Analyse "Der Fischer" Schubert

snadroklab
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Hallo an alle, :)

Ich soll in der Schule eine Musikanalyse anfertigen.
Das Stück stammt aus der Romantik und heißt "Der Fischer" von Franz Schubert nach einem Gedicht von Goethe.
Im Internet kann ich dazu leider so gut wie nichts finden und hoffe nun, dass mir hier im Forum jemand mit der Musikanalyse und die Zeit erübrigen kann, mir zu helfen.
Grüße,
Snadro
 
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Hi Snadro,

zuerstmal folgende Frage: Habt ihr so eine Analyse in der Schule schon mal an einem anderen Lied oder Musikstück vollzogen? Worauf kam es da an? So eine Analyse kann ja sehr unterschiedlich gewichtet sein.

Was Du jetzt schon mal machen kannst, ist Folgendes: Du schaust Dir die Noten an und hörst das Stück mehrmals an und findest heraus, ob Teile darin vorkommen, die sich wiederholen. Das schreibst Du dann mal mit Taktzahlen hier rein.

Außerdem: Wann ist das Stück komponiert und wann veröffentlicht worden? Wer hat den Text geschrieben und was ist das für ein Text? Welche Opuszahl hat das Lied und was hat es damit auf sich?

Viele Grüße,
McCoy
 
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na na McCoy, so doch nicht... - wie kannst Du dem jungen Mann Arbeit aufbürden, die er doch sozialisieren wollte mit ihm als Nutznieser.
Jetzt mach mal eine anständige Analyse - wo kämen wir da sonst hin!

Oder nicht?:cool::D
 
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Hey, ich bin Musikpädagoge durch und durch. Aber zum Glück nicht im Schulsinne ... :D

Und ich bin ein Fan des Dialoges. Ohne Dialog, d.h. ohne ein menschliches Gegenüber, kann ich so gut wie gar nichts machen. Da ist dann auch eine gehörige Portion Eigennutz dabei: Wenn ich mit jemandem gemeinsam etwas klären kann, lerne ich dabei selber etwas, was ich ohne den anderen nicht entdeckt hätte. Und das funktioniert eben nur im Dialog, nicht im Vorexerzieren.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hey,

Danke schonmal für die schnelle Reaktion. :)

Habt ihr so eine Analyse in der Schule schon mal an einem anderen Lied oder Musikstück vollzogen? Worauf kam es da an?
Ja, wir haben in der Schule bereits Analysen angefertigt, welche dann großteilig aus Stilmittelsuchen und deren Interpretation im Rahmen des Werk-Inhalts oder dem suchen von Abschnitten (ABA' usw.) bestanden. Ich bin da zwar auch nicht gerade der beste unseres Kurses, jedoch dürfte ich da zumindest die Grundlagen kennen (zuzüglich entsprechender Arbeitsblätter). ;)
Meine größte Angst besteht darin, dass ich das Stück nicht auf bestimmte Dinge hin sondern quasi auf "alles" analysieren soll, da in einer Abfrage nach einem kurzen Vortrag meinerseits (Einordnung des Stücks in die Romantik, kurzer Zusammenhang Schuberts zu dem Stück) einige Minuten Fragen von einem Prüfer gestellt werden, welche sich praktisch auf alles beziehen können... Gleichzeitig habe ich auch das Stück "Der Tod und das Mädchen", zu welchem es im Internet einige Informationen und Analysen gibt. Dieses sollte ich dann noch mit dem Fischer vergleichen können. Es scheitert jedoch wie gesagt etwas an der Analyse des Fischers. :confused:

