Zur Sicherheit nochmals: Ich sage nicht, dass mein weg der bessere oder leichtere ist. Ich sage nur, dass man nicht immer alles perfekt haben/wissen/können muss, um Freude an der Musik und am Musik machen zu haben.
Da hast du definitiv recht. Und der theoretische Weg ist definitiv nicht der "leichtere". Es hängt - wie du schon sagtest - vom eigenen Anspruch ab. Um nur nachzuspielen reichen Tabulaturen und etwas Talent definitiv aus. Wer mehr will und verstehen möchte, was er da tut, der kommt an der Harmonielehre nicht vorbei. Mich hat das auf eine völlig neue Ebene des Musikmachens gebracht, die ich nicht mehr missen möchte. Es hat allerdings auch recht lange gedauert, bis das Ganze in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und da man ja jeden Tag auf's neue lernt, wird das die nächsten Jahrzehnte wohl auch so bleiben ...
... der Reiz für mich besteht (nicht mehr) darin, nur möglichst perfekt nachzuspielen sondern mir den Song als solches vorzunehmen. Diese Fleißarbeit und das Raushören machen mir keinen Spaß, weil ich mich da so limitiert fühle. Damit äußert sich bei mir der kreative Umgang mit den Stücken.
Ich kenne allerdings auch genug Gitarristen, die null Plan von dem haben was sie tun. Als ich in meiner jetzigen Kapelle den alten Gitarristen beerbt habe wollte er mir erklären, was er da macht ... (10 Jahre hat der die selben Songs gespielt ...)
"Ey, guck ma! Ich mach hier das da (fuddelfuddel)" - "Was ist das denn für ein Akkord, den du da spielst?" - "Eeeeh, KA (fuddelfuddel) ... hier der Zeigefinger auf den 8. Bund ... und eeeh ... der Ringfinger hier .. nee, sorry, Mittelfinger auf den 9. Bund usw." - Das kennt ihr sicher alle ... ich habe das rigoros beendet. Soll heißen: spätestens wenn man über Musik spricht (sprechen muss), führt kein Weg an Harmonielehre vorbei.
Und (dem)
@DerZauberer gebe ich in allen Punkten recht.
Spicken ist erlaubt und sogar erwünscht ... egal ob Griffe, Quintenzirkel oder Skalen ... alles kann man sich nicht merken. Wichtig ist, dass man auf seinem eigenen Level weiß wo man nachschlagen kann und dann zur Lösung findet. Wenn meine Mitmusiker ihren Job machen ist mir recht egal ob sie Noten lesen, fühlen, hören, spüren oder sogar schmecken können, Hauptsache es macht Spaß und klingt gut.
... und noch ein praktischer Ansatz. Einfach mal eure Lieder aus der Band oder sonstige Lieblingslieder nur auf jeweils drei Saiten zu spielen versuchen (das geht). Ihr werden schnell einige Alternativen finden, die vielleicht sogar besser klingen als das, was ihr bisher so treibt. Einfach, weil ihr in einer engeren Lage bleibt. Das führt dann (meist - ja, es gibt natürlich Ausnahmen) auch zu einer sinnvolleren Stimmführung. Aber wer sich vorher keine Gedanken drüber gemacht hat, der macht eigentlich im seltensten Fall was kaputt.