Anfänger Thin Whistle

[Elara]

Liebe Mitglieder,
mein Mann und ich lieben irische Musik. Wir möchten Bouzouki und Tin Whistle erlernen.
Welche Tin Whistle passt zur Bouzouki und ist nicht allzu laut?
Ich möchte mir gerne eine kaufen, habe mir bereits ein Übungsbuch bestellt ("Tin Whistle für Anfänger - Band 1: irische Lieder - Gälische Lieder - Schottische Lieder").
Da wir absolut keine Ahnung haben, was für mich als totalen Anfänger ohne jegliche Kenntnisse sinnvoll ist, habe ich mich hier angemeldet.
Für Tipps bin ich sehr, sehr dankbar! Auch, was Bücher und anderes angeht.
Vor allem erstmal, welche Whistle für mich geeignet ist!
Herzliche Grüße,
Elara

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[Stoneyfiddler]

Hi Elara,
geeignet ist für den Anfang wohl fast jede Tin Whistle. Ich würde mit einer Clarke Sweetone anfangen: günstig, zuverlässig, unaufdringlicher und eher weicher Klang, dabei aber nicht zu "blockflötig", und für eine Einsteigerwhistle intoniert sie auch sehr brauchbar (wichtig für's Zusammenspiel!). Erste Info z.B. da: http://www.tinwhistle.de/tin-whistles/clarke-tin-whistles/clarke-sweetone-natural.php ... auf dieser Webseite gibt es sonst auch viele für dich vermutlich brauchbare Infos. Wichtig ist auf jeden Fall, dass sie in D gestimmt ist - die Standardstimmung für Tin Whistles in der irischen (und englischen / schottischen) Musik.

Generell würde ich, so wie es in der irischen Musik üblich (und sinnvoll!) ist, viel durch Hören / Mitspielen lernen, von Anfang an. Noten sind bei diversen Folk-Traditionen zwar eine nütziche Hilfe, verstellen aber oft den Blick aufs Wesentliche. Auf keinen Fall darf man sich davon abhängig machen! Wenn du ein Lehrbuch verwendest, solltest du also auf alle Fälle schauen, dass es begleitende Aufnahmen gibt:
Solange du noch am Anfang bist, ist die musikalische Qualität solcher Aufnahmen vielleicht noch nicht so wichtig, solange sie gleichmäßig und sicher gespielt sind. Wenn du später schon Grundlagen beherrschst, wird es aber eminent wichtig, dass die Aufnahmen gut sind, an denen du dich orientierst, damit du etwas vom typischen Stil mitbekommst, der irisches Tin Whistle-Spiel so besonders macht. Das betrifft Rhythmus (also, wie typische Tanzmusik-Grooves, etwa Reels oder Jigs, funktionieren), Artikulation (wie die einzelnen Töne verbunden sind), Phrasierung (welche Töne gehören zusammen, wo passen kleine Pausen, oft auch, wo du einatmest) und Verzierungen (welche kurzen Töne werden zusätzlich zwischen die Melodietöne eingefügt, die dadurch betont werden) und Repertoire (welche Stücke sind für Tin Whistle besonders geeignet oder ideal, um später mit anderen MusikerInnen erfolgreich bei einer rauschenden Session mitspielen zu können). Es gibt hier auch viele Ressourcen online, etwa unzählige Youtube-Videos teils natürlich unterschiedlicher Qualität.

Sehr gut kann es auch sein, am Anfang und immer wieder mal Workshops zu besuchen. Gerade am Anfang ist ein Blick von Außen extrem hilfreich. Das heißt nicht, dass man nach Noten / Aufnahmen nicht auch gut lernen kann, aber das mal 3 Tage am Stück intensiv zu betreiben, idealerweise in einer Gruppe mit anderen, die ebenso damit kämpfen (aber auch ebenso enthusiastisch sind), ist eine sehr schöne, motivierende Erfahrung.