Was Du jetzt schon mal machen kannst, ist Folgendes: Du schaust Dir die Noten an und hörst das Stück mehrmals an und findest heraus, ob Teile darin vorkommen, die sich wiederholen. Das schreibst Du dann mal mit Taktzahlen hier rein.
Ich würde das Stück in 4 Teile unterteilen, welche jeweils eine Strophe bilden. Hervorzuheben ist hier, dass die 1. & 4. Strophe beide nicht nur gleich beginnen (eine Textwiederholung, die so nur noch einmal ähnlich im Stück auftaucht bei "Sie sang zu ihm, die sprach zu ihm"), sondern auch von dem 'Erzähler' erzählt werden, während die 2. & 3. Strophe fast ausschließlich wörtliche Rede des 'feuchten Weibs' ist. Der Fischer spricht kein einziges Mal, obwohl er durch den Namen des Werkes eigentlich in den Mittelpunkt gehoben wird.
Die 4 Teile würde ich nochmal identisch unterteilen in jeweils
A - T. 2-5 (auftaktig)
A' - T. 6-9 (auftaktig)
B - T. 10-13 (auftaktig)
C - T. 14-17 (auftaktig)
(& D, das Zwischenspiel(?))
Generell ist jede Strophe und jeder Teil auftaktig.

Wann ist das Stück komponiert und wann veröffentlicht worden? Wer hat den Text geschrieben und was ist das für ein Text? Welche Opuszahl hat das Lied und was hat es damit auf sich?
Komponiert: 05.07.1815
Veröffentlichung: 09.07.1821
Texter: J.W.v.Goethe ["Der Fischer"; Ballade aus 1779]
Op. 5, Nr. 3: Weiß ich nicht wirklich, was es bedeutet. Schubert hat das Lied in einer kleinen Liedersammlung (Opus 5) an 3. Stelle von 'Cappi und Diabelli' herausgeben lassen?

Die 'groben' Einordnungen und Rahmeneigenschaften sollte ich noch hinbekommen, bestimmt auch ein paar Stilmittel finden, jedoch fürchte ich, bei weitem nicht alle bzw. genug Stilmittel finden zu können bzw., dass ich größere Zusammenhänge innerhalb des Stücks nicht erkenne. Zudem kenne ich keinerlei "Schubert-typische" Abläufe oder eben Dinge, welche Schubert gern verwendet (so es denn welche gibt).

LG,
Snadro
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na na McCoy, so doch nicht... - wie kannst Du dem jungen Mann Arbeit aufbürden, die er doch sozialisieren wollte mit ihm als Nutznieser.
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Oder nicht?:cool::D
Es wäre selbstverständlich am genialsten und bequemsten, einfach eine Analyse bekommen zu können, welche ich dann praktisch 'nur noch nachvollziehen und auswendig lernen brauche. Wenn sich hier jemand dazu berufen fühlt, bin ich da extrem dankbar, verstehe aber auch, wenn das zu viel des Guten bzw. zu faul von mir ist. :tongue:
 
Zur Form:

Das Allerwichtigste ist erstmal, daß es sich um 4 genau gleiche Teile handelt.

A: T1-18 (Auftakt wir üblichreweise bei der Taktzählung nicht mitgezählt)
B: T19-36
C: T37-54
D: T37-54 (Wiederholung)

Sowohl die Gesangsmelodie, als auch die Klavierbegleitung sind bei allen viert Teilen exakt identisch. Es gibt keinerlei Variationen. Man hätte also nur eine Strophe abdrucken zu brauchen, und dann den Text der vier Strophen untereinander. Das wurde sowohl in der Handschrift, als auch in der Erstausgabe auch so gemacht:

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Das nennt man ein Strophenlied. Im Gegensatz zu Der Tod und das Mädchen, bei welchem es sich um ein durchkomponiertes Lied handelt. Lies dazu mal hier: https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/musik/artikel/franz-schubert#

Opus 5:
Bei Opus fünf handelt es sich um eine Sammlung von 5 Liedern, die allesamt Vertonungen von Goethe-Gedichten sind. Die vorangehenden Op. 1 bis Op. 4 sind ebenfalls Goethe-Vertonungen, Op. 6 ff. nicht. Schubert war wohl ein Goethe-Fan. Er hat über 60 Goethe-Gedichte vertont. Der Tod und das Mädchen dagegen ist von Matthias Claudius.

Hervorzuheben ist hier, dass die 1. & 4. Strophe beide nicht nur gleich beginnen (eine Textwiederholung, die so nur noch einmal ähnlich im Stück auftaucht bei "Sie sang zu ihm, die sprach zu ihm"), sondern auch von dem 'Erzähler' erzählt werden, während die 2. & 3. Strophe fast ausschließlich wörtliche Rede des 'feuchten Weibs' ist. Der Fischer spricht kein einziges Mal, obwohl er durch den Namen des Werkes eigentlich in den Mittelpunkt gehoben wird.
Das ist erstmal eine Gedichtinterpretation des Goethe-Gedichts. Wie hängt das jetzt mit der Musik zusammen?

