Alte Blockflöten in deutscher Griffweise

Da bin ich schon gespannt auf deine Ausführung und insbesondere deine Fotos.

2 Fragen fallen mir beim Lesen deiner letzten Beiträge spontan ein:
  1. Die Sache mit der Fis Klappe auf dem Sopran, wie funktioniert das?
    Ist dort ein vordeffinierte Bohrung in der Klappe, die das Tonloch teilweise verschliesst, wenn man auf den kleinen "Pinn" an der Klappe drückt?

  2. Setzt du beim Reinigen neuer Oldies auch Chemie ein?
    Wenn ja, was verwendest du für "Reinigungsmittel"?
 
Ist dort ein vordeffinierte Bohrung in der Klappe...

genau, hier siehst du es

adlerklappe.jpg


Es ist zum spielen wieder eine Umgewöhnung, wie immer. Aber irgendwie mal wieder eine lustige Variante, mir gefällts :rolleyes::D

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Setzt du beim Reinigen neuer Oldies auch Chemie ein?

Nein, wenn nötig, dann kann man mit Öl auch viel erreichen, das bindet und reinigt auch ( mehrmals hintereinander leicht geölte Tücher durchziehen, jedes mal nen neuen Lappen, klar). Wenn nötig habe ich auch schon mal zur Feile gegriffen, aber eine im "feinstbereich", wo man fast nix dabei abnimmt, oder auch mal ein scharfes Messerchen, aber eher selten... :evil::eek::D
 
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Ah, danke fürs Foto...
da sieht man auch gleich sehr gut die Feder-Gegenlage auf dem Holz.
 
Nun habe ich meine neue Tenor in D mal innen gereinigt und durchgeschaut und kam zu manch interessantem, zum Beispiel der Windkanal...

??? Gebogen oder nicht? Nein, nur rund?! Aber der Block sieht auch auf den ersten Blick etwas anders aus...

hd.jpg

holt man den Block heraus ergibt sich folgendes Bild, der Windkanal ist nicht wie üblich "über" dem Block, sondern direkt im Block.

hd04.jpg

hd03.jpg

Dadurch ergibt sich die Rundung des Windkanals, aber nur oben, da es den Kreis des Blockes nur fortsetzt. Zusätzlich stellte ich fest, dass der Block innen etwas aufgetrennt wurde und ganz feinst ein kleiner Keil den Luftspalt nach oben enger stellen sollte. Kein Pfusch, sauber gearbeitet.

hd05.jpg hd06.jpg hd07.jpg

Hier versuche ich mal den Windkanal innen oben wieder zu geben

hd08.jpg

Zu dreiviertel ist er auch innen rund gearbeitet und hat, wie durch die Pfeile ersichtlich, eine kleine Kante beidseitig gefeilt bekommen um den Windkanal etwas zu erweitern.

hd02.jpg

Hier kann man erkennen, das es am Ende in einen "normalen Windkanal" übergeht.
 
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Ich sag doch immer, die alte Strategen hatten eine Menge auf dem Kasten...

schade das sie dort in ihrer Heimat über Jahrzehnte auf nahe NULL "gebremst" worden sind ...
was hätten die erreichen können wenn... ja WENN!

Danke für deine Untersuchung und die Fotos, sehr interessant!
 
Ich komme nicht dahinter, wie Du das meinst. :confused:

Mal ein direktes Beispiel:

1.jpg

Die "gedachte" Weiterführung der Rundung entspricht dem mittleren Pfeil in etwa. Darüber befindet sich der Windkanal, in welchen die "gedachte Rundung" hineinragt. Das ist inzwischen üblich.

2.jpg

Bei der "D" Tenor siehste an den Pfeilen schon die andere Bauart. Aussen spitze Ecken durch die durchgehende Rundung und die "gedachte Mitte" ist real oben.
 
Ja, schon. Die unterschiedliche Bauart ist mir klar. Aber trotzdem ist der Windkanal doch nicht im Block.
Oder hast Du Dich verschrieben und meinst eigentlich die Wand vom Flötenkopf?

In der oberen Version (neue Blockflöte) wird aus dem rund aufgebohrten Flötenkopf eine in diesem Fall rechteckige Oberbahn heraus geschnitten

Floetenkopfaufschnitt.jpg


Bei der alten Blockflöte belässt man die Bohrung des Flötenkopfes und flacht lediglich den runden Block an einer Seite ab. Die abgeflachte Seite des ansonsten runden Blocks ergibt dann die Blockbahn und der entstehende Zwischenraum, den Windkanal.

