Ok, der ursprüngliche Threadopener dürfte mittlerweile sein Instrument gefunden haben aber es soll ja auch noch andere Einsteiger geben.
Einfache Frage, einfache Antwort: Hohner Special 20 in C-Dur. 29 Euro.
Gründe: Kunststoff-Kanzellenkörper, keine Kanten, keine Ecken, keine blutige Lippen. Einfache Wartung und Reinigung. Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis. Ideal für Anfänger zum Bending üben. Die Stimmzugen sind "weich" genug zum Benden ohne bei "Fehlbehandlung" gleich zu verstimmen oder gar zu brechen. Die (Marine-Band) Special 20 ist DIE Einsteiger-Harp ohne ein billiges Spielzeug zu sein.
C-Dur ist noch nicht zu hoch. Viele "Feld-, Wald- und Wiesenlieder" sind in C-Dur. In der 2. Position spielt man sie dann in G-Dur. Wiederum viele gängige "Volkslieder" (auch die anderer Völker)
Die Gitarre kann mit G-C-D schön einfache Akkorde dazu spielen. Viele Harp-Tabs und Einsteiger-Liederbücher sind für die C-Harp.
(Wem das zu C-Dur gesagt egal ist, der kann sich das Leben etwas "leichter" machen in dem er zur Bb-Harp greift. Nicht nur in meinen Augen die "neutralste" Harp. Damit spielt man dann in der 2. Position in F-Dur und ist mit den anderen Kollegen der "Horn-Sektion" gut aufgehoben. Gitarristen müssen dann halt fiese Barree-Griffe verwenden oder zum Kapodaster greifen. In 3. Position kann man dann wieder C-Dur spielen.)
Jetzt zu den erwähnte Harp-Sets.
Finger weg! Es hat seinen Grund warum 7 Harps soviel wie eine einzige kosten. Auf Grund der Spezialität dieses transponierenden Instruments ist es für Anfänger nicht ratsam auf verschiednen Lagen zu spielen. Es ist wichtig sich auf einer Lage in allen drei Oktaven zurecht zu finden bevor man in anderen Lagen spielt. Lieber die Stücke in die entsprechende Tonart transponieren. Was das Zusammenspiel in der Gruppe angeht so wird der Anfänger größere Erfolgserlebnisse haben, wenn er ein Stück gut bis sehr gut begleiten kann als ein halbes Dutzend so la-la... Ausserdem sollte man die benötigte Kondition nicht unterschätzen.
Noch ein kleiner Abriss zum Thema; "welche Harp als nächstes?" C, Bb, D, A, E, G, F. Also immer abwechselnd einen Ganzton runter bzw. hoch. U.U. kann man die G (und ggf. F) auch vorziehen da sie als tiefste bzw. höchste der Standardreihe mit den Besonderheiten dieser Extreme vertraut macht. Schlussendlich braucht man eh alle aber je nach Übungspensum können da schon Jahre ins Land ziehen. Eine sehr schöne Ton-Art ist noch Es-Dur, damit spielt man dann in 2. Position in Bb (deutsches B). Auch wieder sehr schön für Parts die normalerweise von anderen Blasinstrumenten übernommen werden, z.B. im Jazz. Das war es eigentlich schon. Denn wer so weit ist und sich z.B. alle 6 Monate bis 1 Jahr eine Harp zulegt, der spielt bereits 3-4 Jahre und sollte in der Lage sein auch andere Positionen zu spielen und so die fehlenden Tonarten zu spielen.
Darf ich noch kurz über die Chromatiker herziehen?
Die Frage war rethorisch.
Spass beiseite: Die chromatische Mundharmonika hat - gerade für Anfänger - ein paar entscheidende Nachteile:
1. Der Preis
2. Der Preis
3. Der Preis
4. Die Pflege; wegen der Ventile ist einfaches Ausspülen nicht drin. (Ok, auch eine billige Harp mit Holz-Kanzellenkörper sollte man nicht unter den Wasserhahn halten.)
5. Die Wartung; Die Ventile zwingen einen Anfänger sein Instrument in die Werkstatt zu bringen, während beim Preis einer Diatonischen schon man experimentiert werden darf. Was auch das Verständnis für die Funktion des Instruments steigert.
6. Die schwierigere Spieltechnik; Schieber oder zweireihig, Einzeltöne durch tongue-blocking oder lip-pursing zwingend. Die diatonische verzeiht nicht nur zwei nebeneinander gespielte Kanzellen, sie ermöglicht so mehrstimmiges Spiel.
Viele Musiker halten die diatonische Mundharmonika für ein Spielzeug und erst die Chromatische für ein "echtes" Instrument. Das sind aber auch Leute für die spätestens mit Dvorak die Musikgeschichte abgeschlossen war und die Blues, Jazz und Rock abwertend als U-Musik bezeichnen.
Die Diatonische ist ein vollständiges Instrument; man kann sowohl Einzeltöne als auch Akkorde spielen, Solo und Rhythmus. Die einfachen Spieltechniken sind im wahrsten Sinne kinderleicht. Seit ich die Harp blase frage ich mich immer wieder warum unsere Kinder diese Instrument nicht bereits vom ersten Tage an in ihre Schultüte bekommen. Aber selbst jahrelanges, intensives Üben lassen nie auch nur den Verdacht aufkommen man hätte dieses Instrument ausgereizt. JEDER! Ton ist spielbar. Töne lassen sich auf unzählige Arten phrasieren. Und bis mancher auf der Chromatischen den Schieber gedrückt hat, habe ich schon ein paar 16-tel blue-Notes eingestreut.
Und auf alles verzichten nur weil "da ein paar Halbtöne 'fehlen'". Das wäre so als würde man die Geige als Spielzeug bezeichnen im Vergleich zur Gitarre, weil sie keine Bünde hat.
Nicht falsch verstehen hier geht es um einen Rat für Anfänger. Natürlich gibt es großartige Musiker auf der Chromatischen wie auf der Diatonischen und beide Instrumente haben ihre Berechtigung. Aber jeder Anfänger sollte mit der Diatonischen beginnen.