An unsere Mutter (geheimes Weihnachtsgedicht)

  • Ersteller Teestunde
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Schwierig. Eigentlich ein vernichtendes Urteil über die Mutter.

Schwierig finde ich vor allem, dass hier das erwachsene LI immer noch die Kindheits-Perspektive einnimmt. Denn es fehlt jeglicher Ansatz, verstehen zu wollen, wie es dazu kommen konnte. Der Mutter wird ja schon in den ersten beiden Zeilen unterstellt, sie hätte auch anders gekonnt, wenn sie nur gewollt hätte.

Ob es so einfach ist?
Aber nicht vergessen, wir diskutieren über einen Songtext. Der darf unbarmherzig, ungerecht, subjektiv ohne Ende und morgen schon nicht mehr wahr sein. Und richtig, es wird auch, und vielleicht sogar vor allem, das LI beschrieben. Der zeitliche, regionale Kontext fließt mit ein usw.

Ich denk, der Songtext bewirkt, dass man sich positioniert, ihn auf Situationen des eigenen Lebens projiziert. Die Ausgangssituation, dass man mit jemandem verbunden ist, den man sich kaum freiwillig ausgesucht hat, ist ja nicht ungewöhnlich. Das könnte ein Chef sein, oder - ich lass mal die Fantasie spielen - der/die mit dem man auf einer einsamen Insel im Ozean gestrandet ist.
 
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Aber dann wäre vielleicht die Kinderperspektive geeigneter?
Kann sein. Allerdings ist man der Mutter gegenüber immer das Kind. Es kommt nur recht verspätet zu Wort. Mir hat aber geholfen, das zuzulassen.:)
@ALLE Danke für eure Beiträge, ich freue mich unglaublich darüber. Und dass nicht jeder "mit dem Text kann", ist verständlich. Ich finde ihn immer heftiger, je öfter ich ihn wieder lese. Beim Schreiben war ich eigentlich ruhig und sachlich, wahrscheinlich, weil da endlich eine Tür aufging, an die ich mich bis dahin nie rangetraut hatte. An diesem Punkt möchte ich jedoch nicht stehen bleiben. Eure Ansichten helfen da sehr. :)
 
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Dein Text hat direkt längst vergangene Erinnerungen bei mir geweckt.

Bis auf die Kuchenstimmenstrophe passt dein Text eins zu eins zum kindlichen Weihnachtserleben mit meinem längst verstorbenen Vater, mit dem ich zeitlebens nicht mehr zusammenfand.

Mittlerweile habe ich damit abschließen können und verzeihe manches nachträglich als verursacht durch die Schrecken und Verletzungen des Krieges. Wir sind wohl beide Kriegsenkel?
 
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Mein Vater ebenso, aus der Gegend des damaligen Breslau...
 
Küstrin Mutter, Vater auch aus der Gegend
 
Ich habe eben nochmal nachgesehen. In der Geburtsurkunde meines Vaters steht Klein Peterwitz.
Google Maps sagt, dass eine Autofahrt von dort nach Küstrin heute über 5 Stunden dauern würde.

Wir sind übrigens nicht allein mit dem Schicksal der Kriegseltern. Der Erfolg der Bücher von Sabine Bode zum Thema macht das deutlich. Von ihr lese ich gerade "Kriegsenkel" und finde manche Erklärung für die oft brutale Kälte unserer Elterngeneration. Das macht das Verzeihen etwas leichter.

Weiter viel Erfolg mit der Aufarbeitung! Das machst du gut mit deinen Texten!
 
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Wir sind übrigens nicht allein mit dem Schicksal der Kriegseltern. Der Erfolg der Bücher von Sabine Bode zum Thema macht das deutlich. Von ihr lese ich gerade "Kriegsenkel" und finde manche Erklärung für die oft brutale Kälte unserer Elterngeneration. Das macht das Verzeihen etwas leichter.
Sollte ich vielleicht auch mal lesen. Danke für den Tipp. Schönes Wochenende!
 

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