Hi,
den Fillmore fand ich persönlich ehrlich gesagt eher enttäuschend. Clean und Crunch waren schon gut, aber das Konzept hat mich nicht so recht überzeugt. Ein Pedal-Fan braucht eh nur einen Kanal, und wenn man dann schon einen zweiten einbaut, sollte der für meinen Geschmack auch genug Gain haben, damit ich nicht noch einen Zerrer davor hängen muss - erst recht, wenns ein Boogie ist.
Der Mark V würde mMn schon gut passen, wenn es flexibel sein soll und ruhig etwas moderner klingen darf. Und ich finde, er kann auch leise sehr gut klingen; speziell der EQ macht ihn nicht nur vom eigentlichen Sound her noch vielseitiger, sondern erleichtert es auch, bei Bedroom-Level den Sound anzupassen.
Da man leiser bekanntlich die Bässe und Höhen weniger wahrnimmt, kann man die hier anheben und hat sozusagen eine einstellbare Loudness-Funktion. In der Band würde man damit gnadenlos untergehen, aber ich sehe nix falsches darin, den Sound zum Spielen daheim so einzustellen, dass er einem angenehmer erscheint.
Du sprichst allerdings ganz zurecht auch den Speaker an, und der Custom 90 (oft auch als MC-90 bezeichnet) ist schon ein extrem leistungsstarker Speaker für diesen Amp, der entsprechend stabil in Mechanik und Sound ist. "Black Shadow" ist dagegen gar kein spezieller LS, nur die Bezeichung für die speziell für Mesa gebauten Speaker. Den Namen verwendet Mesa schon sehr lange, und die technische Seite hat sich dabei mehrfach verändert - ich erinnere mich sogar an EV-Speaker, die das Label getragen haben. Wenn Du hinten in den Mark Five:35 schaust, findest Du also den gleichen Speaker wie im großen Boogie. Für einen 35 Watt-Amp ist der eigentlich überdimensioniert.
Boogies sind zu Recht bekannt dafür, dass sie auch als Combo ganz schön was raushauen, und dafür braucht es genau so einen LS. Einer seiner Vorteile ist, dass er von Proberaum- bis Bühnenlautstärke immer funktioniert und sich der Grundsound dabei nicht zu stark verändert. Ich denke, das war für Mesa ein Kriterium, auf das der Hersteller bei der Entwicklung besonders achten sollte. Der EV war lange Zeit Mesas Lieblingsspeaker für die Mark-Combos, und der MC-90 hat wohl ein bisschen was von dessen Eigenschaften anerzogen bekommen.
Umgekehrt hatte ich vom Antesten her immer den Eindruck, dass der LS entsprechend auch ein bisschen mehr Grundlautstärke braucht, um in diesen optimalen Bereich zu kommen. Vermutlich geht das auch gar nicht anders.
Fürs leise Spielen daheim würde ich dementsprechend wohl einen anderen Speaker mit weniger Belastbarkeit vorziehen, bzw. eine externe Box anschließen - oder einfach den Speaker eines Deiner Combos. Wäre ein Argument für das Topteil.
Im Grunde würde aber auch die 25 Watt-Version ausreichen. Der 10" Celestion klingt schon bei deutlich geringeren Lautstärken gut. Nach oben ist dann natürlich nicht ganz so viel Luft, aber wenn ich Dich richtig verstehe, ist das ja hier kein Faktor. Er hat auch keine fußschaltbare Solo-Funktion, aber das dürfte ebenfalls eher für den Bendbetrieb ein Rolle spielen. Nachteilig könnte es allerdings beim Wiederverkauf sein, da sind nach meinem Eindruck die 12"-Combos schon deutlich gesuchter.
Dem vom Dir erwähnten Koch Studiotone würde ich auch nochmal eine Chance geben. Der ist ja nun deutlich günstiger als ein Boogie, aber mMn für Deine Zwecke keineswegs schlechter geeignet. Zwar hat der keinen Graphic EQ , aber eine speziell für Röhrenamps ziemlich effektive Klangregelung, und die kleinen Zusatzschalter machen in Kombination mit den Reglern ein sehr breites Spektrum von Sounds möglich. Der cleane Grundsound ist warm, aber brillant, mit dem zweistufigen (!) Bright-Schalter kann man auch ein schönes Höhenglitzern dazugeben.
Sehr gut gefallen haben mir speziell auch die leicht angecrunchten Sounds, an denen viele Amps bei geringen Lautstärken scheitern. Der Mid Shift ist hilfreich, um den Leadsound in die gewünschte Richtung zu verbiegen, wobei der seine eigene Note hat. Das klingt weder nach Rectifier-Kopie noch nach Marshall, aber man kann von Blues über Classic Rock bis zu Metal für meine Ohren alles abdecken. Von Kreissäge ist er dabei auf jeden Fall weit entfernt, er klingt schon kultivierter und runder. Man sollte ihn halt wirklich anspielen, weil er wie gesagt nicht einfach eine Kopie bekannter Amps ist. Unpersönlich fand ich ihn gar nicht, er war allerdings auch gebraucht, vielleicht braucht der Speaker einfach etwas Einspielzeit. Wenn der bei einem ganz neuen Amp etwas steif klingt, kann das viel ausmachen.
Der Blackstar St James 6L6 wurde oben mal erwähnt, den habe ich auf dem Guitar Summit zum zweiten Mal ein bisschen angespielt. Ich bin aber etwas ratlos geblieben. Nach einigem Rumschrauben hat er mir vom Sound durchaus gut gefallen, aber irgendwie hatte er sowas "synthetisches" im Spielgefühl, das ich nicht wegbekommen habe. Da war immer so eine gewisse Kompression dabei, nicht nur in der "SAG"-Einstellung. Aber nicht von der angenehmen Sorte, die einen so schön trägt, sondern irgendwie mehr wie ein Limiter, der "zumacht". Na ja, vielleicht waren meine Ohren zu dem Zeitpunkt schon überreizt, aber es deckte sich mit einem früheren Test im Musikladen, bei dem der Koch ihn deutlich in den Schatten gestellt hatte.
Gruß, bagotrix