Amp ist leiser nach Röhrenwechsel

  • Ersteller Guitarcoach
  • Erstellt am
Formierungsphase - wenn überhaupt
Ja, jetzt hast du mich voll erwischt 😢, trotzdem Danke für den Hinweis. Ich nehme die Kritik gerne zur Kenntnis.
Hab mich da ein bisschen verdrückt ausgekehrt. ;)
Aber Formierung im Zusammenhang mit neuen Röhren, ist mir aus alten Zeiten schon im Hinterkopf geblieben. Ob das Voodoo war oder ist sei mal dahingestellt, aber eine bestimmte Einlaufphase bei der Inbetriebnahme, bevor man Volllast gibt ist ja sicher nicht verkehrt.
Hat sicherlich jetzt nichts mit dem Problem des TE zu tun.

BDX.
 
Die große "Unbekannte" ist ja , wie war der Amp vorher eingestellt? Vielleicht war der Amp vorher schon "zu heiß" eingestellt und das könnte einen höheren Verschleiß und Ausfall verursacht haben...
Kurz noch dazu, dann bin ich hier raus, denn ich meine, dass @bluesfreak und meinereiner für den TE alles dazu bereits geschrieben haben:

Ein zu heiss eingestellter Amp verursacht aufgrund des höheren Anodenstromes eine höhere Anodenbelastung und somit auf Dauer einen erhöhten Verschleiß (je nachdem, wie ein "Tech" das einstellt). Das ist erst einmal richtig. Jedoch bezugnehmend auf die jetzt geringere Lautstärke: War der Amp vorher zu heiß und ist er jetzt angenommen zu kalt, dann ist er im Groben und Ganzen lauter als vorher.

Hintergrund vereinfacht formuliert: da die Endstufenröhren in einem höher liegenden Arbeitspunkt gefahren werden, kommt bildlich geschrieben, der Arbeitspunkt in den oftmals lineareren Teil der Kennlinien, so dass eine sauberere Verstärkung der Amplituden möglich ist. Daher dieses oftmals als "kühlere" Klangbild, was nichts weiter heißt, dass

a) die Endstufe viel cleaner läuft und aber vor allem
b) oftmals das Netzteil nicht so belastet wird. Das bedeutet, dass Pegelspitzen gut abgefangen werden, weil einfach mehr Spannungsreserve da ist. Gefühlt nach Gehör: Der Amp wirkt lauter.

Alles klar? Ist wirklich nicht böse gemeint, aber bitte etwas mehr überlegen beim Schreiben, danke! :)

Und zum hundertsten Mal: Röhren ändern ihre Betriebsdaten im Laufe ihres Röhrenlebens. Insbesondere hochbelastete Endröhren. Das hat mit der chemischen Struktur des Bariumoxid-Materiales zu tun, mit dem die Kathoden bestrichen sind. Es ändert um so schneller seine chemische Struktur
  • bei falscher Beheizung
  • bei schlechter Herstellung
  • bei schlechtem Emissionsmaterial
  • bei zu hoher Anodenspannung (aufgrund des starken "Saugeffektes" der Elektronen im elektrischen Feld Kathode - (Gitter) - Schirmgitter - Anode).
Hinzu kommt die steigende, ungewollte Fähigkeit der Gitter, selbst zu emittieren. Warum? Weil Kathodenmaterial herausgeschleudert wird und sich auf die Gitter festsetzt; je nach Güte des Materiales selbst und dessen Belastung, wie ich eben in vier Punkten schrieb.

Ich mag mich deswegen nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen, behaupte aber mal, dass hier "früher war alles besser" einfach aufgrund der Tatsache, dass Röhren damals eben das Nonplusultra waren. Und schon damals wurden diese Dinger gerne auch mal "taub".