Apropos Gedichtinterpretation: Womit endet Der Tod und das Mädchen, womit endet Der Fischer? Wie ist das eine, wie das andere musikalisch umgesetzt? Tonart, Taktart, Tempo etc.

Kannst Du mit den Begriffen Tonika, Subdominante, Dominante etc. etwas anfangen?

Es sind oft die großen, augenfälligen Sachen, die vielen durch die Lappen gehen. Man sucht immer im Detail irgendwelche Kleinigkeiten, Stilmittelchen udgl. und erkennt die großen formgebenden Eigenschaften eines Kusntwerkes nicht.

Ich habe mal einen Kunstwissenschaftler dieses Bild von Tizian interpretieren hören:

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Er konnte Diagonalen im Bild entdecken, die Hand- und Körperhaltungen im kunsthistorischen Kontext erklären und Ähnliches mehr. Er hielt es aber nicht für nötig zu erwähnen, daß das ganze Bild rot ist, und das nebendran grün, um dann zu fragen, was das wohl für eine Bedeutung hat.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Das ist erstmal eine Gedichtinterpretation des Goethe-Gedichts. Wie hängt das jetzt mit der Musik zusammen?
Stimmt ja...
Ich kann bei bestem Willen keinen Zusammenhang zwischen der X Y Y X - Charakterstruktur des Stücks und der Komposition erkennen. Zumindest keinen direkten.
Kannst Du mit den Begriffen Tonika, Subdominante, Dominante etc. etwas anfangen?
mal sehen:
In groben Zusammenhang zum Inhalt würde ich den allgemeinen Dur-Klang stellen: Das gesamte Stück besteht bis auf eine Stelle (pro Strophe) aus Dur-Akkorden (namentlich C (Dominante), F (Tonika), B (Subdominante), G (Dominante d. Dominante), G7 & C7). Ich komme nicht drauf, was T.15 auf "feuchtes" für ein (Übergangs-)Akkord steht.. Auf dem "Weib" im selben Takt kommt dann jedenfalls das eine Mal (g-)Moll im Stück, in welchem man das verborgene Unheil des Gedichts - des feuchten Weibs - ahnen kann. Bezüglich der anderen Strophen würde ich die Moll-Stelle einmal als Lüge (Strophe 2 auf "erst gesund"), als Täuschung bzw. Manipulation (Strophe 3 auf "her in ewgen Tau") und als Auflösung des Übels in Strophe 4 auf "ward nicht mehr gesehen" deuten, in welcher Schubert dem hilflos zurückgelassenen Zuhörer, welcher hier die Situation des Fischers spiegelt, quasi die verborgene Karte aufdeckt, dass das feuchte Weib dem Fischer nun wohl sein Leben genommen hat. Das Stück endet allerdings wie es begonnen hat auf Dur also bleibt die Frage, ob es womöglich keine schlechte Sache war, dass der Fischer nun nicht mehr ist (womöglich auch für den Fischer selbst). -> Typisch für die Romantik; die Ansicht, dass der Tod prinzipiell nichts schlechtes ist.

