Die Leute wollen ausgehen und ihren Spaß haben. Es geht ums Feiern, Trinken, Flirten, Tanzen, Singen.
... da hast du sicherlich Recht. Und vielleicht sollte ich mich da an meiner eigenen Nase nehmen, und in einem Festzelt, um es mal krass auszudeutschen, einfach kein Hühnerhaut-Konzert erwarten.
Ums sehen-und-gesehen-werden. Ums Abschalten und den Alltag mal vergessen. Die Masse interessiert es nicht, wie der Gitarrero seine Finger verbiegt oder wie sauber der Drummer bei 200 bpm mit der Dofuma tritt.
... leider aber ist das immer häufiger der Fall. Und genau das ist es, was mich dann in solchen Situationen wirklich mag.
Auch bei dem eingangs erwähnten Live-Act nach dem Eishockey-Spiel hätten höchstens geschätzte 3% des Publikums Wert auf anspruchsvollere Musik gelegt
Tja, das ist wohl so.
Und um was sollte es deiner Meinung nach gehen?
Hm... Gute Frage! Da begebe ich mich auf Gratwanderung. Trotzdem: Musik finde ich überall angebracht, wo sie zur Laune, zur Stimmung, zur Kreativität aber auch zur Besserung oder Heilung Nutzen bringen kann.
Und ich geniesse Musik vor allem dort, wo sie auch die Leute leben. Beispiel Minimal Techno: Da pilgern Fans hin, um einen Abend lang die Musik zu leben, und nicht nur zu hören. Um ihre Körper mit den schweren und langsamen Bässen mitzubewegen, um die Augen zu schliessen, die Baswellen zu fühlen und sich für ein Konzert lang seine eigenen Gedanken in seiner eigenen Welt zu machen.
Bei etlichen anderen Konzerten ist das natürlich auch der Fall. Nehmt als Beispiel, was ihr wollt.
Schade aber finde ich es dann, wenn ich in meinem musikalischen Bilde durch Leute getrübt werden, die nicht wegen der Musik da sind. Sei es an einem Konzert oder an einer Party.
Bekanntes Phänomen: Man ist unter Freunden und es steht eine Musikanlage zur Verfügung. Schön, wenn jeder mal etwas auflegt oder auswählt. Nur leider aber verpassen immer wieder welche mit ihrer Musik die Stimmung, wählen zum Wein und zu einem guten Gespräch die gleiche Musik wie zur Party-Hour nach Mitternacht. Solche Freunde, wie ich sie auch in meinem Kollegenkreis habe, leben die Musik einfach anders als ich. Ich mache ihnen keine Vorwürfe und zeige mich da auch äusserst tolerant. Ich kann aber innerlich dann nur den Kopf schütteln...
Oder man kennt es auf der etwas emotionaleren Schiene: Man empfiehlt Musik an einen Vertrauten weiter mit dem Ratschlag, sich mal eine Auszeit zu nehmen, sich das anzuhören und sich mal wirklich auf die Musik zu konzentrieren. Kann sich um ein geniales, melancholisches, schweres und vielleicht auch etwas nachdenklich stimmendes Lied handeln. Man erwartet, dass sich das Gegenüber die Zeit nimmt und da in einer ruhigen Minute vielleicht mal reinhört.
Stattdessen hört man das Lied dann an jenem Abend, wenn die Post abgeht, sowieso alle nur shaken wollen, es eigentlich keine Rolle spielt, was für Musik läuft und man dann leider feststellen muss, dass der gut gemeinte Rat, sich das Lied mal
wirklich anzuhören lediglich im Argument: "Wieso, ist doch n'tolles Lied! Warum nicht auch jetzt?" verfliesst.
Ich weiss nicht, ob ich es zum Ausdruck bringen kann, was ich meine.
Alles Liebe,
Limerick