Bei den neuen Blockflöten ist der Block wesentlich aufwändiger gearbeitet. Da wird eine Kante an die Blockbahn gearbeitet, die an die Oberbahn angepasst ist.

Block.jpg


Bildnachweis: http://www.fehr-floeten.de/einspielen.php
 
Verstehe jetzt, was Du meinst. Danke. :)

eine ähnliche Kante wurde bei der Flöte oben in den Windkanal eingearbeitet

Ich gehe mal davon aus, dass sie verhindern soll, dass sich der Block in der Kopfbohrung dreht und die Ausrichtung des Windkanals verändert.
 
Ich gehe mal davon aus, dass sie verhindern soll, dass sich der Block in der Kopfbohrung dreht und die Ausrichtung des Windkanals verändert.

leider nicht, dass war das größte Theater, diesen runden Block wieder mittig zu bekommen. Habe es zweimal gemacht...

hd09.jpg

da ist einfach kein Fixpunkt, frei drehbar. Die Aussparung oben im Windkanal diente meines Erachtens einfach der Erweiterung des Raumes. Es ist absolut kein ideales Modell. Aber vom Geschichtlichen finde ich es faszinierend was alles probiert wurde. Harlan war ja einer der ersten Stunde und hat auch schon vor 1930 Versuche gemacht als es noch fast nichts an Unterlagen oder guten Beispielen gab.
 
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Eine runde Grund-Konstruktion für den Block ist ja die einfachste Art der Herstellung...
man war ja bestrebt, preiswerte Musikinstrumente für die Masse zu schaffen.

Die fertigungstechnischen Möglichkeiten von heute mit extremer Präzision und Wiederholgenaugkeit gab es damals auch noch nicht.

Wenn du denkst, dass bei der Erstfertigung ja das Kopfstück noch zylindrisch und grade abgeschnitten ist und der Block-Zapfen beim Einschlagen übersteht, also leicht justierter, dann ist die Montage einfach.
Erst wenn alles passte, wurde der Zapfen auf grobe Kontour gesägt und anschliessend die Übergangsbogen gemeinsam radial feingeschliffen.

Zumindest hätte ich das damals so gemacht, um Kosten zu sparen ;)
Bei YouTube gibt's Videos, die die Herstellung genau so zeigen!

Durch die Art der Konstruktion: Vorne grosse Einblasöffnung hinten kleinere Auslassöffnung, wird der Luftstrom ja beschleunigt... vielleicht war das der Grund für die zusätzliche Ausweitung der Innenbohrung oberhalb des Blocks.
Ich denke, die haben einfach experimentiert, was besser funktionierte und gleichzeitig leicht zu fertigen war!?
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine runde Grund-Konstruktion für den Block ist ja die einfachste Art der Herstellung...

Für den Block vielleicht, aber ich vermute nicht unbedingt für den Windkanal, man sieht ja auch selten solche runde Konstruktionen, überwiegend trifft man ja auf die neue Form so wie sie @Lisa2 oben zeigt.

Die fertigungstechnischen Möglichkeiten von heute mit extremer Präzision und Wiederholgenaugkeit gab es damals auch noch nicht.

..aber die neuen Möglichkeiten der aufstrebenden technischen Revolution waren auch nicht zu unterschätzen. Es wurden damals auch recht schnell technische Hilfsmittel entwickelt um einfache Vorgänge leichter zu machen.

Eine Flöte zum Beispiel die ich als meine älteste einschätze zeigte ich Herrn Thalheimer in Stockstadt. Er konnte sie auch nicht genau bestimmen, aber er zeigte auf den Schnitt und sagte, die ist noch von Hand gesägt, ziemlich sicher vor 1930...

hand.jpg

Ziemlich bald darauf wurde der Schnitt "maschinell" gemacht und bekam dadurch die typische Rundung, diese Flöte ist so um die 1930-1940 anzu setzen und hat den Schnitt schon sowie man ihn kennt, eher rund.

masch.jpg

Durch die Art der Konstruktion: Vorne grosse Einblasöffnung hinten kleinere Auslassöffnung, wird der Luftstrom ja beschleunigt...