Das großteilig verwendete Dur schließt somit auf das falsche Spiel des feuchten Weibs (sie ist eine Nymphe, oder?), welche durch Verlockung versucht, den Fischer mit ihrem Gesang 'einzulullen'.
Apropos Gedichtinterpretation: Womit endet Der Tod und das Mädchen, womit endet Der Fischer? Wie ist das eine, wie das andere musikalisch umgesetzt? Tonart, Taktart, Tempo etc.
Die beiden Stücke enden beide auf einen Dur-Akkord (romantisches Motiv), verlaufen vorher jedoch grundsätzlich unterschiedlich, mit dem D.T.u.d.M. als molllastiges Werk, welches eine klare musikalische Veränderung (Moll -> Dur) erlebt und dadurch die Aussage des Gedichts, speziell den Standpunkt des Todes, untermauert. während beim Fischer keinerlei musikalische Entwicklung, sondern lediglich im Gedicht die Entwicklung des sterbenden Fischers stattfindet.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist (würde ich vermuten), dass in beiden Geschichten eine der beiden Parteien von vorn herein überlegen ist bzw. gewonnen hat. Der Tod scheint bereits zu wissen, dass er gewinnen wird, was durch das Moll-Vorspiel verdeutlicht wird und das feuchte Weib scheint ebenfalls genau die richtigen Worte zu wissen, um den Fischer in ihren Bann zu ziehen, was man evtl. durch die sich dauerhaft wiederholende Melodie begründen kann, welche nichts neues = keine Rettung/Chance für den Fischer zulässt, ganz zu schweigen davon, dass der Fischer keinen Redeanteil hat, also scheinbar direkt in ihrem Bann ist.
Das Mädchen hat da scheinbar mehr Macht, da sie sich noch versucht zu wehren, was ich vom Fischer nicht sagen kann.

Taktart ist im Fischer 2/4 und im T.u.d.M. 2/4 oder 4/4 (tendiere zu letzterem aufgrund des Tod-Themas in Viertel- und Halben Noten). Beide sind also ähnlich bis identisch, haben jedoch eine grundverschiedene Dynamik: Während der Fischer wieder absolut regelmäßig daherkommt und bis auf "mäßig" zu Beginn und piano bzw. fortepiano in der Begleitung(!) nichts geschrieben bekommen hat (mehr Freiheit für den Sänger?), lediglich an den 4 Fermate-Stellen an jedem Strophenende einen kurzen Halt macht, gibt es beim T.u.d.M. mehr Angaben und den generellen Konflikt zwischen Tod und Mädchen, wobei das Mädchen zum Schluss ihres Themas langsam in die Dynamik des Todes fällt - ein Verlauf, welchen man im Fischer vergeblich sucht. Gemeinsam haben beide, dass die Melodiestimme keine eigenen Dynamikbezeichnungen hat (lediglich die Begleitung).

Mit dem Tempo verhält es sich ähnlich: bis auf "mäßig" im Fischer keine Angaben, im T.u.d.M. mehr und deutlich "ausartender".

Soweit meine Vermutung... :tongue:

LG,
Snadro
 
Ich kann bei bestem Willen keinen Zusammenhang zwischen der X Y Y X - Charakterstruktur des Stücks und der Komposition erkennen. Zumindest keinen direkten.
Diese XYYX-Gestalt finde ich in der Formanalyse schon überinterpretiert. Wenn man den Inhalt mal komplett wegläßt, stellt man fest, daß die Form des Gedichtes eine ganz regelmäßige ist: 4 Strophen á 8 Verse, Kreuzreim, die Verse wechseln in jeder Zeile vom 4 hebigem Jambus zu 3 hebigem Jambus. Und das geht das ganze Gedicht so, durch alle vier Strophen. Deshalb hat Schubert diese vier Strophen auch ganz genau gleich, ohne Variation komponiert.

Vergleiche dazu mal Versmaß und Form von Der Tod und das Mädchen: Da findet sich diese exakte Regelmäßigkeit nicht. Der Tod hat z.B. ein ganz anderes Versmaß als das Mädchen.

Deshalb nochmal: Strophenlied vs. durchkomponiertes Lied. Viel weiter würde ich da erst mal gar nicht gehen.

Zum Inhalt der beiden Gedichte:
Der Fischer (Mann) stirbt durch Ertrinken, gelockt von einer Nixe (Frau). Das Mädchen (Frau) stirbt durch den Knochenmann (Mann). Die Geschlechterrollen sind also gerade umgekehrt, aber in beiden Gedichten geht es um das Sterben und den Tod.

Der Tod und das Mädchen ist eine geradezu philosophische, ernsthafte Betrachtung zum Thema Sterben und Tod: Die Angst des Menschen vor dem Sterben und die Frage, ob diese Angst berechtigt ist.

