Man muss natürlich gar nichts. Aber man sollte sich als Band natürlich schon Gedanken machen, wie man möglichst gut gebucht wird. Und für Veranstalter ist es durchaus ein Argument, ob eine Band wie vor 30 Jahren Verstärkertürme auf der Bühne aufbaut und damit Lautstärken fährt, die einen guten (nach aktuellen Standards) Gesamtsound kaum möglich machen, oder ob sie die aktuelle Technik nutzt, um mit einer leisen Bühne einen guten Frontsound zu ermöglichen. Das Ziel sollte immer der Gesamtsound sein und nicht in erster Linie die Befriedigung des Gitarristen-Egos.
Außer der Musikerpolizei interessiert es niemanden, welche Verstärker da auf der Bühne stehen.
Es interessiert das Publikum aber durchaus, wenn es den ganzen Abend den Sänger nicht hört, weil die Trommelfelle von der Gitarrenbox maltretiert werden. Der Gitarrist, der 1 m vor seiner Box steht hat einen super Sound, er steht ja auch weit off-axis. Seine extrem bündelnde 412er zersägt aber gleichzeitig den ersten Reihen den Gehörgang, weil die Box auf deren Ohrhöhe ist.
Das ist jetzt ein Extrembeispiel, in der Praxis aber durchaus oft so anzutreffen.
Um damit auf deine Ausgangsfrage zurück zu kommen, gute Boxensimulationen sind ein Weg, um endlich von den Gitarrenboxen wegzukommen. In sehr vielen Szenarien, gerade bei kleinen Veranstaltungen, sind deren Eigenschaften (besonders das Abstrahlverhalten) für einen guten Gesamtsound einfach suboptimal. Das ist Technik auf dem Stand der 50er Jahre. Die Bassisten sind seitdem etwas weiter gekommen, die PA-Systeme befinden sich in ganz anderen Welten.
Natürlich ist es im Endeffekt egal, wie man zu seinem Topsound kommt. Aber es gibt doch heute dank neuer Entwicklungen im Bereich Modelling eine ganze Menge sinnvoller Geräte, die einem diesen Weg erleichtern. Wer sich diesen Möglichkeiten verschließt, verpasst aus meiner Sicht einiges.
Modelling und Boxensimulation muss ja auch nicht immer mit digitaler Signalverarbeitung einher gehen. Man denke nur an die Sansamps von Tech21 (das neue Flyrig 5 z.B.) oder den neuen BlueGuitar Amp1.
Vielleicht weil es früher nicht besser, sondern potentiell schlechter klang? Mit den heutigen Beschallungssystemen ist ein Gesamtsound möglich, von dem man vor 40 Jahren nur träumen konnte. Will man denn wirklich in die Zeit zurück, wo eine größere Publikumsmenge eine Band einfach niederbrüllen (oder kreischen) konnte, die Bassdrum nach Pappkarton klang und der Gesang automatisch verzerrt war, weil er über einen Gitarrenamp lief?
zu 1.) Es kommt auch drauf an wo man spielt und was.
Wir haben eigenes Material und so ca. 3 Coversongs im Programm. Aber ist es nicht genau diese EIGENSTÄNDIGKEIT, die eine Amateurband von der Masse der Amateur-und Coverbands abhebt, damit man gebucht wird. Wenn alle Bands gleich klingen und die selben Songs spielen, dann ist es dem Veranstalter doch egal welche Band er bucht, er bekommt sowieso das was er will. ( Er wird auf jeden Fall die nehmen die am billigsten ist und nicht die, die das Nonplusultra Equipment hat.)
Und damit ist für eine gute Band eventuell die Chance vertan weiter zu kommen weil eine schlechtere Band engagiert wurde, die erstens BILLIGER war und zweitens die GELEICHEN Songs spielen kann. Das hat aber mit GitarrenEgo nichts zu tun. Das WO, ist: ob Du jetzt vor "Fachpublikum", besoffenen Dorffestleuten oder sonst wo spielst. Im ersten Fall dürfte das Interesse am Sound, Equipment etc. liegen in allen anderen Fälle ist der Gröhl- und Partyfaktor entscheidend. Da will niemand wissen ob die Riffs von einer Strat über eine Marshallanlage kommen oder über einen 50 Watt Combo mit einer 20€ Wegwerfgitarre erzeugt werden, da ist nur das Mitgröhlen der bekannten "Hits" angesagt.
zu 2.) Genau. Und die Mitglieder der Musikpolizei sind auch das Problem in diesem wie in allen anderen Musikforen.
zu 3.) Eine gute Boxensimulation hat doch nichts mit der Abstrahlung zu tun. Eine Simulation, simuliert doch was, das sagt doch schon das Wort. Und ich kaufe mir doch eine Box zum Beispiel von Engl, weil ich den Sound der Box benötige / mag etc. Dann kaufe ich mir doch keine zusätzliches Gerät, welches den Sound einer Marshallbox simuliert, dann kauf ich mir doch direkt eine Marshall, oder nicht? Alles andere wäre doch wohl Schwachsinn.
zu 4.) Dazu stellt sich aber dann wieder die Frage, was ist mein Topsound ? Und sind diese Gerätschaften für mich sinnvoll und benötige ich die alle? Wenn nein, bin ich dann ein schelchterer Musiker nur weil ich mich den Mainstream nicht anpasse?
zu 5.) selbst wenn nicht digital, braucht man das denn wirklich ? ( siehe meine Nr.3)
zu 6.) Ich sage ja natürlich nichts gegen einen guten Gesamtsound und gute Beschallungsanlagen.
Das es schlechter klang hat doch nichts damit zu tun, dass das Publikum die Band niederkreischt oder schreit, das liegt ja nur an der Lautstärke. Auch musste der Gesang damals nicht zwangsläufig über den Gitarrenamp laufen denn auch da gab es schon Gesangsboxen. Auch die Drumms klangen damals auch schon nach Drum. Zwar eventuell nicht alles in der Qualität von heute, aber ich wette das Musiker die richtig spielen können auch aus dem Equipment von vor 30 Jahren, heute noch einen besseren Sound rausholen ohne diesen ganze Firlefanz als einige hier im Forum die sich auf Simulationen und modellings verlassen. ist diese ganze Zeugs nicht auch irgendwo eine Art Helfer, der das miese Gitarrenspiel in ein superklassetop Gitarrenspiel umwandelt und deshalb eventuell von vielleicht bedürftigen Gitarristen etc. dringend benötigt und deshalb gelobtpreist wird?
Wenn der Sound nicht stimmt, sollte man sich nicht zu sehr auf die Technik verlassen oder dem Equipment die Schuld geben, sondern eventuell mal die eigene Spielwiese hinterfragen.......Manchmal ist ein gesundes Maß an Selbstkritik schon die Lösung für eventuelle Probleme.