Es ist sehr interessant für mich zu lesen, dass du als Musiktherapeut in Altersheimen tätig warst und somit aus dieser Perspektive Erfahrungen machen konntest. Dein Fazit empfinde ich häufig zutreffend, wenn auch andererseits Kunst sicher sehr viel öfter auch einfach Freude ausdrücken soll.
Für mich ist meine Freude an fremder Musik die eine Seite. Speziell zum Frühstück höre ich täglich ihre zärtlichen, lustigen oder stürmischen Botschaften - eine wunderbare Filmmusik unter den aktuellen Nachrichten und sonstigen Themen des Tages. Oft überwältigen mich beim Hören der Neuigkeiten alle möglichen Arten eines Lächelns.,.
Danach beginne ich zu schreiben und ringe mit jedem Wort, damit es wenigstens eine Spur meiner morgendlichen Gefühle bewahren kann… und wenn mir das manchmal gelingt, dann bin ich offener als gewöhnlich oder von anderen gewohnt. Und speziell diese Offenheit ringt mir eine Menge Mut ab! Tröstet mich oft, als käme sie von mir.
Dieses Lächeln erfasste mich beispielsweise, als ich für mich entdeckte, wie schlau der Blues Wut, Traurigkeit, Einsamkeit so mit frechen und frischen Worten vermischt, dass er mir mein Kinderlächeln zurück gibt.
Tatsächlich habe ich als zuletzt als regelmäßiger Besucher "meiner" betreuten Persionen ebenfalls die diversen therapeutischen Bemühungen der Pflegeheime sehr positiv in Erinnerung. Besonders bei den Menschen dort, die aus anderen Gründen pflegebedürftig waren sowie bei denen, deren Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ware, habe ich überaus erfreute bis begeisterte Reaktionen zur Musik beobachtet.
Letztlich mögen fast alle Menschen in Seniorenheimen Livemusik. Die Sangesfreudigen genauso wie kritischeren, eher noch gesund Wirkenden oder die Schwer-Behinderten. Alle wollen auf ihre Art ernst genommen werden. Ich bin mit der Gitarre immer im Kreis gegangen und habe versucht, ähnlich einem Schlagersänger beim Singen versucht, jedem ein individuelles Zeichen zu geben. Das Mindeste war ein Lächeln. Aber ich habe auch Momente vor Rollstühlen gekniet!-
Und aus diesen Erfahrungen ziehe ich den Schluss, dass wir alle am Ende in der Offenheit der Musik Trost suchen! Ich habe gelegentlich auch Blues gesungen. Besonders, wenn dieser der Welt sein „Trotzdem“ ins Gesicht schleuderte!!
Leider waren auch teilweise schwer Demenzerkrankte (auch einer "meiner") dabei, die nur noch zusammengesunken im Rollwagen anwesend waren und keine äußerliche Reaktion mehr zeigten. Es ist schwer für mich, zu sagen, was sich bei ihnen evtl. doch noch im Inneren abspielte.
Was war dein Eindruck?
Keiner weiß, was uns in den letzten Tagen noch bewegt! Aber wenn man die Kraft hat, für Momente ehrliches Interesse zu zeigen. Ist das wohl für jeden Menschen mit etwas Lebenswillen hilfreich!