Ich finde es bemerkenswert, das es hier im Board ganz klar altersbedingte Fronten gibt, die in vielen Threads für ständiges Aneinadervorbeischreiben, hitzige gegenseitige Attacken und ausgeprägte Missverständnisse sorgen, oft wegen völliger Kleinigkeiten - in den Bands soll aber alles ganz locker sein. So ganz kann ich das nicht glauben.
Ich bin, was grosse Altersdifferenzen angeht, eher skeptisch. Tendenziell ist das eine eingebaute Sollbruchstelle. Es gibt ganz spezifische Entwicklungsstufen im Leben - und die können, wenn man das nicht berücksichtigt, eine Band schnell sprengen.
- Mit pubertierenden Teenagern würde ich (in einer dauerhaft geplanten Band) grundsätzlich gar nicht zusammen spielen. Ich hab keine Lust, Erziehungsarbeit auch noch im Übungsraum zu leisten - meine Söhne reichen mir. Das können natürlich tolle Musiker und liebenswerte Menschen sein - aber in dem Alter ist man zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um die Pflichten tragen zu können, die eine funktionierende Band fordert. Und die leben einfach in einer anderen Welt als ich. Ausserdem sind sie minderjährig und verschaffen der Band damit ggf. ein rechtliches Problem.
- Zwischen 18 und Anfang 20 ist die Gefahr gross, dass man mehr will, als man tatsächlich kann. Mehrere Bands gleichzeitig und keine davon funktioniert, Abiturstress, Umzug wegen Studium. In dem Alter macht man gern Versprechungen, die man nicht halten kann. Man ist zwar "erwachsen", aber Verantwortung zu tragen, gelegentlich auch "nein" zu sagen und Prioritäten zu setzen muss man erst lernen. Ausserdem können Musiker-Frauen in dem Alter ein echt nervtötender Störfaktor sein.
- Um 30 steigen die meisten aus, weil Beruf, Familie, Hausbau etc. Musik nicht mehr erlauben. Frau und Tochter wollen ein Pferd, der Golf muss abgezahlt werden, man ist Kassenwart im Tennisverein und am Wochenende muss man den Garten machen....
- Wer mit 40 noch Musik macht, weiss ziemlich genau, was er will und was nicht und bringt einen Riesenpacken guter und schlechter Erfahrungen mit. Manchmal braucht man Zeit, das miteinander abzuarbeiten und manchmal versteht man sich ohne Worte. Das kann ein Problem für die Jüngeren sein.
- ab 50 sind die Kinder aus dem Haus, man hat das Geld für die Mucke, man hat Zeit für die Mucke und bringt eine gewisse Gelassenheit mit, sie auch man in zuviel Entspanntheit umschlagen kann. Man muss nichts mehr beweisen und nichts mehr erreichen - das sieht ein 25 jähriger eventuell anders.
- ältere Mucker kenn ich nicht. Wäre mal ganz interessant
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Nein, das sind keine Klischees, das sind Erfahrungen. Es gibt Lebensläufe, die davon abweichen, aber so sieht der Durchschnitt aus.
Das alles vor dem Hintergrund, dass man es mit Leuten zu tun hat, die ihr Handwerk beherrschen (was bei Teenagern extrem selten sein dürfte) und einigermassen erträgliche Charaktere sind. Ganz andere Probleme bekommt man noch dazu, wenn man es auch noch mit Leuten zu tun hat, die als Mucker eher ungeschickt und als Mensch schwierig sind. Auch der Umgang damit ist altersspezifisch recht unterschiedlich. Nur einer reicht - und dann kommen die Altersdifferenzen noch dazu. Das kann eine Band nur kurze Zeit überleben - oder mit viel Leidensfähigkeit aller Beteiligten.