Das ist ja Standard beim Windkanal, dass wirst du an allen Flöten erkennen, nur nicht so stark ausgeprägt wie bei dieser Tenorflöte mit dem halbrunden Windkanal
 
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Für mich auf jeden Fall ein Beweis dafür, man hat damals reichlich experimentiert, um das "Ideal" zu finden.


PS
Von welchen Herstellern sind denn deine beiden Beispiele?
 
man hat damals reichlich experimentiert...

sonst wären wir heute auch nicht auf dem Stand wo wir sind mit unseren modernen Flöten

, auch wenn viel neues dazu kam. Die "Vorarbeit" wurde um 1920-1945 gemacht...

Von welchen Herstellern

Die obere kannte auch Herr Thalheimer nicht, die untere habe ich dir mal gezeigt, eine "Original Bauer-Meisterflöte", aber gebaut von der Familie Schneider in den 1930ern.

Mal noch ein Beispiel vom gleichen Flötenbauer, beide Flöten sind Johannes Adler, links von Hand geschnitten so um die 1930 und rechts für die Firma Hopf ca. locker mal dreissig Jahre später höchstwahrscheinlich mit Maschinenschnitt.

vergleich.jpg
 
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@Old Boy und @funstrumentalist

Wie Christoph Hammann noch heute den Schnabel sägt, sieht man hier:

294000_232368573475899_2733389_n.jpg


306170_232368490142574_151623_n.jpg


Er hat auf Facebook ein kleines Album, da sieht man noch mehr.

Wenn man in der Werkstatt steht, geht einem das Herz auf beim Anblick der alten, aber immer noch funktionstüchtigen Maschinen! :great:

Gruß
Lisa
 
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Danke @Lisa2 :great: ich habe ein Bild von ihm schon mal gesehen und nicht mehr gewusst wo.
Es ist ja immer noch Handarbeit in meinen Augen, nur maschinell unterstützt. Es braucht nach
wie vor ein klares Auge und eine gut führende Hand.

Bei meiner dicken D habe ich noch etwas basteln dürfen

kaputt1.jpg kaputt2.jpg

da war ein Stückchen abgerissen, aber noch leicht dran gehangen. Habs abgemacht, vorsichtig gefeilt, das Gegenstück auch und es eingeklebt, sitzt passgenau. Etwas schleifen noch und sie läuft schon wieder rund :D
 
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Gute Arbeit, mein Freund... zukünftig bist du für mich: Der Flötenflüsterer :great:
 

Danke für die "Blumen", aber der Titel gebührt anderen wie mir, ich werkle nur etwas... :D

Ich hab halt echt Spass an so etwas und trau mich einfach ran. Da ich gelernt habe mit vielen Materialien umzugehen,
gehe ich an so etwas angstfrei ran und mach halt. Meist klappts :rolleyes:;)
 
Noch einmal zu meiner "neuen" Tenor in D. Ich habe mich gewundert über das enorm dicke Rohr auf dem Bild vorm kaufen, aber da ich bei Thalheimer gelesen habe, dass dieses Flöten in enger bis weiter Mensur gebaut wurden hatte ich einen Verdacht. Diese gleichen Flöte wurde weit gebaut.

Im Blockflötenmuseum ist eine dieser Flöten so wie ich sie habe in A zu sehen, bei welcher das Fussloch fast schon in den Zapfen ragt. Bei meiner A ist da noch deutlich mehr Platz.

Nun ist es bei meinem Tenor genau so :eek:

IMG_8362.JPG

das Fussloch ist extrem nah am Zapfen. Da müßte schon eigentlich eine zweiteilige Flöte her wenn man die Mensur noch weiter haben wollte.

Nun steht in der Bucht gerade eine aus dieser Serie zum steigern, die erinnert schon etwas an Kynsekerflöten, dass dürfte eine weiterentwicklung sein,


$_57.JPG

http://www.ebay.de/itm/Peter-Harlan...110784?hash=item1eb050e680:g:XN0AAOSwLs5XL25i

eine zweiteilige mit weiter Mensur und auch unten recht offen. Die dreiteiligen Modelle in weit, so wie auch meine dicke D ist sind mir unten noch zu "dicht". Der Vorteil ist ein warmer,weicher Klang. Der Nachteil, dass sie meist über 1 1/2 Oktaven nicht hinaus kommen. Meine "A", die eine engere Mensur hat, kommt problemlos in die Höhe.
 

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