Aber heute? ;)

- -

@Guitarcoach , ich kann Dir den Amp gerne durchmessen und dessen Leistung bestimmen. Wohnst Du in der Nähe der Ländleshauptstadt, so bringe die Kiste einfach mal vorbei. Terminlich müsste das allerdings fix geschehen, weil demnächst ein Super Reverb und ein Dr. Z (auf den freue ich mich schon) zur Reparatur bei mir aufschlagen werden und außerdem möchte ich nach langer Zeit mal wieder ein altes Radio herrichten, einen Stassfurt 11E 171 Globus. Habe nämlich blöderweise in die Kiste reingeschnuppert, und wer mal den Geruch solcher alten Gurken kennt, der weiß, dass man nach dem Reinschnuppern hoffnungslos verloren ist... :)

:hat:
 
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Gefühlt nach Gehör: Der Amp wirkt lauter.
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
Interpretiere ich das jetzt richtig?
Ein "heißer" Amp fühlt sich leiser an, da durch die höhere Ruhestromeinstellung ein höherer Anodenstrom generiert wird (Last) und damit die Anodenspannung (Netzteil) einbricht und somit der Ausgangssignalpegel (Spitze/Spitze) gegenüber einem "cool" eingestellten Amp bei gleichem Eingangssignal kleiner ist.
Ein "heißer" Amp klingt voller und wärmer, da das Signal eher komprimiert wird, ist im Spitzenpegel aber niedriger, da die Spannung einbricht. Also ich fahre mehr Leistung, der Klang ändert sich , aber der Lautstärkepegel wird weniger.
Die Endstufe geht schneller in die Sättigung.

BDX.
 
Nach Rückfrage beim Tech sagte dieser, dass unterschiedliche Röhrenfabrikate unterschiedlich laut sein können und auch das Zerrverhalten unterschiedlich sein kann. Meine Frage, ob er einen Rebias gemacht hat, hat er bejaht.

Für diejenigen, die sich auskennen:
1. Könnt ihr die Aussage bestätigen
2. Könnt ihr sie nicht bestätigen und mir mitteilen, wo die Problematik liegen könnte
Da hat sowohl dein Techniker als auch bluesfreak und Stratspieler Recht. Im Prinzip kommt es darauf an welche Kennlinie die Röhre liefert, die kann von Hersteller zu Hersteller aber auch von Röhre zu Röhre vom Hersteller unterschiedlich sein. Und dann kommt es darauf wo auf die Kennlinie der Techniker dann den Verstärker "setzt". Ein Beispiel vom YouTube Kanal "Physik der Elektrogitarre" macht es recht deutlich:


View: https://youtu.be/3fhuu1ZqLp4?si=CNXA9dYQQfbwD5hS&t=1491

Da ist (im Beispiel) die TubeTown Röhre etwas stärker als die JJ Röhre die er zur Messung hatte. Das ist leider so, eine ähnliche Erfahrung habe ich auch mit 6L6GC Röhren gemacht, da war die 60 Jahre alte "Original-Röhre" aus dem Verstärker von den Kenndaten besser als die Neuröhre die geliefert wurde.

Hast du noch die Originalröhre und könntest ein Bild davon posten? Man kann häufig sehen um welchen (OEM) Hersteller es sich handelt weil der Aufbau und Glaskolben bei den verbliebenden Herstellern recht unterschiedlich ist und auf einen Hersteller deutet. Ansonsten wäre eine Möglichkeit, nachdem die Betriebspunkte noch einmal geprüft wurden (siehe Stratspieler), einfach die Originalröhre zu einem Röhrendistributor (Tube-Town / TAD / BTB?) zu senden und eine passende Ersatzröhre mit gleichen Kenndaten sich selektieren zu lassen. Bei Tube-Town wurde es angeboten, ich weiß nicht ob sie es noch immer machen, bei TAD wird es angeboten und bei BTB weiß ich es tatsächlich nicht ob sie es machen.
 
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Habe gerade den Thread nochmal gelesen und bleibe immer wieder an der Grundaussage "leiser und zerrt schneller" hängen. Da kommen ja auch die berechtigten Fragen, ob denn an der Vorstufe was gemacht wurde und dass evtl. etwas unterschiedliche Leistungsdaten der Röhren eigentlich keinen Unterschied machen sollten. Außer, du hast das Teil immer voll aufgerissen gefahren, würde man eigentlich erwarten, dass da kein wahrnehmbare Unterschied besteht. Also liegt der Verdacht nahe, dass da irgendwas anderes als Folgefehler passiert ist.

Bin nur gekommen, um zu schreiben, dass ich aus der ganzen Situation nicht schlau werde ... aber auch, dass es maximal ungewöhnlich ist. Meine Amps klingen nach einem Service immer frischer/besser/lauter als davor... natürlich gerade wenn die Röhren schon arg durch waren.
 
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