Musikern, die ständig spielen, eine leicht andere Bedeutung als bei einem blutigen Anfänger, um das mal anhand eines Extrems zu verdeutlichen. Was die "üben", ist für den Anfänger schon perfekt ;)
 
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So isses.
Und da wir immer wieder weiter empfohlen und engagiert werden, kann die "Geringschätzung" so schlimm nicht sein ;)

Merkwürdig finde ich wiederum, mit Verlaub @falcone, daß du weder von Musik leben mußt noch Hotel/Event/etc.-gigs spielst, also eigentlich gar nicht weißt, was da zum Teil abgeht, uns "musikalischen Dienstleistern" aber vorwirfst, wir würden unsere Kunden geringschätzen.
Spiel mal 10,20 Jahre in dieser Branche, dann reden wir weiter ;)
 
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