Der Fischer dagegen birgt aus meiner Sicht eine galaktische Komik: Der Fischer sitzt am Ufer und möchte Fische fangen, also aus dem Wasser an die Luft ziehen. Dann kommt eine Nixe und angelt sich den Fischer, zieht ihn also aus der Luft ins Wasser. Sie angelt aber nicht mit der Schnur, sondern mit anderen Mitteln. Und der Fischer, der Dubel, geht auch noch freiwillig mit: "sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, [...] Halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehn." Der vorletzte Vers ist ja sprichwörlich geworden, und der letzte Vers erinnert mich an Fingerspiele, die man mit kleinen Kindern macht und dann irgendetwas verschwinden läßt. Schnuppdiwupp, weg war er. Es ist also irgenwie witzig, komisch, groteskt. Man lacht über den Fischer, der sich um den Finger wickeln läßt. Ich finde auch die Sprache lustig, die Goethe sich hat einfallen lassen. Es ist alles so übertrieben. Ich glaube, der hat sich beim Dichten ganz schön amüsiert.

Die logische Schlußfolgerung:
  • Der Tod und das Mädchen steht in Moll, der Fischer steht in Dur.
  • Der Tod und das Mädchen ist in einem langsamen, schreitenden Tempo, der Fischer hat ein fröhliches Tempo.
  • Der Tod und das Mädchen beginnt (da, wo der Gesang einsetzt) mit einem kleinen Sekundschritt hinauf und wieder hinunter. Ein typisches Motiv des Leidens, der Verzweiflung, der Trauer. (vgl. z.B. Mozart: G-Moll Symphonie, Chopin: Prelude in E-Moll, Seufzermotiv etc.). Der Fischer dagegen beginnt mit einer aufsteigenden Quarte. Das ist das typische Volkslied-Anfangsintervall (Das Wandern ist des Müllers Lust. Auf, auf, zum fröhlichen Jagen. Ein Jäger aus Kurpfalz): Diese aufsteigende Quarte kling immer frisch und fröhlich, voller Tatendrang, sie hat Kraft. Im Fischer erklingt gleich die ersten 2 Takte nichts als diese Quarte. Die ganze Komposition hat eine ziemliche Nähe zum Volkslied, ist aber natürlich durchaus kunstvoller angelegt als ein solches.
Wenn man das Ganze harmonisch betrachtet kommt man auf Folgendes (Alles bezogen auf die gepostete Version in F-Dur): Die Strophe ist in 4 Teile unterteilt.

Der erste Teil
(T1-4) beginnt mit der Tonika und endet im Halbschluß auf der Dominante.

Der zweite Teil
(T5-8) ist eine motivische Wiederholung des ersten Teils (Tonika), geht zwar wieder auf den Anfangston zurück, aber er schließt nicht auf der Tonika, sondern bleibt wieder auf der Dominante, also offen.

Der dritte Teil
(T9-12) beginnt auf der Dominante und geht zur Subdominante. Also wieder kein Schluß. In diesem Teil geht es auch über ein paar Zwischendominanten aus dem reinen TSD-Bereich hinaus. Er bekommt also harmonisch mehr Farbe als die ersten beiden Teile.

Der Letzte Teil
(T13-16) beginnt auf der Dominate und bewegt sich endlich zurück zur Tonika, hier als der Ganzschluß der gesamten Bewegung von T1 bis T16. Aber auch in diesem Teil gibt es noch etwas Farbe, z.B. durch den ganzverminderten Akkord (F#°7) bei "feucht" (schöne Klangmalerei). Er stellt einen verkürzten Dominantseptakkord mit kleiner None dar, der als Zwischendominante zum folgenden G-Moll-Akkord fungiert. Diese letzten beiden Takte sind übrigens eine Quintfallsequenz: D7(b9)-Gm-C7-F. (Da bei D7(b9) der Grundton fehlt, wird er zum Verminderten).

Das Ganze sind 16 Takte, also so eine klassische Liedform. Da kenne ich mich mit den Fachausdrücken (Periode, Satz, zweiteilige/dreiteilige Liedform etc.) nicht so gut aus. Falls das jemand besser weiß, kann er hier ja nochmal unter die Arme greifen.

Gefolgt wir das dann durch ein Schubert-typisches, 2-taktiges Klavierintermezzo mit D T D T über den Tonikagrundton F als Pedalton.

Viele Grüße,
McCoy
 
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