Moin!
Viele Tipps sind gut und richtig. Aber eines musst Du wissen: Timing ist eine ewige Baustelle. Du wirst feststellen, dass da immer noch etwas geht. Es ist mehr als Noten nur exakt im Raster zu platzieren, also genau dann, wenn sie klingen soll. Das klingt ja auch erst mal einfach, wenn Du aber genau hinsiehst, dann wirst Du feststellen, dass jedes Audio-Event, auch der Anschlag ja gar kein Zeitpunkt, sondern ein Zeitraum ist, mit einem Anfang und einem Ende. Was ist denn dann in diesem Zusammenhang eigentlich "genau"?
Mal in extremer Zeitlupe gedacht: Ist es der Zeitpunkt, an dem Dein Plektrum die Saite berührt? Oder ist der Zeitpunkt, an dem das Plektrum die Saite spannt? Oder ist es der Zeitpunkt, an dem das Plektrum die Saite schnappen lässt? Das sind, sagen wir mal 10 Millisekunden, und es wird ausgerechnet beim Rhythmusspiel noch interessanter, weil da ja oft mehrere Saiten gespielt Intervalle oder Akkorde gespielt werden
Wenn Du mit der Lupe schaust, dann siehst Du schon, wo das Problem liegt.. es ist also eine ewige Baustelle. Du wirst feststellen, dass Du, wenn Du Dein Timing ernsthaft trainierst, eine Art Timing-"Sehschärfe", oder -Wahrnehmungsschärfe entwickelst. Das ist auch der Grund, warum Amateure und Profis aneinander geraten: Viele Amateure merken es halt nicht, ein Profi allerdings schon, sofern er etwas von seinem Geschäft versteht. Also, dass Du jetzt schon einmal merkst, dass da etwas nicht stimmt, ist schon mal ein sehr guter Einstieg
Profis unterscheiden sich von Amateuren und Wannabes in ihrem Umgang mit dem Timing (man kennt ja die Witzfigur des einsamen Triangelspielers im Orchester, der nur eine einzige Note zu spielen hat, während um ihn herum alles wie wild auf den Instrumenten herumwerkelt. Aber, diese einzige Note kann er auch ohne Probleme komplett versemmeln, wenn sie zum falschen Zeitpunkt kommt :-D ). Ich selbst musste das auch lernen: Oft habe ich gedacht, was zum Teufel diese Musiker, die .. was weiß ich... in der Eric Clapton Band unterwegs sind, oder bei Tina Turner, oder Phil Collins oder, oder, oder iegntlich so besonders macht. Man hört nicht viel von ihnen, selten mal ein gutes Solo, meist Rhythmusarbeit. Aber das machen sie verteufelt gut. Das Timing und die Dynamik sind die wahren Schwierigkeit beim Musikmachen. Dagegen sind flashy Licks, sweepy Arpeggiokaskaden, verdrehte Tappings usw. einfach Kindergarten!
Ich habe schon öfter eine gute Timingschule empfohlen, nämlich die hier...trockene Midi Files mit einem Sound zum Weglaufen, aber sie sind die beste Timingschule, die ich bisher gefunden habe:
http://www.jazclass.aust.com/rhythmcl/1rc.htm
Arbeite das durch, sei ruhig mit Dir selbst überkritisch, was die Genauigkeit angeht. Und je langsamer das Tempo, desto besser für Dich. Nimm Dich auch auf, auch, wenn Du nur klatscht. Als Grundregel: Wenn Du auf dem Beat klatschst, dann darf das Metronom nicht zu hören sein. Erst dann bist Du genau drauf.
Grüße Thomas
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Zum Thema Verkrampfung:
Das ist vor allem eine psychologische Sache. Geh auf die Bühne, besuche Sessions und stell Dich hin. Lerne Blues, weil das eine Liedform ist, mit der Du sofort dabei bist. Du kannst mit erfahreneren Musikern gemeinsam Musik mache.
Und wenn Du das machst: Trenne bitte unbedingt Üben von Spielen. Üben heißt, exakt sein, kritisch mit sich selbst sein, nicht zu akzeptieren, wenn Dich etwas stört oder etwas an Deinem Spiel nervt.
Spielen heißt: Spaß haben, Lärm machen. Omi erschrecken, einen auf dicke Hose mache. Gitarre tiefer hängen. Oder höher, nach Lust und Laune halt.