Viel Erfolg mit deinen ersten Schritten auf der Tin Whistle!
Stoney

 

[cailleach_oidhche]

Hallo,

die Clarke Sweetone ist definitiv eine gute Wahl. Einige der günstigen Tin Whistles klingen meiner Meinung nach sehr schrill. Das ist bei der von Stoneyfiddler genannten Sweetone nicht der Fall. Für einen Anfänger ist die Flöte eigentlich ideal und eben sehr preisgünstig. Sollte dir das Instrument doch nicht liegen oder du irgendwann die Lust verlieren, wäre es finanziell auf jeden Fall kein Drama. Bei Thomann gibt es sie zur Zeit sogar für sehr kleines Geld https://www.thomann.de/de/sweetone_tin_whistle_d.htm?ref=search_rslt_tin+whistle_143105_1

Was das Thema Lehrbücher angeht ist das denke ich einfach Geschmackssache. Nicht jeder kommt mit jedem Buch zurecht. Da wirst du einfach ausprobieren müssen mit welchen Buch du persönlich am besten lernen kannst.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Spaß dabei!

 

[Elara]

Hallo ihr beiden,
ich danke euch SEHR für eure Antworten! Das Forum ist klasse, gerade weil die Tin Whistle nicht so verbreitet ist. Bin so froh, hier gute Infos zu erhalten!
Die Clarke Sweetone werde ich sogleich bestellen! Selbst wenn sie mir doch nicht liegen sollte, wären das mit dem Buch nur 30 Euronen gewesen, kein Geld. Danke auch für den Link!
Eigentlich wollten wir uns das zu Weihnachten schenken, aber kann ich warten?

Ehrlich gesagt kann ich mir ein Blasinstrument nicht so vorstellen, wollte das eigentlich gar nicht finde ihren Klang aber schön und es passt bestimmt gut zur Irish Bouzouki. Also versuche ich es!

Stoney, wie kann ich Artikulation, Verzierungen und Phrasierung gut lernen - hast Du da Tipps für mich? Vermutlich denke ich zu viel
Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie schwierig oder einfach die Whistle ist!
Mein Mann und ich sind sehr motiviert, und würden am liebsten jetzt schon starten.
So, die Whistle bestelle ich nun!

Elara

 

[Claus]

Bin zwar nicht Stoney, aber eine Erfahrung habe ich dazu aus anderer Popularmusik, dem Blues und Jazz:
am besten lernt man die "Feinheiten", also Phrasierung und Artikulation meines Erachtens nach durch aufmerksames Hinhören, Nachsingen und schließlich auf dem Instrument Nachahmen, so gut es geht.

Viel Spaß mit der neuen Leidenschaft.

Gruß Claus

 

[Stoneyfiddler]

Stoney, wie kann ich Artikulation, Verzierungen und Phrasierung gut lernen - hast Du da Tipps für mich?

Ich sehe das auch so wie Claus: gut hören, nachsingen, dann spielen. Wenn du am Instrument schon fit genug bist, kannst du das Mitsingen evtl. überspringen und direkt mitspielen. Vorspielen-Nachspielen bzw. Mitspielen ist auch die übliche Weise, auf die erfahrene irische MusikerInnen ihre Tunes weitergeben, eigentlich immer ohne Noten.

Wie leicht oder schwer dir das fällt, kommt naürlich darauf an, mit was für Aufnahmen du übst. Bei den Begleit-CDs zu diversen Lehrbüchern sind die Geschwindigkeiten üblicherweise so angepasst (also: verlangsamt!), dass es gut möglich sein sollte, alle wichigen Details zu hören. Bei irischer Tanzmusik (nichts für den Anfang, aber was einfachere Tunes betrifft vielleicht schon in ein paar Monaten möglich, wenn du mit Eifer dabeibleibst) wird das im Original fast immer zu schnell sein. Dann brauchst du ein Tool (dafür gibt es Software), mit dem du die Musik verlangsamen kannst, um Details besser wahrzunehmen. Das ist aber noch Zukunftsmusik, im wahrsten Sinne! ;-)

Ich an deiner Stelle würde von Anfang an, zusätzlich zu den einfachen Tunes, die du anfangs übst, begleitend nach besonderen "Lieblingsaufnahmen" sehr guter Tin Whistle-SpielerInnen suchen, die dich motivieren und dir zeigen, was für ein großartiges Instrument die Tin Whistle ist, zumal wenn sie von meisterlichen MusikerInnen gespielt wird!

Du darfst dich davon halt nicht frustrieren lassen, dass die schon sooo gut sind und du selbst erst soo wenig kannst... Aber das ist völlig normal - die Meister haben alle ganz genauso angefangen, mit nur wenigen und oft falschen Tönen, langsam und oft unsicher gespielt. Aber Tin Whistle lässt sich recht schnell so lernen, das man sich das ganz gut anhören kann bzw. Erfolgserlebnisse hat. Es ist kein Instrument mit einer sehr steilen Lernkurve.

Was gute, spannende Aufnahmen betrifft, ist Spotify (so wie Youtube) eine ideale Quelle - hier ein paar Beipiele:

• DER Klassiker ist das wunderschöne Album "Feadóga Stáin" (das heißt einfach auf irisch "Tin Whistles") der großartigen Mary Bergin aus den späten 1970ern: https://open.spotify.com/album/5MRqlGVqQ81Uzl8ikVyFLF - und es beginnt gleich mit einem Duo von Tin Whistle und Bouzouki, vielleicht ein idealer Einstieg für euch? ;-)
• Ein wunderschönes Album, "The Ravishing Genius of Bones", hat der virtuose Whistle-Spieler Brian Finnegan vor einigen Jahren eingespielt. Es ist typisch für die Art, wie aktuell auf den britischen Inseln zeitgenössische Folkmusik produziert / gespielt wird: https://open.spotify.com/album/6QgAf49dOUdlLzAY3FC70m
• Totales Kontrastprogramm: ein ebenso aktuelles puristisches Minialbum (Tin Whistle ganz allein!), das sich "The £5 Tin Whistles" nennt, vom hervorragenden schottischen Multi-Instrumentalisten Gavin Pennycook: https://open.spotify.com/album/7m30Gs1ZVaBsbbS5wegoU8 ... Understatement pur! ;-)
  
• Wenn dir das alles nicht reicht, gibt's natürlich noch viel mehr! Darunter einige User-Playlists auf Spotify, wo sehr unterschiedliche Stile gegenübergestellt werden, so eine gewaltige mit über 700 Tracks: Ganz viel irische Musik auf Tin Whistle und Irish Wooden Flute (= irische Querflöte, für viele Tin Whistle-SpielerInnen nach ein paar Jahren die logische Fortsetzung): https://open.spotify.com/user/1241375733/playlist/2rOrb3zHlvhGUUZrIg9DTL#_=_ oder eine weitere umfangreiche Playlist, ebenfalls mit Wooden Flute und Whistle, die Großmeister John McSherry, einer der besten irischen Dudelsackspieler der jüngeren Generation, erstellt hat: https://open.spotify.com/user/johnpipes/playlist/4QYvTDxElAHyghx6XsLhUY

Ich hoffe, all diese Vielfalt verwirrt dich nicht zu sehr. :-D Aber es gibt einfach so viel großartige Musik auf Tin Whistle...

Was Lehrbücher betrifft, müsste ich erst mal ein wenig schauen, was es aktuell so gibt - was ich zu Hause habe, entspricht nicht mehr so ganz dem aktuellen Stand. Was hast du dir denn einstweilen bestellt?

Stoney

 

[ecki2]

Hallo,

Zusätzlich zum Hören und Nachspielen würde ich dir noch empfehlen dich ab und zu mal aufzunehmen und die Aufnahmen anzuhören. Das kannn zwar gerade am Anfang auch sehr frustrieren, hilft aber dabei mit etwas Abstand zu hören wo es "hakt".
Letzendlich finde ich es aber grade am Anfang sinnvoll auch mal einen Workshop mitzumachen oder mal eine Unterrichtsstunde bei einem Leher zu nehmen.

Ansonsten gäbe es als Resource im Internet z.B. noch die OAIM (http://oaim.ie/). Hier gibt es Kurse als Internet Videos. Ich hab allerdings grade eine Schülerin die mit den OAIM Kursen nicht so gut weitergekomment ist, da dort grade die für sie wichtigen Feinheiten zu kurz kommen und grade in den Anfängerlektionen wohl nur die Melodien ohne viel Hintergrund vermittelt werden.

Ganz wichtig finde ich möglichst frühzeitig Kontakt mit anderen Musikern aufzunehmen, sich mit anderen auszutauschen und auch mit anderen zusammenzuspielen.

Grüße
Eckart